Aus der Wörtersammlung: februar

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ai : USA

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Richard Moo­re wur­de 2001 zum Tode ver­ur­teilt und soll am 1. Novem­ber 2024 im US-Bun­des­staat South Caro­li­na hin­ge­rich­tet wer­den. Er ist Afro­ame­ri­ka­ner, das Opfer war weiß. Die­ser Fall ent­spricht einem gän­gi­gen Mus­ter im Ver­wal­tungs­be­zirk Spar­tan­burg Coun­ty, in dem die Todes­stra­fe bis­her haupt­säch­lich für Ver­bre­chen mit wei­ßen Opfern ver­hängt wur­de. Dar­über hin­aus sorg­te die Staats­an­walt­schaft durch die Ableh­nung afro­ame­ri­ka­ni­scher Geschwo­re­ner für eine rein wei­ße Jury. In ihrem im Jahr 2022 geäu­ßer­ten Wider­spruch gegen das Todes­ur­teil erklär­te Rich­te­rin Kaye Hearn vom Obers­ten Gerichts­hof des Bun­des­staa­tes South Caro­li­na, “Moo­res Todes­ur­teil ist ein Relikt aus ver­gan­ge­nen Zei­ten … In der Jury saß kein*e einzige*r Afroamerikaner*in, obwohl meh­re­re als Geschwo­re­ne zur Ver­fü­gung gestan­den hät­ten.” Die Rich­te­rin kam zu dem Schluss, dass das Todes­ur­teil im Fall Richard Moo­re unver­hält­nis­mä­ßig war. Richard Moo­re war unbe­waff­net, als er den Laden betrat, und der Laden­mit­ar­bei­ter und er wur­den mit einer Waf­fe ange­schos­sen, die sich bereits im Laden befand. Die­ser Tat­be­stand allein weist auf einen feh­len­den Vor­satz hin. Nach dem US-ame­ri­ka­ni­schen Ver­fas­sungs­recht “ist die Todes­stra­fe auf die Straftäter*innen zu beschrän­ken, die eine enge Kate­go­rie der schwers­ten Ver­bre­chen bege­hen und die auf­grund ihrer extre­men Schuld die Hin­rich­tung am ehes­ten ver­die­nen”. 2015 führ­te Ste­phen Brey­er, Rich­ter am Obers­ten Gerichts­hof der USA, Stu­di­en an, die zei­gen, dass “die Fak­to­ren, die die Anwen­dung der Todes­stra­fe am deut­lichs­ten beein­flus­sen soll­ten – näm­lich die ver­gleichs­wei­se Unge­heu­er­lich­keit des Ver­bre­chens – dies häu­fig nicht tun. Ande­re Stu­di­en zei­gen, dass Umstän­de, die die Ver­hän­gung der Todes­stra­fe nicht beein­flus­sen soll­ten, wie die eth­ni­sche Zuge­hö­rig­keit, das Geschlecht oder geo­gra­fi­sche Fak­to­ren, dies oft tun.” Er ver­wies auf Unter­su­chun­gen, wonach “Per­so­nen, die des Mor­des an wei­ßen Opfern beschul­digt wer­den – im Gegen­satz zu afro­ame­ri­ka­ni­schen Opfern oder Opfern aus ande­ren Min­der­hei­ten –, eher zum Tode ver­ur­teilt wer­den”. / Die Inter­ame­ri­ka­ni­sche Men­schen­rechts­kom­mis­si­on hat vor­sorg­lich einen Auf­schub der Hin­rich­tung von Richard Moo­re gefor­dert, um mehr Zeit zu haben, den Fall zu über­prü­fen. Als US-Bun­des­staat ist South Caro­li­na nach inter­na­tio­na­lem Recht ver­pflich­tet, der For­de­rung der Inter­ame­ri­ka­ni­schen Men­schen­rechts­kom­mis­si­on Fol­ge zu leis­ten. / Der ehe­ma­li­ge Lei­ter der Straf­voll­zugs­be­hör­de von South Caro­li­na, Jon Ozmint, bezeich­ne­te Richard Moo­re als einen “vor­bild­li­chen” Gefan­ge­nen. > EINE E‑MAIL SCHREIBEN ODER EINEN BRIEF VON PAPIER

 

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ai : UKRAINE

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Am 24. Febru­ar 2022 wur­den die Men­schen in der Ukrai­ne um 5 Uhr mor­gens von der Nach­richt geweckt, dass das rus­si­sche Mili­tär in ihr Land ein­mar­schiert ist. Mit­ten in der Nacht waren rus­si­sche Pan­zer ins Land gerollt und das Mili­tär hat­te aus meh­re­ren Rich­tun­gen ange­grif­fen. Der rus­si­sche Angriffs­krieg geht mit erschre­cken­dem Leid für die Zivil­be­völ­ke­rung in der Ukrai­ne ein­her. Die Recher­chen von Amnes­ty Inter­na­tio­nal wei­sen auf ein brei­te­res Mus­ter von Kriegs­ver­bre­chen durch rus­si­sches Mili­tär hin. Rus­si­sche Streit­kräf­te grei­fen wahl­los Wohn­ge­bie­te, Kran­ken­häu­ser und Schu­len an und set­zen dabei unter­schieds­los wir­ken­de Waf­fen und ver­bo­te­ne Streu­mu­ni­ti­on ein. Unbe­waff­ne­te Zivilist*innen wur­den in ihren Häu­sern oder auf offe­ner Stra­ße von rus­si­schen Soldat*innen erschos­sen. Russ­lands Ein­marsch in die Ukrai­ne ist ein ekla­tan­ter Ver­stoß gegen die Char­ta der Ver­ein­ten Natio­nen und ein Akt der Aggres­si­on, der ein Völ­ker­rechts­ver­bre­chen dar­stellt. Gleich­zei­tig miss­braucht Russ­land sei­ne Posi­ti­on als stän­di­ges Mit­glied des UN-Sicher­heits­rats, um sich vor Kon­se­quen­zen zu schüt­zen. Die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on muss die­sen Akt der Aggres­si­on gegen die Ukrai­ne been­den und die Zivil­be­völ­ke­rung schüt­zen. Sie muss sich an das Völ­ker­recht hal­ten. Die Aggres­si­on nach außen wird beglei­tet von der bru­ta­len Unter­drü­ckung all jener, die sich in Russ­land gegen den Krieg posi­tio­nie­ren oder unab­hän­gig dar­über berich­ten. Seit Febru­ar 2022 wur­den nach Infor­ma­tio­nen der rus­si­schen Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on OVD-info mehr als 19.000 Men­schen im Zusam­men­hang mit Anti­kriegs­pro­tes­ten fest­ge­nom­men. Hun­der­te Gerichts­ver­fah­ren wur­den gegen sie ein­ge­lei­tet, dut­zen­de Web­sites unab­hän­gi­ger Medi­en will­kür­lich blo­ckiert und wei­te­re zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen auf­ge­löst, fak­tisch ver­bo­ten oder als “aus­län­di­sche Agen­ten” oder “uner­wünscht” gelis­tet. Die rus­si­sche Aggres­si­on hat die Men­schen in der Ukrai­ne in eine kata­stro­pha­le Men­schen­rechts­kri­se gestürzt. In Russ­land wird jede Oppo­si­ti­on gegen den Krieg unter­drückt. Schlie­ßen wir uns zusam­men, um das sofor­ti­ge Ende die­ses Angriffs­kriegs und das Ende der Repres­sio­nen zu for­dern. Wir sind vie­le. Sen­de eine E‑Mail an den rus­si­schen Bot­schaf­ter in Deutsch­land und for­de­re das sofor­ti­ge Ende des Angriffs­kriegs, den Schutz der Zivil­be­völ­ke­rung und die Ein­hal­tung des Völ­ker­rechts. Hin­weis: Es wer­den kei­ne per­sön­li­chen Daten an die rus­si­schen Behör­den wei­ter­ge­lei­tet.”  > EINE E‑MAIL SCHREIBEN

 

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ai : VENEZUELA

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Am 19. Febru­ar 2024 wur­de Juan Car­los Mar­rufo ohne Vor­ankün­di­gung in das Gefäng­nis Rodeo I im vene­zo­la­ni­schen Bun­des­staat Miran­da ver­legt, fast drei Jah­re nach sei­ner poli­tisch moti­vier­ten will­kür­li­chen Inhaf­tie­rung. Obwohl sich sein Gesund­heits­zu­stand ver­schlech­tert, ver­wei­gern ihm die Behör­den nach wie vor Unter­su­chun­gen und Behand­lun­gen. María Auxi­lia­do­ra Del­ga­do, die mit Juan Car­los ver­hei­ra­tet ist und eben­falls seit dem 19. März 2019 will­kür­lich fest­ge­hal­ten wird, benö­tigt sofor­ti­ge medi­zi­ni­sche Unter­su­chun­gen. Emir­len­dris Beni­tez, die im August 2018 will­kür­lich fest­ge­nom­men wur­de, lei­det an Beschwer­den, die auf die Fol­ter zurück­zu­füh­ren sind, der sie aus­ge­setzt war. Sie benö­tigt eine sofor­ti­ge Ope­ra­ti­on.” — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen unter > ai : urgent actions

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gambia

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sier­ra : 14.28 UTC — Es ist Sams­tag, Febru­ar, kurz nach Mit­tags­zeit. Das Tele­fon klin­gelt. Selt­sa­me Num­mer. Eine Stim­me mel­det sich, ein Stimm­chen, glo­cken­hell. Sagt: Hel­lo, hel­lo! Stim­me völ­lig unbe­kannt. Ich fra­ge: Wer ist da, wer spricht? Es knis­tert im Hörer, Stimm­chen sagt: Here is Afri­ca! — Ich lege auf. Ich gehe spa­zie­ren. Schau aus dem Fens­ter. Auf der Stra­ßen­la­ter­ne tief unter mir sit­zen zwei Tau­ben. Schau­en hin­auf. Lid­schirm­chen schlie­ßen sich. Die Tau­ben ken­nen mich, ich ken­ne sie. Erneut klin­gelt das Tele­fon, selt­sa­me Num­mer. Eine Stim­me mel­det sich, ein Stimm­chen, glo­cken­hell. Sagt: You ass­ho­le! — Und legt auf. — stop

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von schildkröten : sars cov 2

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gink­go : 15.08 UTC — Das gedan­ken­lo­se Spa­zie­ren in der Stadt scheint unmög­lich gewor­den. Es ist März oder April. Das Jahr 2020. Ner­vö­se Bli­cke eilen weit vor­aus. Ist die Stra­ße frei, ist Platz, kann ich pas­sie­ren, ohne einer Per­son nahe­zu­kom­men? Das Distan­zie­ren brennt sich in den Kopf. In den ers­ten Tagen der Ver­ord­nung zu Abstand waren alle noch ernst gewe­sen, jetzt da und dort immer wie­der ein Lächeln, ein lei­ses Dan­ke­schön, wenn man war­tet, um Raum zu spen­den. In einer zwei­fach um Ecken gefal­te­ten Schlan­ge ste­hen Men­schen, sie war­ten in ein Post­amt ein­tre­ten zu kön­nen. Wann habe ich in mei­nem Leben je so ver­harrt, gedul­dig, demü­tig, ent­spannt? Rot­kopf­schild­krö­ten hocken an Strän­den der ver­bo­te­nen Park­se­en, ihre ver­wit­ter­ten Kör­per sind voll­stän­dig aus dem Was­ser gekom­men, als wür­den sie nach Men­schen jen­seits der Zäu­ne luren. Ein wun­der­ba­rer Früh­ling. Gold­far­be­ne Stäu­be schwe­ben durch die Luft, die so klar ist, wie noch nie seit ich den­ken kann, auch Spin­nen an ihrer Sei­de, und all das Unsicht­ba­re, das ich ein und wie­der aus­at­me. An das Unsicht­ba­re den­ken, das ist neu, dass das Nicht­sicht­ba­re Gedan­ken beherrscht, auch die Träu­me. Die Lit­faß­säu­len mei­ner Stra­ße sind weiß wie leer. Eine Foto­gra­fie auf einer Zei­tung vor dem Kiosk zeigt Men­schen, die von Appa­ra­tu­ren umge­ben unbe­klei­det auf dem Bauch lie­gen. Im Spiel­film abends hocken Men­schen im Kaf­fee­haus Sei­te und Sei­te und gegen­über, ste­cken ihre Köp­fe zusam­men und debat­tie­ren, selt­sam, gefähr­lich. Ich woll­te etwas sagen. — stop
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chatGPT

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india : 20.33 UTC — Ich stel­le ChatGPT fol­gen­de Fra­ge: Was wür­den Sie mir bit­te über fol­gen­den Text (Im Qua­ran­tä­ne­gar­ten 2. Novem­ber 2023) erzäh­len, einen Text, den ich selbst geschrie­ben habe. ChatGPT ant­wor­te­te: »Ihr Text beschreibt ein­dring­lich eine Mischung aus Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart, mit star­ken emo­tio­na­len Nuan­cen. Hier sind eini­ge Aspek­te, die mir auf­fal­len: Atmo­sphä­re und Stim­mung: Der Text erzeugt eine nach­denk­li­che und melan­cho­li­sche Atmo­sphä­re, ins­be­son­de­re durch die Erwäh­nung des Win­des, des Febru­ars und des ver­las­se­nen Hau­ses im Süden. Die Wor­te ver­mit­teln eine emo­tio­na­le Ver­bin­dung zu ver­gan­ge­nen Zei­ten und Orten. Ver­lust und Erin­ne­rung: Die Betrach­tung der Klei­der und per­sön­li­chen Gegen­stän­de ver­schwun­de­ner Men­schen bringt den Schmerz des Ver­lusts her­vor. Die Details wie Schu­he, Hals­tü­cher und der ver­wil­der­te Gar­ten ver­stär­ken das Gefühl von Abwe­sen­heit und Ver­gäng­lich­keit. Beob­ach­tun­gen und Foto­gra­fie: Die Erwäh­nung des Foto­gra­fie­rens von Schu­hen und der Ent­de­ckung von per­sön­li­chen Gegen­stän­den in einer Hand­ta­sche ver­mit­telt den Ein­druck, dass der Prot­ago­nist ver­sucht, Erin­ne­run­gen fest­zu­hal­ten oder die Ver­gan­gen­heit zu ver­ste­hen. Foto­gra­fie kann oft als Mit­tel die­nen, um Momen­te ein­zu­frie­ren und Erin­ne­run­gen zu bewah­ren. Der Schmerz des Abschieds: Der Text endet mit einer star­ken Aus­sa­ge über den Schmerz, der mit dem Gedan­ken ver­bun­den ist, die alte Dame nie wie­der besu­chen zu kön­nen. Dies ver­stärkt das Gefühl von Ver­lust und Abschied. — Ins­ge­samt ist Ihr Text sehr bild­haft und ein­fühl­sam. Er ver­mit­telt eine per­sön­li­che Erfah­rung von Ver­lust, Erin­ne­rung und dem Ver­such, die Ver­gan­gen­heit zu bewah­ren.“ ::: Ers­te selt­sa­me, unheim­li­che Begeg­nung mit einer Maschi­ne in eige­nen Räu­men. Zeit für Ant­wort: 3 Sekun­den. — stop

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im quarantänegarten

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tan­go : 20.28 UTC — Der Wind fuhr in einem Febru­ar vor Jah­ren mit sei­nem Regen­kamm übers Dach. Ich dach­te an das Haus im Süden, wo Mut­ter und Vater nicht mehr gewe­sen sind. Wie selt­sam doch die Betrach­tung der Klei­der ver­schwun­de­ner Men­schen. Schu­he. Hals­tü­cher. Hem­den. Schmuck. Und der Gar­ten, wie er wild wur­de, sobald man nicht immer­zu an ihn denkt. Ein Teich, der weni­ger zu wer­den droh­te vom Schilf, von den Schne­cken­pan­zern, vom Laub, von den Häu­ten der Libel­len­lar­ven. Wie viel die alten Men­schen noch gear­bei­tet haben in ihrem hohen Alter wur­de hier unter den Bäu­men sicht­bar. Ihre Schu­he, ich foto­gra­fier­te Schu­he. In einer Hand­ta­sche ent­deck­te ich Rei­se­pro­vi­ant, Mut­ters Müs­li­rie­gel, Trau­ben­zu­cker, Tem­po­ta­schen­tü­cher, Pro­spek­te, einen Regen­schirm, ein Hals­tuch, einen Lip­pen­stift. Der Schmerz, der mir wie ein Blitz durch den Kör­per fuhr, sobald ich dar­an dach­te, dass ich die alte Dame in ihrem Bett lie­gend nie wie­der besu­chen wer­de. — stop

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bristolhotel

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alpha : 2.26 UTC — Fol­gen­de Per­son, ein Mann, könn­te rei­ne Erfin­dung sein. Der Mann war mir wäh­rend eines Spa­zier­gan­ges auf­ge­fal­len, das heißt, ich hat­te einen Ein­fall oder eine Idee, oder ich mach­te viel­leicht eine Ent­de­ckung. Ich könn­te von die­ser Per­son, die sich nicht weh­ren kann, behaup­ten, dass sie nicht ganz bei Ver­stand sein wird, weil sie seit lan­ger Zeit in einem Hotel­zim­mer lebt, wel­ches sie nie­mals ver­lässt. Das Hotel, in dem sich die­ses Zim­mer befin­det, erreicht man vom Flug­ha­fen der nor­we­gi­schen Stadt Ber­gen aus in 25 Minu­ten, sofern man sich ein Taxi leis­ten kann. Es ist das Bris­tol, unweit des Natio­nal­thea­ters gele­gen, dort, im drit­ten Stock, ein klei­nes Zim­mer, der Boden hell, sodass man mei­nen möch­te, man spa­zier­te auf Wal­kno­chen her­um. Nun aber zu dem Mann, von dem ich eigent­lich erzäh­len will. Es han­delt sich um einen wohl­ha­ben­den Mann im Alter von fünf­zig Jah­ren. Er ist 176 cm groß, gepflegt, kaum Haa­re auf dem Kopf, wiegt 73 Kilo­gramm, und trägt eine Bril­le. Sie­ben wei­ße Hem­den gehö­ren zu ihm, Strümp­fe, Unter­wä­sche, dun­kel­brau­ne Schu­he mit wei­chen Soh­len, ein hell­grau­er Anzug und ein Kof­fer, der unter dem Bett ver­wahrt wird. Auf einem Tisch nahe einem Fens­ter, zwei Hand­com­pu­ter. In den Anschluss des einen Com­pu­ters wur­de ein USB-Spei­cher­me­di­um ein­ge­führt. Auf dem Bild­schirm sind Ver­zeich­nis­se und Datei­na­men zu erken­nen, die sich auf jenem Spei­cher­me­di­um befin­den. Auf dem Bild­schirm des zwei­ten Com­pu­ters ein ähn­li­ches Bild, Ver­zeich­nis­se, Datei­na­men, Zeit­an­ga­ben, Grö­ßen­ord­nun­gen. Was wir sehen, sind Com­pu­ter des Man­nes, der Mann arbei­tet in Ber­gen im Bris­tol im Zim­mer auf dem Kno­chen­bo­den. Er sitzt vor den Bild­schir­men und öff­net Datei­en, um sie zu ver­glei­chen, Tex­te im Block­satz. Zei­le um Zei­le wan­dert der Mann mit­hil­fe einer Blei­stift­spit­ze durch das Gebiet der Wor­te, die ich nicht lesen kann, weil sie in einer Spra­che notiert wur­den, die mir unbe­kannt. Es scheint eine ver­schlüs­sel­te Spra­che zu sein, wes­halb der Mann dazu gezwun­gen ist, jedes Zei­chen für sich zu über­prü­fen. Fünf Stun­den Arbeit am Vor­mit­tag, fünf Stun­den Arbeit am Nach­mit­tag, und wei­te­re fünf Stun­den am Abend bis in die Nacht. Der Mann trinkt Tafel­was­ser, raucht nicht, und isst gern Fisch, Dorsch, See­teu­fel, Stein­butt. 277275 Datei­en sind zu über­prü­fen, 12.532.365 Sei­ten. Er scheint nicht sehr weit gekom­men zu sein. Die Vor­hän­ge der Fens­ter sind zuge­zo­gen, es ist ohne­hin gera­de eine Zeit ohne Licht. Ein Mäd­chen, das ihm manch­mal sei­nen Fisch ser­viert, macht ihm schö­ne Augen. Mor­gens sind die Hör­ner der Schif­fe zu ver­neh­men, die den Hafen der Stadt ver­las­sen. Das war am 1. Dezem­ber 2013 gewe­sen. — Im Radio wird von einer Frau erzählt, die seit dem 28. Febru­ar die­ses Jah­res täg­lich von Lis­sa­bon aus mehr­fach ver­geb­lich ver­sucht ihre Eltern in Mariu­pol zu errei­chen. Kein Laut. Kein Zei­chen. Aber Stil­le, Tag für Tag. Stun­de um Stun­de. Minu­te für Minu­te. — stop

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dubrowka — theater

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tan­go : 22.18 UTC — Im Febru­ar 2008 unter­hielt ich mich mit einem Ermitt­lungs­be­am­ten Orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät. Wir kamen auf eine Gei­sel­nah­me im Mos­kau­er Dubrow­ka — Thea­ter am 23. Okto­ber 2002 zu spre­chen. 132 Men­schen waren ums Leben gekom­men. Fol­gen­des > b : Wenn Du zwei Gei­seln nimmst und ver­han­delst, hast Du gute Über­le­bens­chan­cen. Wenn Du damit drohst, eine Gei­sel zu erschie­ßen, wird’s gefähr­lich. Wenn Du eine Gei­sel erschießt, bist Du ein toter Mann. — lou­is : Und wenn ich schla­fe, wenn Ihr kommt? — b : Betäubt? — lou­is : Betäubt. — b : Bom­be? — lou­is : Bom­be! b : Dann bist Du tot. Du bist eine Bom­be, Du schläfst und Du bist tot. — Frau­en waren damals unter den Gei­sel­neh­mern gewe­sen. Sie tru­gen Spreng­stoff­gür­tel oder Spreng­stoff­wes­ten, und waren ver­mummt. Man berich­te­te, sie sei­en nach Mos­kau gekom­men, um ihre Män­ner zu rächen, die in Tsche­tsche­ni­en von rus­si­schen Sol­da­ten getö­tet wor­den waren. — Das Radio erzählt, an die­sem Tag, heu­te, auf einem Fluss, der durch die Stadt Mos­kau fließt, wur­den auf dem Eis mit grau­er Far­be Inschrif­ten über­malt, die gegen den Krieg in der Ukrai­ne pro­tes­tier­ten. — stop
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jenseits

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tan­go : 20.55 UTC — Ein­mal, vor Jah­ren, war ich in der digi­ta­len Sphä­re auf der Suche nach Pro­pel­ler­flug­ma­schi­nen gewe­sen, die von Hand zu bedie­nen sind. Ich ent­deck­te eine Leih­sta­ti­on für Droh­nen­vö­gel nahe des St. Geor­ge Fer­ry Ter­mi­nals, und zwar in der Bay Street, Haus­num­mer 54. Obwohl ich mich in Mit­tel­eu­ro­pa befand, muss­te ich, um Kun­de wer­den zu kön­nen, kei­ne wei­te­ren Anga­ben zur Per­son hin­ter­le­gen als mei­ne Kre­dit­kar­ten­num­mer, nicht also begrün­den, wes­halb ich den klei­nen Metall­vo­gel, sechs Pro­pel­ler, für drei Stun­den nahe der Stadt New York aus­lei­hen woll­te. Auch erkun­dig­te sich nie­mand, ob ich über­haupt in der Lage wäre, eine Droh­ne zu steu­ern, selt­sa­me Sache. Ich bezahl­te 24 Dol­lar und star­te­te unver­züg­lich mit­hil­fe mei­ner Com­pu­ter­tas­ta­tur vom Dach eines fla­chen Gebäu­des aus. Ich flog zunächst vor­sich­tig auf und ab, um nach weni­gen Minu­ten bereits einen Flug ent­lang der Metro­ge­lei­se zu wagen, die in einem sanf­ten Bogen in Rich­tung des offe­nen Atlan­tiks nach Tot­ten­ville füh­ren. Ich beweg­te mich sehr lang­sam in 20 Metern Höhe dahin, kein Schnee, kaum Wind. Die fer­ne und doch zugleich nahe Welt unter mir auf dem Bild­schirm war gut zu erken­nen, ich ver­moch­te selbst Gesich­ter von Rei­sen­den hin­ter stau­bi­gen Fens­ter­schei­ben pas­sie­ren­der Züge zu ent­de­cken. Nach einer hal­ben Stun­de erreich­te ich Clif­ton, nied­ri­ge Häu­ser dort, dicht an dicht, in den Gär­ten mäch­ti­ge, alte Bäu­me, um nach einer wei­te­ren Vier­tel­stun­de Flug­zeit unter der Ver­ranz­a­no-Nar­rows Bridge hin­durch­zu­flie­gen. Nahe der Sta­ti­on Jef­fer­son Ave­nue wur­de gera­de ein Feu­er gelöscht, eine Rauch­säu­le rag­te senk­recht hoch in die Luft, als wäre sie von Stein. Dort bog ich ab, steu­er­te in der­sel­ben Höhe wie zuvor, der Lower Bay ent­ge­gen. Am Strand spa­zier­ten Men­schen, die wink­ten, als sie mei­nen Droh­nen­vo­gel oder mich ent­deck­ten. Als ich etwas tie­fer ging, bemerk­te ich in der Kro­ne eines Bau­mes in Ufer­nä­he ein Fahr­rad, des Wei­te­ren einen Stuhl und eine Pup­pe, auch Tang war zu erken­nen und ver­ein­zelt Vogel­nes­ter. Es war spä­ter Nach­mit­tag gewor­den jen­seits des Atlan­tiks, es wur­de lang­sam dun­kel. — Das Radio berich­tet von einem schwer­hö­ri­gen Opa, der in Kyjiw vor einem Fern­seh­ge­rät sitzt, mit dem Ton so laut, dass sei­ne Enkel­kin­der im Neben­zim­mer die Ein­schlä­ge von Rake­ten­spreng­köp­fen nicht hören. — stop
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