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ein gewehr für kinder

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del­ta : 6.16 — Irgend­wann ein­mal muss ich davon gehört haben, dass es in Ame­ri­ka mög­lich ist, Geweh­re für Kin­der zu kau­fen. Die­se Geweh­re sind ihrer Gestalt nach den Geweh­ren der Erwach­se­nen äußerst ähn­lich, aber sie sind klei­ner und bon­bon­far­big und ver­mut­lich auch leich­ter. Das Selt­sa­me ist, dass die­se Kin­der­ge­weh­re eben­so wir­kungs­voll sind, wie die Geweh­re der Erwach­se­nen. Wenn ein Kind mit einem Kin­der­ge­wehr einen Schuss auf ein ande­res Kind abfeu­ern will, zum Bei­spiel auf des­sen Kopf, oder ver­se­hent­lich ein Schuss sich lösen soll­te, wird das schie­ßen­de Kind bemer­ken, dass das beschos­se­ne Kind zu Boden fällt und hef­tig blu­tet, ver­mut­lich aus einem Loch, das sehr plötz­lich in sei­ner Schä­del­de­cke ent­stan­den ist. Es liegt dann bebend ein­fach so da auf dem Tep­pich eines Zim­mers oder im Gar­ten unter einer blü­hen­den Magno­lie oder auf einer Stra­ße, die von wein­ro­ten Blät­tern bedeckt ist, weil der töd­li­che Schuss zur Herbst­zeit abge­feu­ert wur­de. Ver­wun­dert, viel­leicht schon wei­nend, wird das Kind, das die Fol­gen des Schus­ses betrach­te­te, in die Küche oder ins Schlaf­zim­mer stür­men, wo die Mut­ter einer­seits schläft oder ande­rer­seits gera­de das Mit­tag­essen zube­rei­tet. Viel­leicht hat die Mut­ter den Schuss selbst gehört und kommt ihrem bit­te­ren Kind ent­ge­gen, bei­de haben ihre Augen weit geöff­net. Das Kind, das an den Bauch der Mut­ter stürmt, will ver­mut­lich getrös­tet wer­den, es ist ja noch nicht ein­mal zehn Jah­re alt, es braucht die­sen Trost sehr sicher, weil das ande­re Kind nicht wie­der auf­ste­hen will, weil das gefal­le­ne Kind in einer Wei­se blu­tet, die nicht üblich ist. Wie dann die Mut­ter ihrem wei­nen­den Kin­de fol­gen wird, wie bei­de den Ort des Gesche­hens errei­chen, wie die Mut­ter zu Boden sinkt, wie sie weint und klagt, wie sie mit zit­tern­den Hän­den den schwer ver­sehr­ten Lei­chen­kör­per betas­tet, wie sie den Him­mel anruft, wie sie selbst kaum noch atmet, hin­ter ihr ste­hend das über­le­ben­de Kind, das die gelieb­te Mut­ter beob­ach­tet. Wie es jetzt zögernd näher kommt, ganz lei­se, weil es um Him­mels­wil­len die Repa­ra­tur­ar­bei­ten der Mut­ter nicht stö­ren will. – stop

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