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wegen unsichtbarkeit

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lima : 0.08 — Die klei­ne M. erzähl­te, sie habe mit ihrer Mut­ter fünf Jah­re im fünf­zehn­ten Stock eines Miets­hau­ses auf Roo­se­velt Island gelebt. Dort hat­ten sie zwei Nach­barn, eine Fami­lie links, puer­to­ri­ca­ni­scher Her­kunft, Mut­ter, Vater, drei Kin­der, — sowie eine ver­mut­lich allein­ste­hen­de Frau in der Woh­nung rechts. Wäh­rend M. und ihre Mut­ter sehr herz­li­chen Kon­takt zu den Men­schen auf der lin­ken Sei­te ihrer Woh­nung pfleg­ten, man fei­er­te sogar gemein­sa­me Fes­te, grüss­te von Bal­kon zu Bal­kon, waren sie jener Frau, deren Stim­me häu­fig schrill durch die Wand zu ihnen in die Wohung drang, in all den Jah­ren räum­li­cher Nähe nie per­sön­lich begeg­net. Auch auf dem Bal­kon, berich­te­te M., hät­ten sie die Per­son, die zu der schril­len Stim­me gehör­te, nie gese­hen, nur das Licht, das von der Woh­nung her kam, Licht auch, das unter der Tür hin­durch auf den Flur leuch­te­te, ein schma­ler Strei­fen, fade. Das Schild­chen, das neben der Tür zur Woh­nung ange­bracht wor­den war, behaup­te­te hin­ter der Tür lebe Lucil­la Mil­ler, ein Brief­kas­ten, der zur Woh­nung gehör­te, exis­tier­te vor dem Haus, der Brief­kas­ten wur­de von irgend­je­man­dem regel­mä­ßig geleert. Manch­mal nachts war aus der Woh­nung Streit zu hören, Mrs. Mil­lers kei­fen­de Stim­me, dann wie­der Flüs­tern, von Zeit zu Zeit auch Geräu­sche, die mög­li­cher­wei­se aus einem Fern­seh­ge­rät kamen, Schrit­te wei­ter­hin, fer­ne Schrit­te. Mrs. Mil­ler tele­fo­nier­te häu­fig und jeweils lan­ge Zeit, wäh­rend die­ser Gesprä­che schien Mrs. Mil­ler her­um­zu­lau­fen, zwei oder drei­mal hat­ten ihre Nach­barn den Ver­dacht, sie sei viel­leicht ver­reist, ein­mal woll­te man das Jau­len einer Kat­ze ver­nom­men haben. Eigent­lich war alles in Ord­nung, eigent­lich gab es kei­nen Grund zur Beun­ru­hi­gung, wenn man doch Mrs. Lucil­la Mil­ler wenigs­tes ein­mal gese­hen hät­te, einen Schat­ten, oder eine Hand, die hin­ter den ver­git­ter­ten Fens­tern einer Auf­zugs­tü­re wink­te. Dar­um wohl haupt­säch­lich, wegen Unsicht­bar­keit, wur­de an einem eisi­gen Win­ter­tag jene geheim­nis­vol­le Woh­nung von zwei Feu­er­wehr­män­nern geöff­net. Die Woh­nung war, von zwei Laut­spre­chern abge­se­hen, auf wel­chen eine schä­bi­ge Lam­pe thron­te, voll­stän­dig leer. Die klei­ne M. sag­te, wäh­rend sie an ihrem gro­ßen Zeh dreh­te wie an einem Radio­knopf, dass sie sich sehr gewun­dert habe. Auch alle ande­ren haben sich gewun­dert, wie natür­lich auch ich, der die­se Geschich­te auf­ge­schrie­ben hat. — stop

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