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manhattan — bellevue hospital

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alpha : 14.15 — Auf einer Bank im Schat­ten küh­len­der Bäu­me gleich neben dem Bel­le­vue Hos­pi­tal sitzt ein alter Mann in einem blau und weiß gestreif­ten Pyja­ma. Er ver­sucht eine Mine­ral­was­ser­fla­sche zu öff­nen, schimpft vor sich hin in die­ser schwe­ren Arbeit, sagt, dass das doch nicht mög­lich sei, war­um sich das ver­damm­te Ding nicht öff­nen lie­ße, er habe die Fla­sche vor einer Stun­de noch selbst zuge­dreht. Ein grau­es Eich­hörn­chen hockt auf mäch­ti­gen Hin­ter­bei­nen neben ihm, beob­ach­tet die Hän­de des alten Man­nes, bleibt auch dann ganz still, als ich mich nähe­re und mei­ne Hil­fe anbie­te. — Ein ange­neh­mer Nach­mit­tag, die Luft ist etwas küh­ler gewor­den und tro­cken, ein leich­ter Wind raschelt in den Bäu­men, die so alt zu sein schei­nen, dass der Schrift­stel­ler Mal­colm Lowry sich an ihren Stäm­men fest­ge­hal­ten haben könn­te, damals, im Jahr 1936, als er schwer alko­hol­süch­tig in enger wer­den­den Krei­sen auf das rot­stei­ner­ne Kran­ken­haus zustürz­te, um in einem Tage wäh­ren­den Deli­ri­um, Wale über den East River flie­gen zu sehen. Der Dich­ter, der Trin­ker auf hoher See. Bel­le­vue war in Lowry’s Kopf zu einem Schiff gewor­den, des­sen Plan­ken unter ihm ächz­ten in den Stür­men, die sein armes Gehirn durch­le­ben muss­te in Fie­ber­schü­ben, unter den schwit­zen­den Hän­den der Matro­sen­ärz­te, die ihn an sein Bett fes­sel­ten. Und wie er dann selbst, oder jene Figur, die Mal­colm Lowry in sei­ner groß­ar­ti­gen Erzäh­lung Lunar Cau­st­ic gegen das Alko­ho­l­un­ge­tüm antre­ten lässt, nach Wochen der Abs­ti­nenz auf­recht und leicht­fü­ßig gehend durch den Haupt­ein­gang des Hos­pi­tals wie­der fes­ten Boden betritt, schon die nächs­te Fla­sche Absinth vor Augen hier am East River, an einem Tag wie die­sem Tag vor lan­ger, lan­ger Zeit.
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