alpha : 2.21 UTC — Wird es vielleicht bald einmal möglich sein, menschliche Körper, präzise formuliert, die Oberfläche menschlicher Körper, derart zu gestalten, dass sie in unbekleidetem Zustand von aktiven Radartechnologien nicht zu erfassen sind, Menschengestalten demzufolge, die in der Begegnung weder Licht, noch Geräusche emittieren? Welcher Art wäre die Lichtspur einer Bewegung ihres Körperraumes durch eine perzeptibele Menschenmenge? Und wären diese seltsamen Menschen in ihren eigenen Augen überhaupt noch sichtbar? Würden sie sich selbst eventuell noch wahrnehmen durch die Konzentration auf eine Vorstellung: Hier, vor mir auf dem Tisch, das weiss ich, weil ich ihn dorthin abgelegt habe, ruht mein Arm, so würde er sich in meinen Augen darstellen, wenn er für mich sichtbar wäre. All diese Fragen. – Das Radio erzählt, in Mariupol sei ein Löwe ausgebrochen in Folge eines Beschusses des zooglischen Gartens. Das Tier oder sein Leichnam wurde bisher nicht entdeckt.- stop
Schlagwort: demzufolge
im schachtelzimmer
echo : 0.02 UTC — Julio Cortázar erzählt in seinem Kaleidoskop Reise um den Tag in 80 Welten eine Geschichte, in welcher eine Fliege von zentraler Bedeutung ist. Diese Fliege soll auf dem Rücken geflogen sein, als der Autor sie entdeckte, Augen nach unten demzufolge, Beinchen nach oben, ein für Fliegentiere nicht übliches Verhalten. Natürlich musste diese seltsame Fliege unverzüglich näher betrachtet werden. Julio Cortázar erfand deshalb ein Zimmer, in welchem die Fliege fortan existierte, und einen Mann, der die Fliege zu fangen suchte. Wie zu erwarten gewesen, war der Mann in seiner Beweglichkeit viel zu langsam, um die Fliege behutsam, das heißt, ohne Beschädigung, erhaschen zu können. Er bemühte sich redlich, aber die Fliege schien jede seiner Bewegungen vorherzusehen. Nach einer Weile machte sich der Mann daran, das Zimmer, in dem er sich mit der Fliege aufhielt, zu verkleinern. Er faltete Papiere zu Schachteln, die den Flugraum der besonderen Fliege nach und nach derart begrenzten, dass sie sich zuletzt kaum noch bewegen konnte. Fliege und Fänger waren in einem lichtlosen Raum innerhalb eines Schachtelzimmers gefangen, daran erinnere ich mich noch gut, oder auch nicht, weil ich diese Geschichte bereits vor langer Zeit gelesen habe, immer wieder von ihr erzählte, weshalb sich die Geschichte verändert, von der ursprünglichen Geschichte entfernt haben könnte. Das Buch, in dem sie sich aufhält, befindet sich zur Zeit außer Reichweite, aber ich werde die Geschichte sobald wie möglich überprüfen. Es ist eine Geschichte, die behilflich sein könnte, sehr schnelle Drohnenvögel einzufangen, wenn man ihrer Gattung einmal zufällig begegnen sollte oder von einer Mikrodrohne verfolgt sein würde. — Seltsame Wörter kehren zurück: Waffenstillstand . Bunker . Flugverbotszone . humanitärer Fluchtkorridor. Auch wird laut und deutlich über Machiavelli nachgedacht, über den Vorteil, in Kriegs- oder anderen Zeiten als verrückt zu gelten. — stop
von reisenden papageien
tango : 0.08 UTC — Als ich das Radio einschaltete, hörte ich, bei Ryan Air, einer Fluggesellschaft, sollen Stückkosten, demzufolge die Kosten je transportierten Passagiers, erneut dramatisch gesunken sein. Weiterhin würden in einem Land des fernen Ostens bald Züge über das Land rasen, die stets sehr pünktlich sein werden, da sie auch von selbstmordenden Menschen niemals aufzuhalten sind, sie fahren immer weiter und weiter zu. Auf der ersten Seite einer spanischen Provinzzeitung sei ein leichtgewichtiger Hund zu sehen, der im Moment seiner Aufnahme von einer Elektrodrohne über ein Hausdach befördert wurde. Die Zahl der hungernden Menschen auf dieser Welt würde im kommenden Jahr erfreulicherweise um 10 Millionen auf unter 800 Millionen Menschen sinken. Das war am 27. Mai 2015 gewesen. Gestern erzählte das Radio, dass auch Kinder aus der Ukraine westwärts flüchten. Sie seien leise sie stehen unter Schock . Geflüchtete Menschen sagen: Wir sind keine Flüchtlinge, wir sind Reisende. Auch Papageien reisen und Katzen und Hunde. — stop / Es war lange Zeit still in meinen Händen. Dieser Text wurde am 5. Juni für den 3. März notiert.
eine schreibmaschine
echo : 15.15 UTC — Ich hörte, drei Jahre sind vergangen, von der Existenz einer mechanischen Schreibmaschine, die nicht größer sein soll als ein Stück Würfelzucker. Würde man diese sehr kleine Schreibmaschine mit bloßem Auge betrachten, würde man vermutlich sagen, das könnte der Form nach eine Schreibmaschine sein. Sie verfügt über Tasten, wie bei einer gewöhnlichen Schreibmaschine, sowie eine Walze, die Papiere zu transportieren vermag, auch über ein Farbband von Haaresbreite, und über Hämmerchen, an deren Enden Plättchen befestigt sind, auf welchen sich Zeichen befinden, die wir kennen. Wie, fragte ich mich, soll diese Schreibmaschine nur zu bedienen sein, wenn sie doch so klein ist, dass sie von einem menschlichen Finger ganz und gar zerdrückt werden könnte, oder verbogen, so dass sie nie wieder schreiben würde. Und überhaupt, wer hat diese Apparatur aus welchem Grunde in jener seltsamen Größe montiert? Man könnte mit ihrer Hilfe vielleicht in der Art und Weise Jack Kerouacs einen Text verfassen, könnte demzufolge einen sehr langen Text auf eine Luftschlange notieren, wenn man nur in der Lage wäre, die Tasten der Schreibmaschine in äußerst zärtlicher Art und Weise anzuschlagen. Eine Lupe scheint unverzichtbar. Auch dass die Schreibmaschine sicher sein muss, als wäre sie in härtester Nuss geborgen. — stop
Codegeräusch
echo : 8.33 UTC — Bemerkenswert immer wieder die Vorstellung, das Wort h i b i s c i l l i könnte nach seiner Enttarnung genaue die selbe Bedeutung haben wie die Zeichenfolge x l / * q k o y. Es existieren demzufolge Codes, die wohlklingend sind für menschliche Ohren, während andere eventuell fleissigen Rechenmaschinen gefallen. — stop
maskentier No 1
tango : 0.06 UTC — In einer gezeichneten Vorstellung der Maskentiere sind Augen zu bemerken. Das ist sehr seltsam, weil Augen nicht eigentlich sinnvoll oder unverzichtbar sind für den Zweck, dem Maskentiere bald einmal dienen werden. Es ist nämlich so, dass Maskentiere in der Lage sein sollten, sich auf menschliche Münder und Nasen niederzulegen, um dieselben zu beatmen, demzufolge Luft aus der Atmosphäre zu entnehmen, um diese eventuell kontaminierte Luft für Menschen oder andere Tiere sorgfältigst zu filtern, indem sie in Stunden, da sie ihrer Bestimmung folgen, auf vielfältig gestalteten Wangen, Nasenrücken, Halspartien so dicht zu liegen kommen, dass kein Gramm einer Virenlast je an ihren Rändern oder Enden entweichen könnte. Es ist stattdessen ganz wunderbar saubere Luft, die sie spenden, und es ist ganz wunderbar saubere Luft, die sie im Gegenzug wieder an die Welt zurückgeben werden. Natürlich ist denkbar, dass kein Wort, kein Schrei durch ihre Lederhaut hindurch nach draußen dringen wird, es wird also stiller unter den Menschen, die schweigen und sich sicher fühlen, sobald sie mit ihren wärmenden Masken über Straßen und durch Warenhäuser spazieren. Dann ist Abend geworden, und man legt das getragene Tier zurück in einen Behälter, der mit Wasser gefüllt ist. Dort schwimmen sie dann aufgeregt unter weiteren Maskentieren herum und erzählen sich Geschichten, was sie hörten und was sie gesehen haben während des Tages, indessen sie sich säubern und paaren, um weitere Maskentiere zu erzeugen. — Auch Ohren, jawohl! — stop
übung
echo : 15.02 UTC — Vorsatz: In der kommenden Woche nach Schlaf zunächst das linke Auge öffnen, demzufolge niemals das rechte Auge vor dem linken Auge öffnen. — stop
flugstaub
alpha : 5.28 UTC — Wie ich im Park unter Kastanienbäumen spazierte, Mund- und Nasenbedeckung vor oder auf dem Gesicht, ein schrecklicher Gedanke, Bäume würden demzufolge bald einmal zu infektiösen Bäumen werden, welche, die uns zur Zeit des Pollenfluges mittels Viren attackierten. Dieser feine Goldstaub in der Luft und auf den Seen, dort eine feine Haut, die Schwimmwege der Vögel verzeichnet, in uns aber das Fieber ruft, die Atemnot. Ich dachte, davon darfst Du nicht erzählen, von diesen seltsamen Gedanken, deren Konsequenz uns in Astronautenanzüge zwingen würde. — stop
zwei wale
marimba : 12.01 UTC — An einem nebligen Abend fuhr ich mit einem Fährschiff nach Staten Island. Ich ging eine Stunde spazieren, kaufte etwas Brot und Käse, dann wartete ich in der zentralen Halle des Saint George Ferry Terminals auf das nächste Schiff nach Manhattan zurück. Einige Kinder spielten vor einem mächtigen Aquarium, sie tollten um den Glasbehälter herum. Plötzlich blieb eines der Kinder stehen, aufgeregt deutete es zum Aquarium hin. Weitere Kinder näherten sich. Sie schienen begeistert zu sein. Ich schlenderte zu ihnen hinüber, stellte mich neben sie. Da war etwas Erstaunliches zu sehen, da waren nämlich Elefanten im glasklaren Wasser, sie wanderten auf dem sandigen Boden des Aquariums in einer Reihe von Westen nach Osten. Ihre meterlangen Rüssel hatten sie zur Wasseroberfläche hin ausgestreckt, suchten in der Seeluft herum und berührten einander in einer äußerst zärtlichen Art und Weise. Ein faszinierendes Geräusch war zu hören, sobald ich eines meiner Ohren an das handwarme Glas des Wassergeheges legte. Auch Geräusche, wie ich sie von Mikrofonen kenne, die Walgesänge nahe Grönland aufgezeichnet hatten. Wie ich zur Oberfläche des Wassers hin blickte, entdeckte ich zwei Wale, die durch das Wasser schwebten, sie waren je groß wie eine Faust und stießen etwas Luft aus von Zeit zu Zeit, wie man das von wilden Walen kennt, die so groß sind, dass wir über sie staunen. Manchmal tauchten die kleinen Wale zu den Elefantentieren hin, behutsam näherten sie sich und schauten sich interessiert unter den Wandernden um, man schien sich natürlich zu kennen. — Ich konnte nicht schlafen. Noch in derselben Nacht fuhr ich nach Manhattan zurück. Ich machte einen Textentwurf für eine Zeitung, obwohl ich noch keine wirkliche Ahnung hatte, wie von den Zwergwalen zu erzählen sei. Ich notierte: Man möchte vielleicht meinen, bei der Gattung der Zwergwale handele es sich um Wale, die dem Wortlaut nach kleiner sind, als ihre doch sehr großen Verwandten, Pottwale oder Grönlandwale, sagen wir, oder Blauwale. Nun sind sie bei genauerer Betrachtung wirklich sehr klein, nur 8 cm in der Länge. Als man sie in einer künstlich erzeugten Gebärmutter, ebenfalls sehr klein, heranwachsen ließ, glaubte im Grunde niemand, dass sie lebend zur Welt kommen würden. Plötzlich waren sie da, und verschwanden zunächst in einem Aquarium, das für sehr viel größere Fischwesen angelegt worden war. Nun waren die Wale zu klein, sie verloren sich in den Weiten des Beckens. Man legte zierliche Behälter an, versorgte sie mit Meereswasser, kühlte die Gewässer, sorgte für Wind und Wellen, selbst an Eisberge wurde gedacht, Eis von der Höhe eines menschlichen Fingers, die dort in der künstlichen Naturumgebung einfach so vom Himmel fielen. Jetzt konnte man sie sehr gut sehen, aus der Nähe betrachten. Es waren zunächst drei Wale, sie existierten zwei Jahre, ehe man über eine Ausstellung, demzufolge über ihre Veröffentlichung diskutierte. Bislang hatte man gesagt: Wir dementieren und wir bestätigen nicht. Soviel sei bemerkt: Diese sehr kleinen Wale ernähren sich von Plankton, sie lieben Meerwalnüsse, sie tauchen oft stundenlang. Auch wurden Sprünge beobachtet, aber nur selten und nur bei Nachtlicht. Derzeit leben noch zwei kleinen Wale, der dritte wurde zwecks Erforschung geöffnet.
nachtfeuer
ginkgo : 2.33 UTC — Ich wählte meine eigene Telefonnummer, ich wollte mich in dieser Weise erkundigen, ob meine Wohnung noch existierte. Ich dachte, wenn meine Wohnung vielleicht unter Wasser stünde oder in Brand geraten sei, da wäre auch mein Telefon selbst schwer betroffen, demzufolge müsste, wenn mein Telefon sich mit einem langsamen Freizeichen melden würde, eine Aussage möglich sein wie diese in etwa: Weder Wasser, noch Feuer! Ich lauschte ein oder zwei Minuten jenem beruhigenden Tonzeichen, plötzlich aber meldete sich eine Stimme: Ja bitte? Das war nun meine eigene Stimme gewesen, die sich meldete und behauptete, gerade erst aufgewacht zu sein. Es ist noch Nacht, sagte meine Stimme, und ich sagte noch, Du hörst Dich an, als wäre ich es selbst, der sich meldete. Kann ich nur bestätigen, antwortete die Stimme, die meine Stimme zu sein schien, das machst Du sehr gut! Ist alles in Ordnung, fragte ich? Ich habe überlegt, ob vielleicht ein Brand ausgebrochen sein könnte wegen Vergesslichkeit, oder Wasser bis an die Decke wegen Vergesslichkeit. Einige Minuten lang sprachen wir noch über das Wetter, es regnete da und dort, und darüber, dass wir vielleicht nicht ganz wach gewesen waren, als wir telefonierten. — stop