echo : 2.55 — Ich will heute nichts tun, als mich von dem Film Johnny got his gun erholen. Sitze im Licht der Computermaschine und verzeichne mit einem Bleistift Wege, die meine Springspinne über den Schreibtisch spaziert, auf ein Blatt Papier. stop. Seltsame Figuren. stop. stop. Anatomisch betrachtet, zeigt sich die Wegstrecke des olympischen Feuers als offen liegende Nervenbahn einer Diktatur. — Zwei Uhr eins. Nacht in Rangen, Burma. — stop
Aus der Wörtersammlung: bleistift
lumumba
2.27 – Das Geräusch eines Bleistifts auf Papier. Seit ich vor einigen Tagen bemerkte, dass ich nach und nach die Fertigkeit des Schreibens mit der Hand verliere, notiere ich wieder mit dem Bleistift in einem Heft. – Folgendes, sagen wir. Sobald ich ein Wort Zeichen für Zeichen lese, sobald ich das Wort in ein Geräusch verwandelt habe, verliere ich seine Bedeutung. Das Wort LUMUMBA zum Beispiel, warm, tief, wohlklingend, leer. Alle Wörter, die ich nach diesem Wort LUMUMBA erfinde, tragen ein – u — in sich. Zu diesem Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich gegen das intensiv wirkende — u — in dem Wort LUMUMBA am Besten mit einem — i — ankommen kann. — HIBISCILLI. — Das — i -, weiß der Himmel warum, hat in meinem Kopf mit Freude, mit Glück zu tun. Also weiter mit der Musik : begaioku : lidabobi : basijebu : pomebebu : bodibabe : mitusubu : cawariba : babunabe : nufumetu. — stop
wim wenders
15.32 — Viel, wieder nachts, spaziert. Trage einen Stapel kleiner Karten in der Hosentasche und einen Bleistift. Sobald mir etwas einfällt im Gehen, notiere ich. Einmal, im Sommer, sehe ich einen Mann, der in einem Bahnhof neben einem Zug auf dem Boden liegt. Der Zug war soeben via Mailand aus Rom gekommen, und als ich den Mann frage, ob er Hilfe benötige, antwortet er, dass er sie hören, nicht aber sehen könne. — Wim Wenders, stelle ich mir vor, würde diesen liegenden Herrn sofort fotografiert haben und seine Geschichte zur Fotografie würde mit dem angenehmen Wort — E i n m a l — beginnen. Einmal, an einem späten Abend, lag ein Mann auf einem Bahnsteig neben einem Zug und lauschte italienischen Zikaden. — stop
malcolm lowry
3.18 — Ich erinnerte mich an eine Geschichte, die von Malcolm Lowry erzählt, genau genommen von seiner Art und Weise zu schreiben, nachdrücklicher noch von der Methode zu verlieren, was gerade eben noch notiert worden war. Malcolm, so der Erzähler der Geschichte, soll Gedanken auf jedes Stück Papier geschrieben haben, das in seine Reichweite gekommen war, auf Rechnungen, Speisekarten, Billetts beispielsweise, sofern er in einem Café oder in einer Bar Platz genommen hatte, um so lange notierend zu arbeiten, bis er ausreichend betrunken war damit aufzuhören. Wie viele Wörter und Sätze sind wohl vom Wind in Wüsten oder auf Meere hinausgetragen worden, wie viele Bücher haben sich in Luft aufgelöst? Ich stelle mir immer wieder leidenschaftlich gerne vor, wie Malcolm Lowry in unserer Zeit seine Zeichenketten für die Welt abgelegt haben könnte. Sagen wir so: Lowry arbeitet nie wieder mit einem Bleistift. Er notiert seine Gedanken in eine federleichte elektrische Maschine, die am Gürtel seiner Hose fest verankert wird. Sorgfältig von seiner Ehefrau Margerie Bonner programmiert, verbindet Malcolms persönliches Notizgerät unverzüglich Tastatur mit digitaler Sphäre, sobald sich der Autor, gleich welcher geistigen Verfassung, mit der einen oder der anderen Hand nähert. Nun schreibt der Autor. Er arbeitet, vielleicht stehend, vielleicht sitzend, vielleicht liegend. Und während er so arbeitet, wird Zeichen für Zeichen unverzüglich an einen geheimen Ort der Speicherung gesendet. Dort, Dropzone, könnte man sitzen und warten und betrachten, wie der Text, um den Bruchteil einer Atomsekunde in der Zeit verrückt, vollzogen wird. — stop
hemingway
7.05 — Unter einem Ahornbaum eine Hütte. Räume, so niedrig, dass ich mich, als ich eintreten will, bücken muss. Ein Tisch, auf dem ein Glas Milch steht, das dampft. Eine Katze schläft auf dem Tisch neben einer Gruppe scharf angespitzter Bleistifte von gelbem Holz. Ernest Hemingway, kaum höher als 150 cm, betritt den Raum. Er setzt sich an den Tisch und beginnt mit einem der Bleistifte in die Luft zu schreiben: Das merkwürdige Leuchten, das die Sonne jetzt, da sie höher steht, im Wasser hervorruft, und auch die Formen der Wolken über dem Festland bedeuten gutes Wetter. Aber der Vogel ist jetzt nahezu außer Sicht und nichts zeigt sich auf der Oberfläche des Wassers außer einige Stellen von gelbem, sonnengebleichtem Saragossatang und der violett schillernden, gallertartige Blase einer Portugiesischen Galeere, die dicht neben dem Boot treibt. Sie legt sich auf die Seite und richtet sich auf. Sie treibt munter, wie eine Luftblase dahin, mit ihren gefährlichen Nesselfäden, die beinahe einen Meter weit hinter ihr durchs Wasser ziehen. — Leichter Regen. — stop
steinzeichenmaschine
0.55 — Eine merkwürdige Person könnte einmal erfunden worden sein, ein Mann, der vor einer schweren, mechanischen Schreibmaschine sitzt. Er notiert, ohne ein Farbband eingelegt zu haben. Dann nimmt er das Papier aus der Maschine und macht den Eindruck der Zeichensätze sichtbar, indem er mit einem Bleistift das Papier verdunkelt. — stop