india : 5.28 — Eine absurde Geschichte könnte in diesen Tagen ihren Anfang nehmen oder ihren Anfang längst genommen haben. Sie ist schnell erzählt. Eine E‑Mailbotschaft wird von einer in geheimer Weise forschenden Behörde abgefangen. Die Botschaft ist aufwendig verschlüsselt. Weil man verschlüsselte Nachrichten nicht unverzüglich dechiffrieren kann, wird die Depesche in einem riesigen Datenspeicher aufgenommen, das heißt, nicht die Nachricht selbst, aber eine Kopie dieser Nachricht. Unverzüglich nehmen Rechenmaschinen, die rasend schnell zu denken in der Lage sind, ihre spezielle Arbeit der Entschlüsselung auf. Die Nachricht scheint auf den ersten Blick nicht sehr komplex zu sein. Vermutlich sind vier oder fünf Sätze enthalten. Genau lässt sich das nicht bestimmen, auch Satzzeichen und Leerräume sind verschlüsselt wie die Buchstaben der Nachricht selbst. 2700 Jahre vergehen. Hunderte Rechenmaschinen haben zum Zweck der Decodierung routiniert gerechnet, Maschinen, die von Generation zu Generation schneller und schneller wurden. An einem Sonntag, 4713 nach Christi Geburt, meldet eines der rechnenden Systeme mittels zarten Glockengeräusches, die Nachricht liege nun in verständlicher Fassung vor. Uralte Sprache, niederländische Sprache, aber lesbar, das heißt, gleichwohl übersetzbar. Jene Nachricht, die von Jan Vermeer an Sanne Kesten im November des Jahres 2013 gesendet wurde, lautet so: Mon Chérie, komme Samstag nach Amsterdam. Gleis 8. 22 Uhr 07. Zähle die Stunden. Dein Jan – stop