Aus der Wörtersammlung: swetlana

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Игрок

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sier­ra : 22.58 UTC — Vor eini­gen Tagen hab ich mir ein Buch gewünscht in rus­si­scher Spra­che, näm­lich Игрок von Fjo­dor Dos­to­jew­ski. Nun wer­den Sie ver­mut­lich fra­gen, ob Lou­is, der hier schreibt, die rus­si­sche Spra­che zu lesen ver­mag. Nein, ich kann die rus­si­sche Spra­che nicht lesen, aber ich höre sie gern, und es wird mir eine Ehre sein, ein berühm­tes Buch in rus­si­scher Spra­che auf mei­nen Schreib­tisch zu legen. Da wird es dann lie­gen neben einer Über­set­zung in die Deut­sche Spra­che von Swet­la­na Gei­er. Ich könn­te viel­leicht sagen, dass das eine Buch, das ich zu lesen ver­mag, vor jedem Satz, den ich in Augen­schein neh­men wer­de, das ande­re Buch, das ich nicht zu lesen ver­mag, befra­gen wird. Das ist eine gute Vor­stel­lung. Noch heu­te Abend setz ich mich auf mein Fahr­rad. Gewit­ter­licht. — stop
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feuersalamander

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romeo : 22.18 UTC — Brü­ten­de Hit­ze. Das ist ein schö­ner Aus­druck, ich wer­de gebrü­tet von der Luft. Bin gespannt, was da aus mir her­aus­schlüp­fen wird. Irgend­ein Wesen ver­mut­lich, das sich wohl­fühlt, wenn es so rich­tig warm und schwül ist. Etwas, dass vor Freu­de bebt, wenn Tem­pe­ra­tu­ren über 50 ° Cel­si­us stei­gen wer­den, eine Fort­ent­wick­lung, Anpas­sung, viel­leicht eine Vari­an­ti­on mei­ner selbst, der ich nun bald in der Lage sein wer­de, Wüs­ten zu durch­kreu­zen, geschmei­dig, ohne auch nur einen Trop­fen Was­ser trin­ken zu müs­sen. — stop
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swetlana

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oli­mam­bo : 22.14 UTC — Ein­mal, vor zwei Jah­ren, spre­che ich mit Swet­la­na, die in einem Dorf weit hin­ter dem Ural in Sibi­ri­en gebo­ren wor­den war. Es ist ein spä­ter Abend und warm. Ein­tags­flie­gen zwir­beln durch die Luft. Ich sage: Wir, lie­be Swet­la­na, wir in Euro­pa sind in gro­ßer Gefahr, weil wir nicht wis­sen wie der 45. Prä­si­dent der USA und Wla­di­mir Putin han­deln wer­den. Swet­la­na ist par­tout nicht die­ser Mei­nung. Sie schüt­telt sehr lan­ge Zeit den Kopf: Da ken­ne ich Dich schon acht Jah­re lang und Du liest noch immer die fal­schen Zei­tun­gen. Es kommt mir so vor, als wür­dest Du eine ganz ande­re Welt bewoh­nen. Nein, wir sind nicht in Gefahr, Putin ist ein guter Mann, und der ande­re auch. Einen Moment schweigt sie. Dann fährt sie fort mit einem Lächeln: Wie kann man nur so klug sein, und doch die ganz fal­schen Zei­tun­gen lesen. — stop
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mr. ganga datt padong

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echo : 5.15 — Nicht zum ers­ten Mal stell­te ich mir eine Minu­te vor, dann eine Stun­de, dann einen Tag. Ich stand auf und ging von Zim­mer zu Zim­mer. Ich aß eine Bana­ne, sah aus dem Fens­ter, set­ze mich an den Schreib­tisch und stell­te mir eine Woche vor, dann einen Monat, dann ein Jahr. Und wie­der sah ich aus dem Fens­ter, ver­ließ das Haus, spa­zier­te, kam zurück und mach­te einen Plan. Ich mach­te ihn gründ­lich, ich for­mu­lier­te die alt­be­kann­te Fra­ge, ob es wohl mög­lich ist, einen Zeit­raum von 5022 Jah­ren zu den­ken, das heißt, ein Gefühl zu fin­den für eine bibli­sche Zeit­di­men­si­on? Bald war Abend, bald war Nacht gewor­den und ich habe mich mit der Suche und Erfin­dung von Namen ver­gnügt. Wenn ich aus dem Fens­ter schaue, die Kro­nen der Bäu­me unter mir, in wel­chen Vögel schla­fen, fal­len mir tat­säch­lich sehr schö­ne Namen ein, Namen, die es ver­dien­ten, dass man die Geschich­ten, die hin­ter ihnen ste­hen, auf­spü­ren wird. Über­haupt sind Namen, genau genom­men, die Geräu­sche, die sie im Kopf erzeu­gen, sehr gut dazu geeig­net, erzähl­ba­re Räu­me zu öff­nen. Einer der heu­te Nacht gefun­de­nen Namen lau­tet so: Mr. Ganga Datt Padong. Ich bemerk­te, dass ein Mann, der die­sen Namen tat­säch­lich trägt, sich ein­mal bei mir mel­den könn­te. Er schreibt: Mr. Lou­is, ich habe in die Such­ma­schi­ne geschaut. Woher ken­nen Sie mei­nen Namen? Ich ant­wor­te: Ver­ehr­ter Mr. Padong, ich habe Sie und ihren Namen erfun­den, könn­ten wir viel­leicht Freun­de wer­den? — Fol­gen­de Namen sind wei­ter­hin ver­zeich­net: Han­nah Pie­pen Pal­le Peter­son Pete Mai­do Franz Dant­zer Swet­la­na Anti­bes Julie P. Gol­ding Emil Dimit­rov Zine Hamm­dai Max Bus­ser Mer­go­zi­le Bier­manns Sophia Wie­sel­ha­gen Sarah Loui­sa Emmer Vero­ni­ka Pig­mat­ter Bas­heer Zeid Chris­tie Lee Ewe­li­na Zen­c­zak Miria Iri­na Save­do Sam Kek­ko­la Hoah Phat Cynet­te Krom­bou­te Laris­sa Todic Linea Apo Ludu Hil­mer Lil­li Marie Lorenz. — stop

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swetlana geier

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del­ta : 0.03 — Ein auf­re­gen­des Buch, das ich gera­de wie­der­le­se in klei­nen Etap­pen, Wil­helm Gen­a­zi­nos Erzäh­lung Das Licht brennt ein Loch in den Tag. Ein­hun­dert­fünf­zehn Geschich­ten eines Man­nes, der fürch­tet, sein Gedächt­nis zu ver­lie­ren, Geschich­ten, die der Mann sei­nen Freun­den erzählt, damit sie ihm spä­ter ein­mal zurück­ge­ge­ben wer­den könn­ten. Ja, so soll­te man leben, so genau, dass für jeden geleb­ten Tag eine erzähl­ba­re Geschich­te zu ver­zeich­nen ist. Man­che die­ser Geschich­ten wer­den viel­leicht nur aus einem ein­zi­gen Satz bestehen, einem Gedan­ken oder einem zitie­ren­den Text, Wör­tern wie die­sen, die ich ges­tern, nach­dem ich den fas­zi­nie­ren­den Film Die Frau mit den 5 Ele­fan­ten gese­hen hat­te und in sei­ne zwölf­te Minu­te zurück­ge­kehrt, der Über­set­ze­rin Swet­la­na Gei­er von den Lip­pen las: Es stellt sich immer wie­der her­aus, und es ist ein Zei­chen für einen hoch­wer­ti­gen Text, dass der Text sich bewegt. Und plötz­lich, man hat es vor­be­rei­tet und man sieht alles, und man weiß alles, aber plötz­lich ist da etwas, was man noch nie gese­hen hat. Ein sol­cher Text ist uner­schöpf­lich. Man kann ihn eigent­lich, auch wenn man ihn über­setzt hat oder zwei­mal, ich hab das jetzt zwei­mal über­setzt, man kann ihn nicht aus­schöp­fen. Und das ist eben wahr­schein­lich ein Zei­chen der aller­höchs­ten Qua­li­tät. Natür­lich, man muss lesen lernen.