Aus der Wörtersammlung: elefantenkörper

///

elefanten in der schnellbahn

pic

fox­trott : 10.28 — In einem Schnell­bahn­zug beob­ach­te­te ich einen Mann, wie er von Abteil zu Abteil wan­der­te, um auf Stre­cken­plä­ne des Ver­kehrs­ver­bun­des die Sil­hou­et­te je eines Ele­fan­ten auf­zu­brin­gen. Er führ­te des­halb Bögen selbst­kle­ben­der Foli­en mit sich, in wel­che For­men hun­der­ter klei­ner Ele­fan­ten­kör­per ein­ge­stanzt wor­den waren. Ich frag­te den Mann, wer ihn beauf­tragt habe. Er ant­wor­te­te, dass er selbst sich den Auf­trag erteilt habe, dass er schon sehr lan­ge Zeit den Wunsch ver­spür­te, Wohn­or­te der Ele­fan­ten in der Stadt zu ver­mer­ken. Er habe gespart, jetzt schrei­te er zur Tat. Eini­ge Straf­an­zei­gen habe er bereits ent­ge­gen­ge­nom­men wegen Sach­be­schä­di­gung, das war des­halb gewe­sen, weil Ele­fan­ten zwar im Zoo­lo­gi­schen Gar­ten, aber nicht im Nym­phen­bur­ger Schloß­park wohn­haft sein sol­len. Genau dort habe er indes­sen nicht sel­ten Ele­fan­ten beob­ach­tet, wie sie fürst­li­che Wäl­der durch­streif­ten. Nun, sag­te der Mann, ich bin doch nicht ver­rückt. — stop

ping

///

am karibasee

2

alpha : 20.22 — Nadi­ne Gor­di­mer erzähl­te vor weni­gen Tagen in einem Fern­seh­ge­spräch, man habe vor lan­ger Zeit ihren Roman Burger’s Daugh­ter auf gehei­men Wegen zu Nel­son Man­de­la ins Gefäng­nis geschmug­gelt. Auf den sel­ben gehei­men Wegen sei ihr kurz dar­auf ein per­sön­li­cher Brief Nel­son Man­de­las über­mit­telt wor­den, zeit­le­bens ein kost­ba­res Doku­ment. Ich hör­te Nadi­ne Gor­di­mers hel­le Stim­me zum ers­ten Mal. Wäh­rend ich lausch­te und ihr anmu­ti­ges Gesicht betrach­te­te, erin­ner­te ich mich an den ers­ten Moment, da ich vor Jah­ren die Lek­tü­re einer ihrer Erzäh­lun­gen auf­ge­nom­men hat­te, Some­thing out The­re. Ich folg­te damals nach weni­gen Sät­zen dem Wunsch, in der digi­ta­len Sphä­re eine Foto­gra­fie des Kari­ba­sees zu suchen, weil Nadi­ne Gor­di­mer vom künst­li­chen Gewäs­ser in der Savan­nen­land­schaft erzähl­te, von Ele­fan­ten gleich­wohl, die sich in sei­ne Flu­ten stürz­ten, um uralten Wan­der­rou­ten zu fol­gen. — Was hat­ten die ertrin­ken­den Tie­re dort unter dem Was­ser­spie­gel gese­hen? — Wovon hat­ten sie gehört in ihrer letz­ten Lebens­se­kun­de? — Ich las von der Tie­fe des Sees, von Fischen, die in ihm leben sol­len, von der Luft­feuch­tig­keit und vom Gewicht der Ele­fan­ten­kör­per, von der Bio­dich­te ihrer Kör­per und von Kul­tu­ren in See­nä­he sie­deln­der Men­schen. Und wäh­rend ich so vor mich hin stu­dier­te, von Sei­te zu Sei­te, von Link zu Link, ver­ging eine Stun­de Zeit. Plötz­lich erin­ner­te ich mich an das Buch, das ich neben mir abge­legt hat­te, und setz­te mei­ne Lek­tü­re fort. — Heu­te ist Nadi­ne Gor­di­mer gestor­ben. — stop 

ping

///

elefantenohrtier dx-18

pic

tan­go : 2.55 — Bei jenem Wesen, das mir heu­te Abend auf dem Schreib­tisch vor­liegt, han­delt es sich zunächst um das Ohr eines afri­ka­ni­schen Ele­fan­ten, wel­ches in mei­ner Woh­nung bereits seit eini­gen Stun­den gegen­wär­tig ist, wäh­rend ich den dazu­ge­hö­ri­gen Ele­fan­ten eben­so dau­er­haft nicht zu fin­den ver­mag. An jener Stel­le des Ohres, die übli­cher­wei­se ein Ele­fan­ten­kör­per ein­neh­men wür­de, ist statt­des­sen eine Krea­tur anzu­tref­fen, nicht grö­ßer als ein Zwerg­bä­ren­ma­ki von 30 Gramm Gewicht, rie­si­ge gel­be Augen, aber kein Schwanz, kei­ne Füße, kei­ne Bei­ne, kei­ne Hän­de, kei­ne Arme. Das Wesen lebt. Man kann es füt­tern. Ich ver­mu­te, es wird an die­sem Abend viel­leicht erkäl­tet sein, weil sein Atem pfeift. Ich habe vor weni­gen Minu­ten noch ver­sucht, mein eige­nes klei­nes Ohr in die Nähe des Tor­sos zu bewe­gen, um viel­leicht Herz­schlä­ge ver­neh­men zu kön­nen. Unver­züg­lich wur­de ich gebis­sen, das Tier fauch­te wie ein klei­ner Tiger. Sobald ich dage­gen das Ele­fan­ten­ohr, das über mei­nem Schreib­tisch aus­ge­brei­tet liegt, mit mei­nen Hän­den berüh­re, scheint das Wesen zufrie­den zu sein, schnurrt und maunzt. Gleich­wohl ist gestat­tet, das Ohr mit­samt des klei­nen Tie­res vom Tisch anzu­he­ben, dann bau­melt es dicht über dem Boden, was ihm Freu­de berei­tet. Ich habe den Ver­dacht, es könn­te sich bei die­ser neu­ar­ti­gen ana­to­mi­schen Anord­nung ins­ge­samt um eine gut durch­blu­te­te Struk­tur han­deln, die mit Vor­satz her­ge­stellt wur­de, damit man sich in küh­len Näch­ten dar­un­ter legen kann. Ich wer­de die­ser Spur nach­ge­hen. Man frisst bevor­zugt Krab­ben. Rosa Zap­fen­zun­ge. — stop

ping

///

nadine gordimer

pic

10.15 — Lek­tü­re der Erzäh­lung Some­thing out The­re von Nadi­ne Gor­di­mer auf­ge­nom­men. Sofort der Wunsch, in der Elek­tro­sphä­re nach einer Foto­gra­fie des Kari­ba­sees zu suchen, weil Mrs. Gor­di­mer vom künst­li­chen Gewäs­ser in der Savan­nen­land­schaft erzählt, von Ele­fan­ten gleich­wohl, die sich in sei­ne Flu­ten stürz­ten, um uralten Wan­der­rou­ten zu fol­gen. — Was haben die ertrin­ken­den Tie­re dort unter dem Was­ser­spie­gel gese­hen? — Wovon haben sie gehört in ihrer letz­ten Lebens­se­kun­de? — Ich lese von der Tie­fe des Sees, von Fischen, die in ihm leben sol­len, von der Luft­feuch­tig­keit und vom Gewicht der Ele­fan­ten­kör­per, von der Bio­dich­te ihrer Kör­per und von Kul­tu­ren in See­nä­he sie­deln­der Men­schen. Und wäh­rend ich so vor mich hin lese, von Sei­te zu Sei­te, von link zu link, ver­geht eine Stun­de Zeit. Plötz­lich erin­ne­re ich mich an Nadi­ne Gor­di­mer und ihr Buch und setz­te mei­ne Lek­tü­re fort. — stop

ping