Particles: April 2016

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nicht atmen

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echo : 0.55 — M. erzähl­te, wie sie als Kind in ihrem Dorf in den kur­di­schen Ber­gen mit Scha­fen, Eidech­sen und Stei­nen spiel­te. Die Stei­ne warf sie in einer Wei­se gegen eine Wand, dass sie im Zurück­kom­men Mus­ter auf dem Boden bil­de­ten. Sie woll­te bald wis­sen, wel­ches Spiel denn ich selbst als Kind beson­ders ger­ne spiel­te. Ich berich­te­te, dass ich mich ger­ne ver­steck­te, weil es sehr auf­re­gend gewe­sen war, ver­steckt zu sein, gera­de des­halb, weil ich davon erzähl­te, dass ich mich bald ver­ste­cken wür­de, weil ich erwar­te­te, gesucht und gefun­den zu wer­den. Vom Ver­ste­cken berich­te­te M. indes­sen, dass sie in ihrer Kind­heit fürch­te­te, ver­steckt zu sein, weil sie ein­mal beob­ach­te­te, wie sich ihr Vater ver­ber­gen muss­te im Haus, er war ganz stau­big und die Angst saß wie ein Tier in sei­nem Gesicht. Sie selbst muss­te sich etwas spä­ter auch ein­mal ver­ste­cken, sie durf­te nicht atmen, in der Küche stan­den frem­de Män­ner, die tru­gen schwar­ze Turn­schu­he. — stop
drohne21

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warning : distressing content

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romeo : 2.01 — Die­ser fol­gen­de LINK wird an die­ser Stel­le ver­an­kert, um ihn nie­mals zu ver­ges­sen, nie­mals aus den Augen zu ver­lie­ren, immer wie­der­fin­den zu kön­nen. In weni­gen Stun­den wer­den, auch in mei­nem euro­päi­schen Namen, geflüch­te­te Men­schen zwangs­wei­se von Grie­chen­land aus in ein Land gebracht, das ein unsi­che­res Land für sie ist. — stop

ping

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von marienkäfern und wodka

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tan­go : 2.00 — Vor drei Wochen ent­deck­te ich in einem Mün­che­ner Anti­qua­ri­at ein schwe­res Notiz­buch DIN A3, in wel­ches ein Mann, der für eini­ge Mona­te in einem Berg­wald leb­te, mit sehr klei­nen Schrift­zei­chen Beob­ach­tun­gen, Erleb­nis­se, Gedan­ken ver­zeich­ne­te. Es muss zur Som­mer­zeit gewe­sen sein, das Jahr der Auf­zeich­nun­gen wur­de nicht ver­merkt, auch nicht der vol­le Name des Man­nes, nur sein Vor­na­me, der war Lud­wig. Das Doku­ment umfasst bei­na­he sie­ben­hun­dert Sei­ten, es scheint mehr­fach feucht gewor­den zu sein, da und dort sind zwi­schen den Blät­tern getrock­ne­te Wie­sen­blu­men zu fin­den, die mit­tels des Buch­ge­wich­tes prä­pa­riert wor­den waren, auch habe ich meh­re­re Amei­sen völ­lig leb­los auf­ge­fun­den, sowie Mari­en­kä­fer, die den Anschein erweck­ten, als wür­den sie gera­de noch ver­sucht haben, auf und davon­zu­flie­gen, als sie von einer Buch­sei­te, die umge­blät­tert wur­de, gefan­gen genom­men wur­den. Was war es gewe­sen, das den Mann in den Wald lock­te? Viel­leicht die Stil­le und das wun­der­ba­re Licht der Höhe? An einem Juli­tag, es war der 5., fol­gen­der Ein­trag: Höhe 1258 m. Kein Wind, kei­ne Wol­ke am Him­mel. Ich sit­ze und beob­ach­te Scha­fe, wie sie unter mir über eine Wie­se spa­zie­ren. Wun­der­ba­re Geräu­sche der klei­nen Hals­glo­cken. Zum Wod­ka ist mir heu­te Mor­gen ein­ge­fal­len, dass Men­schen exis­tie­ren, die Wod­ka bevor­zugt in Mine­ral­was­ser­fla­schen fül­len. Es han­delt sich hier­bei um einen Vor­gang der Ver­klei­dung oder des Ver­heim­li­chens. Der Wod­ka ist ver­steckt, obwohl er sicht­bar ist. Das eigent­li­che Ver­steck ist die Metho­de der Behaup­tung, etwas ande­res zu sein. Ähn­lich ver­hält es sich mit Mix­tu­ren, die übli­cher­wei­se an Arbeits­plät­zen zur Anwen­dung kom­men. Eine Ther­mos­kan­ne ist Auf­ent­halts­ort einer guten Begrün­dung, die­se Begrün­dung besteht aus der Flüs­sig­keit des Kaf­fees. In die­se Begrün­dung ist das Eigent­li­che, der Cognac, ein­ge­wi­ckelt. — stop

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sekundenseide

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sier­ra : 3.15 — Geschich­ten, die in Sekun­den­schnelle als Mög­lich­keit erschei­nen, ihr Ursprung, ihre Ent­deck­ung, in dem Moment, da ich mei­ne Augen schlie­ße, so plöt­zlich, dass ich ihre Anrei­se nicht bemer­ke, die Geschich­te von den Papie­ren und ihren Geräu­schen in einem U‑Bah­n­wagon besi­pi­els­wei­se, eine Sum­me von Wahr­neh­mung, von Erfah­rung, von neu­ronalen, unbe­wussten Auf­nah­men, das murmel­nde Gespräch der Men­schen unterm Schep­per­schirm einer Blechk­iste, die von Coney Island aus nord­wärts fährt, der Ein­druck, dass Men­schen mit­tels ihrer raschel­nden Zeitun­gen zueinan­der spre­chen. Ein oder zwei Minu­ten von Ruhe, dann, plöt­zlich, blät­tert jemand eine Sei­te um, und schon knis­tert der Wagon von Rei­he zu Rei­he wei­ter. Man möch­te in die­sen Momen­ten mei­nen, die Papie­re selbst wären am Leben und wür­den die Lesen­den bewe­gen. Ein­mal habe ich mir Zeitungspa­piere von stof­far­tiger Sub­stanz vor­ge­stellt, Papie­re von Sei­de zum Bei­spiel, so dass kein­er­lei Geräusch von ihnen aus­ge­hen wür­de, sobald man sie berühr­te. Eigen­tüm­liche Stil­le, Geräusch­lo­sig­keit, Lee­re, ein Sog, eine Wahr­neh­mung gegen jede Erfah­rung, eine Sekun­de, die nicht ver­gisst. — stop

drohne22

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von hölzernen büchern

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echo : 5.08 — Ein Freund, der vie­le Jah­re lang Notiz­zet­tel sam­mel­te, berich­te­te, er wol­le eine Biblio­thek grün­den, in der sich aus­schließ­lich Bücher befin­den wer­den, die nie geschrie­ben oder nie zu Ende geschrie­ben wor­den sind, Bücher, die nur in den Gehir­nen der Schrift­stel­le­rin­nen und Schrift­stel­ler exis­tier­ten, Bücher, die viel­leicht bedeu­ten­de Bücher gewe­sen wären, aber nicht geschrie­ben wur­den, weil ihre Autoren zu früh ver­star­ben, oder weil sie zu arm waren und andau­ernd arbei­ten muss­ten, wes­we­gen ihre Bücher nur aus­ge­dacht wur­den, gewünscht, erhofft. Er habe ein­mal einen Bücher­tisch gese­hen, auf dem wirk­li­che Bücher lagen, in wel­chen man blät­tern konn­te, und in nächs­ter Nähe ruh­ten Buch­kör­per von Holz, das waren jene aus­ge­dach­ten Bücher, wie Platz­hal­ter im Raum, Mah­nung, Erin­ne­rung. Von die­ser Art höl­zer­ner Bücher soll­te sei­ne Biblio­thek gebil­det sein, er habe zahl­rei­che Brie­fe in die­ser Sache ver­schickt, nach Island zum Bei­spiel, nach Öster­reich, nach Nord­ame­ri­ka, Vene­zue­la, Kolum­bi­en, den Sene­gal, Süd­afri­ka, nach Tas­ma­ni­en. — stop

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aus dem lautsprecher einer mitteleuropäischen stadt

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echo : 6.12 — Tat­säch­lich schei­nen doch vor­ge­fer­tig­te Ton­kon­ser­ven zu exis­tie­ren, die vom Krieg erzäh­len. Ich hör­te eine Frau­en­stim­me, die sich wie­der­hol­te: Ach­tung, wir bit­ten um Ihre Auf­merk­sam­keit. Fol­gen­de Schnell­bah­nen wer­den umge­lei­tet: S8, S9, S10. Grund hier­für ist die Ent­schär­fung einer Flie­ger­bom­be. - stop

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vor neufundland 03.15.06 : YOKO oder die liebe

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ulys­ses : 3.55 — Ges­tern sen­de­te Noe eine Fra­ge. Er woll­te wis­sen, in wel­chem Monat wir leben. Eine grö­ße­re Grup­pe wei­ßer Wale habe ihn nord­wärts pas­siert. Er habe den Ver­dacht, es wer­de Früh­ling, er wünsch­te, bald wie­der ein­mal Besuch zu erhal­ten. Kurz drauf eine wei­te­re Mel­dung Noes aus 805 Fuß Meer­s­tie­fe vor Neu­fund­land > ANFANG 03.15.06 | | | > großar­tige aus­sicht wie­der. s t o p lang­sam auf­steigen­der wal. s t o p muschel­rücken. s t o p krater­haut. s t o p als wür­de der mond an mir vor­über­zie­hen. b i g y e l l o w f i s h s o u t h w e s t. s t o p träum­te von yoko. s t o p träum­te ihren mund ihre stim­me ihre brüs­te. s t o p spür­te ihren atem an hals an brust an nase. s t o p wird man vielle­icht selt­sam mit der zeit mit dem meer? s t o p lan­ge zei­ten der stil­le der erin­nerung. s t o p schluss jetzt. s t o p fan­gen wir noch ein­mal von vor­ne an. b l u e b o x f r o m a b o v e . ich spre­che mit mir selbst. s t o p denk­bar dass ich eine ton­spur hin­ter­lasse. s t o p vielle­icht bin ich im radio zu hören. s t o p ob yoko mich hören kann? s t o p kein kom­ma zu fin­den nicht eine tas­te s t o p habe den ver­dacht jün­ger zu wer­den. s t o p die lie­be. s t o p. erstaun­lich. s t o p | | | ENDE 03.16.25 – stop

nach­rich­ten von noe »
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brighton beach ave

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nord­pol

~ : louis
to : mrs. valen­ti­na zeiler
brook­lyn trans­la­ti­on services
23 brigh­ton beach ave,
Brooklyn
sub­ject : BRYANT PARK

Sehr geehr­te Frau Zei­ler, ich dan­ke Ihnen herz­lich für Ihre rasche Ant­wort. Ich will nun abschlie­ßend den Auf­trag ertei­len, mein unten fol­gen­des Schrei­ben in die eng­li­sche Spra­che zu über­set­zen. Ich bit­te um sorg­fäl­tigs­te Arbeit, Sie wer­den erken­nen, in die­sem Text ist von einem Rei­se­tun­nel nach Ame­ri­ka die Rede, der in mei­ner Vor­stel­lung von äußers­ter Bedeu­tung ist, ein poe­ti­scher Ent­wurf, jedes Wort scheint mir für sei­ne Ver­wirk­li­chung von hoher Bedeu­tung zu sein. Mit ver­ein­bar­ter Ver­gü­tung bin ich ein­ver­stan­den, der Betrag von 82 Dol­lar wur­de bereits ange­wie­sen. Wei­te­re Auf­trä­ge wer­de ich mit Ihnen in Kür­ze bei einem Besuch in ihrem Büro per­sön­lich bespre­chen. Darf ich an die­ser Stel­le mei­ner Ver­wun­de­rung dar­über Aus­druck geben, dass die Über­set­zung des­sel­ben Tex­tes in die chi­ne­si­sche Spra­che 122 Dol­lar kos­ten wür­de. Ich fra­ge mich, wor­in die erheb­li­che Dif­fe­renz von 40 Dol­lar begrün­det sein könn­te. Mit aller­bes­ten Grü­ßen — Ihr Louis

BRYANT PARK — 570 WÖRTER > GO /// Es hat­te Stun­den lang gereg­net, jetzt dampf­te der Boden im süd­wärts vor­rü­cken­den Nord­licht, und das Laub, das alles bedeck­te, die stei­ner­nen Bän­ke, Brun­nen und Skulp­tu­ren, die Büsche und Som­mer­stüh­le der Cafes, beweg­te sich trock­nend wie eine abge­wor­fe­ne Haut, die nicht zur Ruhe kom­men konn­te. Boule­spie­ler waren vom Him­mel gefal­len, feg­ten ihr Spiel­feld, schon war das Kli­cken der Kugeln zu hören, Schrit­te, Rufe. Wie ich so zu den Spie­lern schlen­der­te, kreuz­te eine jun­ge Frau mei­nen Weg. Sie tas­te­te sich lang­sam vor­wärts an einem wei­ßen, sehr lan­gen Stock, den ich ein­ge­hend beob­ach­te­te, rasche, den Boden abklop­fen­de Bewe­gun­gen. Als sie in mei­ne Nähe gekom­men war, viel­leicht hat­te sie das Geräusch mei­ner Schrit­te gehört, sprach sie mich an, frag­te, ob es bald wie­der reg­nen wür­de. Ich erin­ne­re mich noch gut, zunächst sehr unsi­cher gewe­sen zu sein, aber dann ging ich ein Stück an ihrer Sei­te und berich­te­te vom Okto­ber­licht, das ich so lieb­te, von den Far­ben der Blät­ter, die unter unse­ren Füßen raschel­ten. Bald saßen wir auf einer nas­sen Bank, und die jun­ge Frau erzähl­te, dass sie ein klei­nes Pro­blem haben wür­de, dass sie einen Brief erhal­ten habe, einen lang erwar­te­ten, einen ersehn­ten Brief, und dass sie die­sen Brief nicht lesen kön­ne, ein Mann mit Augen­licht hät­te ihn geschrie­ben, ob ich ihr den Brief bit­te vor­le­sen wür­de, sie sei so sehr glück­lich, die­sen Brief end­lich in Hän­den zu hal­ten. Ich öff­ne­te also den Brief, einen Luft­post­brief, aber da stan­den nur weni­ge, sehr har­te Wor­te, ein Ende in sechs Zei­len, Druck­buch­sta­ben, eine schlam­pi­ge Arbeit, rasch hin­ge­wor­fen, und obwohl ich wuss­te, dass ich etwas tat, das ich nicht tun durf­te, erzähl­te mei­ne Stim­me, die vor­gab zu lesen, eine ganz ande­re Geschich­te. Liebs­te Mar­len, hör­te ich mich sagen, liebs­te Mar­len, wie sehr ich Dich doch ver­mis­se. Konn­te solan­ge Zeit nicht schrei­ben, weil ich Dei­ne Adres­se ver­lo­ren hat­te, aber nun schrei­be ich Dir, schrei­be Dir aus unse­rem Cafe am Bryant Park. Es ist gera­de Abend gewor­den in New York und sicher wirst Du schon schla­fen. Erin­nerst Du Dich an die Nacht, als wir hier in unse­rem Cafe Dei­nen Geburts­tag fei­er­ten? Ich erzähl­te Dir von einer klei­nen, dunk­len Stel­le hin­ter der Tape­te, die so rot ist, dass ich Dir nicht erklä­ren konn­te, was das bedeu­tet, die­ses Rot für sehen­de Men­schen? Erin­nerst Du Dich, wie Du mit Dei­nen Hän­den nach jener Stel­le such­test, wie ich Dei­ne Fin­ger führ­te, wie ich Dir erzähl­te, dass dort hin­ter der Tape­te, ein Tun­nel endet, der Euro­pa mit Ame­ri­ka ver­bin­det? Und wie Du ein Ohr an die Wand leg­test, wie Du lausch­test, erin­nerst Du Dich? Lan­ge Zeit hast Du gelauscht. Ich höre etwas, sag­test Du, und woll­test wis­sen, wie lan­ge Zeit die Stim­men wohl unter dem atlan­ti­schen Boden reis­ten, bis sie Dich errei­chen konn­ten. – An die­ser Stel­le mei­ner klei­nen Erzäh­lung unter­brach mich die jun­ge Frau. Sie hat­te ihren Kopf zur Sei­te geneigt, lächel­te mich an und flüs­ter­te, dass das eine sehr schö­ne Geschich­te gewe­sen sei, eine tröst­li­che Geschich­te, ich soll­te den Brief ruhig behal­ten und mit ihm machen, was immer ich woll­te. Und da war nun das aus dem Boden kom­men­de Nord­licht, das Knis­tern der Blät­ter, die Stim­men der spie­len­den Men­schen. Wir gin­gen noch eine klei­ne Stre­cke neben­ein­an­der her, ohne zu spre­chen. Ich seh gera­de ihren über das Laub tas­ten­den Stock und ein Eich­hörn­chen mit einer Nuss im Maul, das an einem Baum­stamm kau­er­te. Bei­na­he kommt es mir in die­ser Sekun­de so vor, als hät­te ich die­ses Eich­hörn­chen und sei­ne Nuss nur erfun­den. /// END

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8 cent

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del­ta : 4.18 — Vor weni­gen Stun­den, es hat­te gera­de auf­ge­hört zu reg­nen, beob­ach­te­te ich ein Rudel Eich­hörn­chen, das über das Dach eines nahen Hau­ses toll­te. Ich mein­te von Zeit zu Zeit ihre Augen durch die Dun­kel­heit blit­zen zu sehen. Wie, dach­te ich, könn­ten sie auf das Dach gekom­men sein? Was haben sie dort zu suchen? Sind sie wirk­lich auf dem Dach, oder viel­leicht nur eine Vor­stel­lung, die sich nicht ver­wirk­li­chen lässt? Als ich das Fens­ter öff­ne­te, saßen sie plötz­lich ganz still, und schau­ten zu mir her­über. Gegen drei Uhr notier­te ich einen Brief an Mr. Ben Lau­rit­zen: Sehr geehr­ter Ben Lau­rit­zen, mit gro­ßer Freu­de lese ich von Ihrem Ange­bot, wei­te­re Tex­te mei­ner par­tic­les — Arbeit von Ihrem Büro in Brook­lyn über­set­zen zu las­sen. Ich bin durch­aus ver­sucht, Ihren Vor­schlag zu prü­fen, lei­der erscheint mir Ihr Ange­bot von 8 Cent je Wort noch deut­lich zu hoch, da eine For­de­rung von ins­ge­samt 31200 Dol­lar auf mich zukom­men wür­de. Wäre es für Sie vor­stell­bar, anstatt wort­wei­se, zei­len­wei­se mit mir zu ver­han­deln? Dass es sich bei mei­nen Tex­ten nicht immer um leicht zu über­setz­te Tex­te han­delt, will ich nicht bestrei­ten, ich freue mich über ihre Bewer­tung. In die­sem Sin­ne, lie­ber Ben, war­te ich gespannt auf eine Ant­wort. Hoch­ach­tungs­voll. Ihr Lou­is — stop

manhattantransfer

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frankie x 12

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echo : 2.28 — Jemand erzähl­te mir unlängst, irgend­wo in Brook­lyn exis­tie­re ein Laden, in dem man aus­ge­stopf­te Eich­hörn­chen kau­fen kön­ne, äußer­lich voll­stän­di­ge Wesen, die aus einer gewis­sen Ent­fer­nung betrach­tet, von noch leben­den Art­ge­nos­sen nicht zu unter­schei­den sei­en. In ihrem Inne­ren sol­len sich elek­tri­sche Moto­ren bewe­gen, so dass jedes die­ser Eich­hörn­chen, ent­we­der geduckt, oder ein ande­res Mal auf­recht sit­zend erscheint oder gar in der Hal­tung eines kurz vor dem Sprung ste­hen­den Tie­res. Javier Men­lo, der in Mee­res­nä­he auf Sta­ten Island lebt, habe ein gutes Dut­zend die­ser Eich­hörn­chen­ge­spens­ter am Strand plat­ziert, wo sie in einer Grup­pe sit­zen und selt­sa­mer Wei­se von Möwen nicht behel­ligt wer­den. Unsicht­ba­re, weil im Erd­reich ver­leg­te Dräh­te ver­sor­gen Javiers Eich­hörn­chen mit dem Strom einer Auto­bat­te­rie. Kein Hin­weis weit und breit, der die Exis­tenz die­ser Eich­hörn­chen­grup­pe erklä­ren wür­de, wes­we­gen sie mög­li­cher­wei­se unheim­lich erschei­nen, bedeu­tungs­voll, wie ein Gebet, eine Anru­fung, eine Dro­hung oder Erin­ne­rung. — stop

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von den zwergseerosen

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nord­pol : 1.58 — Als ich R. frag­te, wie häu­fig sie ihren Brief­kas­ten besu­chen wür­de, um nach­zu­se­hen, ob viel­leicht Post für sie ein­ge­trof­fen sei, dach­te ich an Ago­ta Kris­tof, die in einer Geschich­te notier­te: Mei­nen Brief­kas­ten gehe ich zwei­mal täg­lich lee­ren. Um elf Uhr mor­gens und um sieb­zehn Uhr abends. Der Brief­trä­ger kommt nor­ma­ler­wei­se frü­her vor­bei, mor­gens zwi­schen neun und elf, das ist sehr unre­gel­mä­ßig, und nach­mit­tags gegen sech­zehn Uhr. Ich gehe immer so spät wie mög­lich nach­se­hen, um sicher zu sein, dass er schon dage­we­sen ist, sonst wür­de der lee­re Brief­kas­ten fal­sche Hoff­nun­gen in mir wecken und ich wür­de mir sagen: „Viel­leicht war er noch nicht da“, und dann müss­te ich spä­ter noch mal run­ter­ge­hen. — R. hör­te zu. Kurz dar­auf erzähl­te sie, dass sie per­sön­lich über­haupt kei­nen wirk­li­chen Brief­kas­ten haben wür­de, aber ein Post­fach, und die­ses Post­fach besu­che sie nur ein­mal in der Woche, weil es für täg­li­che Besu­che viel zu weit ent­fernt sei, sie müs­se durch die hal­be Stadt fah­ren, um ihr Post­fach zu errei­chen, das sei genau so geplant, ein Post­fach in gro­ßer Ent­fer­nung. Auch E‑Mail wür­de sie nicht mehr beant­wor­ten, oder nur sehr sel­ten, man kön­ne ihr zwar schrei­ben, aber man dür­fe nicht erwar­ten, dass man eine wirk­li­che Ant­wort erhal­ten wür­de, immer­hin emp­fan­ge man eine Notiz sofort nach­dem man ihr geschrie­ben habe, die erwäh­ne, nie­mand  kön­ne sicher sein, dass sie die gera­de gesen­de­te Nach­richt jemals lesen wür­de, es sei aber immer­hin mög­lich. Als ich R. zum letz­ten Mal sah, hat­te sie gera­de erfolg­reich den Ver­such unter­nom­men, Zwerg­see­ro­sen auf dem Rücken ihres rech­ten Unter­ar­mes anzu­sie­deln. Das war im Herbst des ver­gan­ge­nen Jah­res gewe­sen, ich konn­te R.s Haut­ge­wäch­se deut­lich erken­nen, sie blüh­ten in wei­ßer Far­be, ich mein­te einen fei­nen Duft ver­neh­men zu kön­nen, und mach­te mir ein paar sor­gen­vol­le Gedan­ken der See­ro­sen­wur­zeln wegen, ihrer Tie­fe. — stop

drohne24

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deja vu

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kili­man­dscha­ro : 0.58 – Fünf Fin­ger. Hand für Hand fünf Fin­ger. Immer wie­der erstaun­lich. Gera­de eben habe ich an mei­nen lin­ken Zei­ge­fin­ger gedacht. Ich habe in mei­nem Kopf gesagt: Bewe­ge Dich! Und der Zei­ge­fin­ger beweg­te sich. Die­se Hand auf dem Tisch scheint mei­ne Hand zu sein. Das Geräusch des Atems. Selt­same Spra­che. – stop

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