Aus der Wörtersammlung: flockenpelze

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seltsam

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ulys­ses : 1.18 — Wie ist es mög­lich, Geschich­ten zu erzäh­len, die selt­sam sind, ohne sofort selbst für selt­sam oder merk­wür­dig oder gar gefähr­lich gehal­ten zu wer­den, da doch die­se merk­wür­di­gen Geschich­ten in mei­nem Kopf ent­ste­hen? Ich habe L. von Esme­ral­da erzählt, dass Esme­ral­da eine Schne­cke sei, die in mei­ner Woh­nung lebe, als wäre sie eine Kat­ze, dass ich das klei­ne Tie­re füt­tern wür­de, dass ich mei­ne Woh­nung im Win­ter behei­ze, auch wenn ich nicht anwe­send sei, damit Esme­ral­da nicht frie­ren möge. Lie­be L. sag­te ich, ich wäre nie­mals auf die Idee gekom­men, mir aus frei­en Stü­cken eine Schne­cke zu kau­fen oder aber zur Som­mer­zeit in einem Gar­ten ein­zu­fan­gen, nein, nie­mals, wenn nun aber eine Schne­cke als Geschenk, als kos­ten­freie Offer­te auf pos­ta­li­schem Wege zu mir reis­te, war­um soll­te ich das Geschenk zurück­wei­sen, war­um nicht einen Ver­such unter­neh­men, ein guter oder vor­züg­li­cher Schne­cken­hal­ter zu wer­den? Wir wer­den es ver­su­chen, sag­te ich zur Schne­cke kurz nach­dem sie ange­kom­men war. Jah­re sind seit­her ver­gan­gen, Esme­ral­da scheint mit ihrem Leben in mei­ner Woh­nung ein­ver­stan­den zu sein. Ein­mal öff­ne­te ich die Tür zum Trep­pen­haus und war­te­te. Ein ande­res Mal öff­ne­te ich ein Fens­ter und war­te­te wie­der­um eini­ge Zeit, Esme­ral­da blieb oder kehr­te zurück. Es stellt sich nicht zum ers­ten Mal die Fra­ge: Wie alt wer­den Schne­cken? Ist Esme­ral­da nicht viel­leicht bereits viel zu alt, um noch als gewöhn­li­che Schne­cke betrach­tet wer­den zu kön­nen? — stop

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ping

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schnee

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del­ta : 2.05 — Mit­ten in der Nacht wach­te ich auf. Vor den Fens­tern fiel Schnee, buschi­ge Flo­cken­pe­l­ze, sehr dicht, aus der Ent­fer­nung, ein hel­ler, sich bewe­gen­der Schat­ten. Esme­ral­da hock­te auf dem Fens­ter­brett und sah hin­aus. Sie schien tat­säch­lich Schnee­flo­cken zu beob­ach­ten, viel­leicht des­halb, weil es in der Woh­nung zur Nacht­zeit, ich hat­te geschla­fen, nichts wei­ter zu unter­su­chen gab. Ich über­leg­te, ob es mög­lich wäre die klei­ne Schne­cke, die nun seit Okto­ber des Jah­res 2013 in mei­ner Nähe lebt, ein­mal mit nach New York zu neh­men. Ich müss­te sie im Hand­ge­päck ver­stau­en, heim­lich, viel­leicht in einer Dose ver­ber­gen, die belüf­tet ist. Ich könn­te eine hand­voll Sul­ta­ni­nen als Schne­cken­pro­vi­ant mit mir neh­men in der Hosen­ta­sche, Esme­ral­da füt­tern wäh­rend wir über den Atlan­tik flie­gen. Es ist selt­sam, ich habe lan­ge Zeit dar­über nach­ge­dacht, wer mir Esme­ral­da geschenkt haben könn­te, wer sie vor zwei Jah­ren für mich in eine Schach­tel setz­te und wes­halb. Vor eini­gen Wochen, als Esme­ral­da gera­de fried­lich schla­fend vor mir auf dem Schreib­tisch auf einer Bana­ne saß, näher­te ich mich mit einem Ohr und lausch­te an ihrem Häus­chen. Ich hör­te nichts oder nur eine Vor­stel­lung, ein sum­men­des Geräusch. Bald wäre ich auf­ge­stan­den, woll­te mir fei­nes Werk­zeug aus der Küche holen, woll­te ein äußerst fei­nes Loch in Esme­ral­das Schne­cken­ge­win­de boh­ren. Als hät­te sie geahnt, was ich plan­te, als hät­te sie mei­nen zugleich nach­denk­li­chen wie bereits ent­schlos­se­nen Blick bemerkt, rich­te­te Esme­ral­da ihre Füh­ler nach mir aus und mus­ter­te mich. Ich mein­te in die­sem Augen­blick ein Lächeln in ihrem Gesicht bemerkt zu haben. — stop

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