kilimandscharo : 5.28 — Das ist schon seltsam, wie die alte Dame zum ersten Mal in ihrem Leben vorsichtig hinter einem Leichtgewichtrollator spaziert. Sie trägt Lederhandschuhe, vermutlich weil sie zur Maschine, die helfen soll, ihren Gang zu stabilisieren, einen gewissen stofflichen Abstand einzuhalten wünscht. Sie scheint sich zu fürchten, ernst schaut sie gegen den Boden. Möglicherweise fürchtet sie, mit den Rädchen und Gestängen aus Carbon in ihrer nächsten Nähe verwachsen zu müssen. Gern würde sie weiterhin auf ihren eigenen Beinen allein, die sie schon so lange Zeit kennt, Schritt für Schritt Wege bestreiten, die ihr vertraut sind, das Laub der Buchen, der Kastanien auf der Straße, wie schön, ein Teppich, Schnecken da und dort, die sich herbstlich langsam fortbewegen scheinbar ohne Ziel. Es ist feucht an diesem Morgen, Wolken berühren den Boden, auf den die alte Dame wenige Tage zuvor noch stürzte, einfach so stürzte, ohne einen Grund und ohne wieder aufstehen zu können, unerhört, solch ein Schlamassel. Hundert Meter weit ist sie schon gelaufen, da entdeckt sie eine Klingel an ihrem Gefährt, das so leicht ist, dass sie es mit einer Hand anheben und für eine Weile in der Luft festhalten kann. Ja, Kraft in den Armen, aber die Beine sind unsicher geworden, vielleicht deshalb, weil sie hinter dieser Maschine herlaufen müssen. Für einen Moment bleibt die alte Dame stehen. Es wird ganz still in diesem Augenblick. Sie beugt sich zur Klingel herab, und schon ist ein helles Geräusch zu hören, ein angenehmes Geräusch, zweifach ist es zu hören. — stop