Aus der Wörtersammlung: troll

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in der dritten stunde schlafloser nacht

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gink­go : 2.55 — In dem Doku­men­tar­film Unter Kon­trol­le, der von den inne­ren Räu­men des Atom­kraft­zeit­al­ters her erzählt, erklärt ein lei­ten­der Inge­nieur den Wir­kungs­zu­sam­men­hang zwi­schen com­pu­ter­ge­steu­er­ten Rou­ti­nen und mensch­li­chen Wir­kungs­op­tio­nen, die zu Sicher­heit oder mög­lichst gerin­ger Unsi­cher­heit füh­ren sol­len. Es ist ein sym­pa­thi­scher älte­rer Herr, der dort spricht. Man sieht, er ist stolz auf die von mensch­li­chem Geist geschaf­fe­ne Maschi­ne. Um sei­ner Über­zeu­gungs­kraft nicht voll­stän­dig zu erlie­gen, muss ich mich bemü­hen, ich schwim­me, mit­tels Gedan­ken­be­we­gung, gera­de­zu an gegen den Sog sei­ner Argu­men­ta­ti­on, ich den­ke: Three Mile Island, Tscher­no­byl, Fuku­shi­ma, ein Tele­gramm, den­ke ich, das sich wie­der­ho­len lässt, ein klei­ner Kopf­ro­tor. Ein­mal äußert der sym­pa­thi­sche alte Mann einen höchst bemer­kens­wer­ten Gedan­ken, er sagt, dass sta­tis­tisch gese­hen jeder Mensch 10 Feh­ler in einer Stun­de unter­neh­men wür­de. Das ist eine sehr selt­sa­me Sache. Mir geht das nicht mehr aus dem Kopf. Es ist jetzt bald drei Uhr in der Nacht, der Sta­tis­tik zufol­ge habe ich bis­her 28 Feh­ler unter­nom­men, die jeder für sich nicht schwer gewe­sen sein dürf­ten, weil ich noch immer exis­tie­re. Ich ruh­te, zum Bei­spiel, in der ver­gan­ge­nen Stun­de auf einem Sofa, ich habe weder tele­fo­niert noch habe ich Musik gehört, auch habe ich in kei­nem Buch gele­sen, ich habe an mei­nen Vater gedacht, an mei­ne Mut­ter, an mei­ne Schwes­ter, an mei­ne Brü­der, und auch an jenen älte­ren Herrn und sei­ne Begrün­dung der Maschi­ne. Bald, in weni­gen Minu­ten, wer­de ich in die vier­te Stun­de die­ses Tages tre­ten. — stop
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kapselbäume

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lima : 0.03 – Fens­ter von opa­k­em Licht. Bäu­me drau­ßen im Park vor dem Prä­pa­rier­saal selbst nicht zu sehen, nur ihre Schat­ten, die sich im Wind beweg­ten. Der Ein­druck, jene Schat­ten­bäu­me han­del­ten aus eige­ner Kraft, Mus­keln unter der Rin­de, Seh­nen, Gelen­ke, Kap­seln, Bän­der. Sche­men zwei­er Eich­hörn­chen hüpf­ten von Ast zu Ast. Ich beob­ach­te­te eine Idee, wäh­rend ich über Kopf­hö­rer die Qua­li­tät einer Ton­band­auf­nah­me kon­trol­lier­te. Eine Stim­me. Die Stim­me eines jun­gen Man­nes. Er sag­te: Ich hielt im Traum einen Kehl­kopf in der Hand, der lei­se pfiff. Ich kann mich an ein paar sehr schrä­ge Töne erin­nern, an eine vibrie­ren­de Bewe­gung auf mei­ner Hand­flä­che, als ob dort ein Fal­ter sehr rasch mit sei­nen Flü­geln auf und ab schla­gen wür­de. : pau­se 2 sec : Manch­mal habe ich am hell­lich­ten Tag Vor­stel­lun­gen, Tag­träu­me­rei, mei­ne Hän­de, zum Bei­spiel, auf dem Lenk­rad mei­nes Autos, ohne Haut.  –  Sams­tag. Wol­ken­lo­ser Him­mel. Count Basie. — stop

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anatomischer traum

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alpha : 18.02 — Im Traum die maß­stabs­ge­treue ana­to­mi­sche Dar­stel­lung eines Tief­see­ele­fan­ten­rüs­sels auf der Madi­son Ave­nue ent­rollt. Leuch­tend rote Mus­kel­grup­pen, stau­nen­de Pas­san­ten, Poli­zei­fahr­zeu­ge sperr­ten Kreu­zun­gen, Stun­den rau­schen­den Glücks, bis ich Höhe 129th Street das Ende der For­ma­ti­on erreich­te. Unver­züg­lich mit der Sub­way down­town 23rd Street zurück. Abend war gewor­den, Nacht, ich begann im Licht einer Stirn­lam­pe, jeden ein­zel­nen Mus­kel der 120000 Struk­tu­ren hand­schrift­lich und ana­to­misch sinn­voll zu bezeich­nen: mus­cu­lus ama­zo­ni­us ori­ens. Arbei­te­te einen Block nord­wärts, bald fehl­ten wei­te­re Wör­ter. — stop

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