romeo : 10.12 — Irgendetwas in meinem Gehirn scheint sich verändert zu haben. Ich kann das ungefähre Alter der Menschen nicht mehr erkennen. Ich kann mit Sicherheit noch sagen, dieser Mann ist sehr alt oder diese Frau ist sehr jung.
Aus der Wörtersammlung: gehirn
tabucchi
3.18 — Nehmen wir einmal an, es würde ein Zeitraum jenseits des uns bekannten Lebenszeitraumes existieren, ein Zeitort, an dem wir unbegrenzt anwesend sein dürften, ein Ort weiterhin, von dem aus wir in unsere vergangenen Leben schauen und zurück fühlen könnten, indem wir die Filme gelebter Tage betrachteten, nehmen wir also an, dieses Kino existierte, dann sollte ich mich bemühen, Gedanken wie Erlebnisse zu verzeichnen, sodass sie später gleichwohl als Filme zu besichtigen wären. — stop
milchstraße
0.15 — Die Wahrnehmung, dass ich Sternbilder, die ich als Kind noch ausdeuten konnte, in meinem Kopf und auch am Himmel nicht wieder finden kann.
gramm
0.08 — Das Wort Himmel in meinem Gehirn, sobald ich das Wort Himmel denke. Wie viel Gramm?
jombusu
2.12 — mikobeli. s t o p larabebo. s t o p kanabulo. s t o p sonitaso. s t o p jombusu. s t o p iojibebu. s t o p Ich notiere: Wieder Wörter erfunden, wieder mein Gehirn geölt. — s t o p
uwe johnson
3.05 — Ich weiß nicht weshalb, heute Nacht finde ich mich mit Zollstock vor Uwe Johnsons Jahrestagen wieder. Ich beobachte meine Hände, wie sie das Maß einer Zeile messen, wie sie mit einem wandernden Finger die Linien einer Seite zählen, wie sie das Buch mit Luft durchfächern, wie sie Ziffern notieren auf ein Blatt Papier. Kurz darauf liegen linke, als auch rechte Hand ruhig auf dem Tisch, während das Gehirn, das ihnen zugeordnet ist, lautlos rechnend vor sich hin arbeitet. Ich notiere: Die gesammelten Zeichen der Jahrestage in ihrer Frankfurter Sonderausgabe würden eine lesbare Kette von 6.4 Kilometern Länge bilden, wenn sie in genau jener Reihenfolge dem Buch entkommen würden, wie von Uwe Johnson einmal ausgedacht. — stop
zeit 50
pergament
0.37 — In ein schützendes Korsett von Schaumgummi gepresst, ruhte eine Apfelbirne unter weiteren Früchten, sie glänzte, als hätte sie hohes Fieber. Habe sie mit nach Hause genommen und versuche gerade eben herauszufinden, ob es sich bei dieser Apfelbirne um eine Birne oder doch eher um einen Apfel handeln könnte. Zu diesem Zeitpunkt, es ist kurz nach zwölf Uhr, meine ich bereits herausgefunden zu haben, dass eine Apfelbirne nach Birne, nicht aber nach Apfel duftet, dass sie jedoch in Gestalt und Farbe einem gewöhnlichen Apfel ähnlicher ist, allerdings wiederum in die Pergamenthaut einer Birne gekleidet. Ein gelungenes Objekt. Ein Objekt, das in meinem Gehirn leichte Verwirrung zu erzeugen vermag. Ein wenig ist das so, als würde man von einer Frau, die man liebt, eine zärtlich ausgeführte Ohrfeige erhalten. — stop
nachtlicht
=
14.23 — a u g e n k a m m e r