Aus der Wörtersammlung: krieg

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krieg von oben

von drohnen

marim­ba : 22.28 UTC – Es war ein­mal an einem frü­hen Abend. Land­krieg von oben aus gro­ßer Höhe. Noch war­mes, mil­des Licht der tief über dem Hori­zont ste­hen­den Son­ne. In die­sem Licht segeln Dro­hen weit unter uns laut­los der Erde nah, wei­ße Rotor­we­sen vor und zurück, tas­ten sich her­an, wie Luft­kat­zen an qual­men­de, gepan­zer­te Fahr­zeu­ge. Der Rauch bren­nen­der Öle, bren­nen­der Kör­per, weit­hin sicht­bar. Flach über den Step­pen­bo­den flie­gen Geschos­se von irgend­wo­her, zeich­nen Spu­ren in der damp­fen­den Luft. Men­schen­fi­gu­ren eilen aus ver­seng­ten Fahr­zeu­gen, suchen Zuflucht im Unter­holz der schma­len Baum­strei­fen, die die ukrai­ni­sche Step­pe durch­zie­hen. Zu schwar­zen Gestal­ten nun in der Schnee­land­schaft der Wär­me­bild­ka­me­ra gewor­den, Gestal­ten, die nicht unsicht­bar wer­den, sosehr sie auch wün­schen, nie wie­der sicht­bar zu sein. Droh­nen, wei­te­re Vögel, nähern sich. Wei­ße flie­gen­de Spin­nen erkun­den, ob noch Leben im bren­nen­den Pan­zer zu fin­den ist, luren in die Schat­ten der metal­le­nen Höh­len. Das sind tat­säch­lich Bewe­gun­gen jagen­der Kat­zen. Aus der Hel­lig­keit glei­ßen­den Feu­ers bewegt sich die Gestalt eines flüch­ten­den Men­schen her­vor. Der flüch­ten­de Mensch zieht ein Bein hin­ter sich her, das Bein scheint ver­lo­ren. Der Mensch fällt, als er auch das zwei­te Bein für immer ver­liert. Liegt ganz still im Gras. Ein Droh­nen­vo­gel schwebt über ihm. Der Vogel war­tet. — stop

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ai : USA

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Richard Moo­re wur­de 2001 zum Tode ver­ur­teilt und soll am 1. Novem­ber 2024 im US-Bun­des­staat South Caro­li­na hin­ge­rich­tet wer­den. Er ist Afro­ame­ri­ka­ner, das Opfer war weiß. Die­ser Fall ent­spricht einem gän­gi­gen Mus­ter im Ver­wal­tungs­be­zirk Spar­tan­burg Coun­ty, in dem die Todes­stra­fe bis­her haupt­säch­lich für Ver­bre­chen mit wei­ßen Opfern ver­hängt wur­de. Dar­über hin­aus sorg­te die Staats­an­walt­schaft durch die Ableh­nung afro­ame­ri­ka­ni­scher Geschwo­re­ner für eine rein wei­ße Jury. In ihrem im Jahr 2022 geäu­ßer­ten Wider­spruch gegen das Todes­ur­teil erklär­te Rich­te­rin Kaye Hearn vom Obers­ten Gerichts­hof des Bun­des­staa­tes South Caro­li­na, “Moo­res Todes­ur­teil ist ein Relikt aus ver­gan­ge­nen Zei­ten … In der Jury saß kein*e einzige*r Afroamerikaner*in, obwohl meh­re­re als Geschwo­re­ne zur Ver­fü­gung gestan­den hät­ten.” Die Rich­te­rin kam zu dem Schluss, dass das Todes­ur­teil im Fall Richard Moo­re unver­hält­nis­mä­ßig war. Richard Moo­re war unbe­waff­net, als er den Laden betrat, und der Laden­mit­ar­bei­ter und er wur­den mit einer Waf­fe ange­schos­sen, die sich bereits im Laden befand. Die­ser Tat­be­stand allein weist auf einen feh­len­den Vor­satz hin. Nach dem US-ame­ri­ka­ni­schen Ver­fas­sungs­recht “ist die Todes­stra­fe auf die Straftäter*innen zu beschrän­ken, die eine enge Kate­go­rie der schwers­ten Ver­bre­chen bege­hen und die auf­grund ihrer extre­men Schuld die Hin­rich­tung am ehes­ten ver­die­nen”. 2015 führ­te Ste­phen Brey­er, Rich­ter am Obers­ten Gerichts­hof der USA, Stu­di­en an, die zei­gen, dass “die Fak­to­ren, die die Anwen­dung der Todes­stra­fe am deut­lichs­ten beein­flus­sen soll­ten – näm­lich die ver­gleichs­wei­se Unge­heu­er­lich­keit des Ver­bre­chens – dies häu­fig nicht tun. Ande­re Stu­di­en zei­gen, dass Umstän­de, die die Ver­hän­gung der Todes­stra­fe nicht beein­flus­sen soll­ten, wie die eth­ni­sche Zuge­hö­rig­keit, das Geschlecht oder geo­gra­fi­sche Fak­to­ren, dies oft tun.” Er ver­wies auf Unter­su­chun­gen, wonach “Per­so­nen, die des Mor­des an wei­ßen Opfern beschul­digt wer­den – im Gegen­satz zu afro­ame­ri­ka­ni­schen Opfern oder Opfern aus ande­ren Min­der­hei­ten –, eher zum Tode ver­ur­teilt wer­den”. / Die Inter­ame­ri­ka­ni­sche Men­schen­rechts­kom­mis­si­on hat vor­sorg­lich einen Auf­schub der Hin­rich­tung von Richard Moo­re gefor­dert, um mehr Zeit zu haben, den Fall zu über­prü­fen. Als US-Bun­des­staat ist South Caro­li­na nach inter­na­tio­na­lem Recht ver­pflich­tet, der For­de­rung der Inter­ame­ri­ka­ni­schen Men­schen­rechts­kom­mis­si­on Fol­ge zu leis­ten. / Der ehe­ma­li­ge Lei­ter der Straf­voll­zugs­be­hör­de von South Caro­li­na, Jon Ozmint, bezeich­ne­te Richard Moo­re als einen “vor­bild­li­chen” Gefan­ge­nen. > EINE E‑MAIL SCHREIBEN ODER EINEN BRIEF VON PAPIER

 

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von maschineller übersetzung

maschinellem übersetzung

nord­pol : 16.22 UTC — In der Umge­bung des rus­si­schen Über­falls auf die Ukrai­ne, selt­sa­me Wör­ter des Krie­ges: Was­ser­te­le­fon (ver­mut­lich Rohr­lei­tung) . Hagel­kör­ner (Gra­na­ten) . Ziga­ret­ten­feld (Bedeu­tung noch unbe­kannt) . Stra­ßen­dampf­schiff (Pan­zer) . Milch­zäh­ne (Pan­zer­sper­re) . Muscheln (Bom­ben) . Dreh­ar­bei­ten (Beschuss) . Tier­heim (Schutz­raum) . Glü­hen­de Todes­zei­ten (Schrapnel­le) . Einer ara­bisch den­ken­den Maschi­ne ent­neh­me ich das Wort Rake­ten­bir­ne für eine eben­falls noch unbe­kann­te ara­bi­sche Wort­be­deu­tung vor maschi­nel­ler Über­set­zung. — stop

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von der vernunft : eine bestandsaufnahme

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lima : 16.28 UTC — viel­leicht ist er im Wald spa­zie­rend gestol­pert. Eine Wur­zel, sagen wir, sei­ne eige­nen Füße, eine Libel­le? In die­sem Augen­blick leich­ten Schre­ckens hat­te er sich viel­leicht an mich erin­nert, jener gemüt­li­che Herr, mit dem ich vor der Zeit der Pan­de­mie bekannt gewe­sen war. Er wünscht jetzt wie­der, oder wei­ter­hin, mit mir in der digi­ta­len Sphä­re befreun­det zu sein, sen­det eine Anfra­ge, die mich zur per­sön­li­chen Time­line führt. Selt­sa­me Bot­schaf­ten dort wie fol­gen­de in Form gepresst: Ein Tag im August des Jah­res 1975 soll bereits so heiß gewe­sen sein wie der August in die­sem gegen­wär­ti­gen Som­mer. Die Löschung von Bei­trä­gen im Inter­net sei die moder­ne Metho­de der Bücher­ver­bren­nung. Bür­ger­geld für geflüch­te­te Men­schen über­tref­fe um ein Viel­fa­ches das Ein­kom­men arbei­ten­der nicht geflüch­te­ter Men­schen. Er notiert wei­ter­hin, dass er sein Land zurück­ha­ben wol­le. Er sei gegen jede Art des Krie­ges, er sei wirk­li­cher Frie­dens­stif­ter, einer, der sich Erich Maria Remar­ques Merk­satz „Ich dach­te immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich her­aus­fand, dass es wel­che gibt, die dafür sind, beson­ders die, die nicht hin­ge­hen müs­sen“ zu eigen mach­te. Er wünscht die Zeit­um­stel­lung abzu­schaf­fen und ist der fes­ten Über­zeu­gung, dass Alex Sor­os Kama­la Har­ris unter­stüt­ze, wes­we­gen Kama­la Har­ris 25 Mil­li­ar­den Dol­lar besit­zen wür­de. Er liebt Bur­gen und Schlös­ser sowie nicht ver­hüll­te Frau­en. 92000 Ara­ber leb­ten in Dort­mund, er hat sie gezählt. Er ist bei guter Gesund­heit, mein Freund, der selt­sam gewor­de­ne Mann zitiert Scho­pen­hau­er: Natür­li­cher Ver­stand kön­ne fast jeden Grad von Bil­dung erset­zen, aber kei­ne Bil­dung den natür­li­chen Ver­stand. stop – Die Beob­ach­tung eines Gewe­bes, eines Tep­pichs, eines Man­tels. Oder eines Unter­hol­zes, eines Dickichts. — stop

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ai : UKRAINE

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Am 24. Febru­ar 2022 wur­den die Men­schen in der Ukrai­ne um 5 Uhr mor­gens von der Nach­richt geweckt, dass das rus­si­sche Mili­tär in ihr Land ein­mar­schiert ist. Mit­ten in der Nacht waren rus­si­sche Pan­zer ins Land gerollt und das Mili­tär hat­te aus meh­re­ren Rich­tun­gen ange­grif­fen. Der rus­si­sche Angriffs­krieg geht mit erschre­cken­dem Leid für die Zivil­be­völ­ke­rung in der Ukrai­ne ein­her. Die Recher­chen von Amnes­ty Inter­na­tio­nal wei­sen auf ein brei­te­res Mus­ter von Kriegs­ver­bre­chen durch rus­si­sches Mili­tär hin. Rus­si­sche Streit­kräf­te grei­fen wahl­los Wohn­ge­bie­te, Kran­ken­häu­ser und Schu­len an und set­zen dabei unter­schieds­los wir­ken­de Waf­fen und ver­bo­te­ne Streu­mu­ni­ti­on ein. Unbe­waff­ne­te Zivilist*innen wur­den in ihren Häu­sern oder auf offe­ner Stra­ße von rus­si­schen Soldat*innen erschos­sen. Russ­lands Ein­marsch in die Ukrai­ne ist ein ekla­tan­ter Ver­stoß gegen die Char­ta der Ver­ein­ten Natio­nen und ein Akt der Aggres­si­on, der ein Völ­ker­rechts­ver­bre­chen dar­stellt. Gleich­zei­tig miss­braucht Russ­land sei­ne Posi­ti­on als stän­di­ges Mit­glied des UN-Sicher­heits­rats, um sich vor Kon­se­quen­zen zu schüt­zen. Die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on muss die­sen Akt der Aggres­si­on gegen die Ukrai­ne been­den und die Zivil­be­völ­ke­rung schüt­zen. Sie muss sich an das Völ­ker­recht hal­ten. Die Aggres­si­on nach außen wird beglei­tet von der bru­ta­len Unter­drü­ckung all jener, die sich in Russ­land gegen den Krieg posi­tio­nie­ren oder unab­hän­gig dar­über berich­ten. Seit Febru­ar 2022 wur­den nach Infor­ma­tio­nen der rus­si­schen Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on OVD-info mehr als 19.000 Men­schen im Zusam­men­hang mit Anti­kriegs­pro­tes­ten fest­ge­nom­men. Hun­der­te Gerichts­ver­fah­ren wur­den gegen sie ein­ge­lei­tet, dut­zen­de Web­sites unab­hän­gi­ger Medi­en will­kür­lich blo­ckiert und wei­te­re zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen auf­ge­löst, fak­tisch ver­bo­ten oder als “aus­län­di­sche Agen­ten” oder “uner­wünscht” gelis­tet. Die rus­si­sche Aggres­si­on hat die Men­schen in der Ukrai­ne in eine kata­stro­pha­le Men­schen­rechts­kri­se gestürzt. In Russ­land wird jede Oppo­si­ti­on gegen den Krieg unter­drückt. Schlie­ßen wir uns zusam­men, um das sofor­ti­ge Ende die­ses Angriffs­kriegs und das Ende der Repres­sio­nen zu for­dern. Wir sind vie­le. Sen­de eine E‑Mail an den rus­si­schen Bot­schaf­ter in Deutsch­land und for­de­re das sofor­ti­ge Ende des Angriffs­kriegs, den Schutz der Zivil­be­völ­ke­rung und die Ein­hal­tung des Völ­ker­rechts. Hin­weis: Es wer­den kei­ne per­sön­li­chen Daten an die rus­si­schen Behör­den wei­ter­ge­lei­tet.”  > EINE E‑MAIL SCHREIBEN

 

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ein junge

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lima : 2.33 UTC — Das Radio erzählt von einem Jun­gen, der in einem Kran­ken­haus in Ägyp­ten Zuflucht fand. Der Jun­ge ver­lor im Gaza­krieg vor weni­gen Wochen bei­de Bei­ne. Die Bei­ne des Jun­gen wur­den von Split­tern einer Bom­be abge­ris­sen. Sein Onkel, der ihn beglei­te­te, schenk­te ihm eine Pup­pe. Die­se Pup­pe, so der Onkel, sei eine beson­de­re Art von Pup­pe, man kön­ne ihre Bei­ne von den Knien abwärts abneh­men und wie­der anset­zen. Der Jun­ge will die Pup­pe nicht haben. Der Jun­ge sagt, er wün­sche sich, dass sei­ne Bei­ne bald wie­der nach­wach­sen. — stop

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on the road

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hima­la­ya : 7.12 UTC —Vor weni­gen Jah­ren ent­deck­te ich Jack Kerou­acs Roman On the Road in der unge­kürz­ten Fas­sung als E‑Book. Ich beob­ach­te­te, dass eine Rechen­ma­schi­ne irgend­wo, ver­mut­lich von Nord­ame­ri­ka aus, ver­zeich­ne­te, wel­che Zei­len die­ses Romans von Lesern oder Lese­rin­nen wäh­rend ihrer Lek­tü­re mar­kiert wor­den waren. Eine aus­ge­dehn­te, prä­zi­se Leser­be­ob­ach­tung scheint kaum merk­lich Stun­de um Stun­de voll­zo­gen zu wer­den. Ich stell­te mir vor,  Licht­ma­schi­nen, die von Men­schen in der Hand gehal­ten wer­den, doku­men­tie­ren, wie lan­ge Zeit sich lesen­de Men­schen mit einem bestimm­ten Text beschäf­ti­gen, wie sie den Text stu­die­ren, ob sie die Lek­tü­re der ein oder ande­ren Sei­te wie­der­ho­len, an wel­chen Text­or­ten ihre Augen inne­hal­ten oder ihre Hän­de über den Bild­schirm strei­chend vor­wärts blät­tern, wie vie­le Leser sich zunächst mit dem Ende einer Geschich­te beschäf­ti­gen, ehe sie die ers­te Sei­te des Tex­tes öff­nen, um nun tat­säch­lich mit der Lek­tü­re zu begin­nen, so wie sich der Autor oder Autorin die Lek­tü­re ihres Tex­tes ein­mal vor­ge­stellt haben könn­ten. Dass fun­ken­de Bücher Kör­per­tem­pe­ra­tu­ren mes­sen, Feuch­tig­keit, Sal­ze der Hän­de, wel­che sie berüh­ren, ist nicht unwahr­schein­lich. Man will wis­sen, weil man es wis­sen kann, an wel­cher Stel­le des Tex­tes Leser ver­lo­ren gehen oder von wel­cher Stel­le des Tex­tes an Leser rest­los ein­ge­fan­gen sind, ja, das ist denk­bar. Guten Mor­gen. Es ist März, leich­ter Regen. — Die Welt der Wör­ter scheint sich der Lage unse­rer Welt anzu­glei­chen: Vor eini­gen Tagen bemerk­te ich das Wort Aero­sol­bom­be. Soll­te ich tat­säch­lich der Regis­tra­tur mei­nes Wör­ter­spei­chers gestat­ten, Wör­ter des Krie­ges zu erler­nen, sodass mei­ne Schreib­ma­schi­ne in der Zukunft des Notie­rens weder Warn- noch Feh­ler­hin­wei­se an mich sen­den wür­de. — stop

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ian­nis Xenakis
Die Schönheit
sichtbarer
Musik

 

 

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geräusche des krieges

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sier­ra : 2.38 UTC — Immer wie­der ein­mal begeg­ne ich im Nacht­zug einem Mann, der singt. Der Mann singt sehr lei­se, kaum jemand scheint sich von sei­nem Sin­gen gestört zu füh­len. Wäh­rend er singt, sind sei­ne Augen weit geöff­net, er blickt ins Lee­re, sein Mund ist geschlos­sen, Töne, die wir ver­neh­men, kom­men aus sei­nem Hals her­aus, der bebt, wenn er singt. Nur sel­ten habe ich mit dem Mann gespro­chen, man kennt sich, man fährt in der Nacht im sel­ben Zug in der­sel­ben Rich­tung, es ist müh­sam, mit ihm zu spre­chen, weil er stot­tert. Ich darf ihn nicht anse­hen, wenn ich ihn nicht anse­he, kom­men manch­mal gan­ze Sät­ze aus sei­nem Mund. Ich weiß jetzt, dass der Mann in der per­si­schen Stadt Isfa­han gebo­ren wur­de, Archi­tek­tur stu­dier­te, gegen ira­ki­sche Män­ner kämpf­te, die jung waren wie er selbst, und dass er nur durch einen Zufall über­leb­te. Er konn­te flie­hen. Er floh zu Fuß in die Tür­kei, eine lebens­ge­fähr­li­che Rei­se, Sahin, sei­ne Frau, wur­de von irgend­je­man­dem ange­schos­sen, er trug sie kilo­me­ter­weit durchs Gebir­ge, nahe der Gren­ze begeg­ne­ten sie einem Esel, dem ein Bein fehl­te. Sie schlie­fen unter einem Baum ohne Blät­ter, in der Nacht schlepp­ten sie sich wei­ter, der Mond war heiß wie die Son­ne und auf den Wegen hock­ten Schild­krö­ten mit blau schim­mern­den Augen. Manch­mal kom­men die Geräu­sche vom Krieg, sie kom­men, wann sie wol­len, dann singt der Mann. – stop

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ai : RUSSISCHE FÖDERATION

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MENSCH IN GEFAHR: „Die Künst­le­rin Alek­san­dra Skoch­i­len­ko ist wegen “Ver­brei­tung wis­sent­lich fal­scher Infor­ma­tio­nen über die rus­si­schen Streit­kräf­te” (Para­graf 207.3 des Straf­ge­setz­buchs) zu sie­ben Jah­ren Haft ver­ur­teilt wor­den, weil sie Preis­schil­der in ört­li­chen Super­märk­ten durch Anti­kriegs­in­for­ma­tio­nen ersetzt hat. Hier­bei han­delt es sich nicht um eine inter­na­tio­nal als Straf­tat aner­kann­te Hand­lung. Der Straf­tat­be­stand beschnei­det das Men­schen­recht auf Mei­nungs­frei­heit auf eine Wei­se, die sowohl den völ­ker­recht­li­chen als auch den ver­fas­sungs­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen Russ­lands zuwi­der­läuft. Alek­san­dra Skoch­i­len­ko lei­det an Zöli­a­kie und einer Herz­er­kran­kung. Ihren Ärzt*innen zufol­ge benö­tigt sie des­halb eine ange­mes­se­ne medi­zi­ni­sche Betreu­ung sowie eine streng glu­ten­freie Diät, die im Straf­voll­zug nicht mög­lich ist. Die Künst­le­rin befin­det sich bereits seit mehr als 19 Mona­ten in Haft. Ihr Gesund­heits­zu­stand hat sich im Gefäng­nis stark ver­schlech­tert, und eine anhal­ten­de Inhaf­tie­rung wird dies noch ver­schlim­mern bzw. kann sogar ihr Leben gefähr­den. Alex­an­dra Skot­schi­len­ko ist eine gewalt­lo­se poli­ti­sche Gefan­ge­ne, die nur auf­grund der Wahr­neh­mung ihres Rechts auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung inhaf­tiert ist. Sie muss umge­hend und bedin­gungs­los frei­ge­las­sen wer­den.“ ‑Alex­an­dra Skot­schi­len­ko ist frei. °August 2024

 

 

 

 

 

 

Alek­san­dra Skochilenko
vor Gericht
undatierte
Fotografie

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mensch auf einem fahrrad

pic

romeo : 15.12 UTC — Da war eine Stra­ße, auf der sich dicht an dicht Pan­zer­fahr­zeu­ge reih­ten. Von weit oben her, aus dem Welt­raum betrach­tet, moch­te man mei­nen, jene Pan­zer­amei­sen, die sich über eine Stra­ße hin bewe­gen, wür­den doch nicht sehr gefähr­lich sein. Aber jene Gegen­stän­de oder Wesen, auf die die Pan­zer­amei­sen schie­ßen, sind noch klei­ner, sie wären auf Welt­raum­bil­dern kaum noch sicht­bar. Es ist schwer Grö­ßen­ver­hält­nis­se zu ver­ste­hen in krie­ge­ri­schen Wirk­lich­kei­ten. Und Feu­er­bäl­le. Und über­haupt die Zeit. In einem Dorf schoss ein Pan­zer auf einen Rad­fah­rer. Auch dies wur­de von oben her betrach­tet, aus gerin­ge­rer Höhe. Der Rad­fah­rer hör­te voll­stän­dig auf zu exis­tie­ren in Bruch­tei­len einer Sekun­de. — stop



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