Aus der Wörtersammlung: wasserengel

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im aquarium

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india : 20.01 UTC — Ein­mal beob­ach­te­te ich in der Unter­was­ser­ab­tei­lung eines zoo­lo­gi­schen Gar­tens Medu­sen und Hai­fi­sche, auch Bunt­bar­sche und See­ster­ne. Es war dort bei­na­he dun­kel gewe­sen, Besu­cher flüs­ter­ten, wohl weil man im Schat­ten­licht lei­se spricht. Als ich mich gera­de umdre­hen woll­te, um nach einem Aus­gang zu suchen, ent­deck­te ich einen klei­ne­ren Behäl­ter, der auf einem Sockel inmit­ten des Saa­les ruh­te. Da schweb­te ein Wesen in dem Behäl­ter, das ich noch nie zuvor gese­hen hat­te. Ich dach­te, tat­säch­lich exis­tie­ren Unter­was­se­r­en­gel, Per­sön­lich­kei­ten, die sich ein Maler aus­ge­dacht haben könn­te. Eini­ge Minu­ten lang war­te­te ich dar­auf, doch end­lich wach zu wer­den, indes­sen der Unter­was­se­r­en­gel mich sei­ner­seits zu beob­ach­ten schien. Kurz dar­auf näher­te sich ein Mit­ar­bei­ter des Aqua­ri­ums, er strich mit einem Fin­ger über die Schei­be hin, der Fisch folg­te dem Fin­ger, als ob er mit ihm befreun­det sei. Ich sag­te, das ist ein selt­sa­mer Fisch, eine Art Unter­was­se­r­en­gel. Nein, ant­wor­te­te der Mit­ar­bei­ter, das ist ein Fet­zen­fisch. Das kann nicht sein, erwi­der­te ich, eine selt­sa­me Bezeich­nung für ein so wun­der­vol­les Wesen. Eine Wei­le dis­ku­tier­ten wir über das Recht oder Unrecht, Namen an Tie­re oder Pflan­zen zu ver­ge­ben. In die­ser Zeit beob­ach­te­te uns der Fisch auf­merk­sam. Plötz­lich dreh­te er sich um und ver­schwand in einer Höh­le, so als habe er die Ent­schei­dung getrof­fen, genau in die­sem Moment sei­nen Arbeits­tag als Fet­zen­fisch zu been­den. — stop

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koralle

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hima­la­ya : 6.45 — In den ver­gan­ge­nen Stun­den über Gestalt und Leben der Was­se­r­en­gel nach­ge­dacht. Wenn ich mich mit einer Erfin­dung beschäf­ti­ge, die von einem frisch ent­deck­ten Wort aus­ge­gan­gen ist, öff­nen sich Räu­me von enor­mer, von unbe­kann­ter Wei­te. Mit jedem Satz, den ich dar­auf­hin notie­re, wer­den die­se Räu­me sicht­bar und selt­sa­mer­wei­se enger, als ob jeder Was­se­r­en­gel im Moment sei­ner Erfin­dung bereits über einen per­sön­li­chen Raum ver­füg­te, der von den Geset­zen der Logik beschränkt wird oder von mei­ner Bega­bung. – Frü­her Mor­gen. Gewit­ter­him­mel. Wol­ken spa­zie­ren über die Stra­ße. — stop

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