echo : 20.08 UTC — Ein Programm existiert, welches digital verzeichnete Geräusche zu analysieren vermag. Ich entdeckte mit seiner Unterstützung den Titel eines Standards von Benny Goodman. Beobachtete Konzertfilme, Variationen ein und desselben Stücks, ähnlich der anatomischen Variationen, die in menschlichen Körpern zu finden sind. Schallplatten, digitale Kopien wie gefroren. Zeitkapseln, die wie kleinste Teilchen durch den Raum reisen, Moleküle treffen, Informationen verändern. — stop
Schlagwort: unterstützung
ai : GUATEMALA
MENSCHEN IN GEFAHR : “Im März hat die guatemaltekische Regierung in einem Industriepark in Guatemala-Stadt ein Krankenhaus für COVID-19-Patient_innen eingerichtet. Jetzt wurden 46 dort arbeitende Instandhaltungs- und Reinigungskräfte entlassen. Als Grund für die Kündigungen verwies das Gesundheitsministerium auf Verwaltungsvorschriften, denen zufolge diese Arbeiter_innen einen Oberstufen- oder Universitätsabschluss besitzen müssen, um in dem Krankenhaus arbeiten zu können. Ein Großteil dieser Beschäftigten verfügt nur über eine grundlegende Schulbildung und kann die geforderten Nachweise nicht erbringen. Hinzu kommt, dass die gekündigten Personen, ähnlich wie Teile des medizinischen Personals, seit dem 24. März keinen Lohn erhalten haben. Arbeitslosenunterstützung haben sie ebenfalls nicht bekommen. / Hintergrund: Bereits vor der COVID-19-Pandemie erhielt Guatemala aufgrund seines schwachen Gesundheitssystems besondere Unterstützungen von der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation OPS. Am 9. Juni meldete Guatemala 7.055 COVID-19-Fälle und 252 Pandemietote. / Im März richtete die Regierung Guatemalas in einem Industriepark der Hauptstadt namens Parque de la Industria ein Krankenhaus für COVID-19-Fälle ein. Die Klinik hatte eine Anfangskapazität von 319 Betten und wurde am 21. März eröffnet. Anfang Mai beschwerte sich das medizinische Personal öffentlich über fehlende Arbeitsverträge, nicht ausgezahlten Lohn und gefährliche Arbeitsbedingungen. Presseberichten zufolge, die auf Informationen des nationalen Rechnungshofs basieren, hat das COVID-19-Krankenhaus weniger als zwei Prozent des ihm vom Kongress zugewiesenen Budgets in Anspruch genommen. Der Grund dafür liegt in der geringen operativen Kapazität und dem Fehlen von entsprechend qualifiziertem Personal. / Die Krankenhausleitung gab an, dass die in der Klinik arbeitenden Personen über das Gesundheitsministerium eingestellt werden, wobei die in Haushaltsbestimmung 189 (Titel: “Sonstige Leistungen”) des öffentlichen Haushalts festgelegten Anforderungen zu befolgen sind. Vertreter_innen des Gesundheitsministeriums wiesen darauf hin, das Gesetz über den öffentlichen Dienst verlange, dass unter dieser Haushaltslinie eingestellte Personen einen Nachweis über ihren Oberstufen- oder Universitätsabschluss erbringen müssen. Der nationalen Ombudsstelle für Menschenrechte Procuraduría de los Derechos Humanos zufolge wurden diese Belege noch nicht verlangt, als das Gesundheitsministerium das betreffende Personal einstellte. Da 46 der im COVID-19-Krankenhaus beschäftigten Instandhaltungs- und Reinigungskräfte nicht die entsprechenden Unterlagen vorlegen konnten, wurden sie kurzerhand entlassen. Sie hatten erst knapp drei Monate lang in der Klinik gearbeitet und mussten teilweise ihre eigenen Werkzeuge und Materialien zur Arbeit mitbringen. Das Gesundheitsministerium identifizierte 38 Personen, die die Anforderungen nicht erfüllten. Die nationale Ombudsstelle für Menschenrechte hingegen meldete 46 Kündigungen im Bereich Instandhaltungs- und Reinigungspersonal. / Entgegen der Begründung des Gesundheitsministeriums besagt der Klassifikationsplan für Beschäftigungen im öffentlichen Sektor in Übereinstimmung mit Paragraf 35 des Gesetzes über den öffentlichen Dienst, dass bei einer Reihe von Stellen mit überwiegend “körperlicher und repetitiver Arbeit” keine über die Grundschule hinausgehende Schulbildung notwendig ist. Zudem ist im Handbuch zur Klassifikation der Haushaltslinien für den öffentlichen Dienst (Ministervereinbarung 291‑2012) keine Regelung zur Notwendigkeit eines Oberstufenabschlusses für die Anstellung von Personen unter Haushaltsbestimmung 189 aufgeführt. / Im COVID-19-Krankenhaus im Parque de la Industria in Guatemala-Stadt sind die Rechte der dort Arbeitenden – sowohl die der Instandhaltungs- und Reinigungskräfte als auch die des medizinischen Personals – bedroht. Diese Beschäftigten nicht angemessen zu schützen, bedeutet, nicht nur ihre sondern auch die Gesundheit der guatemaltekischen Bevölkerung aufs Spiel zu setzen. Seit Beginn der Pandemie haben Beschäftigte im Gesundheitswesen im ganzen Land öffentlich und wiederholt das Fehlen angemessener Schutzausrüstung kritisiert. Laut der nationalen Ombudsstelle für Menschenrechte hatten sich bis zum 24. Mai 2020 mindestens 49 Pflegekräfte und Ärzt_innen mit COVID-19 infiziert. Am 30. Mai 2020 forderte das Verfassungsgericht das Gesundheitsministerium auf, unverzüglich alle Beschäftigten im Gesundheitswesen mit entsprechender Schutzausrüstung auszustatten.” - Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen bis spätestens zum 20.7.2020 unter > ai : urgent action
ai : TÜRKEI
MENSCH IN GEFAHR : “Am Abend des 15. Juli 2016 versuchten Teile der türkischen Streitkräfte mit Waffengewalt, die Regierung zu stürzen. Doch der Putschversuch wurde schnell niedergeschlagen. Tausende Menschen protestierten auf den Straßen dagegen und die Putschisten wurden von Sicherheitskräften überwältigt. In einer Nacht voller Gewalt wurden Hunderte getötet und Tausende verletzt. Unmittelbar nach dem gescheiterten Staatsstreich beschuldigte die Regierung den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen und seine Anhänger_innen, sich zum Sturz der Regierung verschworen zu haben. Die religiöse Gülen-Bewegung wird von den türkischen Behörden als terroristische Organisation eingestuft. Am 20. Juli 2016 rief die Regierung den Ausnahmezustand aus, der zwei Jahre lang in Kraft blieb. Es folgte eine massive Verhaftungswelle gegen Journalistinnen, Schriftstellerinnen, Richterinnen, Staatsanwältinnen sowie vermeintliche und tatsächliche Kritikerinnen der Regierungspartei AKP. / Ahmet Altan und sein Bruder Mehmet Altan nahmen am 14. Juli – dem Vorabend des Putsches – an einer Live-Fernsehsendung mit der Moderatorin Nazlı Ilıcak teil. Während der Sendung diskutierten sie auch über türkische Politik. Anschließend wurden alle drei unter dem Vorwurf festgenommen, in der Sendung „unterschwellige Botschaften“ über den bevorstehenden Putsch verbreitet zu haben. Nazlı Ilıcak kam Ende Juli, Ahmet Altan und Mehmet Altan kamen im September 2016 in Untersuchungshaft. Ahmet Altan, Mehmet Altan, Nazlı Ilıcak und drei weitere Angeklagte wurden dann im Februar 2018 wegen des Vorwurfs, „die verfassungsmäßige Ordnung umstürzen zu wollen“ zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne die Möglichkeit einer Bewährung verurteilt. Als das Oberste Berufungsgericht die Schuldsprüche im Juli 2019 aufhob, wurde ein neues Verfahren gegen fünf der Angeklagten eingeleitet. Mehmet Altan wurde dagegen freigesprochen. / Am 4. November 2019 wurden mithilfe der Anklage „Unterstützung einer terroristischen Organisation, ohne deren Mitglied zu sein“ Ahmet Altan zu zehneinhalb Jahren und die Journalistin Nazlı Ilıcak zu acht Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Beide wurden bis zum Urteil in ihrem Rechtsmittelverfahren vor dem Strafgericht für schwere Strafsachen Nr. 26 in Istanbul freigelassen und mit einem Reiseverbot belegt. Das Gericht sprach in dem unfairen Verfahren drei weitere Personen schuldig, darunter zwei Medienschaffende, und entschied, dass sie in Untersuchungshaft bleiben müssten. Die Staatsanwaltschaft legte am 6. November 2019 Rechtsmittel gegen Ahmet Altans Freilassung ein. Am 8. November wies das Gericht für schwere Strafsachen Nr. 26 in Istanbul den Antrag des Staatsanwalts zurück, Ahmet Altan erneut in Haft zu nehmen und verwies die Strafsache an das Gericht für schwere Strafsachen Nr. 27. Dieses Gericht akzeptierte das Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft am 12. November. Ahmet Altan und sein Rechtsbeistand erfuhren nicht direkt von dieser Entscheidung des Gerichts, sondern durch regierungsnahe Medien. Noch am gleichen Abend wurde Ahmet Altan zuhause in Istanbul festgenommen und in Polizeigewahrsam überstellt. / Die erneute Festnahme von Ahmet Altan scheint politisch motiviert, willkürlich und unvereinbar mit dem Recht auf Freiheit nach Paragraf 5 der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten zu sein, der jeden willkürlichen Freiheitsentzug verbietet. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte stellte fest, dass vorsätzliche Handlungen der Behörden zu Willkür führen können. Die erneute Inhaftierung von Ahmet Altan verstößt eklatant gegen seine Rechte.” - Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen bis spätestens zum 8.1.2020 unter > ai : urgent action
ai : USA
MENSCH IN GEFAHR : “Die Festnahme von Scott Warren erfolgte nur Stunden nach der Veröffentlichung eines Berichts, der die vorsätzliche Vernichtung humanitärer Hilfsgüter im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko durch die Grenzbehörden dokumentiert. / Scott Warren leistet als Freiwilliger für die humanitäre Organisation No More Deaths lebenswichtige humanitäre Hilfe, um das Recht auf Leben von Migrant_innen zu schützen und weitere Todesfälle von Migrant_innen und Asylsuchenden in der Sonora-Wüste zu verhindern. Menschenrechtsaktivist_innen aus Städten entlang der Grenze, die in Hilfsorganisationen, Glaubensgemeinschaften oder Aktivistengruppen organisiert sind, unterstützen Migrant_innen bereits seit vielen Jahren. / Straf‑, Zivil- und Verwaltungsgesetze sollten nicht dazu missbraucht werden, Menschenrechtsverteidiger_innen zu schikanieren, die sich für die Rechte von Migrant_innen, Asylsuchenden und Flüchtlingen oder anderen einsetzen, deren Leben gefährdet ist und denen Menschenrechtsverletzungen drohen. Regierungen sollten sicherstellen, dass Menschenrechts-verteidiger_innen und ihre Organisationen ihre Arbeit in einem sicheren und unterstützenden Umfeld ohne Angst vor Repressalien nachgehen können. / Die Kriminalisierung von humanitärer Hilfe und von einfachsten Gesten der Unterstützung, bei denen nicht nach der Staatsangehörigkeit gefragt wird, ist ein Angriff auf die Menschenrechte.” - Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen bis spätestens zum 30. Juni 2019 unter > ai : urgent action
aleppo
romeo : 0.15 — Ärzte ohne Grenzen notieren am 15. Okober 2016: “Syrische und russische Luftangriffe haben innerhalb von 24 Stunden vier Krankenhäuser im belagerten Ost-Aleppo getroffen. Eines der Krankenhäuser wurde dabei schwer beschädigt, mindestens zwei Ärzte wurden verletzt. Auch ein Krankenwagen wurde bei den Angriffen zerstört und dessen Fahrer getötet. / Das Gesundheitssystem im belagerten Ost-Aleppo erlitt damit am 14. Oktober die schwersten Schäden seit dem Scheitern der kurzen Waffenruhe Ende September. Die Intensität der Luftangriffe auf die nordsyrische Stadt nahm in den Tagen zuvor weiter zu. / Laut der Direktion für Gesundheit sowie dem forensischen Zentrum in Ost-Aleppo starben dort zwischen dem 11. und dem 14. Oktober mindestens 62 Menschen, 467 Menschen wurden verletzt, darunter 98 Kinder. Die Zahl der Toten und Verwundeten liegt möglicherweise noch höher, denn viele Familien begraben ihre Toten selbst, ohne sie in ein Krankenhaus zu bringen. / “Die Stadt bricht immer weiter zusammen” / „Die rücksichtslosen Luftangriffe sind eindeutig noch schlimmer geworden“, sagt Carlos Francisco, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Syrien. „Eines der Krankenhäuser, die gestern getroffen wurden, wurde stark beschädigt. Es ist ein wichtiges chirurgisches Zentrum, das in den vergangenen Wochen schon dreimal getroffen worden ist. Die Intensität der Angriffe erstickt die wenigen medizinischen Kapazitäten, die das Gesundheitssystem in Aleppo noch hat. Die Stadt bricht immer weiter zusammen, Tag für Tag, Stunde für Stunde. Syrien und Russland zerstören die letzten Orte, an denen noch Leben gerettet werden können. Damit zeigen sie, dass sie in Ost-Aleppo jegliches Leben unmöglich machen wollen.“ / Laut Berichten von Krankenhausmitarbeitern in Ost-Aleppo wurden bei den Angriffen vom 14. Oktober zwei Ärzte verletzt, ein Lagerverwalter eines der Krankenhäuser erlitt Verbrennungen. Bislang gab es in Aleppo noch 35 Ärzte für rund 250.000 Menschen. Nur sieben von ihnen sind Chirurgen, die Kriegsverletzte operieren können. Seit dem Beginn der Belagerung des Ostteils im Juli wurden die wenigen verbliebenen Krankenhäuser 27 Mal getroffen, nicht ein einziges Krankenhaus ist bei den Luftangriffen ohne Schaden geblieben. / Nur noch elf funktionstüchtige Krankenwagen / Auch ein Krankenwagen der Nichtregierungsorganisation (NGO) Al-Scham-Humanitarian-Foundation (AHF) wurde am 14. Oktober komplett zerstört, der Fahrer wurde getötet. Die AHF stellt den Menschen in Syrien seit 2011 kostenlose medizinische Hilfe zur Verfügung. Erst einige Tage zuvor hatte die Direktion für Gesundheit berichtet, dass aufgrund der Luftangriffe sowie der fehlenden Ersatzteile nur noch elf funktionsfähige Krankenwagen in Ost-Aleppo bereitstehen. Freiwillige und NGOs nutzen einfache Fahrzeuge, um Verwundete zu transportieren. / „Wir haben es bereits gesagt und sagen es erneut: Alle Konfliktparteien müssen ermöglichen, dass schwer Verwundete und Kranke aus der Stadt gebracht werden, bevor es zu spät ist“, sagt Pablo Marco, Leiter der Nahost-Programme von Ärzte ohne Grenzen. „Überlebenswichtige Güter und medizinisches Material müssen in die Stadt gebracht werden können. Die Menschen dort leiden nicht nur unter dem anhaltenden Bombenhagel, sondern auch darunter, dass sie überhaupt keine Unterstützung erhalten.“ / Ärzte ohne Grenzen unterstützt in Ost-Aleppo alle acht verbliebenen Krankenhäuser. Landesweit unterstützt die Hilfsorganisation mehr als 150 Gesundheitszentren und Kliniken. Im Norden Syriens betreibt Ärzte ohne Grenzen selbst sechs medizinische Einrichtungen. Zu den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten einschließlich West-Aleppo erhält die Organisation keinen Zugang. - stop
60.432875 : 22.158961
nordpol : 6.08 — Eine tragische Geschichte soll sich in einer kleinen, finnischen Stadt nahe Turku ereignet haben. Ich konnte mir den Namen der Stadt nicht merken, aber die Geschichte sehr wohl, die mir ein Freund erzählte, während wir gerade auf ein Flugzeug warteten. Dort oben im Norden soll der Geschichte zur Folge, eine Frau mittleren Alters nach Jahren des Schreibens bemerkt haben, dass sie wiederholt bestohlen wurde, dass man geduldig darauf wartete, dass sie etwas aufschreiben und im Internet veröffentlichen würde, dann wollte man nämlich sofort interessante und auch weniger interessante Abteilungen ihrer neu hinzugefügten Geschichte und ihre Gedanken markieren mittels eines Mauszeigers, um die in dieser markierten Abteilung befindlichen Wörter zu kopieren, sie durch Speicher eines oder mehrerer Computer zu transportieren, bis eben jene Zeichen, die gestohlene Zeichen waren, an einer weiteren Stelle im Internet unter Texten, die nicht gestohlen worden waren, zum Stillstand kommen würden. Den Zeichen selbst war niemals anzusehen, dass sie eigentlich nicht dort hingehörten, dass sie fremde Zeichen waren. Als nun die bestohlene Frau zufälligerweise bemerkte, dass sie beraubt und immer weiter beraubt worden war, wollte sie sich wehren. Sie bemühte sich um Unterstützung, sie bat ihre besten und auch weniger gute Freunde zu lesen, was sie notiert hatte, Textstellen zu vergleichen und Anklage zu erheben. Einige Tage später bereits machte sich die Frau auf den Weg in die Wälder, irgendjemand behauptete, sie sei nicht gewandert, sondern geflohen. Nun, vorgestern, soll sie gefunden worden sein. Man berichtet, dass sie schweigend auf einem recht hohen Baum sitzen würde. Sie lese in Büchern, die sie mit Schnüren an Ästen des Baumes befestigt habe. Sie wolle partout nicht heruntersteigen. Es werde doch bald Winter werden. — stop
brief an dornier
echo : 2.02 — Sehr geehrte Damen und Herren von der Stiftung Dornier für Luft- und Raumfahrt! Ich wende mich hiermit höflichst mit der Bitte um Unterstützung an Sie, obgleich ich nicht sicher sein kann, mit meinem Anliegen Ihr Gehör finden zu können, da mein Vorhaben weder Aufgaben bemannter Luftfahrt, noch Aufgaben bemannter Raumfahrt berühren wird. Ich hoffe dennoch für einen Moment Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, es geht nämlich darum, einen kugelförmigen Körper zu entwickeln, nicht schwerer als 1,5 Gramm, der in der Art und Weise der Pflanzenflugsamen mit dem Wind durch die Welt reisen könnte. Im Objekt enthalten sein sollten je eine Kamera mit einen 360°- Objektiv, eine höchst leistungsfähige Batterie, sowie ein Sender, der in Minutenfrequenz aufgenommene Bilder des Zufalls an einen Empfänger veräußern würde, an eine menschliche Person oder einen Computer, die sich um die Dokumentation der übermittelten Aufnahmen bemühen, sie katalogisieren, bewerten und gegebenenfalls veröffentlichen würde. Eine außergewöhnliche Eigenschaft dieses mikroskopisch kleinen Wesens sollte sein, dass es in seiner Form sehr flexibel sein wird, einer Flüssigkeit ähnlich. In dieser Weise existierend würde es beinahe jedes Hindernis überwinden, sich kaum irgendwo dauerhaft verfangen, deshalb für sehr lange Zeit auf Reisen sein, auch mit Meeresströmungen wandern, mit Dünen der Wüsten, durch Stadtlandschaften vagabundieren, durch Waldgebiete und Steppen, indessen immerzu fotografierend, eine zufällige, von keiner menschlichen Person vorbestimmte Spur gefangenen Lichts verzeichnend. Melden Sie sich bitte, sofern ich Ihnen aus dem Inneren meiner Vorstellung im Detail berichten darf. Ihr Louis — stop
giraffe no 1
alpha : 5.15 — Ich notierte eine E‑Mail an August Brillé, bat ihn, mir in der Entschlüsselung eines Textes behilflich zu sein, den ich versehentlich derart kodiert hatte, dass ihn nicht wieder in einen lesbaren Zustand zurückzuholen vermochte. August antwortete, er habe zwei seiner Rechenmaschinen mit dieser komplexen Aufgabe betraut. Er könne allerdings nicht garantieren, in den kommenden Jahren erfolgreich zu sein in der Entschlüsselung meiner Passage, ich solle mich deshalb ergänzend an die Öffentlichkeit mit der Bitte um Unterstützung wenden. Hiermit also ersuche ich Sie um Hilfe. Sollten Sie in der Lage sein, meinen verschüsselten Text zu dekodieren, würde ich Ihnen mit Freude ein kleines Geschenk übermitteln. Es handelt sich um eine hölzerne Giraffe, die sich mittels Fingerdruckes zur einer Verbeugung hinreissen lässt. Ich danke Ihnen im Voraus! Ihr Louis — Code : start /// g o Q C l v O V 0 s e K Q V A K Q w P 0 I l 6 u q t u 7 3 x g K J b Q u q 3 b u x 5 o b M E h j 0 f W K K e a Q Q C V T n + 7 d o f e Q K 2 d N N a s 9 0 C p T o u q O d n 1 5 n v 6 + J G i N G E 8 6 g T v Z S R n t K r X T j t l 1 8 V u b c N z 2 L 7 T e b 8 m q w q 3 Y d K L P b M Y E h V f W g x m 0 2 b + o G A j e T v L C Q L P o j k z S Q W R i 0 u L G f R M G J C W r e Y 7 J U 9 A O C F u z 4 6 l o t m w T X g F b Y 0 7 L B B k g V Q z m u B P F j p X E O m R 8 3 f c R X Z X t k j 3 \ / y s 3 T p P C R Z v 0 E z r m B 7 5 X w c a J d k 6 d 6 7 1 I n b U + c F r T W 2 O o j r N p z y b P M v Y k s B 5 8 U L + U R I 5 5 I U f 9 Y 7 S 8 t 9 q l 7 J 6 V p s v c B R a c B D i W T f 3 X Z G a H s v U N b R e O 4 E M I C b s J n c y p N b w 1 i 6 6 u 4 N x L E y u 7 t K K m f g z R 0 E k X b g o I o N 2 q y S a x O m B l P n A 3 e z V m C R l l b C K K d 7 b j u 2 B P j e T 1 T 4 M d 6 3 3 A J 3 0 r C P e V K c m 7 s b Y U V 7 T A 1 n y S y G s I 9 H 7 q q r k V P v u 7 U c o Z y O A I Y 4 b n 2 G q C w x 6 7 C q i o C M w h w G C 0 2 R z a O A L T R U G P 7 k u V c d W t m g M K O 9 N M Z e x I K M D a A Y q 8\ / b K 5 M 6 i p X b E r q a z X s 1 C + y 2 q 9 s u 3 N H m R F C f I B mG o 5 w e 8 a H P K 6 J U m P i M x d + E 2 B m U z ZH O k 8 k q m V C f y 5 D t R 7 u J K O 6 N P 8 7 A p C 8 N k + 9 p H d a 4 G d H 1 p g 9 8 g j Y g i — /// end — stop
kollibry
echo : 5.55 — Im vergangenen November verlegte ich eine Nachricht, die mir per E‑Mail zugestellt worden war. Vermutlich hatte ich ihre Existenz bereits nach wenigen Stunden vergessen, so dass ihr Sender vergeblich auf eine Antwort wartete. Heute Nacht habe ich sie glücklicherweise wieder entdeckt. Es war damals etwas Bedeutendes geschehen. L. hatte ein Notebook geschenkt bekommen, das erste Notebook seines Lebens. Es war kein neues, es war ein gebrauchtes Gerät, aber noch in einem guten Zustand, kaum ein Kratzer am silbergrauen Gehäuse, seine Tasten funktionierten tadellos, und die Programme des Betriebssystems waren hervorragend sortiert. Ein ernstes Problem stellte allerdings eine Buchstabenmaschine dar, präzise die Korrekturroutine eines Textverarbeitungsprogramms, welches vom Vorbesitzer des Notebooks Jahre lang intensiv verwendet worden sein musste. Das kleine Zusatzprogramm ließ sich nicht ausschalten, was angenehm gewesen wäre. Zahlreiche fehlerhafte Wörter waren in seine tiefen Speicher gewandert, und so webte das Programm, während L. mit seiner Hilfe notierte, Vorschläge in gerade eben entstehende Texte, beispielsweise anstatt des Wortes Kolibri das Wort Kollibry, was schließlich zu äußerst erstaunlichen Befunden führte. L. glaubte bald, sehr ernsthaft krank geworden zu sein. Er bat mich um Unterstützung, er wolle den Speicher der Wortmissbildungen unverzüglich ausradieren. – Es ist kurz vor drei Uhr. Vermutlich komme ich mit meinen Hinweisen viel zu spät, das ist denkbar, sogar wahrscheinlich, dass ich viel zu spät sein werde. Machen wir uns trotzdem sofort auf die Suche nach einer Lösung. Gewitterstimmung vor den Fenstern, Fliegen, Blitze, aber kein Donner, vielleicht eine Art Wetterleuchten, grandiose, aus dem Himmel stürzende Bäume von Licht. – stop
ai : LAOS
MENSCH IN GEFAHR : “Auch ein Jahr nach der Verschleppung von Sombath Somphone haben die laotischen Behörden immer noch keine umfassenden Ermittlungen eingeleitet, um sein Schicksal aufzuklären. Deshalb besteht Anlass zu großer Sorge um den 62-Jährigen. Der zivilgesellschaftlich engagierte Aktivist wurde vor knapp einem Jahr an einem Kontrollpunkt der Polizei in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, entführt. Aufgrund einer chronischen Erkrankung ist Sombath Somphone auf die tägliche Einnahme von Medikamenten angewiesen. / Sombath Somphone wurde am Abend des 15. Dezember 2012 an einem Kontrollpunkt der Polizei in Vientiane in Anwesenheit von Sicherheitspersonal in einem Lastwagen verschleppt. Seither ist gut ein Jahr vergangen, und bislang fehlt von ihm jede Spur. Der bevorstehende Jahrestag des “Verschwindens” von Sombath Somphone und der Mangel an umfassenden und unparteiischen Untersuchungen in seinem Fall geben Anlass zur Sorge um das Schicksal und Wohlergehen des Aktivisten. /Die Verschleppung von Sombath Somphone wurde mit einer Verkehrskamera aufgezeichnet. Seiner Familie war es gelungen, das Videomaterial zu kopieren. Die laotischen Behörden behaupten, auf den Aufnahmen seien nicht die Kennzeichen der Fahrzeuge zu sehen, mit denen Sombath Somphone verschleppt wurde. Die USA, die Europäische Union, Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) sowie die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte haben die laotischen Behörden wiederholt dazu aufgefordert, die Verschleppung von Sombath Somphone dringend zu untersuchen. Dennoch scheinen die bislang unzureichenden Ermittlungen still zu stehen. Technische Unterstützung bei der Auswertung des Videomaterials haben die Behörden abgelehnt. Drei parlamentarische Delegationen, die nach Laos fuhren, um den Fall direkt bei den Behörden vorzubringen, sehen keinerlei Anzeichen dafür, dass die Behörden bei den Ermittlungen Fortschritte machen oder dass echte Anstrengungen unternommen werden, Sombath Somphone zu finden und mit seiner Familie zu vereinen. Offensichtlich fehlt es an der ernsthaften Absicht, das Schicksal von Sombath Somphone aufzuklären. Dies legt nahe, dass die Behörden versuchen, seine Verschleppung zu verschleiern. / Sombath Somphone gründete im Jahre 1996 das Trainingscenter für mitbestimmte Entwicklung (Participatory Development Training Centre) zur Förderung von Bildung, Führungsqualitäten und nachhaltiger Entwicklung in Laos. 2005 wurde er mit dem Ramon Magsaysay-Preis (Ramon Magsaysay Award for Community Leadership) ausgezeichnet. Er gehörte zu den Organisatoren des Asia-Europe People’s‑Forums, das im Oktober 2012 in Vientiane stattfand. Letzteres ist möglicherweise ein Grund für seine Verschleppung.” — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 22. Januar 2014 hinaus, unter »> ai : urgent action