Aus der Wörtersammlung: zelle

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notvögel

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nord­pol

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : NOTVÖGEL
date : june 16 12 0.12 a.m.

Guten Mor­gen, Lou­is! Wie geht es Ihnen? Alles in Ord­nung? Eine Woche ist ver­gan­gen, seit wir Fran­kie, das Eich­hörn­chen, ope­rier­ten. Er scheint bei bes­ter Gesund­heit. Wir haben die Kral­len sei­ner Pfo­ten gestutzt, damit er sich die Nar­be auf sei­nem Bauch nicht bald öff­nen wird. Wir beob­ach­te­ten, dass sie ihn reizt, nicht so sehr das USB – Gerät, des­sen Kon­tur sich unter der rosa­far­be­nen Haut deut­lich abzeich­net, viel­mehr ist es die rasier­te Stel­le ins­ge­samt, die Fran­kie immer wie­der betrach­tet. Wir haben den Ein­druck, er wun­dert sich in höchs­ten Maße. Indes­sen schei­nen ihn jene kreis­för­mi­gen Solar­zel­len, die wir auf sei­ner Stirn links und rechts mon­tier­ten, nicht wei­ter zu inter­es­sie­ren, auch das GPS-Funk­ge­rät, das wir hin­ter sei­nem lin­ken Ohr im Leib ver­senk­ten, blieb bis­lang unbe­merkt. Es ist nicht viel grö­ßer als 1 Cent­mün­ze. Heu­te ist also Frankie’s ers­ter Tag in rela­ti­ver Frei­heit. Wir haben den klei­nen Mann von sei­nen Käfig­fes­seln befreit, wes­we­gen er seit Stun­den auf­ge­regt in der Woh­nung tollt. In zwei oder drei Tagen, wenn alles gut gehen wird, pla­nen wir Fran­kie in der Däm­me­rung eines Abends im Cen­tral Park, Höhe 87. Stra­ße West, in die Wild­nis zu ent­las­sen. Hin­sicht­lich der Ent­wick­lung ess­ba­rer Not­vö­gel ist Fol­gen­des zu sagen. Zei­si­ge, Fin­ken, Amseln, Sta­re erschei­nen uns nicht geeig­net. Ler­chen indes­sen sind inso­fern bereits gelun­gen, als sie ihrem Zucht­be­häl­ter voll­stän­dig feder­los ent­kom­men. Wir haben ihr Wachs­tum beschleu­nigt, sie wer­den nach Bestel­lung bin­nen drei­er Tage fer­tig und im Geschmack Süß­man­deln ähn­li­cher gewor­den sein. Lei­der sind sie noch blind, taub und stumm. Natür­lich sind wir wei­ter­hin in jeder Hin­sicht um Fort­ent­wick­lung bemüht. In die­sem Sin­ne, äußerst zuver­sicht­lich, grü­ßen wir Sie herz­lich. – Ihr Mal­colm / code­wort : lil­li­put

emp­fan­gen am
16.06.2012
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romantische kurzgeschichte

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sier­ra : 4.28 — Genè­ve / Place Bel Air. Es ist 1 Uhr und 30 Minu­ten MEZ : Ein Mann dunk­ler Haut­far­be, schwer betrun­ken, wird von städ­ti­schen Gen­dar­men im zen­tra­len Poli­zei­amt fest­ge­setzt. Ruhe­stö­rung. — 1 Uhr 35 Minu­ten MEZ : Der Betrun­ke­ne, Hän­de auf den Rücken gefes­selt, behaup­tet Char­lie Par­ker zu sein. Er will sein Saxo­phon wie­der­ha­ben. — 2 Uhr 05 Minu­ten MEZ : Die Iden­ti­tät des Gefes­sel­ten wird zwei­fels­frei fest­ge­stellt. Es han­delt sich um US-Bür­ger Jon­ny Wil­ker­son, 36, wohn­haft zu Paris, 8, Rue de Javel. – 2 Uhr 38 Minu­ten MEZ : Über­ga­be des Blas­in­stru­men­tes an den Ran­da­lie­ren­den. – 2 Uhr 40 Minu­ten bis 4 Uhr und 5 Minu­ten MEZ : Fünf sta­tio­nä­re Gen­dar­men der Nacht­schicht sind von ent­fes­sel­ten Geräu­schen, die einer ver­git­ter­ten Aus­nüch­te­rungs­zel­le ent­kom­men, stark beein­druckt. Man hat Stüh­le von Holz vor dem Gehäu­se abge­stellt. — 4 Uhr und 6 Minu­ten MEZ : Par­ker, Char­lie, ein­ge­schla­fen. — stop

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real online kiss

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15.14 — Wie­der etwas Féné­on gele­sen, fei­ne Geschich­ten, die von schnel­len Zügen, von rau­chen­den Pis­to­len, von lie­bes­tol­len Mör­dern, von Bom­ben und ande­ren Unglücks­mo­men­ten erzäh­len. — Geschich­te No 162 zum Bei­spiel : Kaum getraut, war das Ehe­paar Boulch aus Lam­bé­zel­le ( Finis­tère ) schon so betrun­ken, dass man es auf der Stel­le ein­sper­ren muss­te. — Oder die­se Geschich­te No 373 : Auf dem Dach­first des Bahn­hofs von Eng­hien erhielt ein Maler einen elek­tri­schen Schlag. Man hör­te noch das Klap­pern sei­nes Gebis­ses, dann fiel er auf die Mar­ki­se. — Muss neue Spra­che ler­nen. rok = real online kiss. — Nichts weiter.

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salznamen

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2.01 — Dass die Fische eines Schwarms kei­ne Namen tra­gen. Auch die Som­mer­fä­den eines August­him­mels oder die Mole­kü­le eines Was­ser­trop­fens sind kaum je beschrif­tet, wie der Sand einer Wüs­te ohne jede Bezeich­nung ist, sodass man eine Hand­voll Sand nicht auf einen Tisch wer­fen könn­te und sagen, die­ser klei­ne Stein hier, das ist S‑sa­ha­ra-No 537675258386. Ich sehe Dich, aber ich gebe Dir kei­nen Namen. Statt­des­sen ver­su­chen wir den Him­mel. Wir sagen: Das ist Gala­xie M‑23. Und die­ser blaue Nebel hier ver­dun­kelt die Gala­xie M‑C58. Unse­re elek­tro­ni­schen Augen sind emp­find­lich. Wir könn­ten mit die­sen Augen viel­leicht einen Golf­ball auf dem Mond erken­nen oder eine Tele­fon­zel­le auf dem Mars, nicht aber einen Stern hin­ter einem Stern in einer 7 Mil­lio­nen Licht­jah­re ent­fern­ten Spi­ral­ga­la­xie. Viel­leicht soll­te ich, wenn ich wie­der ein­mal auf­ge­regt sein wer­de, weil mir der Him­mel auf den Kopf zu fal­len droht, einen Tee­löf­fel Salz auf mei­nen Schreib­tisch schüt­ten und eine Zäh­lung und Bezeich­nung der Kris­tal­le vor­neh­men. Wie lan­ge Zeit wür­de ich zäh­len? Könn­te ich je wie­der auf­hö­ren? — stop

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