Aus der Wörtersammlung: gattung

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von den katzenschnecken

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alpha : 4.05 — Ich will, ehe es hell wer­den wird, noch schnell von einer beson­de­ren Schne­cken­gat­tung erzäh­len, von den Kat­zen­schne­cken näm­lich. Ich geste­he, ich habe kein Tier die­ser Art mit eige­nen Augen gese­hen, aber ich habe von ihnen gehört, man erzähl­te, nein, man ver­si­cher­te, sie wür­den tat­säch­lich bereits wirk­lich exis­tie­ren. Das Beson­de­re an die­sen Mol­lus­ken­tie­ren soll sein, dass sie mensch­li­cher Schöp­fung sind, irgend­je­mand muss eine gewöhn­li­che Wein­berg­schne­cke mit­tels eines spe­zi­el­len gene­ti­schen Codes so ver­edelt haben, dass sie sich sehr schnell, in etwa so schnell und hek­tisch wie grö­ße­re Amei­sen bewe­gen. Aber war­um, frag­te ich mich, soll­te man Schne­cken, die doch von Natur aus eher gemüt­li­che Per­sön­lich­kei­ten sind, beschleu­ni­gen? Man erklär­te, man habe über­legt, dass Schne­cken, wenn man sie beschleu­ni­gen wür­de, für die Augen der gemei­nen Land­kat­zen sicht­bar wer­den wür­den und somit zur Beu­te. Kat­zen wür­den fort­an aller­hand Pro­ble­me lösen, die sich für Gar­ten­be­sit­zer im Früh­ling nach und nach ent­fal­ten. Ist das nicht wun­der­bar, rasen­de Sche­cken, ein paar Hun­dert von Ihnen sol­len sich bereits in den Ber­gen auf einer streng behü­te­ten Wie­se tum­meln. Von den Kat­zen, die man vor drei Tagen ins Schne­cken­frei­luft­ge­he­ge warf, soll noch kei­ne ein­zi­ge zurück­ge­kehrt sein. — stop
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perugia

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MELDUNG. Selt­sa­me Din­ge gesche­hen in den spät­win­ter­li­chen Gär­ten zu Peru­gia. 2657 spa­ni­sche Oster­lu­zei­fal­ter der Gat­tung zeryn­thia XZF 88C* haben sich zu Grup­pen ver­sam­melt, flie­gen in For­ma­tio­nen, bil­den Kugeln, Qua­der und wei­te­re geo­me­tri­sche Kör­per. Bei leich­tem Regen, so heu­te Mor­gen gesche­hen, stellt man exakt gezir­kel­te Tür­me in die Luft. Die Stadt wird unter Qua­ran­tä­ne gestellt. — stop

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metamorphose

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tan­go : 2.28 — Nach stun­den­lan­ger Recher­che­ar­beit der Ver­dacht, die Behaup­tung eines Freun­des, es sei einem Wal­fisch aus ana­to­mi­schen Grün­den unmög­lich, einen Men­schen zu ver­zeh­ren, das heisst, ihn ver­se­hent­lich bei leben­di­gem Lei­be in sich sich auf­zu­neh­men und in den Magen zu bewe­gen, könn­te kor­rekt sein. Es bleibt nichts übrig, als geeig­ne­te Wal­fisch­gat­tun­gen zu erfin­den. — stop

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ameisengesellschaft lh — 728

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MELDUNG. Amei­sen­ge­sell­schaft LN — 728 [ Säbeldor­ni­ge Kno­ten­amei­se ] Posi­ti­on 49°43’31.6“N 1°56’22.7“W nahe Cap de la Hague / Fol­gen­de Objek­te wur­den von 16.00 — 16.32 Uhr MESZ über das nord­west­li­che Wen­del­por­tal ins Waren­haus ein­ge­führt : zwei­und­fünf­zig tro­cke­ne Flie­gen­tor­si mitt­le­rer Grö­ße [ je ohne Kopf ], dreiund­reis­sig Baum­stäm­me [ à 10 Gramm ], acht­zehn Rau­pen in Grün, acht­und­dreis­sig Rau­pen in Feu­er­rot, zwölf Insek­ten­flü­gel [ ver­mut­lich die von 6 Zitro­nen­fal­tern ], ein­hun­dert­und­zwei Streich­holz­köp­fe [ à ca. 1.8 Gramm ], sechs Per­so­nen der Gat­tung Tachi­na fera [ Igel­flie­ge ] in vol­lem Saft, son­nen­ge­trock­ne­te Sand­dorn­blü­ten [ ca. 80 Gramm von ver­gan­ge­nem Jahr ], sechs Schne­cken­häu­ser [ je ohne Schne­cke ], 1 Par­ti­kel Plu­to­ni­um [ ca 0.01 Gramm ], zwölf gelähm­te Schne­cken [ je ohne Haus ], zwei­hun­dert­und­zwölf Amei­sen anlie­gen­der Staa­ten [ betäubt oder tran­chiert ], zwei Lauf­kä­fer [ him­mel­blau ], fünf Aas­ku­geln eines Pil­len­dre­hers, wenig spä­ter der Pil­len­dre­her selbst, eine Wild­bie­ne, eine Por­zel­lan­hand [ Pup­pe Zwerg Leo­pold Lam­bert um 1890 ] 7.8 Gramm. — stop

drohne8

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von zeppelinkäfern

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marim­ba : 2.28 — Für einen Moment dach­te ich heu­te Nacht an eine Geschich­te, die ich vor lan­ger Zeit ein­mal erzähl­te. Das war gegen 2 Uhr gewe­sen. Ich beob­ach­te­te aus meh­re­ren Metern Ent­fer­nung wie ein Käfer, der einem Zep­pel­in­kä­fer ähn­lich war, sehr lang­sam durch mein Zim­mer schweb­te, um auf einer Tisch­lam­pe zu lan­den. Dort blieb er für eini­ge Minu­ten sit­zen. Sofort such­te ich nach jener Geschich­te, die von einem Zep­pel­in­kä­fer han­delt. Sobald ich sie gefun­den hat­te, segel­te der Käfer, der mich an mei­ne Notiz erin­nert hat­te, in die Dun­kel­heit davon, sodass ich ihn bei­na­he für die per­so­ni­fi­zier­te Erin­ne­rung die­ser einen Geschich­te hal­ten möch­te. Sie geht so: Ein selt­sa­mes Wesen schweb­te kurz nach 1 Uhr in der Nacht schnur­ge­ra­de eine unsicht­ba­re Linie über den höl­zer­nen Fuß­bo­den mei­nes Arbeits­zim­mers ent­lang, wur­de in der Mit­te des Zim­mers von einer Luft­strö­mung erfasst, etwas ange­ho­ben, dann wie­der zurück­ge­wor­fen, ohne aller­dings mit dem Boden in Berüh­rung zu kom­men. — Ein merk­wür­di­ger Auf­tritt. – Und die­ser groß­ar­ti­ge Bal­lon von opa­k­em Weiß! Ein Licht, das kaum noch merk­lich fla­cker­te, als ob eine offe­ne Flam­me in ihm bren­nen wür­de. Ich habe mich zunächst gefürch­tet, dann aber vor­sich­tig auf Knien genä­hert, um den Käfer von allen Sei­ten her auf das Genau­es­te zu betrach­ten. — Fol­gen­des ist nun zu sagen. Sobald man einen Zep­pel­in­kä­fer von unten her besich­tigt, wird man sofort erken­nen, dass es sich bei einem Wesen die­ser Gat­tung eigent­lich um eine fili­gra­ne, flü­gel­lo­se Käfer­ge­stalt han­delt, um eine zer­brech­li­che Per­sön­lich­keit gera­de­zu, nicht grö­ßer als ein Streich­holz­kopf, aber schlan­ker, mit acht recht lan­gen Ruder­bei­nen, gestreift, schwarz und weiß gestreift in der Art der Zebra­pfer­de. Fünf Augen in grau­blau­er Far­be, davon drei auf dem Bauch, also gegen den Erd­bo­den gerich­tet. Als ich bis auf eine Nasen­län­ge Ent­fer­nung an den Käfer her­an­ge­kom­men war, habe ich einen leich­ten Duft von Schwe­fel wahr­ge­nom­men, auch, dass der Käfer flüch­tet, sobald man ihn mit einem Fin­ger berüh­ren möch­te. Ein Wesen ohne Laut. – Guten Mor­gen! Heu­te ist Sonn­tag bei gro­ßer Hit­ze. — stop

drohne7

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marin

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echo : 16.02 — Das sehr Beson­de­re an der Gat­tung der Marin­kä­fer ist, dass sie blau sind, von einem tie­fen, vor­neh­men Blau, nicht nur von Außen her betrach­tet, son­dern auch dann, wenn man sie öff­net, wenn man ihre Augen, ihr Gehirn, ihr Herz im Innern beob­ach­tet, alles blau im Käfer, Faser für Faser. Seit Tagen bereits, da ich ihre Gat­tung ent­deck­te, denk ich dar­über nach, wie sie das machen, das Blau­sein, ob das über­haupt mög­lich ist und woher sie kom­men und wovon sie sich ernäh­ren. Stun­de um Stun­de, das ist gesi­chert, Tag und Nacht, sen­den sie genau ein Mil­li­gramm ultra­ma­ri­nes Pig­ment in die Welt, aber nur dann, wenn ich zärt­lich zu ihnen spre­che, wenn ich sie mit mei­nen Gedan­ken berüh­re. — stop

polaroidposaunist

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am nachttisch

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india : 3.02 — Ich träum­te von Win­ter­flie­gen. Als ich auf­wach­te, erin­ner­te ich mich, vor Jah­ren ein­mal über Win­ter­flie­gen nach­ge­dacht zu haben. Ich notier­te Fol­gen­des: Die Gat­tung der Win­ter­flie­gen soll­te in eisi­ger Umge­bung exis­tie­ren, in Höh­len, die sie mit ihren Flie­gen­fü­ßen per­sön­lich in den Schnee ein­gra­ben. Viel­leicht, das ist mög­lich, sind Win­ter­flie­gen von Natur aus eher küh­le Wesen, oder aber sie tra­gen einen wär­men­den Pelz, ein Fell, wie das der Eis­bä­ren, wei­che, wei­ße Män­tel von Haut und Haar, die ihre äußerst lang­sam schla­gen­den Her­zen schüt­zen. Die­se Flie­gen, dach­te ich, wer­den ein­hun­dert Jah­re oder älter, sie könn­ten sich von feins­ten Stäu­ben ernäh­ren, vom Plank­ton, das aus wind­ge­bück­ten Wäl­dern ange­flo­gen kommt, von Moo­sen, Bir­ken­pol­len, vom Kot­sand nor­di­scher Füch­se. Ich stell­te mir vor, sie sind weiß, so weiß, dass man sie nicht sehen wird, wenn sie über den Schnee spa­zie­ren. Man wird mei­nen, der Schnee bewe­ge sich selbst oder es wäre der Wind, der den Schnee bewegt, statt­des­sen sind es die Flie­gen, die nicht grö­ßer sind als jene Flie­gen, die nacht­wärts im Som­mer aus einem Apfel stei­gen. – Ein ruhi­ger Tag, Augen zu, warm, Son­ne. — Abends sit­ze ich in der Küche am Tisch. Ich öff­ne eine Schreib­ma­schi­ne, die ich vor drei Jah­ren aus dem akti­ven Schreib­ma­schi­nen­le­ben in mein Schreib­ma­schi­nen­mu­se­um trans­fe­rier­te, um nach­zu­se­hen, ob ich sie viel­leicht noch ein­mal in Gang set­zen könn­te. Sehr klei­ne Schrau­ben tür­men sich zu einem Berg, es riecht nach Metall, nach Zinn, wie in der Kind­heit, wenn ich mei­ne Nase an Radio­ge­rä­te drück­te. An der Wand in nächs­ter Nähe hockt Esme­ral­da, sie scheint mich zu beob­ach­ten oder das Inne­re der Schreib­ma­schi­ne. Aus dem Neben­zim­mer drin­gen noch immer Kampf­ge­räu­sche, Schüs­se von Geweh­ren, hel­le Töne, als wür­den Kie­sel­stei­ne anein­an­der schla­gen. Auch gro­ße Kali­ber sind zu ver­neh­men, deren genaue Bezeich­nun­gen ich nicht ken­ne, Mör­ser viel­leicht, Pan­zer­ka­no­nen, Maschi­nen­waf­fen. Ein Mann, ich möch­te sei­nen Deck­na­men an die­ser Stel­le nicht ver­zeich­nen, sam­melt Fil­me in der digi­ta­len Sphä­re, die er zu end­lo­sen Ket­ten knüpft, Sze­nen aus dem syri­schen Bür­ger­krieg, zuletzt von dem Kampf um Koba­ne. Per­so­nen ste­hen auf einer Stra­ße, sie feu­ern auf Häu­ser, plötz­lich fal­len sie um. Ein jun­ger Mann hüpft vor dem Kör­per einer jun­gen Frau, die auf dem Rücken liegt, ein Teil ihres Gesich­tes fehlt. Der jun­ge Mann preist Gott, er stellt sei­nen Stie­fel auf die Brust der jun­gen Frau, die ver­mut­lich, nein sicher, gegen ihn kämpf­te. Bär­ti­ge Män­ner eilen gebückt über Fel­der, einem der Män­ner fliegt ein Arm davon. — stop

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von zungenkäfern

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sier­ra : 0.55 — Wenn man einen Zun­gen­kä­fer aus der Nähe betrach­tet, wird man viel­leicht stau­nend inne­hal­ten, wird sagen: Die­ser Käfer, die­ses vier­flüg­li­ge Wesen, könn­te kürz­lich noch eine mensch­li­che Zun­ge gewe­sen sein, sie scheint aus einem Mund her­aus­ge­fal­len zu sein. Sofort machen sich wei­te­re Gedan­ken bemerk­bar. Was wäre, wenn die Zun­ge heim­lich im Mund eines Men­schen zu einem Käfer wur­de, der in einem güns­ti­gen Moment, eine sprach­lo­se Per­son hin­ter­las­send, das Wei­te such­te. Oder ist es viel­leicht mög­lich, dass es sich bei der Gat­tung der Zun­gen­kä­fer um Erfin­dun­gen han­delt, die nur des­halb exis­tie­ren, weil man wünscht Zun­gen zu ern­ten. So genau wird es sein, denn Zun­gen­kä­fer, ich habe sie wäh­rend der ver­gan­ge­nen Nacht eine Stun­de lang ein­ge­hend beob­ach­tet, sind nicht wirk­lich in der Lage, sich in die Luft zu erhe­ben, zu flüch­ten, also in den Him­mel auf­zu­stei­gen und auf und davon­zu­flie­gen. Sie lie­gen viel­mehr auf dem Boden her­um, oder auf einem Tisch, und brum­men mit den Flü­geln, die nicht grö­ßer als Flü­gel der Mari­en­kä­fer aus­ge­stal­tet sind. — stop
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zenobe inc.

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MELDUNG. Von 3.00 bis 4.30 Uhr aus­ge­raubt wur­den bereits in der Nacht zum Frei­tag Zen­tral­la­ger fol­gen­der Fir­men: Mor­se & Co [ Lon­don ] sowie Zen­obe inc. [ Buda­pest ]. 3870 Model­le der Dampf­lo­ko­mo­ti­ven­gat­tun­gen DR 4137 sowie DR 4105 wer­den ver­misst, auch Gelei­se sowie Signal­an­la­gen [ Deut­sche Reichs­bahn ] : 18 Kilo­me­ter HO [ 15.008 Kar­tons ]. — stop
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