ulysses : 5.08 — Im Traum wollte ich mein Herz mit einem Mädchen teilen, das sehr krank gewesen war. Ich beobachtete, wie ein Chirurg meine Brust öffnete. Bald hörte ich das Mädchen lachen und sah, wie es davon hüpfte. Wartete einen Tag auf dem Rücken liegend und machte mich dann stadtwärts im Zwielicht auf die Suche nach einem weiteren Herzen. – Nacht. Wundere mich, dass ich lebe von Minute zu Minute. stop. Feine Wörter gesammelt: ping query singlecast chaos class hesiod elapsed seconds flood maximum hop count noname broadcast > 255.255.255.255.2223 toctoctoc
Aus der Wörtersammlung: chirurg
lichtbilder
echo : 0.01 – In den Magazinen meiner Computermaschine existieren zwei Ordner, welche Fotografien versammeln, die mich beunruhigen oder in Begeisterung, in Staunen versetzen. In der einen Ordnerabteilung Fotografien, die schmerzen, auch deshalb schmerzen, weil sie nicht gezeigt werden dürfen aus meiner Sicht. Eine dieser Fotografien präsentiert eine junge Frau, die in der Stadt Moskau auf einer Straße liegt. Sie wurde, so erzählen Texte, die in der Nähe der Fotografie anzutreffen sind, von Scharfschützen erschossen, weil sie damit drohte, sich in die Luft zu sprengen. Eine Trophäe, so sieht das aus, ein Bild, das existiert. Was mache ich mit diesem Bild? — In der anderen Abteilung meiner Sammlung warten Fotografien, die mich gleichwohl beunruhigen, Fotografien, die ich vorzeigen könnte, weil sie nicht Teil einer Drohung sind. Eine dieser Fotografien, die mich schon lange Zeit in Gedanken begleitet, beleuchtet einen alten Mann in dem Moment, da er Reparaturarbeiten an sich selbst ausführt. Eine Aufnahme, die ich als präzise, als zärtliche, als behutsame Aufnahme wahrnehmen kann. Ich stellte mir vor, dass der alte Mann kurz innehält, dass er den Kopf dreht, mich ansieht und das Wort NEIN ausspricht. Wie ich sogleich meine Augen schließe. — stop
kapstadt
2.26 — Mail von S. aus Kapstadt. Der junge Arzt berichtet aus einem kleinen Hospital [ 200 Betten ] nahe einem Township. Er habe, wie immer, wenn Zahltag sei, sehr schwierige Nächte hinter sich. Zeit der Drogen, Zeit der Waffenkäufe, Zeit offener Rechnungen. Er stehe von 20.00 bis 8.00 Uhr im OP wie an einem Fließband und lege Thoraxdrainagen, vernähe Stichwunden, hole Messerspitzen und Projektile aus den Körpern, all diese üblichen Dinge in der Nähe des Krieges. Während ich seine Nachricht lese, erinnere ich mich an eine Fotografie, die einen alten italienischen Chirurgen zeigt, der im Moment der Aufnahme eine Operation im eigenen Bauchraum unternimmt. Unverzüglich mache ich mich im Pappschachtelturm auf die Suche.
Wieder ein Oszillieren zwischen Staunen und Unruhe. Heute Nacht dampfen die Straßen. Leichter Seegang. — Vielleicht ist das Schreiben ein Vorgang des Nähens, eine Arbeit der Reparatur. — Und Grosny? — stop