Aus der Wörtersammlung: meldung

///

bei harrods

picping

MELDUNG. Auto­mo­bi­le, fol­gen­de, wur­den nach einem Kauf­haus­be­such zu Lon­don in Mar­tha B., 88, vor­ge­fun­den. Magen — Bent­ley Cou­pe 6 [ 1934 ] , Dünn­darm ‑1 Craw­shay-Wil­liams 20 HP [ 1906 ], Dick­darm — Citro­en C2 [ 1922 ]. Ein nach­sich­ti­ger Rich­ter hat­te die Durch­su­chung des hoch­be­tag­ten Bau­ches einer­seits, sowie unmit­tel­ba­re Rück­füh­rung der Fahr­zeu­ge in das Waren­haus Har­rods an der Bromp­ton Road ande­rer­seits, drin­gend emp­foh­len. — stop

ping

///

ameisengesellschaft LN — 1722

picping

MELDUNG. Amei­sen­ge­sell­schaft LN — 1722 [ Stöp­sel­kopf­amei­se : Colo­b­op­sis trun­ca­tus ] Posi­ti­on 47°81’N 12°48’O nahe Über­see / Fol­gen­de Objek­te wur­den von 16.00 — 18.02 Uhr MESZ über das süd­öst­li­che Wen­del­por­tal ins Waren­haus ein­ge­führt : ein­hun­dert­sie­ben­und­zwan­zig tro­cke­ne Flie­gen­tor­si gerin­ger Grö­ße [ meist ohne Kopf ], zwölf Baum­stäm­me [ à 8 Gramm ], sechs Rau­pen in Grün, sechs Rau­pen in Oran­ge, drei­und­sieb­zig Insek­ten­flü­gel [ ver­mut­lich der Gat­tung der Bir­ken­span­ner ], fünf Streich­holz­köp­fe [ à ca. 1.7 Gramm ], zwei­und­zwan­zig schwarz­bäu­chi­ge Tau­flie­gen der Dro­so­phi­la mela­no­gas­ter in vol­lem Saft, son­nen­ge­trock­ne­te Rosen­blät­ter [ ca. 122 Gramm aus ver­gan­ge­nem Jahr ], sechs Schne­cken­häu­ser [ je ohne Schne­cke ], drei­und­dreis­sig gelähm­te Schne­cken [ je ohne Haus ], 5 Amei­sen anlie­gen­der Staa­ten [ betäubt oder tran­chiert ], acht ova­le Zwerg­kä­fer [ ver­gol­det ], drei Aas­ku­geln eines Pil­len­dre­hers, wenig spä­ter der Pil­len­dre­her selbst, sechs Wild­bie­nen, zwei Eis­son­nen­schirm­chen [ in rot und blau ] je 5.008 Gramm. — stop

polaroidsubway

///

zwergherzrose

2

echo

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : ZWERGHERZROSE
date : jun 3 14 4.28 p.m.

Es ist vier Uhr nach­mit­tags, ein hei­ßer Tag in New York. Wir sit­zen auf dem Pro­me­na­den­deck, fah­ren in Rich­tung Sta­ten Island. Die Flut kommt, der Schiffs­kör­per unter uns zit­tert. Eich­hörn­chen Fran­kie kau­ert auf einer Bank, als wäre er ein Mensch. Kin­der füt­tern ihn mit Nüs­sen. Er hält sein Gesicht in den Wind, ach­tet auf Möwen, die ihn mehr­fach atta­ckier­ten. In sei­ner Nähe seit zwei Wochen immer wie­der anzu­tref­fen, eine jun­ge Frau, auch in die­sem Moment ist sie anwe­send. Sie kommt am frü­hen Mor­gen auf das Schiff, setzt sich an eines der Fens­ter und beginnt zu lesen. An den Ter­mi­nals geht sie je von Bord, nimmt iei­ne ande­re Fäh­re, um nach zwei oder drei Fahr­ten wie­der auf der John F. Ken­ne­dy zurück zu sein. Fran­kie mag an ihr Gefal­len gefun­den zu haben. Er sitzt jeden­falls immer in ihrer Nähe, ohne einen Grund, den wir erken­nen könn­ten, sie hat ihn bis­her noch nie gefüt­tert. Auch beach­tet sie ihn kaum, weil sie liest. Ein­mal durch­stö­ber­te Fran­kie ihre Hand­ta­sche, jag­te mit einem Blei­stift davon. Die jun­ge Frau hat­te ihn beob­ach­tet, sie lächel­te und folg­te ihm mit ihrem Blick. Eine rei­zen­de Per­son. Ele­gant geklei­det, heu­te mit einem roten Stroh­hut auf dem Kopf. Alli­son hat­te sie am drit­ten Tag ihres Erschei­nens eini­ge Stun­den lang beschat­tet. Am Abend folg­te sie ihr nach Brook­lyn, sie scheint nicht ver­däch­tig zu sein, eine Per­son, die über Zeit ver­fügt, die viel­leicht Schiffs­fahr­ten mag. Wir notie­ren sorg­fäl­tig ihre Lek­tü­re, ges­tern noch Carson McCul­lers Roman Clock Wit­hout Hands. Auch ken­nen wir bereits ihren Namen, wis­sen, dass ihre Eltern noch leben, wel­che Schu­le sie besuch­te, sie scheint noch nie in ihrem Leben ange­stellt gewe­sen zu sein. Ja, es ist vier Uhr nach­mit­tags an einem hei­ßen Tag in New York. Es ist kaum spä­ter gewor­den. Ein blau­er Ball rollt hin und her, als such­te er einen Aus­weg. Ges­tern war ein Mann von Bord gesprun­gen und wur­de geret­tet. — Ihr Mal­colm / code­wort : zwergherzrose 

emp­fan­gen am
4.06.2014
1948 zeichen

mal­colm to louis »

ping

MELDUNGEN : MALCOLM TO LOUIS / ENDE

///

radare

2

kili­man­dscha­ro : 4.18 — Wie nach der Mel­dung eines Ter­ror­an­schla­ges Men­schen damit begin­nen, ihre Umge­bung abzu­su­chen nach Ver­däch­ti­gem. M., der in Mit­tel­eu­ro­pa lebt, erin­ner­te sich an L., der mor­gens im Zug auf dem Weg nach Hau­se im Koran gele­sen hat­te. Das war ein klei­nes Buch gewe­sen, ein Buch wie aus einer Match­box, eine Art Miniko­ran oder etwas Ähn­li­ches. L., die vor lan­ger Zeit ihre Geburts­stadt in Sibi­ri­en ver­ließ, befin­det sich seit Wochen in einem beben­den Zustand. Sie schläft kaum noch, erzählt, dass sie sich fürch­te. Ihre Mut­ter arbei­te in einer Biblio­thek der Hafen­stadt Odes­sa. L. sagt, sie ver­mei­de in der Öffent­lich­keit laut die rus­si­sche Spra­che zu spre­chen, auch mit der deut­schen Spra­che gehe sie vor­sich­ti­ger um, man höre sofort, dass sie aus dem Osten kom­me. Ein ira­ni­scher Freund, Z., der aus sei­nem Land flüch­te­te, um nicht in den Krieg gegen den Irak zie­hen zu müs­sen, berich­tet, er sor­ge sich um oder wegen der schla­fen­den, stau­bi­gen Män­ner am Flug­ha­fen, die auf ihre Flü­ge war­te­ten, zurück nach Buka­rest oder Sofia. — stop

ping

///

safranmantel

2

echo

~ : oe som
to : louis
sub­ject : SAFRANMANTEL
date : april 24 14 10.55 p.m.

Es war, lie­ber Lou­is, vor zwei Tagen gewe­sen, als Noe die Lek­tü­re der Meta­mor­pho­sen Ovids von einer Sekun­de zur ande­ren Sekun­de unter­brach. Er las noch fol­gen­de Sät­ze des 10. Buches: Durch die unend­li­che Luft, vom Safran­man­tel umhül­let, geht Hymenä­us ein­her, zu dem kal­ten Gebiet der Ciko­nen, wo ihn umsonst anfle­het der Ruf des melo­di­schen Orpheus. Jener erscheint ihm zwar; doch nicht heil­jauch­zen­de Wor­te bringt er, noch fröh­li­chen Blick, noch Ahnun­gen glück­li­cher Zukunft. Selbst die gehal­te­ne Fackel erzischt in beträ­nen­dem Damp­fe immer­dar und gewinnt nicht eini­ge Glut von Bewe­gung. Schreck­li­cher war der Erfolg, wie die Deu­tun­gen. Durch die Gefil­de Schweif­te die jüngst Ver­mähl­te, vom Schwarm der Naja­den beglei­tet, ach, und starb, an der Fer­se ver­letzt von dem Bis­se der Nat­ter. Als zu dem Him­mel empor der rhod­opei­sche Sän­ger lan­ge die Gat­tin beweint, jetzt auch zu ver­su­chen die Schat­ten. — Plötz­lich Stil­le, auch kei­ne Atem­ge­räu­sche, Nacht. Mar­len hat­te Dienst. Nach­dem sie, trotz mehr­fa­cher Ver­su­che, kei­nen Kon­takt zu Noe auf­neh­men konn­te, weck­te sie uns. Wir lausch­ten gemein­sam in die Tie­fe, unge­fähr eine Stun­de lang. Es war nichts Unge­wöhn­li­ches um uns her zu bemer­ken, auch auf dem Radar kein Hin­weis auf Fisch­schwär­me oder Wale, die Noe nahe­ge­kom­men sein könn­ten. Am frü­hen Mor­gen, Tau­cher Noe hat­te sei­ne Lek­tü­re nicht wie­der auf­ge­nom­men, aber er atme­te gleich­mä­ßig und hat­te getrun­ken, mach­te sich Bob auf den Weg in die Tie­fe. Zwei Stun­den dau­er­te sein Abstieg, dann mel­de­te er mit flüs­tern­der Stim­me: Ein U‑Boot in unse­rer Nähe. Es scheint uns zu umkrei­sen, ein dunk­ler Schat­ten, ein beein­dru­ckend gro­ßes Schiff. Ich habe mich Noe genä­hert. Er lach­te mich an. Das U‑Boot trägt kei­ner­lei Hoheits­zei­chen. Ein fei­ner Strahl von Licht bewegt sich in unse­re Rich­tung wie ein Fin­ger, ohne uns zu berüh­ren. — stop. — Es ist Don­ners­tag gewor­den, spä­ter Abend. Bob befin­det sich noch immer in 800 Fuß Tie­fe bei Noe. Auch das U‑Boot kreist wei­ter­hin unter uns. Vor einer Stun­de nahm Noe sei­ne Lek­tü­re wie­der auf, unsi­che­re Stim­me, aber immer­hin eine Stim­me, die liest. Wir sind froh dar­um. Der Him­mel über uns, ohne Wol­ken. Ster­ne. Präch­tig. — Dein OE SOM

gesen­det am
24.04.2014
2155 zeichen

oe som to louis »

ping

MELDUNGEN : OE SOM TO LOUIS / FIN



ping

ping