Aus der Wörtersammlung: fische

///

polarlicht

pic

echo : 0.02 — In einem Rei­se­be­richt notiert Lud­wig Hohl : 8 Uhr 30. Meer. — Meer leer. stop. Beob­ach­tungs­zeit = Belich­tungs­zeit. stop. In der ver­gan­ge­nen Nacht hat­te ich wie­der ein­mal den Traum vom Mann geträumt, der vor einem Aqua­ri­um sitzt und einen Schwarm dun­kel­blau­er Fische betrach­tet. Als ich hin­zu­trat, hör­te ich, dass der Mann mit lei­ser Stim­me Zah­len flüs­ter­te. Ich frag­te ihn, was er denn berech­nen wür­de, und der Mann ant­wor­te­te, dass er die Fische zäh­le, dass er sich nicht sicher sei, ob es sich bei dem Schwarm blau­er Fische, um einen Schwarm aus 1556 oder aus 1557 Ein­zel­per­so­nen han­de­le. stop. Ist das wil­de Spiel der Polar­lich­ter am Him­mel aus einer Tie­fe von 70 Metern unter der Mee­res­ober­flä­che vor Neu­fund­land noch zu erken­nen? — stop

///

particlesmaschine

pic

5.48 — Die Beob­ach­tung, dass ich in der Par­tic­les­ma­schi­ne ver­geb­lich mit der Mou­se ein­zu­fan­gen ver­such­te, was ich kurz zuvor noch durch einen Code in Bewe­gung gesetzt hat­te. Sofort ein Gefühl von Hei­ter­keit. Ich könn­te viel­leicht sagen, dass die­se Beob­ach­tung des Schei­terns an Objek­ten, die ich selbst geschaf­fen habe, grund­sätz­lich zu tun haben könn­te mit der suchen­den Bewe­gung schrei­ben­der Men­schen. Da schwebt zum Bei­spiel Ken­taur Bil­ly vor Neu­fund­land 70 Meter tief unter dem Mee­res­spie­gel. Eine Erfin­dung. Eine Erfin­dung, die zunächst eine Ent­de­ckung gewe­sen ist, die Wahr­neh­mung einer uralten, einer neu­ro­lo­gisch fest geschal­te­ten Form, die unver­züg­lich, blitz­ar­tig, wei­ter gefal­tet wur­de, ein Modell wenig spä­ter mit Rob­ben­fell an der ein oder ande­ren Kör­per­stel­le, einem schö­nen Men­schen­kopf, der Heck­flos­se eines Wal­es und ana­to­misch klan­des­ti­nen Ver­dau­ungs­or­ga­nen eines Pfer­des. Sobald die­ses Wesen vor mir schweb­te und sprach, war es nie wie­der ein­zu­ho­len, weil es in der Sekun­de sei­ner Ent­de­ckung, in jener ers­ten Sekun­de sei­ner Exis­tenz, sich sofort in eine jener Sub­stan­zen ver­wan­del­te, die nur unvoll­kom­men in einen erzäh­len­den Text zu trans­por­tie­ren sind, weil die­ser tau­chen­de Ken­taur wie alle ande­ren Wesen höchst fei­nen Gesang aus 1 Tril­li­ar­de Zif­fern erwar­tet. — 12.58 in Tibet. Lha­sa. — stop

ping

///

lowrysteine

pic

3.15 — Bei fei­ner Col­tra­ne­mu­sik Notiz­par­tic­les für Lowrysto­ry über­tra­gen. Sagen wir : Atlan­tik : Damp­fer : Kof­fer : Black­out : Ellis Island : Trom­pe­te : Mexi­ko : Höl­len­stein : Gin : Satel­lit : Vul­kan : Bel­le­vue : Wal­fisch­vo­gel : Mel­ville : Bat­tery Park : : lunar cau­st­ic. — Um nicht ein­zu­schla­fen, ver­brin­ge ich die­se Nacht auf einem sehr har­ten, höl­zer­nen Gar­ten­stuhl. 70 Meter tief unter der Was­ser­ober­flä­che, 2000 m hoch über dem Mee­res­bo­den. | stop | Licht­blit­ze einer Medu­se. | stop | Schla­fen­de Wale. | stop | Senk­recht schwe­ben­de Tür­me. | stop | Ein Gra­nat­barsch, der sich um mein lin­kes Ohr bemüht. | stop | Salz im Mund. | stop | Suche nach neu­en Pseud­ony­men. — Elf Uhr fünf­und­zwan­zig in Lha­sa, Tibet. — stop

ping

///

zwergseerosen

pic

0.05 — Leb­te im Traum mit glü­hen­den Pan­zer­fi­schen unter einem Dach. Konn­te nicht sagen, ob mei­ne Zim­mer unter Was­ser stan­den oder gefüllt waren mit Luft. Ver­füg­te ich über Kie­men oder hat­ten die Fische Lun­gen? — Noch zu tun: Zwerg­see­ro­sen erfin­den für Unter­was­ser­him­mel. — stop

ping

///

salznamen

pic

2.01 — Dass die Fische eines Schwarms kei­ne Namen tra­gen. Auch die Som­mer­fä­den eines August­him­mels oder die Mole­kü­le eines Was­ser­trop­fens sind kaum je beschrif­tet, wie der Sand einer Wüs­te ohne jede Bezeich­nung ist, sodass man eine Hand­voll Sand nicht auf einen Tisch wer­fen könn­te und sagen, die­ser klei­ne Stein hier, das ist S‑sa­ha­ra-No 537675258386. Ich sehe Dich, aber ich gebe Dir kei­nen Namen. Statt­des­sen ver­su­chen wir den Him­mel. Wir sagen: Das ist Gala­xie M‑23. Und die­ser blaue Nebel hier ver­dun­kelt die Gala­xie M‑C58. Unse­re elek­tro­ni­schen Augen sind emp­find­lich. Wir könn­ten mit die­sen Augen viel­leicht einen Golf­ball auf dem Mond erken­nen oder eine Tele­fon­zel­le auf dem Mars, nicht aber einen Stern hin­ter einem Stern in einer 7 Mil­lio­nen Licht­jah­re ent­fern­ten Spi­ral­ga­la­xie. Viel­leicht soll­te ich, wenn ich wie­der ein­mal auf­ge­regt sein wer­de, weil mir der Him­mel auf den Kopf zu fal­len droht, einen Tee­löf­fel Salz auf mei­nen Schreib­tisch schüt­ten und eine Zäh­lung und Bezeich­nung der Kris­tal­le vor­neh­men. Wie lan­ge Zeit wür­de ich zäh­len? Könn­te ich je wie­der auf­hö­ren? — stop

ping

///

apollo

pic

3.15 — Zwei Stun­den vor Com­pu­ter­ma­schi­ne. Ich beob­ach­te­te Astro­nau­ten einer Apol­lo­mis­si­on, wie sie sich Fischen gleich durch ihre Kap­sel oder durch den Welt­raum bewe­gen. Indem ich ver­fol­ge, wie sie vor einer Kame­ra an Spiel­ob­jek­ten die Wir­kun­gen der Schwe­re­lo­sig­keit demons­trie­ren, indem ich ihre beschä­dig­ten Stim­men höre, der Gedan­ke, die­ses Schep­pern, Pfei­fen, Knis­tern, Kräch­zen könn­te ent­stan­den sein, weil ihren Stimm­in­stru­men­ten das Gewicht der Welt ent­zo­gen wur­de. – Weit nach Mit­ter­nacht. Woll­te mich erhe­ben, da ver­sag­te mein lin­kes Bein den Dienst. Hat­te gedan­ken­ver­lo­ren auf ihm Platz genom­men und wäre um ein Haar umge­fal­len. Ein selt­sa­mes, ein irri­tie­ren­des Gefühl der Lee­re. Dann die sicht­ba­re Gegen­wart eines Kör­per­teils, ohne die Anwe­sen­heit die­ses Kör­per­teils von innen her­aus bestä­ti­gen zu kön­nen. — stop
ping

///

nadine gordimer

pic

10.15 — Lek­tü­re der Erzäh­lung Some­thing out The­re von Nadi­ne Gor­di­mer auf­ge­nom­men. Sofort der Wunsch, in der Elek­tro­sphä­re nach einer Foto­gra­fie des Kari­ba­see zu suchen, weil Mrs. Gor­di­mer vom künst­li­chen Gewäs­ser in der Savan­nen­land­schaft erzählt, von Ele­fan­ten gleich­wohl, die sich in sei­ne Flu­ten stürz­ten, um uralten Wan­der­rou­ten zu fol­gen. — Was haben die ertrin­ken­den Tie­re dort unter dem Was­ser­spie­gel gese­hen? — Wovon haben sie gehört in ihrer letz­ten Lebens­se­kun­de? — Ich lese von der Tie­fe des Sees, von Fischen, die in ihm leben sol­len, von der Luft­feuch­tig­keit und vom Gewicht der Ele­fan­ten­kör­per, von der Bio­dich­te ihrer Kör­per und von Kul­tu­ren in See­nä­he sie­deln­der Men­schen. Und wäh­rend ich so vor mich hin lese, von Sei­te zu Sei­te, von Link zu Link, ver­geht eine Stun­de Zeit. Plötz­lich erin­ne­re ich mich an Nadi­ne Gor­di­mer und ihr Buch und setz­te mei­ne Lek­tü­re fort. — stop

ping

///

plankton

pic

21.22 — Ges­tern Abend, ich hock­te im letz­ten Licht der Son­ne auf dem Fens­ter­brett, habe ich ent­deckt, dass ich die Luft, sobald ich ihre fei­nen Stäu­be als Plank­ton und Flie­gen und Fal­ter als Fische betrach­te, für eine Flüs­sig­keit, sagen wir, für ein Mee­res­ge­wäs­ser hal­ten kann. — stop

ping



ping

ping