nordpol : 15.55 UTC — Ein junger Mann, mit dem ich mich kurz im Zug unterhielt, erzählte, er lade sich im Zug reisend sehr gerne Romane und Erzählungen auf sein Kindlelesegerät. Er habe bereits eine Sammlung mehrerer Tausend Bücher, deren Lektüre im Grunde jederzeit möglich wäre, weil sie in digitaler Form existieren. Er lese je so weit, wie es die Leseprobe ermögliche. In dieser Weise habe er schon sehr viel Literatur zu sich genommen, auch einführende Vorworte, die meistens vollständig ausgeliefert werden. Oder Kurzgeschichten, eine oder zwei Kurzgeschichten seien beinahe immer vollständig in den Proben enthalten. Das ist schon irgendwie eine Sucht, sagte er. Er habe, seit er lesen lernte, stundenlang in Bücher geblättert, da und dort einen Satz oder eine vollständige Buchseite gelesen, ein komplettes Buch habe er niemals studiert. — stop
Aus der Wörtersammlung: olimambo
von luftigen wesen
ulysses : 15.01 UTC — Sind Sammler, die nicht existierende Dinge sammeln, oder nicht existierende Käferwesen, sagen wir, Posaunenkäfer, ja, sind die Sammler der Posaunenkäfer vielleicht als Erfinder zu klassifizieren? – stop
spuren
olimambo : 22.46 MESZ — Der Text, den ich zu lesen begann, erzählte von einer Gewalttat. Ich war gewarnt. Ich solle lesen, sagte man, jederzeit jedoch bereit sein, meine Lektüre zu unterbrechen, um Luft zu holen oder letztlich die Entscheidung zu treffen, nicht fortzusetzen. Ich begann also zu lesen, ich las langsam. Die Geschichte erzählte von Hass, der sich ausbreitete wie eine Flüssigkeit. Zunächst war der Hass in den Wörtern, die gesprochen wurden oder gedacht, dann wurde der Hass sprachlos, er schlug zu, wurde körperlich, und während ich davon las, wie ein Mensch enthauptet wurde, dachte ich in einer zweiten Spur darüber nach, wie lange Zeit, wie viele Wörter Zeit ich benötigen würde, um aufzuhören, mit meiner Lektüre, um mich vom Schrecken zu lösen. — stop
regen
zoulou : 18.07 UTC — Ein Freund erzählte von einer Rede, die er an einem späten Sommerabend auf einem Anrufbeantworter vorfand, als er nach Hause gekommen war. Diese kleine liebevolle Rede war von seiner sterbenskranken Frau kurz vor ihrem Tod im Hospital für ihren geliebten Mann gesprochen worden, während er gerade auf dem Fahrrad von ihr zurück nach Hause fuhr. Es hatte geregnet. Er saß in der Küche im letzten Licht des Tages. Er erzählte, er habe lange Zeit geweint, sich die Rede immer wieder angehört, dann beschlossen, die Stimme seiner geliebten Frau mittels eines Tonbandes aufzunehmen. Irgendetwas muss kurz darauf geschehen sein, wovon er nicht berichten wollte. — stop
=
olimambo : 0.14 UTC — n a s e n k n o s p e
radar
olimambo : 0.05 UTC — Ich habe eine Bitte: Wer in der Lage ist, folgende Zeichen in einer für mich lesbaren Art und Weise darzustellen, bitte melden! >
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licht und zeit
olimambo : 0.05 UTC — Wenn in dem Bauch eines fensterlosen Schiffes immerzu Tag ist in der Vorstellung der Menschen, könnte ebenso gut immerzu Nacht sein. — stop
im schnee
olimambo : 8.28 UTC — Im Traum war Winter. Eichhörnchen hüpften durch den Schnee, manchmal waren sie kaum zu erkennen, nur eine Bewegung, eine kleine Wolke von Kristallen, etwas Fell. Wenn sie sich dann näherten, waren sie zutraulich, natürlich etwas scheu und nervös, aber dann doch derart zutraulich, dass ich sie in die Hände nehmen und mein Ohr auf ihren Bauch legen konnte. Ich hörte ihr Herz schlagen und etwas Musik, Swing, was war das doch für Musik gewesen? Musik, die ich nur von Schallplatten her kannte. All jene Eichhörnchen, die mir begegneten, waren von Musik erfüllt. Wie sie das machten? — stop
von herzohren
olimambo : 2.22 UTC — Einmal studierte ich das Wesen der Schmeckknospen, außerdem eine anatomische Geschichte, die sich mit dem Wort Schmeckknospen verbindet. Der Himmel blitzte, ohne Donner, kaum Regen. Ich atmete mit Vorsicht, die Luft duftete nach Schwefel. Während ich las, bemerkte ich, dass ich auch im Lesen sehr langsam geworden bin. Manchmal lese ich so langsam, dass ich nicht Satz für Satz, sondern Wort für Wort vorwärts lese, jedes Wort, sagen wir, wahrnehme, wie es ist. Während ich insgesamt langsamer werde, scheinen viele Menschen um mich her schneller zu werden, sie lesen immer schneller, und sie lieben immer schneller, und sie schreiben immer schneller, und ihre Schuhe fallen ihnen vom rasenden Gehen immer schneller von den Füßen. Und Ihre Wohnungen wechseln Stadtmenschen so rasant wie früher andere Personen ihre Zimmer in Hotels. Ich kann nicht sagen, ob ich nicht vielleicht schon viel zu langsam geworden bin für das moderne Leben. Sicher ist, ich spreche noch immer viel zu schnell, auch für sehr schnelle Menschen spreche ich viel zu schnell. Wenn ich von Herzohren sehr schnell erzähle, fällt niemandem auf, dass ich von Herzohren erzählte, man glaubt, ich erzählte von Herzen und andererseits von Ohren. Einmal wanderte ich sehr langsam von einem Zimmer in ein anderes. Ich beobachtete mit großer Freude, dass ich in meiner Haut alles das, was notwendig für das Leben sein würde, von dem einen Zimmer, in dem ich aus dem Fenster geschaut hatte, in das andere Zimmer, in dem ich ein weiteres Buch lesen wollte, mit mir genommen hatte, nichts blieb zurück. – stop
schatten
olimambo : 15.10 — Sind Sammler, die nicht existierende Dinge sammeln, oder nicht existierende Käferwesen, sagen wir, Trompetenkäfer, ja, sind die Sammler der Trompetenkäfer vielleicht Erfinder? – stop