Aus der Wörtersammlung: ahnung

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regenkäfer henry

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hibis­kus : 3.25 — Kurz nach drei Uhr. Es hat auf­ge­hört zu reg­nen, die Nacht ist still, alle Men­schen um mich her­um schla­fen. Ich habe eini­ge Stun­den ver­geb­lich ver­sucht, eine Geschich­te auf­zu­schrei­ben, die mir seit zwei Tagen durch den Kopf geis­tert. Hart habe ich gear­bei­tet, jetzt bin ich müde und sen­de anstatt mei­ner Geschich­te, eine Zeich­nung, eine Ahnung viel­leicht vom Gespenst, das in die­ser Nacht nicht gelin­gen woll­te. — Guten Mor­gen! Heu­te ist Don­ners­tag. — stop

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eine frage der winde

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echo : 2.26 — Eine jedem Pro­pel­ler­kä­fer zutiefst ver­bun­de­ne Lei­den­schaft ist, auf Bäu­men zu sit­zen und nach Win­den Aus­schau zu hal­ten. Sie sind in die­sem War­ten und Schau­en außer­ge­wöhn­lich gedul­di­ge Per­sön­lich­kei­ten. Wochen, gar Mona­te sit­zen sie kaum wahr­nehm­bar in Gestalt klei­ner Zigar­ren auf knor­ri­gen Ästen, Stäm­men und Blät­tern her­um, indes­sen sie ihre Augen stets geöff­net hal­ten, blaue, sehr blaue Augen, auch wenn sie schla­fen, was nicht ganz sinn­voll zu sein scheint, weil doch her­an­we­hen­de Win­de eher zu hören, als zu sehen sind. Wenn man nun einen Pro­pel­ler­kä­fer bei sei­ner lei­den­schaft­li­chen Arbeit, ins­be­son­de­re den Prä­lu­di­en sei­ner Arbeit beob­ach­ten möch­te, soll­te man gedul­dig sein und immer­fort an sei­ner Sei­te, weil man nie vor­her­sa­gen kann, ob ein Wind, der sich näher­te, unse­rem Pro­pel­ler­kä­fer gefal­len wird. Man­che Win­de, so selt­sam das erschei­nen mag, noch feins­te Stür­me, die vom Meer her kom­men, las­sen unse­ren Pro­pel­ler­kä­fer voll­kom­men kalt, wäh­rend bereits die lei­ses­te Ahnung ganz ande­rer Win­de, hef­tigs­te Erre­gung erzeu­gen kann. Dann, von einer Sekun­de zur ande­ren, ändert der Pro­pel­ler­kä­fer sei­ne Far­be, ob er will oder nicht, er sieht jetzt ein wenig so aus, als wür­de Feu­er in ihm bren­nen. Sei­ne Füße indes­sen haben klei­ne Zehen aus­ge­fah­ren, Fan­ta­sien der Natur, rein nur zur Ver­an­ke­rung aus­ge­dacht, weil der Pro­pel­ler­kä­fer sich sofort wild ent­schlos­sen mit jedem sei­ner Pro­pel­ler gegen den Wind stem­men wird. Stür­me, gera­de Stür­me will er fan­gen. So sitzt er mit geschlos­se­nen Augen hin­ter pfei­fen­den Roto­ren bebend und knis­tert und war­tet, war­tet, bis all das wil­de Wet­ter vor­über­ge­zo­gen sein wird. Der Ord­nung hal­ber sei Fol­gen­des noch rasch gemel­det: Pro­pel­ler­kä­fer sind fried­vol­le, aber doch gefähr­li­che Wesen, sobald sie auf­ge­la­den sind. Mal haben sie sechs, mal acht, mal zehn Pro­pel­ler, die sie je in ihrem Leib ver­ber­gen, um für Wochen, für Mona­te wie­der zur Baum­zi­gar­re zu wer­den. Jetzt hören wir sie lei­se und zufrie­den knal­len. — stop

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ludwig wittgenstein

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5.27 — Bemer­ke immer wie­der, dass ich nicht spü­ren kann, wo genau im Kopf ich den­ke. Da sind durch Wor­te gehemm­te [ Lud­wig Witt­gen­stein ] Gedan­ken, prä­zi­se ver­nehm­ba­re Geräu­sche, die in blau­en, in roten, in gel­ben Farb­tö­nen erschei­nen. – Ein­mal CNN. | stop | Nacht­fern­se­hen. | stop | New Orleans. | stop | Alte Men­schen, die aus Fens­tern, von Bal­ko­nen ihrer Woh­nun­gen her in Boo­te stei­gen. | stop | Jun­ge Män­ner in Uni­for­men der Natio­nal­gar­de, die ihnen die Hän­de rei­chen. | stop | Ges­ten, als wären sie Gon­do­lie­re. | stop | Das Gesicht eines Man­nes, — erschöpft, leer, aus­ge­zehrt, geschlos­sen. | stop | Ja, ein geschlos­se­nes, licht­lo­ses Gesicht. | stop | Nichts mehr darf hin­ein. | stop | Nichts kann her­aus. | stop | Viel­leicht die Ahnung, dass er nicht wie­der zurück­keh­ren wird? | stop | Viel­leicht reicht mein Blick, mein Kame­ra­blick, nicht aus­rei­chend tief in die Woh­nung? | stop | Ich könn­te ein Ohr fest auf den Boden legen und dem Meer lau­schen, wie es in der Woh­nung unter mei­ner Woh­nung mit den Möbeln spielt. | stop | In Schif­fen, in Städ­ten, auf Bäu­men woh­nen arme Men­schen tief oder an stei­len Erd­se­gel­hän­gen. | stop |

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