Aus der Wörtersammlung: glühbirne

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lichtzeitmaschine

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romeo : 0.01 — Glüh­bir­nen sam­meln für 500 Jah­re Glüh­fa­den­licht. stop. Dazu Hand­kur­bel­ma­schi­nen zur Strom­erzeu­gung. stop. Denk­bar, dass ich den Ursprung einer wil­den Geschich­te ent­deck­te, wäh­rend ich ges­tern Nach­mit­tag schla­fend durch den Pal­men­gar­ten spa­zier­te. stop. Ver­rückt sein. stop. Eine lite­ra­ri­sche Geschich­te ins wirk­li­che Leben zie­hen. stop. Seit Stun­den nun geis­tert das Wort Men­lo­park durch mei­nen Kopf. stop. Ahne, woher das schö­ne Wort gekom­men ist. stop. Wie lan­ge Zeit, bei güns­tigs­ten Wit­te­rungs­be­din­gun­gen, leuch­tet eine 60 Watt Glüh­lam­pe? stop.

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ein bauch voll licht

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alpha : 0.01 — Kurz nach Mit­ter­nacht, also Nach­mit­tag. Ich habe gera­de eine Tas­se hei­ßer Scho­ko­la­de getrun­ken, und wie immer, wenn ich Scho­ko­la­de getrun­ken habe, mei­ne ich, vom Licht uralter Glüh­bir­nen genascht zu haben. Jetzt ste­he ich mit einem war­men Bauch voll Licht vor einem Fens­ter, hin­ter dem pola­re Käl­te knis­tert. Ja, eine ange­neh­me Nacht ist ange­bro­chen. Ich könn­te gleich eine Rei­se begin­nen. Ich stel­le mir eine Lese­zeit wie eine Rei­se­zeit vor? Ich set­ze mich auf mein Sofa, öff­ne ein Buch gesam­mel­ter Geschich­ten, sagen wir, gesam­mel­ter Geschich­ten aus aller Welt, und lese. Ich lese fünf Stun­den, ohne ein­zu­schla­fen, weil die Geschich­ten, die ich lese, gute Geschich­ten sind. Dann trin­ke ich Kaf­fee und lau­fe ein wenig in der Woh­nung her­um. Dann schla­fe ich. Dann lese ich wei­ter. Dann schla­fe ich wie­der. Habe ich aus­rei­chend Was­ser, Enten, Brot für eine Woche?

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mumbai — darjeeling

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echo : 8.55 — Das 8 jäh­ri­ge Mäd­chen Puja in dem Doku­men­tar­film Gebo­ren im Bor­dell, von dem man berich­tet, dass es in sei­nem Leben noch nie Nein gesagt haben soll. Ein düs­te­rer Ort an dem Puja lebt, oran­gen­far­be­ne, von Flie­gen umschwirr­te, rußi­ge Glüh­bir­nen, eine völ­lig über­füll­te Woh­nung, Schmutz, der Lärm der Frei­er Tag und Nacht. Und doch gibt es etwas in Pujas Leben, das ihr Freu­de berei­tet. Sie besitzt einen Foto­ap­pa­rat. Sie geht mit ihm auf die Stra­ße und foto­gra­fiert Pas­san­ten. Das sind fei­ne Auf­nah­men, die Puja macht, kein foto­gra­fier­ter Mensch wird böse, sobald sich der merk­wür­di­ge Foto­ap­pa­rat Pujas auf sie rich­tet. Da steht ein klei­ner Mensch in einem roten Kleid, des­sen Kopf sich in eine Maschi­ne mit zwei Augen ver­wan­delt. — Mit­ter­nacht. stop. Wäh­rend ich arbei­te­te an einer klei­nen Geschich­te über Bil­ly, den Ken­taur, selt­sa­me Stil­le. Kein Laut von drau­ßen, drin­nen nur das sehr lang­sa­me Klap­pern der Tas­ta­tur. Jetzt sanf­te Gedan­ken pfle­gen, Musik hören, ins Cafe gehn, dann die Vor­be­rei­tung einer Rei­se nach Indi­en irgend­wann wie­der ein­mal auf­neh­men : Mum­bai – Dar­jee­ling in Zügen.

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que sera, sera, whatever will be, will be …

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tan­go : 8.52 — Immer schon hab ich geträumt. Als Jun­ge saß ich auf Bäu­men, mein­te, hoch auf einem Schiff zu schau­keln, bis ich bemerk­te, dass die Zeit der Phy­sik­stun­de bereits hin­ter mir lag. Dann war ich Astro­naut oder Tau­cher, ich träum­te Glüh­bir­nen, wie man sie macht, war ein Ent­de­cker in luf­ti­gen Räu­men. Eines Tages begann ich, mei­ne Träu­me auf­zu­zeich­nen, um sie fort­set­zen zu kön­nen. Nun hat­te das Träu­men etwas mit Erfin­dung zu tun, weil die geträum­te Zeit und ihre Geschich­ten der wirk­li­chen Welt ein­ge­schrie­ben, ja ein­ver­leibt wer­den konn­ten, einer Welt auf dem Papier, wo sie sich behaup­ten soll­ten. Von die­sem Moment an sam­mel­te ich Träu­me, Ent­de­ckun­gen, Nacht­zep­pe­li­ne, konn­te zei­gen, was ich erfand, konn­te tei­len mit ande­ren Men­schen, eine span­nen­de Auf­ga­be, nie ist mir seit­her lang­wei­lig gewor­den. Oft steh ich mor­gens in mei­nem Zim­mer und schon wird geträumt, noch wäh­rend ich mich wasche begin­ne ich mei­ne Arbeit, suche, bin auf­merk­sam, lau­sche. Ja, ich arbei­te, wenn ich lau­sche, wenn ich träu­me, ohne zu schla­fen. Manch­mal träu­me ich auf der Stra­ße wäh­rend ich spa­zie­re, das ist natür­lich sehr gefähr­lich, weil ich Ampeln ver­ges­se, weil ich mich ver­lau­fe oder in ver­kehr­te Stra­ßen­bah­nen stei­ge. Ges­tern Nach­mit­tag beleuch­te­te ich einen Frosch, der die mensch­li­che Spra­che zu imi­tie­ren ver­mag. Zwei Stun­den lang arbei­te­te ich, ging Ein­kau­fen, fort­wäh­rend träu­mend, erfin­dend, küm­mer­te mich in der Küche um eine Enten­brust, ein­mal tele­fo­nier­te ich, ohne je mei­ne Gedan­ken an den klei­nen, spre­chen­den Frosch auf­zu­ge­ben. Ein Geschenk die­ses Erzäh­len, die­se Art und Wei­se zu leben, gera­de in schwie­ri­gen Zeiten.

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holzmund

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20.05 — In einem Tram­bahn­wa­gon saßen Men­schen im Glüh­bir­nen­licht, Per­so­nen, die ihre Gesich­ter abneh­men und aus­tau­schen konn­ten, so wie es ihnen gera­de Freu­de mach­te. Eine sehr schö­ne jun­ge Per­son über­reich­te mir ein Stück war­mer Haut, mit dem sie mich kurz zuvor noch ange­lä­chelt hat­te. Da waren jetzt Wan­gen von leicht rosa­far­be­nem, und eine Stirn von dunk­lem Holz, und da waren Augen, die wei­ter­hin lach­ten, und ein sehr schö­ner Mund, und auch die­ser Mund war ein höl­zer­ner Mund. — stop

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