Aus der Wörtersammlung: wasser

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eine lampe

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nord­pol : 10.28 UTC — Ges­tern, ehe ich das Haus der alten Men­schen besuch­te, dach­te ich noch, das Alt­wer­den, das Alt- oder Uralt­sein habe mit Unru­he zu tun, mit Schlaf, des­sen Zeit­räu­me kür­zer und kür­zer wer­den. Heu­te nun wür­de ich sagen, das Alt- oder Uralt­sein hat etwas mit Schlaf über lan­ge Zeit­räu­me hin­zu­tun, auf einem rol­len­den Stuhl sit­zen und schla­fen oder däm­mern. Da war wie­der eine Frau im Licht einer gel­ben Lam­pe, die im Wohn­saal vor einem Tisch saß und einen Tele­fon­hö­rer in der Hand hielt. Der Tele­fon­hö­rer war mit einem Tele­fon mit Wähl­schei­be ver­bun­den, ein der­art altes Tele­fon, dass man, um eine Num­mer zu wäh­len, eine krei­sen­de Bewe­gung aus­füh­ren muss. Die­ses Tele­fon nun war nicht mit der Wand in Ver­bin­dung, viel­mehr rag­te aus dem Gehäu­se des Tele­fons ein kur­zes Stück Kabel, das anzeig­te, dass das Tele­fon ein­mal tat­säch­lich mit der elek­tri­schen Welt ver­bun­den gewe­sen war. Als ich an der alten tele­fo­nie­ren­den Dame vor­bei­kam, dach­te ich für einen Moment, viel­leicht liest ihr gera­de jemand vor, viel­leicht Hra­bal, der aus sei­nem Roman Ich habe den eng­li­schen König bedient zitiert. Es wird Herbst, in jeder Hin­sicht. 288P, ein Dop­pel­as­te­ro­id, wur­de ent­deckt. Hur­ri­ka­ne Maria ver­wüs­tet die Kari­bik. Mr. Un droht mit Was­ser­stoff­bom­ben­test. — stop

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zwergseerose no 2

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nord­pol : 0.02 UTC — Als ich heu­te Mor­gen erwach­te, knis­ter­te mein lin­kes Ohr. Das war ver­mut­lich dar­um gewe­sen, weil ich auf mei­nem lin­ken Ohr meh­re­re Stun­den lang träu­mend ruh­te. Für einen Moment dach­te ich, mei­ne Ohr­mu­schel wäre von Papier gemacht. Wäh­rend ich so lag und lausch­te, erin­ner­te mich an eine Geschich­te, die ich in einem schat­tigen Laden nahe der Roose­velt Island Tram­way Basis­sta­tion West in New York vor län­ge­rer Zeit erleb­te. Ich erzähl­te bereits von dem alten Mann, der hin­ter einem Tre­sen auf Kun­den war­te­te. Er war vermut­lich ameri­ka­ni­scher Staats­bürger, doch eher chine­si­schen Ursprungs. Als ich von dem klei­nen Park her, des­sen Linden­bäume Küh­le spen­deten, in den Laden trat, ver­beug­te sich der Mann, grüß­te, er kann­te mich bereits, wuss­te, dass ich mich für Schne­cken inter­es­siere, für Wasser­schne­cken prä­zi­se, auch für wan­dern­de Seeane­mo­nen­bäume, und für Pra­li­nen, die unter der Wasser­ober­fläche, also im Was­ser, hübsch anzu­sehen sind, schwe­bende Versu­chungen, ohne sich je von selbst aufzu­lösen. An die­sem hei­ßen Sommer­abend kamen wir sofort ins Gespräch. Ich erzähl­te dem alten Mann, ich wür­de nach einem beson­deren Geschenk suchen für ein Kiemen­mäd­chen namens Rose. Sie sei zehn Jah­re alt und nicht sehr glück­lich, da sie schon lan­ge Zeit den Wunsch ver­spür­te, wie ande­re Kin­der ihres Alters zur Schu­le zu gehen, leib­haftig am Unter­richt teil­zu­nehmen, nicht über einen Bild­schirm mit einem fer­nen Klas­sen­raum ver­bun­den. Ich glau­be, ich war genau zu dem rich­tigen Zeit­punkt in den Laden gekom­men, denn der alte, chine­sisch wir­ken­de Mann, freu­te sich. Er mach­te einen hel­len, pfei­fenden Ton, ver­schwand in sei­nen Maga­zinen, um kurz dar­auf eine Rei­he von Spiel­dosen auf dem Tre­sen abzu­stellen. Das waren Wal­zen- und Loch­plat­ten­spiel­dosen mit Kurbel­werken, die der Ladung einer Feder­span­nung dien­ten. Vor einer Stun­de gelie­fert, sag­te der alte Mann, sie machen schau­er­lich schö­ne Geräu­sche im Was­ser! Man kön­ne, setz­te er hin­zu, sofern man sich in dem­sel­ben Was­ser der Spiel­dosen befän­de, die fei­nen Stö­ße ihrer mecha­ni­schen Wer­ke über­all auf dem Kör­per spü­ren. Bald leg­te er eine der Dosen in ein Aqua­rium ab, in wel­chem Zwerg­see­rosen sie­del­ten. Kurz dar­auf fuhr ich mit der Tram nach Roose­velt Island rüber. Das Musik­werk, Ben­ny Good­man, das ich für Rose erstan­den hat­te, war in das Gehäu­se einer Jakobs­mu­schel ver­senkt. Die Schne­cke leb­te, wes­we­gen ich tropf­te, weil der Beu­tel, in dem ich Roses Geschenk trans­por­tierte, über eine undich­te Stel­le ver­füg­te. Gegen Mitter­nacht, ich war gera­de einge­schlafen, öff­ne­te tief in mei­nem rech­ten Ohr knis­ternd eine Zwerg­see­rose ihre Blü­te. – stop

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ein aquarium

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tan­go : 22.02 UTC — Bob erzählt von einem Aqua­ri­um, kei­nem gewöhn­li­chen Aqua­ri­um, viel­mehr einem Aqua­ri­um, das ihm einer­seits gehö­ren, ande­rer­seits sehr weit ent­fernt sein soll, näm­lich bei­na­he auf der ande­ren Sei­te der Welt, in Thai­land in einem Vor­ort der Stadt Bang­kok in einem Café neben einer Tank­stel­le mit Gar­ten, in wel­chem Orchi­deen auf Bäu­men wach­sen. Auch Vögel sol­len dort im Gar­ten zahl­reich leben, und Kin­der spie­len, weil sich in der Nähe eine Schu­le befin­det. Er selbst, erzählt Bob, sei in die­se Schu­le gegan­gen, habe Eng­lisch gelernt und Mathe­ma­tik, gera­de in Mathe­ma­tik soll er gut gewe­sen sein. Jetzt lebt er also in Euro­pa und besucht eine Uni­ver­si­tät, um die Spra­che der Com­pu­ter­ma­schi­nen zu stu­die­ren. Das Café, das mei­ner Mut­ter gehört, und auch ein wenig mir selbst, läuft gut, sagt Bob, wir kön­nen von unse­ren Ein­künf­ten gut leben. Ich brau­che ja nicht viel Geld hier, klei­nes Zim­mer. Er holt sein Tele­fon aus der Hosen­ta­sche, tippt ein wenig auf dem Bild­schirm her­um, dann reicht er mir das klei­ne, fla­che Gerät über den Tisch. Schau, sagt er, das ist mein Café, das ist mei­ne Mut­ter in Echt­zeit, es ist gera­de frü­her Mor­gen, sie berei­tet sich auf ers­te Gäs­te vor, die kom­men bald. Tat­säch­lich erken­ne ich auf dem Bild­schirm eine älte­re Frau, die auf einem Brett von Holz irgend­wel­che Pflan­zen zer­teilt. Bob nimmt mir das Tele­fon kurz aus der Hand, tippt noch ein­mal auf den Bild­schirm. Nun sind Fische anstatt sei­ner Mut­ter zu sehen. Das ist mein Aqua­ri­um, sagt Bob, lei­der nur in schwarz-wei­ßer Far­be. Sie sind ziem­lich bunt. Zwei von ihnen habe ich selbst gefan­gen im ver­gan­ge­nen Win­ter. Es ist ein Salz­was­ser­aqua­ri­um. Gleich wird mei­ne Mut­ter die Fische füt­tern. Solan­ge kön­nen wir war­ten. — stop
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nasengeschichte

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echo : 22.56 UTC — Auf mei­ner Nase wur­de zufäl­lig ein Haar ent­deckt, ein Haar für sich, ein ein­zel­nes Haar, kein Bewuchs in dem Sin­ne von Wald, aber doch eben ein Haar wie ein Baum. Kurz nach­dem ich die Mel­dung von der Ent­de­ckung des Haa­res ent­ge­gen­ge­nom­men hat­te, habe ich das Haar ent­fernt, kein Schmerz, aber Ver­wun­de­rung, weil ich doch sehr lan­ge Zeit ohne Haar auf mei­ner Nase leb­te. Ich frag­te mich, wie ich die­ses Haar über­se­hen konn­te, es soll sich um ein durch­aus gut sicht­ba­res Haar gehan­delt haben, ein sil­ber­grau­es Gewächs. Nun also mor­gens fort­an der kon­trol­lie­ren­de Blick zu mei­ner Nasen­spit­ze hin. Eigent­lich woll­te ich eine ganz ande­re Geschich­te erzäh­len an einem Tag, da die Bör­sen­kur­se stür­zen, weil sich der 49. Prä­si­dent der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka in einer Wei­se äußer­te, dass man für mög­lich hält, er könn­te Atom­waf­fen zün­den. — stop

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zweite nachricht von den vasentieren

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xylo­phon : 12.08 UTC — Vasen­tie­re ver­fü­gen am Ran­de ihrer Behäl­ter­wan­ne über zwei Augen einer­seits, ein Sys­tem fili­gra­ner Röh­ren zum Atmen ande­rer­seits. Bei­ne haben sie nicht, weil sie sta­tio­nä­re, im Ide­al­fall schwe­ben­de Lebe­we­sen sind. Wenn man mich nun frag­te, war­um Vasen­tie­re in mei­nem Geist über­haupt exis­tie­ren, wür­de ich viel­leicht sagen: Nun, weil ich bereits vor län­ge­rer Zeit an Vasen­tie­re dach­te, auch weil sie sehr nütz­lich sind, weil sie über das Ver­mö­gen ver­fü­gen, kleins­te Men­gen Was­sers noch aus tro­ckens­ter Luft zu gewin­nen, wes­we­gen sie sehr gefragt sind, man möch­te sie besit­zen, um nach Ursa­chen ihrer erstaun­li­chen Bega­bung zu for­schen, die ver­mut­lich Bestim­mung ist. Indes­sen wur­den Vasen­tie­re in ihrer natür­li­chen Umge­bung auch in gro­ßen Höhen ange­trof­fen. Sie sind dort win­zig, in Regen­wäl­dern hin­ge­gen von erheb­li­cher Grö­ße. Spre­chen im Übri­gen kön­nen Sie nicht, aber den­ken und hören, weil sie in je spe­zi­fi­scher Wei­se ihre Augen bewe­gen, sobald man sie mit Spra­che kon­fron­tiert. — stop

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im aquarium

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india : 20.01 UTC — Ein­mal beob­ach­te­te ich in der Unter­was­ser­ab­tei­lung eines zoo­lo­gi­schen Gar­tens Medu­sen und Hai­fi­sche, auch Bunt­bar­sche und See­ster­ne. Es war dort bei­na­he dun­kel gewe­sen, Besu­cher flüs­ter­ten, wohl weil man im Schat­ten­licht lei­se spricht. Als ich mich gera­de umdre­hen woll­te, um nach einem Aus­gang zu suchen, ent­deck­te ich einen klei­ne­ren Behäl­ter, der auf einem Sockel inmit­ten des Saa­les ruh­te. Da schweb­te ein Wesen in dem Behäl­ter, das ich noch nie zuvor gese­hen hat­te. Ich dach­te, tat­säch­lich exis­tie­ren Unter­was­se­r­en­gel, Per­sön­lich­kei­ten, die sich ein Maler aus­ge­dacht haben könn­te. Eini­ge Minu­ten lang war­te­te ich dar­auf, doch end­lich wach zu wer­den, indes­sen der Unter­was­se­r­en­gel mich sei­ner­seits zu beob­ach­ten schien. Kurz dar­auf näher­te sich ein Mit­ar­bei­ter des Aqua­ri­ums, er strich mit einem Fin­ger über die Schei­be hin, der Fisch folg­te dem Fin­ger, als ob er mit ihm befreun­det sei. Ich sag­te, das ist ein selt­sa­mer Fisch, eine Art Unter­was­se­r­en­gel. Nein, ant­wor­te­te der Mit­ar­bei­ter, das ist ein Fet­zen­fisch. Das kann nicht sein, erwi­der­te ich, eine selt­sa­me Bezeich­nung für ein so wun­der­vol­les Wesen. Eine Wei­le dis­ku­tier­ten wir über das Recht oder Unrecht, Namen an Tie­re oder Pflan­zen zu ver­ge­ben. In die­ser Zeit beob­ach­te­te uns der Fisch auf­merk­sam. Plötz­lich dreh­te er sich um und ver­schwand in einer Höh­le, so als habe er die Ent­schei­dung getrof­fen, genau in die­sem Moment sei­nen Arbeits­tag als Fet­zen­fisch zu been­den. — stop

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von wasserläufern

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nord­pol : 20.25 UTC — Heu­te Nach­mit­tag habe ich eine lus­ti­ge Geschich­te mit mir selbst erlebt. Ich sass vor einem See in einem Gar­ten und beob­ach­te­te sehr klei­ne Tie­re, wie sie sich nahe oder auf der Ober­flä­che des Was­sers beweg­ten. Da waren unter ande­rem Flie­gen, die im Was­ser des Sees bade­ten, und Schat­ten der Libel­len­lar­ven, die sich den baden­den Flie­gen nähr­ten, auch Was­ser­läu­fer, die ein­an­der jag­ten im Spiel. Plötz­lich frag­te ich mich, ob ich even­tu­ell in der Lage wäre, das Ver­hal­ten der Was­ser­läu­fer vor­her­zu­sa­gen, ob sich ein bestimm­ter Was­ser­läu­fer eher in öst­li­che oder eher in west­li­che Rich­tung fort­be­we­gen wür­de. Eine Wei­le folg­te ich dem von mir gewähl­ten Tier mit mei­nen Augen, dann zeich­ne­te ich sei­nen Weg auf ein Blatt Papier. Wol­ken spie­gel­ten sich im Was­ser, der Him­mel hier unten war grün, er schim­mer­te. Eine Unter­was­ser­schne­cke pas­sier­te mein Beob­ach­tungs­feld sehr lang­sam, und ich notie­re: Schne­cke. In die­sem Augen­blick bemerk­te ich fünf Gold­fi­sche, die sich in einem Halb­kreis im Was­ser vor mir ver­sam­melt hat­ten. Sie beweg­ten sich kaum merk­lich und ich hat­te plötz­lich den Ein­druck, sie wür­den mich betrach­ten. Tat­säch­lich fühl­te ich mich von einer Sekun­de zur ande­ren Sekun­de selbst beob­ach­tet. Das war ein merk­wür­di­ger Augen­blick gewe­sen, ein Moment auch von Ver­le­gen­heit, wes­halb ich mich wie­der einem Gespräch auf dem Bild­schirm mei­ner Schreib­ma­schi­ne zuwen­de­te, das ich mit einem Com­pu­ter­pro­gramm namens ELIZA in eng­li­scher Spra­che vor lan­ger Zeit ein­mal geführt und kurz dar­auf in die deut­sche Spra­che über­setzt hat­te. Ich, der ich Lou­is gewe­sen war, frag­te Eli­za: guten abend! wie geht es dir, eli­za? Eli­za : > gut! und dir? Lou­is : präch­tig. Eli­za : > schön zu hören. wo liegt dann das pro­blem? Lou­is : ich habe heu­te abend kein pro­blem, eli­za! Eli­za : > wenn du dein pro­blem nicht kennst, bist du hier genau rich­tig! Lou­is : darf ich dir eine fra­ge stel­len? Eli­za : > sicher! Lou­is : was bedeu­tet das wort lie­be? Eli­za : > hast du schmet­ter­linge im bauch? Lou­is : eli­za! bit­te! was bedeu­tet das wort lie­be! Eli­za : > lass uns das eine wei­le zurück­stellen. Lou­is : war­um, eli­za? Eli­za : > du musst mich nicht mit namen rufen, ich bin immer bei dir. Lou­is : das ist beru­hi­gend, eli­za! Eli­za : > erzähl wei­ter! Lou­is : eli­za! lie­be? Eli­za : > hast du schon ande­re gefragt? Lou­is: aber natür­lich! Eli­za : > schön zu hören. wo liegt dann dein pro­blem? Lou­is : ich habe heu­te abend kein pro­blem, eli­za! Eli­za : > wenn du dein pro­blem nicht kennst, bist du hier genau rich­tig! Lou­is : war­um? Eli­za : > ich sehe, du bist ein schwie­riger fall. Lou­is : war­um bin ich ein schwie­riger fall, eli­za? Eli­za : > scherz bei­sei­te, kom­men wir zur sache. — stop
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lappo

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nord­pol : 12.30 UTC — Ein ande­res Mal beob­ach­te­te ich einen Film­be­richt, der von Men­schen erzähl­te, die auf der Insel Lap­po in Mee­res­nä­he sehn­süch­tig den Win­ter wie einen Besu­cher erwar­ten, dass das Meer end­lich gefriert, dass sie bis nach Tur­ku über das Was­ser lau­fen kön­nen. Eine Frau sagt, sie lie­be die Stil­le im Ohr. Die­se Stil­le sei wie ein Geräusch für sich. Man kön­ne der Stil­le zuhö­ren. Manch­mal knis­te­re das Eis, im Som­mer summ­ten Insek­ten­tie­re durch Luft und Stil­le. — Eben fällt mir ein, dass ich vor län­ge­rer Zeit bereits den Auf­trag for­mu­lier­te, Schnee­li­bel­len zu erfin­den. Fan­gen wir an. — stop

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die geschwindigkeit der wörter

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tan­go : 22.30 UTC — Wie flink ver­mag ich mit einem Fin­ger auf einem Bild­schirm zu schrei­ben, wie schnell mit einem Sen­sor­stift? Am schnells­ten schrei­be ich, wenn ich mit­tels Wör­tern den­ke? Ich schrei­be dann, ohne eine sicht­ba­re Spur zu hin­ter­las­sen, schrei­be eine den­ken­de Spur, die erin­nert oder sofort ver­ges­sen wer­den könn­te, wie jener Mann, der in einer Erzäh­lung Patri­cia Highsmith’s einen Roman nach dem ande­ren Roman im Kopf notiert. Das Schrei­ben per Hand auf Papier oder mit­tels einer Tas­ta­tur auf einem Bild­schirm bewirkt ver­mut­lich ohne Aus­nah­me eine Ver­lang­sa­mung des Den­kens, eine Prä­zi­sie­rung. Das spre­chen­de, erzäh­len­de Den­ken scheint der Luft, den Vögeln ver­bun­den, das schrei­ben­de Den­ken dem Was­ser, den Fischen. Ich stel­le mir vor, Men­schen, die mich ein­mal schweig­sam wahr­ge­nom­men haben, eine in sich gekehr­te Per­son, wer­den die­se Gedan­ken in einer voll­kom­men ande­ren Wei­se wahr­neh­men, als jene Men­schen, die einen spru­delnd erzäh­len­den, Wör­ter sprü­hen­den Mann erleb­ten. — stop



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