tango : 18.08 — Die heimliche Nachtangst, sagen wir, eines menschlichen Wesens, das für einen Messias gehalten wird. — stop
Aus der Wörtersammlung: beben
papiersegel
romeo : 0.05 — Das Vergnügen, ein Manuskript auf Papier zu drucken. Die nadelnden, summenden, pfeifenden Geräusche der Maschine, Satz für Satz Sekundenseiten. Wie ich Arbeit von Tagen, von Wochen, vor mir zu einem Segel auf den Boden breite. Wie ich zufrieden und still vor dem Windgefäß im Zimmer stehe. Wie ich, bald wieder stürmisch geworden, in die Knie gehe, um weiteren Flugsand mit der Hand aufs Papier zu setzen. — Notierte: Ein menschliches Gehirn ruhte in meinen Händen. Und ich dachte, kühl ist es und weich und schwer. Ich hörte deutlich eine denkende Stimme, als wäre da noch ein anderer Beobachter gewesen, als ich selbst. Dann bemerkte ich, dass ich mit bloßem Auge nicht erkennen konnte, in welcher Sprache jenes Gehirn, das ich in meinen bebenden Händen hielt, ein Leben lang träumte, auch nicht, ob es glücklich oder doch eher unglücklich gewesen ist. Eine schweigende, eine verlassene, eine Welt ohne Licht. Ja, lilimambo, das Leuchten lebender Menschen! — stop
eine frage der winde
echo : 2.26 — Eine jedem Propellerkäfer zutiefst verbundene Leidenschaft ist, auf Bäumen zu sitzen und nach Winden Ausschau zu halten. Sie sind in diesem Warten und Schauen außergewöhnlich geduldige Persönlichkeiten. Wochen, gar Monate sitzen sie kaum wahrnehmbar in Gestalt kleiner Zigarren auf knorrigen Ästen, Stämmen und Blättern herum, indessen sie ihre Augen stets geöffnet halten, blaue, sehr blaue Augen, auch wenn sie schlafen, was nicht ganz sinnvoll zu sein scheint, weil doch heranwehende Winde eher zu hören, als zu sehen sind. Wenn man nun einen Propellerkäfer bei seiner leidenschaftlichen Arbeit, insbesondere den Präludien seiner Arbeit beobachten möchte, sollte man geduldig sein und immerfort an seiner Seite, weil man nie vorhersagen kann, ob ein Wind, der sich näherte, unserem Propellerkäfer gefallen wird. Manche Winde, so seltsam das erscheinen mag, noch feinste Stürme, die vom Meer her kommen, lassen unseren Propellerkäfer vollkommen kalt, während bereits die leiseste Ahnung ganz anderer Winde, heftigste Erregung erzeugen kann. Dann, von einer Sekunde zur anderen, ändert der Propellerkäfer seine Farbe, ob er will oder nicht, er sieht jetzt ein wenig so aus, als würde Feuer in ihm brennen. Seine Füße indessen haben kleine Zehen ausgefahren, Fantasien der Natur, rein nur zur Verankerung ausgedacht, weil der Propellerkäfer sich sofort wild entschlossen mit jedem seiner Propeller gegen den Wind stemmen wird. Stürme, gerade Stürme will er fangen. So sitzt er mit geschlossenen Augen hinter pfeifenden Rotoren bebend und knistert und wartet, wartet, bis all das wilde Wetter vorübergezogen sein wird. Der Ordnung halber sei Folgendes noch rasch gemeldet: Propellerkäfer sind friedvolle, aber doch gefährliche Wesen, sobald sie aufgeladen sind. Mal haben sie sechs, mal acht, mal zehn Propeller, die sie je in ihrem Leib verbergen, um für Wochen, für Monate wieder zur Baumzigarre zu werden. Jetzt hören wir sie leise und zufrieden knallen. — stop
luftbeben
2.15 — Heute Nacht, weiß der Himmel warum, knistern die Wände meiner hölzernen Zimmer. Vielleicht ist der Boden unter der Stadt nach Norden vorgerückt, und ich höre in diesen Stunden das Nachfedern des Hauses. Oder aber feinste Substanzen der Luft sind in elektrischer Bewegung, weil hinter den wandernden Erdmagneten bereits Winter wird. Um eins gehe ich aus dem Haus. Um zwei bin ich zurück. Jetzt ist es fünfzehn Minuten später und in New York gerade kurz nach sieben Uhr Abend, beste Zeit einen kleinen Imbiss zu mir zu nehmen. Dann wieder an die Arbeit. Habe noch ein paar Namen zu erfinden. Geräusche, sagen wir: — Burma 8. Mandrill. Subseven. Milanomaki. — Gern würd ich die kommenden 500 Jahre überleben. — stop