Aus der Wörtersammlung: nordpol

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animals

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echo

~ : louis
to : Mr. sta­nis­law lem
sub­ject : ANIMALS

Hoch­ver­ehr­ter Herr Lem, Sie wer­den, neh­me ich an, noch nie von mir gehört haben. Ich hei­ße Lou­is. Seit vie­len Jah­ren bin ich ein stil­ler Bewun­de­rer Ihrer Kunst. In der Nähe mei­nes Schreib­ti­sches hängt des­halb eine Foto­gra­fie, die Sie in schwar­zer und wei­ßer Far­be zeigt, an einer Wand. Immer wie­der, wenn ich Sie dort betrach­te, den­ke ich, dass ihre Augen, ihr Blick, von der Wei­te der Welt erzäh­len, die sich in ihrem Kopf ent­fal­tet, dass man über­haupt die Groß­zü­gig­keit eines Geis­tes in sei­nen Augen zu erken­nen ver­mag. Eines Ihrer Bücher nun habe ich wie­der gele­sen in den ver­gan­ge­nen Tagen, weil ich mich erin­nert hat­te, dass Sie dort von win­zi­gen gefähr­li­chen Wesen berich­te­ten, Mikro­ben, die Waf­fen­pan­ze­run­gen jeder Art in Sekun­den­schnel­le zu durch­drin­gen in der Lage sind. Eine beun­ru­hi­gen­de Vor­stel­lung natür­lich. Ich hof­fe, das bald wie­der zur Sei­te legen zu kön­nen, gera­de auch des­halb, weil ich mich in die­sen Wochen per­sön­lich mit kleins­ten Wesen beschäf­ti­ge. Soll­ten Sie in der Lage sein, mei­ne Arbeit von höhe­rer Stel­le aus zu beob­ach­ten, dann wer­den Sie bald erken­nen, es geht um leben­de Papie­re, um ihren Geist, um ihr Ver­hal­ten und alle die­se Din­ge, die eine for­schen­de Per­son begeis­tern von früh bis spät. In die­sem Sin­ne sen­de ich Ihnen aller­bes­te Grü­ße. – Louis

gesen­det am
10.03.2010
22.56 MEZ
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schneekamille

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nord­pol : 0.02 — Dei­ne schnee­wei­ße Hand, die an einem Som­mer­nach­mit­tag auf mei­nem Unter­arm liegt. Wir wan­dern durch einen Wald. Klein bist Du gewor­den und leicht, und ich gehe, Du führst mich, mit geschlos­se­nen Augen neben Dir her. Und plötz­lich bist Du nicht mehr da. Ich sehe Dich, unsi­cher Dei­ne Schrit­te über das Moos. Und wie Du kniest vor den lich­ten Blu­men unse­rer Wie­se. Dei­ne wei­nen­de Stim­me. Dein Kla­gen ohne Wor­te. Dein Schrei­en gegen den Him­mel. Dein Beben in mei­nen Armen. Und wie Du flüs­terst: Ich will nicht ster­ben. - Dann ist Nacht wie an vie­len Tagen Nacht gewor­den. Ich ste­he im hal­ben Dun­kel Dei­nes Zim­mers, so still, so still, und lau­sche nach Dei­nem Atem, sit­ze und lese und schau Dich an. Dei­ne lächeln­den Augen im Schlaf, der süße Him­beer­duft des Mor­phi­ums, das Schnur­ren der Sau­er­stoff­ma­schi­ne, Dein Seuf­zen, und wie Du wach gewor­den bist, Dein Blick für mich, wie Du mit Dei­nen tie­fen Augen vom Wun­der des Lebens erzählst. Nie wie­der, erin­nerst Du Dich, haben wir vom Tod gesprochen.

für marik­ki im himmel

ping

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wortpropeller

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nord­pol : 2.05 — Da war wie­der ein hell klin­gen­des Pro­pel­ler­ge­räusch, aber immer dann, wenn ich die­ses Geräusch sum­mie­ren woll­te zu einem Geräusch hun­dert­tau­sen­der Flie­gen­tie­re, hat­te ich den Ver­dacht, dass mit mei­ner Erin­ne­rung etwas nicht ganz in Ord­nung sein könn­te. Ein Schwarm der Ord­nung Eph­emer­op­te­ra. stop. Im Geis­t­raum mei­ner Papie­re kaum noch zu ver­neh­men. stop. Habe fünf oder sechs Schwar­m­er­schei­nun­gen beob­ach­tet, laut­los wir­beln­der Schnee. Und doch war da ein Ton. Ein zar­tes Klap­pern viel­leicht? — Luft­ge­räu­sch­wor­te erfin­den. — stop
ping

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coltrane coltrane

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nord­pol

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : COLTRANE COLTRANE

Ich habe von Ihnen geträumt, mein lie­ber Kek­ko­la, ges­tern habe ich von Ihnen geträumt. Kein Wun­der, wenn man so vie­le Tage an einen Men­schen denkt und war­tet und war­tet, dann fül­len sich die Näch­te mit den Schat­ten der Wachtraum­ge­dan­ken. Sie sam­mel­ten blaue Bee­ren im Schnee. Und da war ein Fisch mit Flü­geln, er lag still zu Ihren Füßen und dampf­te. Nach­mit­tags, jen­seits mei­nes Trau­mes, habe ich mit einer Ver­sor­gungs­sta­ti­on im Bear Mt. Sta­te Park tele­fo­niert. Man sag­te mir, dass Schnee bis­her nicht gefal­len sei. Von Ihnen hat­te man auch nichts gehört. Man wird nun mei­ne Bit­te um einen Anruf an Sie wei­ter­ge­ben, sobald Sie dort ein­ge­trof­fen. Nur für den Fall, Jona­than, dass Sie nicht in der Lage sein soll­ten, zu lesen, was ich notie­re. Darf ich Ihnen sagen, dass ich ein sehr fei­nes Weih­nachts­ge­schenk für Sie erstei­gern konn­te. Eine sel­te­ne Live­auf­nah­me John Coltrane’s aus den 60er-Jah­ren. Hal­ten Sie die Ohren steif, mein Lie­ber. Ich freu mich, Sie in Zei­ten der Kirsch­baum­blü­te wie­der­zu­se­hen. – Ihr Louis.

gesen­det am
10.12.2009
22.58 MEZ
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lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

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coney island

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nord­pol

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : CONEY ISLAND

Mein lie­ber Kek­ko­la, das müs­sen Sie wis­sen, ich bin glück­lich, füh­le mich leicht, alle Sor­gen der ver­gan­ge­nen Wochen sind von mir gefal­len, ein Mensch, der mir nahe ist, wird wei­ter­le­ben. Wie schwe­ren Zei­ten, leich­te­re Zei­ten fol­gen! Nun wie­der ange­neh­mes Arbei­ten. Bin zu atlan­ti­schen Phä­no­me­nen zurück­ge­kehrt, das Hör­ver­mö­gen der Tief­see­ele­fan­ten, natür­lich, eine unend­li­che Geschich­te. Habe dar­über nach­ge­dacht, ob es nicht viel­leicht mög­lich sein könn­te, dass Tief­see­ele­fan­ten über klei­ne, kaum noch sicht­ba­re Ohren ver­fü­gen, die an ihren Rüs­sel­spit­zen gewach­sen sind über Jahr­mil­lio­nen ihres heim­li­chen Lebens hin­weg, um hören zu kön­nen, was man spricht in der Trom­pe­ten­spra­che jen­seits des Was­sers. So könn­te ich wei­ter­kom­men in die­ser Ange­le­gen­heit. Es ist nun bei­na­he sicher, dass ihre Her­den bereits in der Mit­te des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts vor Coney Island im Staa­te New York wahr­ge­nom­men wor­den sind. Ein Herr schrieb mir von Hand, sei­ne gelieb­te Rose habe ihm, wäh­rend eines Aus­flu­ges an den Strand, von Erschei­nun­gen erzählt, die alle unse­re Ver­mu­tun­gen bestä­ti­gen. Ich füge, lie­ber Kek­ko­la, mei­nem Brief eine Foto­gra­fie hin­zu, die an genau jenem Tag der Beob­ach­tung auf­ge­nom­men wor­den sein soll. Sieht sie nicht hin­rei­ßend unsterb­lich aus, Mrs. Rose, wie sie so sitzt und sich über das Tief­see­leuch­ten ihres Kop­fes zu freu­en scheint? – Ihr Lou­is, ihr Vogel.

gesen­det am
14.11.2009
22.58 MESZ
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lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

rose

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napapiin

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india : 6.22 — Schau­te gegen den Him­mel. Bemerk­te, dass sich die Dun­kel­heit wie eine Flüs­sig­keit ver­hielt. Vögel hüpf­ten in die­ser feuch­ten Licht­lo­sig­keit in Kas­ta­ni­en­bäu­men von Ast zu Ast, ein traum­ar­ti­ges Bild. Viel­leicht habe ich etwas gese­hen, das ich nur des­halb beob­ach­ten konn­te, weil ich ohne jeden Grund auf der Stra­ße stand, wie aus einem Ver­se­hen her­aus, ein Mann, der die fal­sche Tür genom­men hat­te. Jetzt, etwas spä­ter, ahne ich, dass ich dort vor dem Haus gelan­det war, weil ich ins­ge­heim wünsch­te, mit mei­nen Gedan­ken an den gewalt­sa­men Tod eines Tor­hü­ters, unter frei­em Him­mel zu ste­hen. Und wie ich so war­te­te, hör­te ich die Stim­me sei­ner muti­gen, jun­gen Frau in mei­nem Kopf, eine Stim­me, die ver­such­te, von all dem Wahn­sinn, dem Wahn­sinn des Ver­heim­li­chens zu spre­chen. Da war ein­mal ein Mensch gewe­sen, der nicht wei­ter­le­ben konn­te, der ster­ben muss­te, weil er sei­ne Ver­letz­lich­keit, sei­ne Schwä­che, sei­ne Mensch­lich­keit nicht zei­gen durf­te oder glaub­te, sie nicht zei­gen zu dür­fen. So könn­te das gewe­sen sein. Ein Mensch, der lan­ge Zeit über Was­ser has­te­te. So weit ist er gelau­fen, dass kein Land mehr zu sehen, kein Laut mehr zu hören gewe­sen war. — 2 Uhr und fünf­zehn Minu­ten. Die Welt dreht sich, um einen Atem­zug lang­sa­mer gewor­den, wei­ter, immer wei­ter. Soeben wur­de amt­li­cher­seits die Öff­nung fol­gen­der Weih­nachts­post­äm­ter, nörd­li­che Hemi­sphä­re, bekannt gege­ben: Nord­pol-Grön­land San­ta Claus Nord­po­len, Jule­man­dens Post­kon­tor DK-3900 Nuuk / Finn­land Santa’s Main Post Office FIN-96930 Napa­pi­in / USA San­ta Claus India­na 47579.
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zeichen 88

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nord­pol : 6.25 – Hef­ti­ges Schnee­trei­ben [ 30 Minu­ten ] : 567 Zei­chen. stop Ver­such über die Stil­le [ 3 Varia­tio­nen ] : 2587 Zei­chen. stop Eich­hörn­chen [ 2 Wesen, lieb­ko­send ] : 88 Zei­chen. stop 1 gelun­ge­ne Nacht. stop Guten Mor­gen! stop
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