Aus der Wörtersammlung: pfeife

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chatraupe

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oli­mam­bo : 0.10 – Auf dem Fens­ter­brett. Schau auf die Stra­ße hin­un­ter und höre selt­sa­men Schwal­ben zu, wie sie pfei­fend und fres­send durch die Nacht­luft flit­zen. Ange­neh­me Stun­de, obwohl mir gera­de nichts ein­fällt, weil befan­gen von Fern­seh­bil­dern, die ich vor einer Stun­de noch beob­ach­tet habe. Froh, dass ich das Fern­seh­ge­rät end­lich aus­schal­ten konn­te. Und wenn ich nun vom Fens­ter aus ins Zim­mer schaue, sehe ich einen wei­te­ren Text, als mei­nen schwei­gen­den Text, zei­len­wei­se auf dem Bild­schirm mei­ner gro­ßen Schreib­ma­schi­ne ent­ste­hen, ohne dass ich zur Ent­ste­hung die­ses Tex­tes etwas bei­tra­gen müss­te. Der Text schreibt sich lang­sam, schwin­gend wie eine Rau­pe vor­wärts. Natür­lich ist die­ser Text auf dem Bild­schirm kein Lebe­we­sen, wie eine Rau­pe ein Lebe­we­sen ist, das ster­ben, also auf­hö­ren könn­te. Die­ser Text ist das Ergeb­nis einer Schreib­ar­beit, die fünf­und­zwan­zig oder sechs­und­zwan­zig Men­schen in die­sem Moment in ihren Chat­pro­gramm­mas­ken ver­rich­ten. Der Ver­dacht, der Text schreibt sich auch dann, wenn ich nicht anwe­send bin. — Acht Uhr zwölf in Ran­gen, Bur­ma. — stop

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lou reed

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0.15 – Stim­mung fieb­ri­ger Hei­ter­keit. Der Ein­druck, dass ich mich auf einem Dampf­schiff befin­de. Lei­se wum­mern­des Stamp­fen der Maschi­nen. Vor­hin hat mir ein freund­li­cher Schiffs­dok­tor küh­len­de Sal­ben gebracht für die Brust, einen Saft, der die Tem­pe­ra­tur sen­ken soll, in einer merk­wür­dig blau­en Far­be, und Trop­fen für die Nase, die doch noch völ­lig in Ord­nung ist. Eine Arm­län­ge ent­fernt auf dem Boden steht eine lei­se pfei­fen­de Kan­ne Tee. Das hört sich ein wenig so an, als wür­de die Kan­ne zu mir spre­chen, weil ich heu­te selbst mei­ne beweg­ten Bil­der von Tag und Nacht durch­ein­an­der spie­le. Da ist John Lurie. Er lagert in Brook­lyn vor einem Tabak­wa­ren­la­den und spielt sein Saxo­fon. Und da ist Lou Reed. Er raucht wie der Teu­fel, wäh­rend er erzählt, dass er sich vor den Schwe­den fürch­te. Und da sind Geckos, fin­ger­lan­ge Geckos, hell­blau, ein Rudel. Sie jagen über die Decke mei­nes höl­zer­nen Zim­mers dahin. — stop

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kolibri

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3.01 — Ich wur­de, noch nicht lang her, gefragt, wor­in denn die Vor­zü­ge eines Lebens auf Bäu­men zu sehen sei­en. Hört zu, habe ich geant­wor­tet, kei­ne Zei­tung, kein TV. Ruhe. Fast Stil­le. Etwas Pfei­fen, etwas Schnat­tern. Käfer. Amei­sen­tie­re. Und Affen, grö­ße­re Grup­pen fre­cher Affen. Tama­ri­ne. Die Ker­le dro­hen mit längst ver­go­re­nen Früch­ten, die sie für Geschen­ke hal­ten. Mos­ki­tos. Fau­chen­de Scha­ben. Kein Besteck, kei­ne Waf­fen, kei­ne Tele­fo­ne. Abend­seg­ler. Leich­te­re Flie­gen. Flie­gen in Blau, in Rot, in Schwarz. Schnel­le Spin­nen. Abwar­ten­de Spin­nen. Regen. War­mes Was­ser. Die Stäm­me der Bäu­me, die so hoch auf­ra­gen, dass man ihre Kro­nen nicht mit Bli­cken errei­chen kann, auf und ab, auf und ab, Schiffs­mas­ten im Hafen vor Sturm. Des­halb See­krank­heit, des­halb Höhen­angst. Aber Vögel, sehr klei­ne Vögel. Flü­gel. Unschär­fen der Luft. Öff­net man vor­sich­tig den Mund, wird man für eine Blü­te gehal­ten. — stop

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apollo

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3.15 — Zwei Stun­den vor Com­pu­ter­ma­schi­ne. Ich beob­ach­te­te Astro­nau­ten einer Apol­lo­mis­si­on, wie sie sich Fischen gleich durch ihre Kap­sel oder durch den Welt­raum bewe­gen. Indem ich ver­fol­ge, wie sie vor einer Kame­ra an Spiel­ob­jek­ten die Wir­kun­gen der Schwe­re­lo­sig­keit demons­trie­ren, indem ich ihre beschä­dig­ten Stim­men höre, der Gedan­ke, die­ses Schep­pern, Pfei­fen, Knis­tern, Kräch­zen könn­te ent­stan­den sein, weil ihren Stimm­in­stru­men­ten das Gewicht der Welt ent­zo­gen wur­de. – Weit nach Mit­ter­nacht. Woll­te mich erhe­ben, da ver­sag­te mein lin­kes Bein den Dienst. Hat­te gedan­ken­ver­lo­ren auf ihm Platz genom­men und wäre um ein Haar umge­fal­len. Ein selt­sa­mes, ein irri­tie­ren­des Gefühl der Lee­re. Dann die sicht­ba­re Gegen­wart eines Kör­per­teils, ohne die Anwe­sen­heit die­ses Kör­per­teils von innen her­aus bestä­ti­gen zu kön­nen. — stop
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bratflügel

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17.46 — Ich ver­mag heut­zu­ta­ge, moder­ne Zei­ten, ohne wei­te­re Vor­be­rei­tung, — der Füt­te­rung, des Jagens, der Schlach­tung bei­spiels­wei­se -, eine hal­be Stun­de auf einem Fahr­rad durch die Stadt fah­ren, und wäh­rend ich so fah­re und pfei­fe und mit Kno­chen wer­fe, vor­weg­ge­bra­te­ne Flü­gel ver­zeh­ren. 10 Cent das Stück. 15 Schwin­gen. 15 Vögel. — stop
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déjà-vu

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15.08 — In der schwan­ken­den Stra­ßen­bahn höre ich, wie sie mit bren­nen­den Augen nach Wor­ten suchen für das schep­pern­de Licht des Magne­si­ums, für das Fau­chen der ben­ga­li­schen Feu­er, die sie in Hän­den gehal­ten haben. Da ist eine Nacht­se­kun­de, die Sekun­de, in der sie das rote, das ver­bo­te­ne Stäb­chen ent­zün­det und gera­de noch eben recht­zei­tig von sich gewor­fen haben, da ist das Heu­len der chi­ne­si­schen Pul­ver­pfei­fen, da sind Fun­ken­re­gen, da sind blau­graue Wölk­chen, die sich auf klei­ne Zun­gen nie­der­le­gen. Nicht die Feu­er­blu­men des Him­mels, das Spek­ta­kel der nächs­ten Nähe ent­fes­selt die Erin­ne­rung von Stun­de zu Stun­de. Zünd­höl­zer, ver­bor­gen in Hosen­ta­schen, sind zurück­ge­blie­ben, auch die­ses Schwe­fel­holz, eine heim­li­che Geschich­te. — stop

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wartezeit

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0.15 — Ich schrei­be die­sen Text heut Nacht nur aus einem Grund: Ich wün­sche, wach zu blei­ben. Vor den Fens­tern: Dun­kel. Das Licht einer Stra­ßen­la­ter­ne ist aus­ge­fal­len und der Him­mel bedeckt. Jetzt ste­he ich auf. Lau­fe hin und her und pfei­fe. Sobald ich am Schreib­tisch vor­über­kom­me, setz­te ich mich und schrei­be ein paar Wör­ter und dann ste­he ich wie­der auf und gehe pfei­fend wei­ter. Nichts weist dar­auf hin, dass die­ser Text tat­säch­lich von einem lau­fen­den Men­schen gedacht und geschrie­ben wur­de, von einer Per­son, die je nur ein oder zwei Wor­te notier­te, um sogleich wei­ter­zu­ge­hen. Alles könn­te nur behaup­tet sein. — Wes­halb höre ich auf zu pfei­fen, sobald ich schrei­be?  Ist die Zeit, die ich damit ver­brin­ge, auf ein Wort zu war­ten, als Arbeits­zeit anzu­se­hen? Ist der Zustand kon­zen­trier­ter Auf­merk­sam­keit für sich schon eine Leis­tung? — stop

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