Aus der Wörtersammlung: finger

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von ziffern

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bamako : 23.02 UTC — Ich packe einen Kof­fer. Har­te, sehr har­te Scha­le, hart wie die Scha­le der Pekan­nüs­se. Ich lege Hem­den hin­ein, und Hosen und eine Jacke, es könn­te kalt wer­den nachts dort, wohin ich rei­se. Bril­le, Turn­schu­he, bun­te Strümp­fe und 1 Paar Hand­schu­he, Hals­tü­cher in Gelb und Rot und Blau. 2 Bücher, die von Vögeln erzäh­len, 1 Land­kar­te, 2  star­ke Bat­te­rien für Schreib­ma­schi­ne, 1 Gum­mi­band, Sei­fe, 1 Stet­son Hut, 1 Pull­over tau­ben­grau, 1 Pull­over gelb, 1 Tele­fon. Letz­te Pha­se vor Abrei­se. Ich sit­ze und schau mir an, was ich als Rei­se­ord­nung betrach­te. Ich klap­pe den Kof­fer zu und ver­schlie­ße mein Gepäck, in dem ich das Zah­len­schloss wild bewe­ge.  Der Kof­fer ist zu, ich kann ihn nicht öff­nen. Ich suche nach einem Zet­tel.  Ich bin auf­ge­regt. Ich mah­ne zur Ruhe. Ich sage: Sei gleich­mü­tig, Lou­is! Geduld, Lou­is!  Eine Zahl ist zu erin­nern, vier Stel­len. Noch ist Zeit. Ich begin­ne mit der Zahl 001. Zwei Flie­gen sau­sen her­um. Im Café um die Ecke wird gefei­ert. Ich beob­ach­te, als gehör­ten sie nicht zu mir, mei­ne Fin­ger, die in rhyth­mi­scher Bewe­gung Zah­len ver­su­chen. Astor Piaz­zolla: Tiem­po Nue­vo. Es geht dar­um, kei­ne der mög­li­chen Zah­len zu über­ge­hen, es geht um Prä­zi­si­on. Eine wun­der­ba­re Nacht, noch früh. — stop

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von handboten

9

sier­ra : 22.01 UTC — Ter­ro­ris­ten plan­ten einen Angriff auf zivi­le Men­schen im Süden Isra­els jah­re­lang. Ihre Kom­mu­ni­ka­ti­on, bis zuletzt unbe­merkt, muss über Papie­re und mensch­li­che Boten orga­ni­siert wor­den sein. Spä­ter höre ich, sie tele­fo­nier­ten mit­tels von Hand geleg­ter Tele­fon­lei­tun­gen in Tun­neln unter der Stadt Gaza. Ich stel­le fest, die Fol­gen ihrer Tat, wer­den noch immer in der digi­ta­len Sphä­re ver­han­delt. Ich beob­ach­te die­se freund­li­chen Vögel, die rück­lings in Hän­den der Men­schen lie­gen, indes­sen sie mit ihren Fin­gern durch blu­ti­ge Kanä­le segeln. Nie könn­te ich prä­zi­se sagen, wie sich jene Men­schen, die ich beob­ach­te, in die­ser Zeit ihres Segelns ver­än­dern, ihr Gehirn, ihre Ansich­ten, ihre zukünf­ti­ge Hand­lungs­wei­se. — stop


 

 

 

 

 

 

 

 

Mut­ters letzter
Som­mer­hut der ihr immerzu
in die Stirn rutschte
als noch Som­mer mit
Mut­ter war

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meine hände : sars cov 2

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zou­lou : 15.58 UTC — Hän­de, mei­ne Hän­de, die sich beneh­men, als wären sie Lebe­we­sen für sich, dahin tas­ten, dort­hin tas­ten, über Hand­läu­fe glei­ten, Klin­gel­knöp­fe berüh­ren, Äpfel und Bir­nen, ein Päck­chen, ein Buch, ein Tele­fon, mei­ne Schreib­ma­schi­ne, auch plötz­lich, ich bemer­ke es zu spät, über mei­ne Stirn spa­zie­ren, über Nase und Mund, weil sie sich Jahr­zehn­te lang unge­straft in die­ser Wei­se bewe­gen durf­ten. Wie nur soll ich sie kon­trol­lie­ren? Ich dach­te an Glöck­chen, die an mei­nen Fin­gern befes­tigt, mich war­nen wür­den, sobald ich mei­ne Hän­de bewe­ge, damit ich sie nie­mals ver­ges­se, oder an elek­tri­sche Kon­takt­blätt­chen, die mich per Funk­si­gnal unver­züg­lich infor­mie­ren wür­den, sobald ich mich mit mei­nen Hän­den eben Mund, Nase Wan­gen, Stirn und Augen, zu nähern droh­te. Selt­sa­me Sache. — stop
ping

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unbemerkt

pic

tan­go : 0.28 UTC — Spät, indem ich den Bild­schirm, mein Nacht­licht, betrach­te, bemer­ke ich Nach­richt von der ers­ten Schi­mä­re eines grö­ße­ren Tie­res, das von chi­ne­si­schen For­schern erzeugt wor­den sein soll. Ein Wesen, von Affen­ge­stalt, ein Affe, des­sen Augen und Fin­ger­kup­pen von einem grü­nen Leuch­ten sind. Unheim­lich ist, das Unheim­li­che, wie ES sich nahe­zu unbe­merkt ereig­net. — stop

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ai : IRAN

aihead2

MENSCH IN GEFAHR: „Nahid Tag­ha­vi ist eine ira­nisch-deut­sche Frau­en­recht­le­rin, die im Tehe­ra­ner Evin-Gefäng­nis inhaf­tiert ist. Seit ihrer Fest­nah­me im Okto­ber 2020 muss­te sie mona­te­lang in Iso­la­ti­ons­haft. Sie wur­de gefol­tert. In einem unfai­ren Gerichts­ver­fah­ren wur­de sie wegen angeb­li­cher Betei­li­gung an einer “ille­ga­len Grup­pe” und wegen “Pro­pa­gan­da gegen den Staat” zu zehn Jah­ren und acht Mona­ten Haft ver­ur­teilt. Ihr Gesund­heits­zu­stand ist besorg­nis­er­re­gend: Nahid Tag­ha­vi hat so star­ke Schmer­zen, dass sie kaum mehr aus dem Bett auf­ste­hen kann. Sie bekommt star­ke Schmerz­mit­tel inji­ziert. Sie lei­det an tau­ben Fin­gern und star­ken Schmer­zen in ihrem Nacken, am Rücken und an den Hän­den. Im Juli 2022 wur­de Nahid in den drin­gend benö­tig­ten medi­zi­ni­schen Haft­ur­laub ent­las­sen. Die lan­ge Haft und die desas­trö­sen Haft­be­din­gun­gen haben ihren Gesund­heits­zu­stand mas­siv ver­schlech­tert. Am 13. Novem­ber 2022 muss­te sie wie­der ins Gefäng­nis, obwohl ihre medi­zi­ni­sche Behand­lung noch nicht abge­schlos­sen ist. Die erneu­te Inhaf­tie­rung von Nahid erfolg­te unmit­tel­bar auf die Ankün­di­gung der deut­schen Bun­des­re­gie­rung, wei­te­re Sank­tio­nen gegen die ira­ni­sche Regie­rung zu ver­ab­schie­den. Nahid ist eine gewalt­lo­se poli­ti­sche Gefan­ge­ne und muss umge­hend und bedin­gungs­los frei­ge­las­sen wer­den.” — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen unter > ai : urgent action

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unsichtbare Koffer

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hima­la­ya : 0.03 UTC — Mein Vater war ein Lieb­ha­ber tech­ni­scher Mess­ge­rä­te gewe­sen. Er notier­te mit ihrer Hil­fe Dau­er und Kraft des Son­nen­lichts bei­spiels­wei­se, das auf den Bal­kon über sei­nem Gar­ten strahl­te. Die Tem­pe­ra­tu­ren der Luft wur­den eben­so regis­triert, wie die Men­ge des Regens, der in den war­men Mona­ten des Jah­res vom Him­mel fiel. Selbst die Bewe­gun­gen der Gold­fi­sche im nahen Teich wur­den ver­zeich­net, Erschüt­te­run­gen des Erd­bo­dens, Tem­pe­ra­tu­ren der Pro­zes­so­ren sei­ner Com­pu­ter­ma­schi­ne. Es ist merk­wür­dig, bei­na­he täg­lich gehe ich zur Zeit auf die Suche, weil wie­der irgend­ei­ne die­ser Mess­ap­pa­ra­tu­ren einen piep­sen­den Ton von sich gibt, als ob mein Vater mit­tels sei­ner Maschi­nen noch zu mir spre­chen wür­de. Eine Foto­gra­fie, ich erin­ne­re mich, zeigt mich neben mei­nem ster­ben­den Vater. Ich sit­ze auf einem Stuhl, mein Vater liegt in einem Bett. Es ist ein Bild, das ich zunächst kaum anzu­se­hen wag­te. Ich habe tat­säch­lich eine Hand vor Augen gehal­ten und zwi­schen mei­nen Fin­gern her­vor­ge­späht. Jetzt ist mir warm, wenn ich das Bild betrach­te. Die Foto­gra­fie zeigt einen fried­li­chen Moment mei­nes Lebens. Etwas geschieht, wovor ich mich lan­ge Zeit gefürch­tet habe. Wei­nen und Lachen fal­ten sich wie Hän­de sich fal­ten. Mut­ter irr­te etwas spä­ter dann zwi­schen Haus und Fried­hof hin und her, als wür­de sie irgend­ei­ne unsicht­ba­re Ware in gleich­falls unsicht­ba­ren Kof­fern tra­gen. — Das Radio erzählt, Men­schen wür­den, ehe sie nach Wochen des Beschus­ses Kel­ler ver­lies­sen, gebe­tet haben. Im Kel­ler lagen ihre Toten. — stop

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nachtkäfer

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lima : 2.28 UTC — Für einen Moment dach­te ich heu­te Nacht an eine Geschich­te, die ich vor lan­ger Zeit ein­mal erzähl­te. 2 Uhr. Ich hat­te beob­ach­tet aus meh­re­ren Metern Ent­fer­nung, wie ein Käfer, der einem Zep­pel­in­kä­fer ähn­lich war, sehr lang­sam durch mein Zim­mer schweb­te, um auf einer Tisch­lam­pe zu lan­den. Dort blieb er für eini­ge Minu­ten sit­zen. Sofort such­te ich nach jener Geschich­te, die von einem Zep­pel­in­kä­fer han­delt. Sobald ich sie gefun­den hat­te, segel­te der Käfer, der mich an mei­ne Notiz erin­nert hat­te, in die Dun­kel­heit davon, sodass ich ihn bei­na­he für die per­so­ni­fi­zier­te Erin­ne­rung die­ser einen Geschich­te hal­ten möch­te. Sie geht so: Ein selt­sa­mes Wesen schweb­te kurz nach 1 Uhr in der Nacht schnur­ge­ra­de eine unsicht­ba­re Linie über den höl­zer­nen Fuß­bo­den mei­nes Arbeits­zim­mers ent­lang, wur­de in der Mit­te des Zim­mers von einer Luft­strö­mung erfasst, etwas ange­ho­ben, dann wie­der zurück­ge­wor­fen, ohne aller­dings mit dem Boden in Berüh­rung zu kom­men. — Ein merk­wür­di­ger Auf­tritt. – Und die­ser groß­ar­ti­ge Bal­lon von opa­k­em Weiß! Ein Licht, das kaum noch merk­lich fla­cker­te, als ob eine offe­ne Flam­me in ihm bren­nen wür­de. Ich habe mich zunächst gefürch­tet, dann aber vor­sich­tig auf Knien genä­hert, um den Käfer von allen Sei­ten her auf das Genau­es­te zu betrach­ten. — Fol­gen­des ist nun zu sagen. Sobald man einen Zep­pel­in­kä­fer von unten her besich­tigt, wird man sofort erken­nen, dass es sich bei einem Wesen die­ser Gat­tung eigent­lich um eine fili­gra­ne, flü­gel­lo­se Käfer­ge­stalt han­delt, um eine zer­brech­li­che Per­sön­lich­keit gera­de­zu, nicht grö­ßer als ein Streich­holz­kopf, aber schlan­ker, mit acht recht lan­gen Ruder­bei­nen, gestreift, schwarz und weiß gestreift in der Art der Zebra­pfer­de. Fünf Augen in grau­blau­er Far­be, davon drei auf dem Bauch, also gegen den Erd­bo­den gerich­tet. Als ich bis auf eine Nasen­län­ge Ent­fer­nung an den Käfer her­an­ge­kom­men war, habe ich einen leich­ten Duft von Schwe­fel wahr­ge­nom­men, auch, dass der Käfer flüch­tet, sobald man ihn mit einem Fin­ger berüh­ren möch­te. Ein Wesen ohne Laut. – Das Radio erzählt, im Kel­ler eines ver­schüt­te­ten Hau­ses der Stadt Mariu­pol wür­de seit zwei Tagen ein Tran­sis­tor­ra­dio selt­sa­me Geräu­sche machen, pfei­fen, piep­sen, ver­mut­lich des­halb, weil der Strom zurück­ge­kom­men ist. — stop

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ein streichholzkopf

9

ulys­ses : 22.02 — Wann war es gewe­sen, dass ich zum ers­ten Mal bemerk­te, wie mei­ne Brie­fe klei­ner und klei­ner wur­den? Wesen von wirk­li­chem Papier, Bögen in Umschlä­gen, mit einem Post­wert­zei­chen, das zuletzt die Anschrift­sei­te mei­nes Schrei­bens voll­stän­dig bedeck­te. Im Post­amt wer­de ich seit­her ernst genom­men. Vor eini­gen Wochen kauf­te ich sinn­vol­ler­wei­se ein hand­li­ches Mikro­skop und einen Satz Blei­stif­te von äußers­ter Här­te. Ich spitz­te das Schreib­werk­zeug eine Vier­tel­stun­de lang, dann leg­te ich einen Bogen Papier in das Licht einer Lin­se mitt­le­rer Stär­ke. Ich näher­te mich mit beben­den Fin­gern. Man soll­te mich in die­sem Moment gese­hen haben. Bei jedem Wort, das ich auf das klei­ne Blatt notier­te, hielt ich die Luft an. Tat­säch­lich habe ich in mei­nen Leben noch nie zuvor in einer der­art sorg­fäl­ti­gen Wei­se geschrie­ben. Ich brauch­te drei Stun­den Zeit, um das Papier, das nicht grö­ßer gewe­sen war als eine Brief­mar­ke von 1,5 cm Kan­ten­län­ge, voll­stän­dig zu beschrif­ten. Ich schrieb fol­gen­de Zei­len an einen Freund: Lie­ber Sta­nis­law, Du wirst es nicht glau­ben, nach 1 Uhr heu­te Nacht schweb­te ein Zep­pel­in­kä­fer einer nicht sicht­ba­ren, schnur­ge­ra­den Linie über den höl­zer­nen Fuß­bo­den mei­nes Arbeits­zim­mers fol­gend ent­lang, wur­de in der Mit­te des Zim­mers von einer Luft­strö­mung erfasst, etwas ange­ho­ben, dann wie­der zurück­ge­wor­fen, ohne aller­dings mit dem Boden in Berüh­rung zu kom­men. – Ein merk­wür­di­ger Auf­tritt. – Und die­ser groß­ar­ti­ge Bal­lon von opa­k­em Weiß! Ein Licht, das kaum noch merk­lich fla­cker­te, als ob eine offe­ne Flam­me in ihm bren­nen wür­de. Ich habe mich zunächst gefürch­tet, dann aber vor­sich­tig auf Knien genä­hert, um den Käfer von allen Sei­ten her auf das Genau­es­te zu betrach­ten. – Fol­gen­des ist nun zu sagen. Sobald man einen Zep­pel­in­kä­fer von unten her besich­tigt, wird man sofort erken­nen, dass es sich bei einem Wesen die­ser Gat­tung eigent­lich um eine fili­gra­ne, flü­gel­lo­se Käfer­ge­stalt han­delt, um eine zer­brech­li­che Per­sön­lich­keit gera­de­zu, nicht grö­ßer als ein Streich­holz­kopf, aber schlan­ker, mit sechs recht lan­gen Ruder­bei­nen, gestreift, schwarz und weiß gestreift in der Art der Zebra­pfer­de. Fünf Augen in grau­blau­er Far­be, davon drei auf dem Bauch, also gegen den Erd­bo­den gerich­tet. Als ich bis auf eine Nasen­län­ge Ent­fer­nung an den Käfer her­an­ge­kom­men war, habe ich einen leich­ten Duft von Schwe­fel wahr­ge­nom­men, auch, dass der Käfer flüch­tet, sobald man ihn mit einem Fin­ger berüh­ren möch­te. Ein Wesen ohne Laut. Dein Lou­is, herz­lichst. — Es war eine wirk­lich har­te Arbeit, all die­se Zei­chen zu notie­ren. Dann fal­te­te ich das Blatt Papier ein­mal kreuz und quer. Ich arbei­te mit zwei Pin­zet­ten wie­der­um unter star­kem Licht, steck­te den Brief in ein Cou­vert, des­sen Her­stel­lung noch mühe­vol­ler gewe­sen war als das Schrei­ben des Brie­fes selbst, und mach­te mich auf den Weg in das nächs­te Post­amt. Dort wur­de ich unver­züg­lich an den Schal­ter für beson­de­re Brief­for­ma­te wei­ter­ge­lei­tet, wo mein Brief, den ich mit einer Pin­zet­te auf den Tre­sen beför­dert hat­te, von einer wei­te­ren Pin­zet­te ent­ge­gen­ge­nom­men wur­de. Ich war sehr glück­lich. Ich beob­ach­te­te, wie der Beam­te eine Brief­mar­ke von der Grö­ße eines Reis­korns behut­sam auf mei­nen Brief leg­te und mit­tels eines Stem­pels, der vor mei­nen blo­ßen Augen kaum noch sicht­bar gewe­sen war, ent­wer­te­te. Dann ging mein Brief auf Rei­sen. Er flog sehr weit durch die Luft, und ich habe ihn für kur­ze Zeit ver­ges­sen. Nun aber, vor weni­gen Stun­den, wur­de mir von einem Son­der­bo­ten der Post ein Brief von der­art leich­ter Gestalt über­ge­ben, dass ich zunächst die Anwei­sung erhielt, alle Fens­ter mei­ner Woh­nung zu schlie­ßen. Die­ser Brief, eine Depe­sche mei­nes Freun­des, ruht vor mir auf dem Tisch, ein Kunst­werk. Auf sei­ner Brief­mar­ke sol­len sich zwei Para­dies­vö­gel befin­den, die ihre Schnä­bel kreu­zen. Ich wer­de das gleich über­prü­fen. — Das Radio erzählt, dem ers­ten Offi­zier einer “Soma­liein­heit” soll in der Stadt Mariu­pol ein Orden über­ge­ben wor­den sein, der fort­an mit­tels einer Span­gen­na­del für alle Zeit an der Brust des Man­nes mitt­le­ren Alters befes­tigt sein wird. — stop

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eine schreibmaschine

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echo : 15.15 UTC — Ich hör­te, drei Jah­re sind ver­gan­gen, von der Exis­tenz einer mecha­ni­schen Schreib­ma­schi­ne, die nicht grö­ßer sein soll als ein Stück Wür­fel­zu­cker. Wür­de man die­se klei­ne Schreib­ma­schi­ne mit blo­ßem Auge betrach­ten, wür­de man ver­mut­lich sagen, das könn­te der Form nach eine Schreib­ma­schi­ne sein. Sie ver­fügt über Tas­ten, wie bei einer gewöhn­li­chen Schreib­ma­schi­ne sowie eine Wal­ze, die Papie­re zu trans­por­tie­ren ver­mag, auch über ein Farb­band von Haa­res­brei­te, und über Häm­mer­chen, an deren Enden Plätt­chen befes­tigt sind, auf wel­chen sich Zei­chen befin­den, die wir ken­nen. Wie, frag­te ich mich, soll die­se Schreib­ma­schi­ne nur zu bedie­nen sein, wenn sie doch so klein ist, dass sie von einem mensch­li­chen Fin­ger ganz und gar zer­drückt wer­den könn­te, oder ver­bo­gen, sodass sie nie wie­der schrei­ben wür­de. Und über­haupt, wer hat die­se Appa­ra­tur aus wel­chem Grun­de in jener selt­sa­men Grö­ße mon­tiert? Man könn­te mit ihrer Hil­fe viel­leicht in der Art und Wei­se Jack Kerou­acs einen Text ver­fas­sen, könn­te dem­zu­fol­ge einen sehr lan­gen Text auf eine Luft­schlan­ge notie­ren, wenn man nur in der Lage wäre, die Tas­ten der Schreib­ma­schi­ne in äußerst zärt­li­cher Art und Wei­se anzu­schla­gen. Eine Lupe scheint unver­zicht­bar. Auch dass die Schreib­ma­schi­ne sicher sein muss, als wäre sie in här­tes­ter Nuss gebor­gen. — stop

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nachmittag

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marim­ba : 15.22 UTC — Eine Flie­ge auf dem Fens­ter­brett mei­nes Fens­ters nach Süden lun­ger­te dort her­um ohne sich auch nur ein­mal zu bewe­gen. Als ich mich näher­te, mach­te sie ein paar Schritt­chen vor­wärts, sodass ich bald den Ein­druck hat­te, ich dür­fe mich ihr mit einem Fin­ger nähern. Ich ver­moch­te die Flie­ge mit einer sanf­ten Ges­te zu berüh­ren. Sie blieb ganz still sit­zen. Bald such­te ich nach einem Pin­sel, den die Flie­ge zu betrach­ten schien. Sie mach­te ein paar Schritt­chen auf den Pin­sel zu. Dann blieb sie vor dem Pin­sel sit­zen. Als ich ver­such­te, sie mit dem Pin­sel selbst zu berüh­ren, rann­te sie davon. Es war ver­mut­lich die ers­te Flie­ge, der ich begeg­net war, die das Flie­gen voll­stän­dig ver­lernt zu haben schien. — stop



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