Aus der Wörtersammlung: rollstuhl

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eine libelle

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hima­la­ya : 6.51 — Im Colum­bus Park sit­zen Män­ner im Kreis um einen Stein und spie­len mit Kar­ten, die ich noch nie zuvor gese­hen habe. Vom East River her, der nah ist, das Gespräch der Schif­fe. In den blatt­lo­sen Bäu­men kau­ern kal­te Vögel, äußerst lang­sam öff­nen und schlie­ßen sie ihre Augen, Häut­chen, hell wie von Milch. Bin auf dem Weg, Mr. Fefei in sei­ner Werk­statt Pell Street 8 zu besu­chen. Tra­ge die Uhr mei­nes Vaters in der rech­ten Hosen­ta­sche, hal­te sie fest, hal­te sie fest. In der Werk­statt ist es dun­kel. Eine alte Frau, tief gebückt, führt mich durch den schma­len Raum. Vor­sich­tig, sehr vor­sich­tig, als wür­de sie nie wie­der vom Boden kom­men, wenn sie ein­mal stür­zen soll­te, geht sie durch die sti­cki­ge Luft dahin. Ein Lun­gen­hum­mer kreuzt schep­pernd unse­ren Weg. Mr. Fefei sitzt hin­ter einer Werk­bank im Roll­stuhl, einem uralten Ding mit Rädern, die so groß sind wie der alte Mann selbst. Ich wer­de eine Vier­tel­stun­de in sei­ner Nähe ver­brin­gen, ich wer­de ihm erzäh­len von der Uhr mei­nes Vaters, dass sie nicht ste­hen­ge­blie­ben ist seit er starb, dass ich mir wünsch­te, sie wür­de nie­mals ste­hen­blei­ben, die Zeit mei­nes Vaters. Wie, Mr. Fefei, wer­de ich fra­gen, könn­te es mög­lich sein, die Bat­te­rien der Uhr zur wech­seln, ohne sie anhal­ten zu müs­sen? Ich wer­de sehen, wie die zier­li­che Hand des alten Man­nes über den Tisch wan­dert, um nach der Uhr zu grei­fen, wie er die Uhr wie­gen und wie er sie betrach­ten wird von allen Sei­ten her, wie er ein Hör­rohr an das Gehäu­se legen, wie er nicken, wie er lachen wird. Sei­ne Frau wird mir einen Tee ser­vie­ren, einen grü­nen Tee, einen sehr grü­nen damp­fen­den Tee, den ich sicher nicht ver­tra­gen und doch trin­ken wer­de, wäh­rend sich Mr. Fefei wie­der mit sei­ner Libel­le beschäf­tigt. Vor­sich­tig nähert er sich dem Gesicht des wil­den Tie­res, das zu einem zit­tern­den Röhr­chen gefes­selt vor ihm liegt, mit einer Pin­zet­te. Alles das wird gleich gesche­hen, in weni­gen Minu­ten ist wie­der Abend gewor­den. Alte Män­ner sit­zen im Kreis um einen Stein und spie­len Kar­ten, die ich noch nie gese­hen habe. Vom East River her, der nah ist, höre ich das Gesprä­che Schif­fe. In den blatt­lo­sen Bäu­men kau­ern kal­te Vögel, äußerst lang­sam öff­nen und schlie­ßen sie ihre Augen, Häut­chen, hell wie von Milch. — stop

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ein zierliches mädchen

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echo : 7.18 — In einem Hos­pi­tal­pas­sa­gen­raum saß ein zier­li­ches Mäd­chen in einem Roll­stuhl. Ihr Gesicht war bis unter die Augen hin­auf von einem Mund­schutz bedeckt, von einem gefal­te­ten Segel, das sich bläh­te im Rhyth­mus des Atmens. Sie hat­te ihre Hän­de aus dem Schoß geho­ben und drück­te sie pul­sie­rend so fest gegen­ein­an­der, dass sie zit­ter­ten. Schläu­che, trans­pa­ren­te, gewun­de­ne Röh­ren, führ­ten von einer Sau­er­stoff­fla­sche, — sie war hin­ter der Leh­ne des Roll­stuhls befes­tigt -, zur Nase des Mäd­chens. Wenn sie hus­te­te war ein tie­fes, feuch­tes, ein brum­men­des Geräusch zu ver­neh­men, ein Ton, der durch die Luft roll­te, ein unsicht­ba­res Wesen, das sich befrei­te, um sich irgend­wo in einer Ecke des War­te­rau­mes zu wei­te­ren unsicht­ba­ren Wesen zu fal­te­ten. Hin­ter einem Vor­hang, der eine Behand­lungs­ka­bi­ne ver­deck­te, zwit­scher­te ein Radio. Bald wird Schnee fal­len, bald Eis auf den Stra­ßen wach­sen. Die jun­ge Frau war müde gewe­sen, von einer Art der Müdig­keit, die ich selbst nie erfah­ren habe. Immer wie­der fie­len ihr die Augen zu, sie schwitz­te, ihre Hän­de zu heben, schien ihr alle Kraft abzu­ver­lan­gen, die zu die­sem Zeit­punkt in ihr zu fin­den war. Ein­mal bemerkt sie, dass ich sie anse­he, dass ich notie­re, dass ich ihre Hän­de beob­ach­te. — stop

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