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condorklasse

picping

MELDUNG. In der Nacht zum Don­ners­tag bereits haben acht wei­ße Wale vor Trom­vik ein rus­si­sches Unter­see­boot der Con­dor­klas­se auf das Schreck­lichs­te miss­han­delt. Das Wrack, men­schen­leer, wird zur Behand­lung nach Mur­mansk geschleppt. — stop

ping

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tellerpfirsich

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del­ta : 7.12 — Der Nacht­zug fährt über eine Hoch­bahn­stre­cke: Unge­heu­re Wei­te, ein Meer von Licht. Dann wie­der run­ter unter die Stadt. Bis­wei­len Bahn­hö­fe, die wie Pla­ne­ten aus dem Dun­kel her­an­kom­men. Wie ich durch den Zug gehe, sehe ich, alle Sitz­plät­ze sind besetzt, da und dort ste­hen Men­schen, sie leh­nen an Wän­den oder hal­ten sich an geeig­ne­ten Stan­gen oder Stre­ben fest. Fast Stil­le, nie­mand wach, hin und wie­der mur­meln­des Gespräch, hef­ti­ges Atmen, Lachen, Stöh­nen. Sobald ich mich einem der schla­fen­den Men­schen nähe­re, Flüs­tern: Sie befin­den sich in einem Schlaf­zug, sie dür­fen hier nie­man­den wecken, unse­re Pas­sa­gie­re haben für Schlaf bezahlt. Eich­hörn­chen, Hun­der­te, tol­len durch die Abtei­le des Zuges, sie sprin­gen an den Wän­den hoch, jagen über Kof­fer­ab­la­gen dahin, pur­zeln unter Sitz­rei­hen, Akro­ba­ten, ohne je einen der schla­fen­den Men­schen zu berüh­ren. stop. Ges­tern ers­te Tel­ler­apri­ko­se mei­nes Lebens. — stop

ping

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sommerhut

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tan­go : 6.55 — Men­schen exis­tie­ren, die Flüch­ti­ge sind, unschar­fe Wesen, oszil­lie­ren­de, beben­de Per­so­nen, obwohl sie doch in nächs­ter Nähe ste­hen, man könn­te sie berüh­ren, ihnen die Hand rei­chen, wird man ihrer nie­mals sicher sein. Oder Schla­fen­de. Eine Frau mor­gens im Zug, der ich seit Jah­ren in der 6‑Uhr-15-Bahn vom Flug­ha­fen ins Stadt­zen­trum fah­rend regel­mä­ßig begeg­ne. Sie ist immer schon anwe­send, wenn ich den Zug betre­te. Sie ist ver­mut­lich die ein­zi­ge Frau, deren Gesichts­zü­ge mir ver­traut sind, ohne je ihre Augen gese­hen zu haben. Ich ken­ne sie aus­schließ­lich als schla­fen­de Per­son. Ver­mut­lich wird sie stets lan­ge vor mei­ner Zeit in den Zug gestie­gen sein, viel­leicht in Bad Kreuz­nach oder Idar-Ober­stein, da war halb noch Nacht. Ich neh­me an, ihr Schlaf ist tief, denn sie sitzt sehr sta­bil von einer Hand­ta­sche beschwert und rührt sich auch dann nicht, wenn jemand neben ihr Platz nimmt. Ihr rund­li­ches Gesicht ist nie­mals geschminkt, ein fried­li­ches, ich wür­de sagen, ein glück­li­ches Gesicht. Ein­mal, in den Tagen gro­ßer Hit­ze, trug sie einen Som­mer­hut, ein ande­res Mal im Win­ter eine Woll­müt­ze. — stop

ping

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giraffe no 1

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alpha : 5.15 — Ich notier­te eine E‑Mail an August Bril­lé, bat ihn, mir in der Ent­schlüs­se­lung eines Tex­tes behilf­lich zu sein, den ich ver­se­hent­lich der­art kodiert hat­te, dass ihn nicht wie­der in einen les­ba­ren Zustand zurück­zu­ho­len ver­moch­te. August ant­wor­te­te, er habe zwei sei­ner Rechen­ma­schi­nen mit die­ser kom­ple­xen Auf­ga­be betraut. Er kön­ne aller­dings nicht garan­tie­ren, in den kom­men­den Jah­ren erfolg­reich zu sein in der Ent­schlüs­se­lung mei­ner Pas­sa­ge, ich sol­le mich des­halb ergän­zend an die Öffent­lich­keit mit der Bit­te um Unter­stüt­zung wen­den. Hier­mit also ersu­che ich Sie um Hil­fe. Soll­ten Sie in der Lage sein, mei­nen ver­schlüs­sel­ten Text zu deco­die­ren, wür­de ich Ihnen mit Freu­de ein klei­nes Geschenk über­mit­teln. Es han­delt sich um eine höl­zer­ne Giraf­fe, die sich mit­tels Fin­ger­dru­ckes zu einer Ver­beu­gung hin­rei­ßen lässt. Ich dan­ke Ihnen im Vor­aus! Ihr Lou­is — Code : start /// g o Q C l v O V 0 s e K Q V A K Q w P 0 I l 6 u q t u 7 3 x g K J b Q u q 3 b u x 5 o b M E h j 0 f W K K e a Q Q C V T n + 7 d o f e Q K 2 d N N a s 9 0 C p T o u q O d n 1 5 n v 6 + J G i N G E 8 6 g T v Z S R n t K r X T j t l 1 8 V u b c N z 2 L 7 T e b 8 m q w q 3 Y d K L P b M Y E h V f W g x m 0 2 b + o G A j e T v L C Q L P o j k z S Q W R i 0 u L G f R M G J C W r e Y 7 J U 9 A O C F u z 4 6 l o t m w T X g F b Y 0 7 L B B k g V Q z m u B P F j p X E O m R 8 3 f c R X Z X t k j 3 \ / y s 3 T p P C R Z v 0 E z r m B 7 5 X w c a J d k 6 d 6 7 1 I n b U + c F r T W 2 O o j r N p z y b P M v Y k s B 5 8 U L + U R I 5 5 I U f 9 Y 7 S 8 t 9 q l 7 J 6 V p s v c B R a c B D i W T f 3 X Z G a H s v U N b R e O 4 E M I C b s J n c y p N b w 1 i 6 6 u 4 N x L E y u 7 t K K m f g z R 0 E k X b g o I o N 2 q y S a x O m B l P n A 3 e z V m C R l l b C K K d 7 b j u 2 B P j e T 1 T 4 M d 6 3 3 A J 3 0 r C P e V K c m 7 s b Y U V 7 T A 1 n y S y G s I 9 H 7 q q r k V P v u 7 U c o Z y O A I Y 4 b n 2 G q C w x 6 7 C q i o C M w h w G C 0 2 R z a O A L T R U G P 7 k u V c d W t m g M K O 9 N M Z e x I K M D a A Y q 8\ / b K 5 M 6 i p X b E r q a z X s 1 C + y 2 q 9 s u 3 N H m R F C f I B mG o 5 w e 8 a H P K 6 J U m P i M x d + E 2 B m U z ZH O k 8 k q m V C f y 5 D t R 7 u J K O 6 N P 8 7 A p C 8 N k + 9 p H d a 4 G d H 1 p g 9 8 g j Y g i — /// end — stop

harlem

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kubatajo

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romeo : 5.20 — Küh­le Luft, gnä­di­ges Tier, fließt über den Boden. Zwei Tau­ben sit­zen auf dem Fens­ter­brett und spä­hen ins Zim­mer. Irgend­wo im Süden süd­lich wer­den sich in die­sem Augen­blick hung­ri­ge gro­ße Men­schen und hung­ri­ge klei­ne Men­schen durchs Unter­holz der Berg­wäl­der schla­gen. Unlängst erzähl­te vom Bild­schirm her ein älte­rer Herr zu Buda­pest, er kön­ne SIE nicht mehr sehen, Flüch­ti­ge, man soll­te ihnen in die Bei­ne schie­ßen, dann wür­den sie nicht wie­der kom­men. Und ich dach­te, der­art prä­zi­se hat er bereits Kör­per­or­te der Ver­wun­dung vor­aus­ge­dacht, dass er kon­kret wer­den kann. Wie­der Wör­ter erfun­den: jusi­be­ba babu­ke­le bife­ri­gu jaba­bu­ba kuba­ta­jo ribe­ju­mu gocubobu kub­ex­e­bu sopi­ja­be bibu­je­bi. stop — 5 Uhr 15: Miles Davis / John Col­tra­ne — Paris 1960 — stop
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vordämmerungsbesuch

9

india : 5.16 — Wuss­te ich es doch, ent­ge­gen der Behaup­tung, Libel­len flö­gen nie­mals in der Nacht umher, kam gera­de vor einer Stun­de noch eine Libel­le durchs Fens­ter, stock­fins­ter drau­ßen, viel­leicht hielt sie das Licht in mei­nem Zim­mer für einen Tag, den zu besu­chen lohn­te. Es war so still zu die­ser Stun­de, dass ich zum ers­ten Mal hör­te, wie es klingt, wenn Libel­len in nächs­ter Nähe flie­gen, sie rau­schen näm­lich, wäh­rend sie schein­bar bewe­gungs­los in der Luft ste­hen. Ich habe frü­her schon ein­mal bemerkt, dass ich gut den­ken und erfin­den kann, sobald ich Libel­len beob­ach­te. Das ist mög­li­cher­wei­se des­halb so, weil Libel­len sich in der Art und Wei­se der Gedan­ken selbst bewe­gen. Sie schei­nen lan­ge Zeit still in der Luft zu ste­hen und sind doch am Leben, was man dar­an erken­nen kann, dass sie nicht zu Boden fal­len. Etwas Zeit ver­geht, wie immer. Und plötz­lich haben sich die fei­nen Libel­len­raub­tie­re wei­ter­be­wegt. Sie sind von einer Sekun­de zur nächs­ten Sekun­de an einem ande­ren Ort ange­kom­men. Genau so scheint es mit Gedan­ken zu sein. Sie sprin­gen wei­ter und machen neue Gedan­ken, ohne dass der Weg von da nach dort sicht­bar oder spür­bar gewor­den wäre. — stop
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kurz vor panitanki

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marim­ba : 4.18 — Ich kann nicht mit Sicher­heit sagen, wo sich Mila­n­o­ma­ki gera­de tat­säch­lich auf­hält, ich weiß nicht ein­mal, ob es sich um eine Frau oder um einen Mann han­delt, und wie alt die­ser Mensch sein könn­te, der mir erzählt. Zuletzt noch fol­gen­de Notiz im Dezem­ber: Ich soll­te ein Ohren­mensch sein. Ich sit­ze mit leicht zur Sei­te geneig­tem Kopf und höre zu, einem Men­schen viel­leicht oder einer Flie­ge, die über mir im Luft­raum turnt. Oder ich ste­he in einem Zim­mer ganz still, um so prä­zi­se wie mög­lich den­ken zu kön­nen. Kurz dar­auf set­ze ich mich an einen Schreib­tisch und mache vie­le Wör­ter, dann mache ich eine Pau­se, dann lese ich alles das Notier­te noch ein­mal durch, dann strei­che ich so vie­le Wör­ter mit dem Kopf, wie mög­lich ist, um bald wie­der nur einen Strich vor mir auf dem Papier vor­zu­fin­den. Ich habe viel erlebt. — Vor weni­gen Stun­den nun eine wei­te­re Nach­richt, die in einem Zug­ab­teil drit­ter Klas­se wäh­rend einer Fahrt von Mum­bai nach Dar­jee­ling ent­stan­den sein soll. Lesen Sie selbst: Ich kann nicht auf­hö­ren, rasen­des, unent­weg­tes Schrei­ben, weil mir jemand beim Schrei­ben zusieht. Ich schrieb über das Fie­ber der ver­gan­ge­nen Tage, aber dann ent­deck­te ich den Blick der roten Schu­he, und schrieb und schrieb nur noch über mei­ne flie­gen­den Hän­de, wie sie schnel­ler und immer schnel­ler notie­ren, wäh­rend sich die­ser eine rote, fla­che Schuh in mei­ner Nähe immer schnel­ler dreh­te, klei­ne Krei­se in die Luft zeich­ne­te, die sich beschleu­nig­ten, weil ich flin­ker und flin­ker schrei­be, ein Text über das Schnell­schrei­ben, das nur des­halb mög­lich ist, weil die Schreib­ma­schi­nen nicht mehr klap­pern wie frü­her noch, mein Gott, wür­den sie noch klap­pern die­se Schreib­ma­schi­nen, was wür­de das nur bedeu­ten, ein Getö­se, jetzt nur noch ein sanf­tes lei­ses Geräusch im Schrei­ben über das Schrei­ben, ein Ver­such, die­sen Schuh, der zu einem ande­ren Sys­tem gehört, schnel­ler und immer schnel­ler krei­sen zu las­sen. - stop

drohne12

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martha

2

marim­ba : 20.24 — Als Mar­tha vor weni­gen Tagen ein neu­es Tele­fon bekam, soll­te ich ihr zei­gen, wie man den Anruf­be­ant­wor­ter des Tele­fons in Betrieb setzt, vor allem hel­fen, eine Begrü­ßung auf Band fest­zu­hal­ten. Als wir so weit gekom­men waren, dass sie spre­chen konn­te, mach­te Mar­tha ein bedeu­ten­des Gesicht, sie sag­te: Guten Tag, guten Tag! Hier spricht Mar­tha, ich bin nicht zu Hau­se oder viel­leicht doch, ich rufe bald zurück. Sobald sie fer­tig gespro­chen hat­te, woll­te sie ihre Ansa­ge noch ein­mal hören, ich drück­te also auf den Knopf, der die Wie­der­ga­be star­te­te, und wir hör­ten nun gemein­sam Mart­has Stim­me, rau gewor­den von der Zeit. Mar­tha war zufrie­den: Schau, das klingt über­zeu­gend, das wird noch dann zu hören sein, wenn ich gar nicht mehr anwe­send sein wer­de. Und wie sie so durch ihr Wohn­zim­mer ging, sah ich in ihr eine lus­ti­ge Frau, die sich an Tischen, Stüh­len, Schrän­ken fest­hal­ten muss­te, ich konn­te mir vor­stel­len, wie sie noch ganz jung gewe­sen war, eben eine lus­ti­ge jun­ge Frau, leicht­fü­ßig. Sie such­te nach ihrem Tele­fon­ap­pa­rat, der ihr 12 Jah­re gedient hat­te, zuletzt waren sei­ne Tas­ten für Mart­has zit­tern­de Hän­de zu klein gewor­den. Sie sag­te: Ich will hören, wie ich damals gespro­chen habe. — stop

ping