marimba : 16.12 UTC — Hinter dem Tresen eines Backwarenladens stand eine junge Frau. Sie beobachtete, wie ich mein Portemonnaie durchsuchte. Lassen Sie sich Zeit, sagte sie. Sie war mir bereits früher einmal angenehm aufgefallen, eine sehr geduldige und immer freundliche Person. Ich sagte: Ich werde doch langsam ein alter Mann. Ja, sagte sie, ja, ja, lassen Sie sich ruhig Zeit, wir können kleines Wechselgeld gut gebrauchen. Ich durchsuchte das Täschchen, das für Münzen eingerichtet war, bald aber drehte ich meinen Geldbeutel einfach auf den Kopf und ließ eine Handvoll Münzen auf einen Teller auf dem Tresen fallen. Es waren sicher 20 Münzen gewesen, die vor unseren Augen lagen, 1 Cent, 2 Cent auch 10 Centmünzen. Kaum 1 Sekunde war vergangen, die junge Frau hatte nur einen knappen Blick auf den Teller vor uns geworfen, da sagt sie: Das sind 40 Cent zu viel. Sie zählte das Geld in einer rasenden Geschwindigkeit mit zwei Fingern durch, und sie lachte, vermutlich weil sie meinen staunenden Blick bemerkte. Wie machen sie das, fragte ich. Die junge Frau antwortete: Es geht nicht langsamer. Nein, sagte ich, ich meine, wie haben Sie mit nur einem Blick den Wert des Geldes auf dem Teller festgestellt? Das ist Übung, sagte sie, ich kann das auch mit Perlen oder mit Linsen, aber das, was ich als Summe erkennen möchte, muss auf einem kleinen Teller wie diesem Teller hier liegen. Erstaunlich, sagte ich. Sie sind nicht alt, antwortete die junge Frau. Doch, doch, sagte ich, ich halte mich beim Treppensteigen am Geländer fest, das ist neu, das kam einfach so von einem Tag auf den anderen Tag. Erstaunlich, sagte die junge Frau, das wird schon wieder. — stop
Aus der Wörtersammlung: backware
global
india : 0.01 — Arthur Mashuryan, Konditor aus Remagen, ist ein Künstler feinster Backwaren, ein rundlicher Mann, fröhlich und selbstbewusst, ein Unternehmer armenischer Herkunft. Er erzählt im Bildschirmradio Folgendes: Aufklärung ist bedeutend. In erster Linie, die Verbindung zwischen den Flüchtlingen und den Deutschen zu schaffen. Weil, ich habe das Gefühl, dass man keinen Bezug dazu hat. Man muss auch teilweise sagen, Deutschland geht es gut, Deutschland ist ein global agierendes Land, die Unternehmen sind global vernetzt, und dieser Wohlstand, den Deutschland erwirtschaftet hat, ist auch ein Grund für bestimmte Flüchtlinge, und das muss man auch als Verbindung sehen, in diesem Zusammenhang, die Verantwortung, diese Art der Sichtweise. Ich möchte niemanden verurteilen, weder deutsche Unternehmen noch die Politik, noch die Menschen, man muss das System verstehen, wie so etwas funktioniert. Man ist Exportweltmeister, die Frage ist nur, das hört sich schön an, aber was ist, was steckt dahinter, Exportweltmeister bedeutet auch, dass man in anderen Ländern erfolgreich agiert, so wie in Deutschland, aber auf der anderen Seite gibt es Verlierer, und diese Verlierer haben Beine bekommen und sind heutzutage hier. Nicht nur aus Kriegsgebieten, auch Wirtschaftsflüchtlinge, das muss man auch erwähnen, dass das auch ein Problem ist. Wenn man verhungert, stirbt man trotzdem, auch wenn man nicht erschossen wird. — stop