Aus der Wörtersammlung: schlafende

///

flugglas

pic

nord­pol : 22.05 — Lag nach­mit­tags unter Son­ne vor Amei­sen­stadt. Beob­ach­te­te, wie Bewoh­ner, nein, Kon­struk­teu­re der knis­tern­den Metro­po­le, Käfer, Spin­nen, Flie­gen, Rau­pen, Rosen­blät­ter, auch mensch­li­che Papie­re ins Wohn­ge­häu­se trans­por­tier­ten. Was, frag­te ich mich, wird mit einer getö­te­ten oder einer gelähm­ten Flie­ge, mit schla­fen­den Käfern und schla­fen­den Spin­nen gesche­hen hin­ter der Fich­ten­na­del­haut? Viel­leicht ein­mal mit einer sehr klei­nen Kame­ra ein­tau­chen und schau­en. Ich wür­de wohl auf eine Hal­le tref­fen, auf einen Ort der Zer­le­gung, des Tran­chie­rens am lau­fen­den Band. Hier also wer­den Pracht­flie­gen zer­teilt und dort noch leben­de Spin­nen fein sor­tiert. In tie­fer gele­ge­nen Arse­na­len dann die Kam­mer der Flug­ge­rä­te, die Kam­mer der Fliegen‑, der Libel­len­flü­gel, bit­ter duf­ten­de Luft, leich­tes Flug­glas bis unter die Decke geschich­tet. In einer wei­te­ren Höh­lung sind je nach Län­ge und Stär­ke Spin­nen­bei­ne sor­tiert und auf­ein­an­der­ge­legt, Baum­stäm­me, haa­rig, noch immer in zit­tern­der Bewe­gung. Stun­den wer­de ich in Maga­zi­nen schil­lern­der Augen ver­wei­len, ein begeis­ter­ter Zeu­ge in Fabri­ken gefan­ge­ner Spin­nen. Man hat ihnen die Bei­ne abge­nom­men, aber sie leben und sin­gen feins­te Sei­de. Wer­den sie müde, wer­den sie an Sol­da­ten ver­füt­tert. — Kurz nach elf Uhr. Abend. Gera­de eben hör­te ich vom Tod des rus­si­schen Schrift­stel­lers Alex­an­der Sol­sche­ni­zyn. — stop

ping

///

wordpress

pic

echo : 7.15 – Habe ich schon erzählt, dass das Licht des Tages im Zim­mer, in dem ich schla­fe, als sanf­tes, schat­ti­ges Leuch­ten erscheint, oran­ge­far­ben zur Decke hin und in der Höhe mei­nes Bet­tes in einem tie­fen Blau? — Süd­li­ches Licht. — Das Licht ita­lie­ni­scher Mit­tags­stun­den. — Halb­wegs träu­mend immer wie­der durch die Woh­nung. Ein­mal fin­de ich mich in der Küche wie­der, wie ich um 10 Uhr zu nacht­schla­fen­der Zeit Kaf­fee zube­rei­te­te. Auch heu­te ist wie­der 10 Uhr gewor­den und viel­leicht schla­fe ich in die­sem Moment tief und fest oder hof­fe, bald tief und fest zu schla­fen, wäh­rend die­ser Text von mei­nem Word­Press-Pro­gramm frei­ge­las­sen wird. — stop
ping

///

lowrysteine

pic

3.15 — Bei fei­ner Col­tra­ne­mu­sik Notiz­par­tic­les für Lowrysto­ry über­tra­gen. Sagen wir : Atlan­tik : Damp­fer : Kof­fer : Black­out : Ellis Island : Trom­pe­te : Mexi­ko : Höl­len­stein : Gin : Satel­lit : Vul­kan : Bel­le­vue : Wal­fisch­vo­gel : Mel­ville : Bat­tery Park : : lunar cau­st­ic. — Um nicht ein­zu­schla­fen, ver­brin­ge ich die­se Nacht auf einem sehr har­ten, höl­zer­nen Gar­ten­stuhl. 70 Meter tief unter der Was­ser­ober­flä­che, 2000 m hoch über dem Mee­res­bo­den. | stop | Licht­blit­ze einer Medu­se. | stop | Schla­fen­de Wale. | stop | Senk­recht schwe­ben­de Tür­me. | stop | Ein Gra­nat­barsch, der sich um mein lin­kes Ohr bemüht. | stop | Salz im Mund. | stop | Suche nach neu­en Pseud­ony­men. — Elf Uhr fünf­und­zwan­zig in Lha­sa, Tibet. — stop

ping

///

winterkäfer

pic

14.10 — Habe über einen Win­ter­kä­fer nach­ge­dacht. Aber dann ist mir ein ganz ande­rer Käfer ein­ge­fal­len, ein Wesen, für das ich noch kei­nen Namen habe. Die­ser namen­lo­se Käfer soll­te ohne Aus­nah­me paar­wei­se erschei­nen, weich sein wie eine Schne­cke und von der Kör­per­tem­pe­ra­tur der Men­schen und genau­so groß, dass er sich in die Augen­höh­le eines Schla­fen­den ein­zu­schmie­gen ver­mag. Man möch­te nun mei­nen, der Käfer wür­de sich mit sei­ner Wir­kung als Nacht­schirm begnü­gen, statt­des­sen wird er ein wenig flie­ßen und da er in die­ser Wei­se in Bewe­gung ist, sehr ent­span­nen­de Polar­licht­spie­le von mil­der, beru­hi­gen­der Lumi­nes­zenz erzeu­gen. — Wäh­rend ich die­se Zei­len über­tra­ge, die Nach­richt, dass Bena­zir Bhut­to von einem Selbst­mord­at­ten­tä­ter getö­tet wor­den sein soll. — stop

ping

///

felix fénéon

pic

2.15 — Immer wie­der fällt etwas zu mir her­ein und ich kann nicht sagen, war­um gera­de die­ses und war­um gera­de jetzt. Vor­hin habe ich an Felix Féné­on gedacht. Ich geh zum Regal und suche in sei­nem Buch der 1001 wah­ren Geschich­ten. Da ist eine Geschich­te, die Geschich­te No 81 aus dem Jahr 1906 zum Bei­spiel: Mit einem Rat­ten­schwanz ver­se­hen und zur Täu­schung mit fei­nem Grus gefüllt, wur­de ein Zylin­der aus Weiß­blech in der Rue de l’Quest gefun­den. Ein­hun­dert Jah­re spä­ter, eine fried­li­che Nacht ange­nehm küh­ler Luft. Ich stel­le mir Hun­der­te schla­fen­der Köp­fe vor, die in mei­ner Nähe in ihren stei­ner­nen Waben lie­gen. Wie still sie sind in die­ser Lage. — stop

ping



ping

ping