MENSCHEN IN GEFAHR : “Die Menschenrechtsverteidiger David Boniface und Juders Ysemé fürchten nach dem plötzlichen Tod ihres Kollegen Nissage Martyr um ihr Leben. Nissage Martyr starb einen Tag, nachdem die drei in den USA gegen Jean Morose Viliena, den ehemaligen Bürgermeister ihrer Heimatstadt in Haiti, Klage wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen eingereicht hatten. Die Männer berichten seit 2007 von wiederholten Morddrohungen und Angriffen durch den ehemaligen Bürgermeister. Sie müssen daher angemessenen Schutz erhalten. / Am 22. März reichten David Boniface, Juders Ysemé und Nissage Martyr Klage gegen Jean Morose Viliena, den ehemaligen Bürgermeister ihrer Heimatstadt Les Irois im Südwesten von Haiti, bei einem Bundesgericht in Boston im Nordosten der USA ein. Die Klage wurde in den USA eingereicht, weil Jean Morose Viliena Anfang 2009 in die USA geflohen war, nachdem die haitianischen Behörden wegen des Mordes an David Bonifaces Bruder im Jahr 2007 und eines Angriffs auf den Gemeinderadiosender im Jahr 2008 ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet hatten. Bei diesem Angriff verlor Nissage Martyr ein Bein und Juders Ysemé ein Auge. Die drei Männer werfen Jean Morose Viliena vor, dass er für eine Reihe von Angriffen gegen seine Kritiker_innen verantwortlich ist, darunter “Brandstiftung”, “außergerichtliche Hinrichtungen”, “versuchte außergerichtliche Hinrichtung”, “Folter” und “Verbrechen gegen die Menschlichkeit”. Die Verbrechen wurden auf seine Anweisung hin von einer bewaffneten Gruppe verübt, die mit seiner politischen Partei in Verbindung steht. Am 24. März 2017, einen Tag nachdem die Klage gegen Jean Morose Viliena eingereicht worden war, erkrankte Nissage Martyr plötzlich schwer und starb auf dem Weg ins Krankenhaus von Les Irois. Seine Familie gibt an, dass er zuvor ganz gesund war. Mit Hilfe ihrer Rechtsbeistände fordert die Familie eine sofortige unabhängige Autopsie und umfassende Untersuchunge seines Todes. Die örtliche Staatsanwaltschaft hat zwar die Autopsie genehmigt, doch bis jetzt keine Untersuchung aufgenommen. / David Boniface und Juders Ysemé sind Menschenrechtsverteidiger und werden als Unterstützer der Partei Organisation du Peuple en Lutte, einer Oppositionspartei in Haiti, betrachtet. Seit 2007 berichten die beiden Männer und Nissage Martyr, dass Jean Morose Viliena und seine Verbündeten ihnen Morddrohungen schicken und sie tätlich angreifen und versucht haben, sie zu töten, weil sie ihre legitime Arbeit als Menschenrechtsverteidiger ausführen. Im Zuge dessen haben sie das erste Gemeinderadio initiiert sowie die strafrechtliche Verfolgung von Jean Morose Viliena und seinen Verbündeten angestrebt, um der Gewalt in der Gemeinde ein Ende zu bereiten. 2015 gewährte die Interamerikanische Menschenrechtskommission den drei Männern und ihren Familien Schutzmaßnahmen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. David Boniface und Juders Ysemé berichteten Amnesty International, dass die haitianischen Behörden aufgrund der grassierenden Straflosigkeit im Land jedoch nichts unternommen hätten, um diesen Maßnahmen Folge zu leisten. Die beiden Männer sind nach Nissage Martyrs Tod mit ihren Familien aus Les Irois geflohen, da sie um ihre Sicherheit fürchten. Sie gaben an, dass der einzige Weg zu Gerechtigkeit ihre Aussage gegen Jean Morose Viliena sei, doch dass sie ohne angemessenen Schutz fürchten, getötet zu werden, noch ehe sie ihre Aussage machen können.” — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 24. Mai 2017 hinaus, unter »> ai : urgent action
Schlagwort: südwesten
von turku nach kalkutta
nordpol : 5.38 — In der vorletzten Nacht habe ich ein Versprechen eingelöst, das ich mir selbst vor einigen Monaten gegeben habe: Du solltest jeden Text, den Du an dieser oder anderer Stelle veröffentlichen wirst, lesen Wort für Wort. Das ist, möchte man meinen, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, nicht aber, wenn man Textpassagen von erheblichen Ausmaßen publizieren möchte, die von einer weiteren Person oder von einem Computerprogramm aufgeschrieben worden sind. Es handelt sich in diesem Fall um eine Wegbeschreibung, die Strecke führt uns von Turku nach Kalkutta über Land, und zwar zu Fuß. Um kurz nach Mitternacht nahm ich die Lektüre auf, verfolgte meine virtuelle Bewegung mit einem Finger auf meinem Globus, den Tauben nachts in aller Ruhe gern betrachten, wenn sie vor dem Fenster sitzen. Ich nehme an, sie werden die leuchtende Erdkugel für den Mond halten oder für die Sonne. Es war tatsächlich nahe Sonnenaufgang als ich mit meiner Lektüre fertig wurde. Ich weiss nun, dass jene von der Computermaschine vorgeschlagene Strecke, nicht nur beschwerlich werden könnte, vielmehr auch gefährlich sein würde. Lesen sie selbst: Zu Fuß 7.960 km, 1.599 Std.Turku, Finnland nach Kalkutta, Westbengalen, Indien /// Turku Finnland : > Nach Südwesten Richtung Universitetsgatan / Yliopistonkatu 61 Links abbiegen auf Universitetsgatan / Yliopistonkat 18 m Links abbiegen auf Auragatan / Aurakatu 400 m Weiter auf Aurabron/ Auransilta 110 m Weiter auf Kaskenkatu / Kaskisgatan 800 m Weiter auf Kaskentie / Kaskisvägen 1,0 km Weiter auf Nylandsgatan / Nylandsvägen / Uudenmaantie / Route 110 Weiter auf Route 110 10,2 km step by step >
mr. ruby
sierra : 0.02 — Eine Dachwohnung im 32. Stock eines Hauses an der Madison Avenue. Aufzüge fahren nur noch bis zum 20. Stock, das Gebäude scheint langsam zu verfallen, irgendjemand will Ratten in der 15. Etage gesehen haben. Der Bewohner des kleinen Habitats, ein Mann von 72 Jahren, geht kaum noch vor die Tür. Er kann sich glücklicherweise einen Boten leisten, der seine Hemden und Hosen zur Reinigung bringt, Einkäufe erledigt, Post aus dem Briefkasten holt, seinen Kühlschrank füllt. Zudem geniesst er einen großartigen Ausblick auf die Stadt. Vor den Fenstern der Wohnung warten Teleskope, die wie größere Stelzjagdvögel auf langen Beine stehen. Es geht ihm nicht darum, in der Nacht heimlich Menschen zu betrachten, in Wohnungen zu spähen, wie man vielleicht meinen möchte, nein, es geht darum das Licht zu beobachten, dort wo zu viel Licht ist, wo man versäumte, das Licht auszuschalten. Zum Beispiel am vergangenen Samstag, da brannten in einem Gebäude der Hafenbehörde Höhe 48. Straße im sechsten Stock noch ein paar Birnen. Unverzüglich wurde von der Madison Avenue aus ein Telefongespräch geführt: Hallo, guten Abend, hier Ruby, spreche ich mit Mr. Bale, oh, leiten sich mich doch bitte an die Hausverwaltung weiter! Kurz darauf sehe ich Ruby nach Südwesten spähen. Ich bemerke ihn überhaupt zum ersten Mal in voller Größe. Ein kleiner Mann, der immer einen Hut trägt, einen Cameron Pork Pie, mehrfach gewaschen, ich kann nicht sagen, warum ich das weiß. Ich seh ihn genau, er ist barfuss, seine Kontur, seinen Umriss, fast bewegungslos vor dem Lichtmeer der großen Stadt stehen. Und ich hör ihn seufzen als im 8. Stock der Hafenbehörde das Licht erlischt, eines nach dem anderen, Zimmer für Zimmer. Und schon wechselt er das Fenster und späht wieder in die Stadt hinaus. Stadtpläne liegen auf dem Boden der Wohnung herum. Es ist kurz vor Mitternacht. Ein Frachtschiff fährt den Hudson herauf. Natürlich scheint diese Geschichte aus sehr unterschiedlichen Gründen nicht möglich zu sein. Erster Versuch. — stop
ai : CHINA
MENSCH IN GEFAHR : “Der bekannte tibetische Mönch Karma Tsewang wurde am 6. Dezember 2013 in Chengdu im Südwesten Chinas unter dem Vorwurf der “Gefährdung der Staatssicherheit” inhaftiert. Sechzehn seiner Unterstützer wurden, als sie seine Freilassung forderten, ebenfalls festgenommen. Den Mönchen wurde kein Zugang zu Rechtsbeiständen gewährt. Es besteht die Gefahr, dass sie gefoltert werden. / Karma Tsewang ist der hochangesehene Abt (Khenpo) des Klosters Gongya in der Autonomen Tibetischen Präfektur Yushu, Provinz Qinghai. Er wurde am 6. Dezember während einer Geschäftsreise in Chengdu, Provinz Sichuan, von Sicherheitskräften aus Changdu (Chamdo, Autonome Tibetische Präfektur) festgenommen. Laut seines Anwalts Tang Tianhao wird er wegen des Verdachts der “Gefährdung der Staatssicherheit” festgehalten; genaueres wurde noch nicht bestätigt. Momentan befindet er sich an einem unbekannten Ort in Changdu in Haft. / Nach Karma Tsewangs Inhaftierung unterschrieben 4.000 Menschen, unter ihnen tibetische Mönche, eine Petition, um seine Freilassung zu fordern. Am 10. Dezember nahmen mehr als 600 Menschen, darunter Mönche aus dem Kloster von Gongya, in Nangqian an einer zweistündigen Demonstration teil. Sie hielten Transparente mit Fotos von Karma Tsewang hoch, riefen Parolen und verlangten seine Freilassung. Sicherheitskräfte aus dem Bezirk Nangqian bedrohten die an der Demonstration beteiligten Mönche und warnten sie, Karma Tsewang werde noch schwerer bestraft, falls sie ihre Proteste nicht einstellten. Am 20. und 21. Dezember wurden 16 Mönche festgenommen, obwohl sie die Demonstration am 10. Dezember beendet hatten. / Am 23. Dezember begab sich Karma Tsewangs Anwalt nach Changdu, um seinen Mandanten zu besuchen. Doch die örtliche Polizei hinderte ihn daran, den Mönch zu treffen. Sicherheitskräfte des Bezirks Nangqian drohten den Familien von Karma Tsewang und den 16 anderen inhaftierten Mönchen, sie ebenfalls in Haft zu nehmen, wenn sie sich Rechtsbeistände suchen sollten. / Karma Tsewang ist unter TibeterInnen aufgrund seiner Arbeit für die Förderung der tibetischen Sprache und Kultur sehr bekannt. Er engagiert sich zudem in der Katastrophenhilfe, beispielsweise nach dem Erdbeben in Yushu in der Provinz Qinghai im Jahre 2010, bei dem über 2.000 Menschen ums Leben kamen.” — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 19. Februar 2014 hinaus, unter »> ai : urgent action