Aus der Wörtersammlung: luftfeuchte

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sumatra petit

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india : 21.05 UTC — Es ist der 22. Juni, Abend. 30 °C Wär­me im Arbeits­zim­mer, 88 Pro­zent Luft­feuch­te, mei­ne Schreib­ma­schi­ne, die gera­de eben noch von einem Schirm­samm­ler erzähl­te, schnauft vor sich hin, jeder wei­te­re Satz scheint ihr Pro­zes­sor­herz auf­zu­re­gen. Ich selbst habe schon längst auf­ge­hört zu atmen, habe mei­ne Kie­men­schäch­te, die links und rechts hin­ter mei­nen klei­nen Ohren im Ver­bor­ge­nen lie­gen, geöff­net, nun bin ich ganz auf der siche­ren Sei­te. Mein Tele­fon­hö­rer ruht neben Lutz Sei­ler Zeit­waa­ge, ein Buch, das ich zur Stun­de kaum wage anzu­fas­sen, es konn­te zer­fal­len. Über­haupt bin ich heu­te ein wenig lang­sam in der Auf­nah­me der Wör­ter, ich lese sozu­sa­gen Buch­sta­be um Buch­sta­be vor­an. Über mei­nem Sofa haben sich drei Wol­ken­tür­me gebil­det, die bald blit­zen wer­den, ich ken­ne das schon, es blitzt und dann wird es reg­nen, die­sen wun­der­ba­ren Regen aus mei­nen Zim­mer­wol­ken, der nach Veil­chen duf­tet, ich weiss noch immer nicht war­um. Auf dem Fens­ter­brett ein Zei­sig, es ist kurz nach neun Uhr, Miles Davis So What, wir tau­chen. — stop
ping

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yanuk : frogs

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sier­ra

~ : yanuk le
to : louis
sub­ject : LIGHT
date : july 12 08 6.15 p.m.

Lie­ber Mr. Lou­is, ich schreib Dir noch rasch, bevor die Dun­kel­heit wie ein nas­ses Tuch vom Him­mel fal­len wird. Ist Dir bekannt, dass ich seit bald zwei­hun­dert Tagen auf Baum No 728XZ sit­ze, ohne ein­mal den Erd­bo­den berührt zu haben? Viel Zeit habe ich in den ver­gan­ge­nen Wochen damit ver­bracht, mein Zelt gegen das Licht der Son­ne abzu­dich­ten. Wer­de fort­an ver­su­chen, am Tag zu schla­fen und nachts mei­nen For­schungs­ar­bei­ten nach­zu­ge­hen. Bin zufrie­den, habe viel neue Wesen ent­deckt, aber die Hit­ze setzt mir zu, und das Licht scheint doch eine Flüs­sig­keit zu sein, die durch den kleins­ten Spalt flie­ßen und mein Zelt aus­zu­fül­len ver­mag. Viel­leicht ist das Licht des­halb nicht aus­zu­schal­ten, weil ich weiß, dass es dort drau­ßen, vor mei­nem Zelt unter dem Man­tel von Blät­tern, hell ist, oder weil Licht in mei­nem Kopf brennt, das ich nicht zu Ende den­ken kann. Und doch, mein lie­ber Lou­is, bin ich glück­lich. Dank Dir herz­lich für den fei­nen Sim­mons Text. Das ers­te Buch, das ich per E‑Mail erhal­ten habe. Ich bin natür­lich noch nicht sehr geübt im Lesen vor Bild­schir­men und die Fal­ter set­zen mir zu. Sie haben die Grö­ße mei­ner Hän­de, sind stau­big und zu schwer für die Zun­gen der Frö­sche, die in mei­ner Nähe sit­zen und war­ten, dass ich mit mei­nen Selbst­ge­sprä­chen begin­nen wer­de. Manch­mal habe ich das Gefühl, bereits selt­sam gewor­den zu sein. Viel­leicht bin ich ein erfun­de­nes Geschöpf? Wirst Du schrei­ben, sobald Du etwas vom Ver­rückt­sein bei mir fin­dest? – 6.12 p.m. 32°C. 97 Pro­zent Luft­feuch­te. Posi­ti­on 1°38’S 61°42’W — Yanuk

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22.05 UTC
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