tango : 0.00 — Ein Bildschirmsaal, groß wie eine Turnhalle. Vor dem Monitor No 561 sitzt ein Mann und tippt mit seinem rechten Zeigefinger Passagen aus Italo Calvino’s Bändchen Herr Palomar in eine E‑Mailbox: In diesem Spätherbst gibt es in Rom etwas Ungewöhnliches zu sehen, nämlich den Himmel voller Vögel. Zeichen um Zeichen arbeitet sich der Mann vorwärts. Zunächst wirft er einen Blick auf das mit linker Hand gebändigte Buch, dann einen Blick vorwärts ins Licht, darauf folgt ein weiteres elektrisches Zeichen, ein feines, vielleicht von einer Feder wiedergegebenes Geräusch unter dem Rauschen tausender Federn, tausender Fingerwerkzeuge, die Text erzeugen, Text versenden, flüchtiges wie Rauch. — Einmal dort für eine Minute die Zeit anhalten. Lesen, was geschrieben wurde, lesen, was auf den Bildschirmen gerade noch sichtbar ist. Vielleicht auch die Nachricht, dass der ehemalige Vorsitzende des chinesischen P. E. N., LIU XIABO, Mitunterzeichner der Charter 2008, im Dezember 2008 bereits verhaftet, noch immer verschwunden ist. Oder eine kurze Geschichte, die von der Journalistin LYDIA CACHO RIBEIRO erzählt, deren Leben akut bedroht wird, weil sie in Mexiko gegen Handel mit Frauen kämpft. — stop