Aus der Wörtersammlung: mariupol

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einmal an einem mittwoch

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india : 22.58 UTC — Es war Mitt­woch gewe­sen. Abend. Es reg­ne­te, Regen auch wäh­rend ich schlief. Ich konn­te ihn hören von Zeit zu Zeit, wenn ich auf­tauch­te, ohne ganz wach zu wer­den. Von irgend­wo­her ein Geräusch, pling, pling, und Isaac B. Sin­gers hel­le und zugleich raue Stim­me, indem sie eine Geschich­te erzählt, die ich in den ver­gan­ge­nen Tagen wie­der und wie­der hör­te. Die Geschich­te geht so: „Kurz nach mei­ner Ankunft (in Ame­ri­ka) betrat ich zum ers­ten Mal eine Cafe­te­ria, ohne zu wis­sen, was das ist. Ich hielt es für ein Restau­rant. Ich sah lau­ter Leu­te mit Tabletts und frag­te mich, war­um man in so einem klei­nen Restau­rant so vie­le Kell­ner brauch­te. Ich gab jedem, der mit einem Tablett vor­bei­kam, ein Zei­chen. Ich hielt sie alle für Kell­ner und woll­te etwas bestel­len. Aber sie igno­rier­ten mich, man­che lächel­ten auch. Und ich dach­te, was für ein unwirk­li­cher Ort! Es war wie in einem Traum. Ein klei­nes Café mit so vie­len Kell­nern, und nie­mand beach­tet mich! Irgend­wann begriff ich dann, was eine Cafe­te­ria ist. Sie wur­de mein zwei­tes Zuhau­se. Die Cafe­te­ri­en wur­den eine Art Zuhau­se für Flücht­lin­ge aus Polen, Russ­land und ande­ren Län­dern. Vie­le mei­ner Geschich­ten spie­len in Cafe­te­ri­en, wo all die­se Men­schen auf­ein­an­der­tra­fen: die Nor­ma­len, die weni­ger Nor­ma­len und die Ver­rück­ten. Das ist also der Hin­ter­grund mei­ner Geschich­ten, die in Cafe­te­ri­en spie­len.“ — Das Radio erzählt, Män­ner, die stun­den­lang mit­tels zwei­er Pan­zer­ma­schi­nen sowie fünf schul­ter-gestütz­ter Fern­waf­fen ein acht­stö­cki­ges Wohn­haus der Stadt Mariu­pol beschos­sen haben sol­len, wür­den in der Stil­le nach dem mör­de­ri­schen Angriff geru­fen haben: Alla­hu Akbar. Und noch ein­mal: Alla­hu Akbar. Gott ist groß. — stop

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ein mann mit buch

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nord­pol : 16.05 UTC — In einer Film­do­ku­men­ta­ti­on, die den Schrift­stel­ler Jona­than Fran­zen fünf Tage lang wäh­rend einer Lese­rei­se beglei­tet, fol­gen­de berüh­ren­de Sze­ne, die sich im New Yor­ker Arbeits­zim­mer des Autors ereig­net. Jona­than Fran­zen hält sei­ne Schreib­ma­schi­ne, ein preis­wer­tes Dell – Note­book, vor das Objek­tiv der Kame­ra. Er deu­tet auf eine Stel­le an der Rück­sei­te des Gerä­tes, dort soll frü­her ein­mal ein Fort­satz, eine Erhe­bung zu sehen gewe­sen sein. Er habe die­sen Fort­satz eigen­hän­dig abge­sägt. Es han­del­te sich um eine Buch­se für einen Ste­cker. Man konn­te dort das Inter­net ein­füh­ren, also eine Ver­bin­dung her­stel­len zwi­schen der Schreib­ma­schi­ne des Schrift­stel­lers und der Welt tau­sen­der Com­pu­ter da drau­ßen irgend­wo. Jona­than Fran­zen erklärt, er habe sei­nen Com­pu­ter bear­bei­tet, um der Ver­su­chung, sich mit dem Inter­net ver­bin­den zu wol­len, aus dem Weg zu gehen. Eine über­zeu­gen­de Tat. Im Moment, da ich die­se Sze­ne beob­ach­te, bemer­ke ich, dass die Ver­füg­bar­keit von Infor­ma­ti­on zu jeder Zeit auch in mei­nem Leben ein Gefühl von Gefahr, Zer­streu­ung, Belie­big­keit erzeu­gen kann. Ich schei­ne in den Zei­chen, Bil­dern, Fil­men, die her­ein­kom­men, flüs­sig zu wer­den. Dage­gen ange­neh­me Gefüh­le, wenn ich die abge­schlos­se­ne Welt eines Buches in Hän­den hal­te. — In Mariu­pol, so erzählt das Radio, soll ein alter Mann von einem Scharf­schüt­zen getö­tet wor­den sein, als er in einem Hin­ter­hof in einem Buch lesend auf einer Bank saß. — stop

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schneefliegen

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nord­pol : 1.15 UTC — Eine bis­lang unbe­kann­te Flie­gen­gat­tung soll unlängst in den Ber­gen Tibets ent­deckt wor­den sein. Es han­delt sich um Schnee­flie­gen, die über einen außer­or­dent­lich fei­nen Pelz ver­fü­gen. Die­ser Pelz nun, man wür­de in ihm zunächst ein evo­lu­tio­nä­res Han­di­cap unter Flug­tie­ren ver­mu­ten, ist trotz sei­ner Dich­te von außer­or­dent­li­cher Leich­tig­keit. Es wird berich­tet, dass eini­ge der Schnee­flie­gen auf gehei­men Wegen nach Euro­pa trans­por­tiert wor­den sei­en, wo man sie ein­ge­hend unter­such­te. Sie ver­meh­ren sich selbst in gewöhn­li­chen Kühl­schrän­ken bei Licht mit rasen­der Geschwin­dig­keit. Wovon sie sich ernäh­ren, ist bis­her nicht bekannt, aber dass man ihnen den Pelz vom Leib rei­ßen kann, mit äußerst fei­nen Werk­zeu­gen ist sicher. Über die Fabri­ka­ti­on von Flie­gen­pe­lz­män­teln wird nun ernst­haft nach­ge­dacht, über Flie­gen­pe­lz­müt­zen, Flie­gen­pe­lz­hand­schu­he und wei­te­re Gegen­stän­de zur Wär­mung mensch­li­cher Exis­tenz. — Das Radio erzählt von der Mee­res­be­ob­ach­tung eines Man­nes im März des ver­gan­ge­nen Jah­res. Er habe, sagt der Mann, mit eige­nen Augen gese­hen, wie Rake­ten ähn­li­che Flug­kör­per dicht über die Ober­flä­che des Was­sers hin in Rich­tung der Stadt Mariu­pol geflo­gen sei­en. — stop

ping

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remember

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nord­pol : 0.05 UTC — “Alek­san­dra Skoch­i­len­ko ist eine Song­wri­te­rin und Künst­le­rin aus Sankt Peters­burg. Ihr wird vor­ge­wor­fen, Preis­schil­der in ört­li­chen Super­märk­ten durch Anti­kriegs­in­for­ma­tio­nen ersetzt zu haben, dar­un­ter Infor­ma­tio­nen über die Toten durch die Bom­bar­die­rung des Thea­ters von Mariu­pol. / Der Sankt Peters­bur­ge­rin wird die “öffent­li­che Ver­brei­tung wis­sent­lich fal­scher Infor­ma­tio­nen über den Ein­satz der Streit­kräf­te der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on und die Aus­übung der Befug­nis­se der staat­li­chen Orga­ne der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on” gemäß dem kürz­lich hin­zu­ge­füg­ten Para­gra­fen 207.3 Absatz 2 des Straf­ge­setz­buchs vor­ge­wor­fen. / Alek­san­dra Skoch­i­len­ko ist in der Kunst­sze­ne bekannt: Sie schreibt Lie­der, ver­fasst Comic-Bücher und Car­toons, orga­ni­siert Kon­zer­te und Jam­ses­si­ons. Außer­dem hat sie das bekann­te “Buch über Depres­sio­nen” geschrie­ben, das dazu bei­trägt, das Stig­ma psy­chi­scher Erkran­kun­gen zu ver­rin­gern. Das Buch ist äußerst beliebt. Es wur­de mehr­fach neu auf­ge­legt und in meh­re­re Spra­chen über­setzt und hat vie­len Men­schen inner­halb und außer­halb Russ­lands gehol­fen. Vie­le Vide­os und Aus­stel­lun­gen wur­den durch das Buch inspi­riert.” Alek­san­dra Skoch­i­len­ko ist noch immer in Haft. Schrei­ben Sie einen Brief! — stop

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helena

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char­lie : 18.32 UTC — Hele­na, die sechs Jah­re alt gewor­den war, frag­te mich am Tele­fon, inwie­fern sich ein Regen­schirm von einem Schnee­schirm unter­schei­de. Das ist eine auf­re­gen­de Geschich­te, dach­te ich, ich habe von der Exis­tenz der Schnee­schir­me noch nie zuvor gehört. Das ist näm­lich so, sag­te Hele­na, wenn es Regen­schir­me gibt, muss es auch Schnee­schir­me geben, wie Son­nen­schir­me und Wind­schir­me. Um Zeit zu gewin­nen, wie­der­hol­te ich Hele­nas Fra­ge. Du willst wis­sen, inwie­fern sich Regen­schir­me von Schnee­schir­men unter­schei­den? Habe ich Dich rich­tig ver­stan­den? Ja, ant­wor­te­te Hele­na, was heißt inwie­fern? Plötz­lich war sie nicht mehr am Tele­fon. Ich hör­te ihre Schrit­te, wie sie durch die fer­ne Woh­nung lief, sie schien nach etwas zu suchen. Bald hör­te ich ihre Stim­me, sie erzähl­te eine Geschich­te von einem Frosch, den sie im Gar­ten ent­deckt hat­te, ihre Mut­ter lach­te. Nach einer Wei­le hör­te ich Hele­nas Schrit­te wie­der näher­kom­men, dann ihre Stim­me. Ich habe Dich fast ver­ges­sen, dass Du am Tele­fon bist, sag­te Hele­na, das ist phä­no­me­nal. Sie lach­te. Das ist ja wirk­lich phä­no­me­nal. Was bedeu­tet: phä­no­me­nal?Das Radio erzählt, in der Stadt Mariu­pol sei ein Auto­mo­bil explo­diert. An Bord habe ein hoher rus­si­scher Beam­ter der Stadt Mariu­pol vor einer Ampel gewar­tet. — stop

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nachtkäfer

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lima : 2.28 UTC — Für einen Moment dach­te ich heu­te Nacht an eine Geschich­te, die ich vor lan­ger Zeit ein­mal erzähl­te. 2 Uhr. Ich hat­te beob­ach­tet aus meh­re­ren Metern Ent­fer­nung, wie ein Käfer, der einem Zep­pel­in­kä­fer ähn­lich war, sehr lang­sam durch mein Zim­mer schweb­te, um auf einer Tisch­lam­pe zu lan­den. Dort blieb er für eini­ge Minu­ten sit­zen. Sofort such­te ich nach jener Geschich­te, die von einem Zep­pel­in­kä­fer han­delt. Sobald ich sie gefun­den hat­te, segel­te der Käfer, der mich an mei­ne Notiz erin­nert hat­te, in die Dun­kel­heit davon, sodass ich ihn bei­na­he für die per­so­ni­fi­zier­te Erin­ne­rung die­ser einen Geschich­te hal­ten möch­te. Sie geht so: Ein selt­sa­mes Wesen schweb­te kurz nach 1 Uhr in der Nacht schnur­ge­ra­de eine unsicht­ba­re Linie über den höl­zer­nen Fuß­bo­den mei­nes Arbeits­zim­mers ent­lang, wur­de in der Mit­te des Zim­mers von einer Luft­strö­mung erfasst, etwas ange­ho­ben, dann wie­der zurück­ge­wor­fen, ohne aller­dings mit dem Boden in Berüh­rung zu kom­men. — Ein merk­wür­di­ger Auf­tritt. – Und die­ser groß­ar­ti­ge Bal­lon von opa­k­em Weiß! Ein Licht, das kaum noch merk­lich fla­cker­te, als ob eine offe­ne Flam­me in ihm bren­nen wür­de. Ich habe mich zunächst gefürch­tet, dann aber vor­sich­tig auf Knien genä­hert, um den Käfer von allen Sei­ten her auf das Genau­es­te zu betrach­ten. — Fol­gen­des ist nun zu sagen. Sobald man einen Zep­pel­in­kä­fer von unten her besich­tigt, wird man sofort erken­nen, dass es sich bei einem Wesen die­ser Gat­tung eigent­lich um eine fili­gra­ne, flü­gel­lo­se Käfer­ge­stalt han­delt, um eine zer­brech­li­che Per­sön­lich­keit gera­de­zu, nicht grö­ßer als ein Streich­holz­kopf, aber schlan­ker, mit acht recht lan­gen Ruder­bei­nen, gestreift, schwarz und weiß gestreift in der Art der Zebra­pfer­de. Fünf Augen in grau­blau­er Far­be, davon drei auf dem Bauch, also gegen den Erd­bo­den gerich­tet. Als ich bis auf eine Nasen­län­ge Ent­fer­nung an den Käfer her­an­ge­kom­men war, habe ich einen leich­ten Duft von Schwe­fel wahr­ge­nom­men, auch, dass der Käfer flüch­tet, sobald man ihn mit einem Fin­ger berüh­ren möch­te. Ein Wesen ohne Laut. – Das Radio erzählt, im Kel­ler eines ver­schüt­te­ten Hau­ses der Stadt Mariu­pol wür­de seit zwei Tagen ein Tran­sis­tor­ra­dio selt­sa­me Geräu­sche machen, pfei­fen, piep­sen, ver­mut­lich des­halb, weil der Strom zurück­ge­kom­men ist. — stop

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von eisballonen

pic

sier­ra : 10.28 UTC — Ers­te Vor­stel­lung eines Polar­kä­fers bereits im Jahr 2008 notiert. Die­ser Käfer soll­te, dach­te ich, so hell sein, dass nur sehr fei­nes Schat­ten­licht auf sei­nem Pan­zer Struk­tu­ren eines Kör­pers sicht­bar wer­den lässt. Ich könn­te viel­leicht sagen, das heißt, ich könn­te behaup­ten, dass der Käfer hel­ler ist als der Schnee und käl­ter als das Eis. Er ver­trägt kei­ne Dun­kel­heit, auch Däm­me­rung ist Dun­kel­heit, und ernährt sich vom Fleisch klei­ner Kreb­se, die in Eis­bal­lo­nen vom Wind durch die Luft getra­gen wer­den. Stun­de um Stun­de, je eine Bewe­gung, schlägt sein Herz. Das Radio erzählt von einem jun­gen Mann, der mit wei­ßer Arm­bin­de in der Stadt Mariu­pol in einem Funk­wa­gen sitzt. Es ist kalt, es ist März. Der Atem des Man­nes dampft oder raucht, wäh­rend er ein Gedicht vor­trägt, wel­ches in roman­ti­scher Wei­se vom Krieg erzählt. In die­sem Augen­blick scheint er selbst per­sön­lich eine Pau­se in der Tätig­keit des Mor­dens ein­ge­legt zu haben. — stop

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kabinenlicht

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romeo : 5.32 UTC — Wenn ich schla­fe, wache ich immer wie­der ein­mal auf, wäh­rend mei­ne Hän­de wei­ter­schla­fen. Das ist selt­sam, mei­ne Hän­de erwa­chen zur­zeit ein wenig spä­ter als ich selbst. Ich tre­te ans Fens­ter. Manch­mal ist frü­her Mor­gen. Es ist noch dun­kel. Stra­ßen­bah­nen que­ren den Platz weit da unten. In ihrem Kabi­nen­licht sit­zen Men­schen, nun wie­der ohne Mas­ken vor Mund und Nase. Es sind die­sel­ben Per­so­nen, wie mir scheint, die ich ges­tern am Abend bereits durch mein Opern­glas beob­ach­tet habe. Sie wer­den ver­mut­lich für das Umher­fah­ren bezahlt. Zwei Tau­ben sit­zen tief unter mir auf einer Stra­ßen­la­ter­ne, sie schla­fen wie mei­ne Hän­de, die nun lang­sam wach wer­den, weil ich mit ihnen schrei­be. — Das Radio erzählt, in Mariu­pol wür­den Men­schen Schlüs­sel ihrer Woh­nun­gen wei­ter­rei­chen, ver­trau­te Schlüs­sel jener Woh­nun­gen, die nicht län­ger exis­tie­ren. — Guten Mor­gen! — stop

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von teefliegen

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kili­man­dscha­ro : 22.58 UTC — Und wie­der die Fra­ge, wie ist das mit der Wirk­lich­keit oder der Wahr­heit in mei­nem schrei­ben­den Leben? Jah­re­lang wohn­te eine Schne­cke in mei­ner Woh­nung, außer­dem ein Lich­ten­berg­fal­ter, Spring­spin­nen, Libel­len, ein Puma und Tee­flie­gen, immer wie­der Tee­flie­gen. Ich habe sie mit eige­nen Augen alle gese­hen oder mit mei­nen erfin­den­den Augen, die in mei­nem Kopf ver­wei­len. Ich könn­te des­halb sagen, nicht jeder mei­ner Trom­pe­ten­kä­fer wäre vor­zeig­bar, aber doch vor­stell­bar. Ein­mal ich eine wei­te­re deut­li­che Spur gelegt hin zur Arbeits­be­schrei­bung, Radar war zu lesen unter jedem mei­ner Par­tic­les — Tex­te, ein Hyper­link, der auf einen Text ver­wies, wel­cher mei­ne Arbeit beschreibt. Die­ser Text exis­tiert seit 15 Jah­ren, ich hat­te jene Text­pas­sa­ge, die Wirk­lich­keit und Erfin­dung bedeu­tet, zunächst unter­stri­chen, dann, weni­ge Minu­ten spä­ter in kur­si­ve Zei­chen gesetzt. Das muss­te genü­gen, und genügt immer noch. — Das Radio erzählt von einem schwer erkrank­ten Kind, das in einem Kel­ler der Stadt Mariu­pol nahe des Mee­res­bou­le­vards, solan­ge lei­se gesun­gen haben soll, bis sei­ne Stim­me für immer ver­stumm­te. — stop

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kobane calling

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nord­pol : 20.58 — Vor Jah­ren, am 14. Okto­ber 2014, es war spä­ter Abend, über­leg­te ich, ob ich nicht sofort nach einem Tele­fon­buch der Stadt Kobanê suchen soll­te, irgend­ei­ne Num­mer notie­ren, sie anzu­wäh­len. Um die Stadt wur­de damals erbit­tert gekämpft, Kur­din­nen und Kur­den ver­tei­dig­ten Kobanê gegen Kämp­fer des Isla­mi­schen Staa­tes. Ich bemerk­te bald, dass im Inter­net kei­ne Tele­fon­bü­cher der Stadt Kobanê zu fin­den sind, die ich ent­zif­fern könn­te. Neh­men wir ein­mal an, ich wür­de nun heu­te an die­sem Abend, es reg­net, No 45 ist noch immer im Amt, zufäl­lig ein Tele­fon­buch der Stadt Kobanê ent­de­cken, und ich wür­de nun eine Num­mer wäh­len, wer wür­de sich mel­den? — Das Radio erzählt, die Stadt Mariu­pol sei von Wes­ten her mit dem Tele­fon noch immer kaum zu errei­chen. — stop



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