Aus der Wörtersammlung: harvey keitel

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dorothy parker

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india : 23.12 — Ein selt­sa­mer Traum. Als ich erwach­te, stol­per­te ich unver­züg­lich zum Schreib­tisch und notier­te: Mit Doro­thy Par­ker spa­ziert. Manch­mal fra­ge ich mich, wie mei­ne Träu­me ent­ste­hen, wie ich dazu kom­me, mir Geschich­ten zu erzäh­len, die von kos­mi­scher Fer­ne sind, obwohl ich doch selbst in ihnen ent­hal­ten bin. Vor dem Hotel im Traum, 37. Stra­ße West, war­te­te eine uralte, strah­lend schö­ne Frau, die nach mei­nem rech­ten Arm ver­lang­te, ohne ein Wort zu spre­chen, eine geschmei­di­ge, eine unwi­der­steh­lich rei­zen­de Ges­te, und schon waren wir auf dem Weg dem Süden zu. Win­ter­zeit, die Stra­ßen dampf­ten. Schwei­gend gin­gen wir neben­ein­an­der her. Die alte Frau trug einen schwe­ren, dunk­len Pelz­man­tel, fei­ne Leder­hand­schu­he von wei­ßer Far­be und einen roten Hut, auf den ich her­ab­se­hen konn­te, weil die Gestalt an mei­ner Sei­te sehr zier­lich gewe­sen war. Ich kann mich nicht erin­nern, wer nun wen durch Man­hat­tan führ­te, jeden­falls pas­sier­ten wir den Broad­way, die Bowery, die Brook­lyn­bridge. Wir muss­ten lan­ge Zeit unter­wegs gewe­sen sein, weil Mrs. Doro­thy Par­ker, die sich selbst im Traum nicht zu erken­nen gab, sehr, sehr lang­sam ging. Ein­mal hob ich sie hoch und trug sie eine Wei­le und sie schlief in mei­nen Armen ein. Dann erreich­ten wir den Pro­s­pect Park, eine Gegend, die mir bekannt zu sein schien. Da war eine Kreu­zung. Und da war Har­vey Kei­tel, der foto­gra­fier­te. Er kam auf mich zu und betrach­te­te das Gesicht der alten Frau und lächel­te und erkun­dig­te sich, ob ich denn wüss­te, wen ich da in den Armen hal­ten wür­de. — Und jetzt ist wie­der Nacht gewor­den und ich habe gute, sehr gute Lau­ne und fun­ken­de Lust traum­wärts wei­ter­zu­er­zäh­len. Wie nur kom­me ich über den Atlan­tik hin­weg genau an den Ort mei­ner klei­nen Schlaf­ge­schich­te zurück?
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