Aus der Wörtersammlung: falter

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segelfalterschatten

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romeo : 8.15 — In einem Pro­to­koll der Goo­g­le­such­ma­schi­ne fin­de ich den Hin­weis, dass ich am 3. Mai 2007 nach einer Foto­gra­fie des Dich­ters Julio Cor­ta­zar gesucht haben soll, dann, erfolg­los, nach einem Segel­fal­ter­schat­ten der Gat­tung Iphicli­des poda­li­ri­us 5, nach Spu­ren Patrick Modia­nos, nach Schi­mä­ren und Match­box­au­to­mo­bi­len. Kei­ne Erin­ne­rung an den Aus­gangs­punkt mei­ner Suche. — stop

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ameisengesellschaft ln — 768

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MELDUNG. Amei­sen­ge­sell­schaft LN — 769 [ lasi­us niger ] : Posi­ti­on 48°21’N 07°01’O : Fol­gen­de Objek­te wur­den von 20.00 — 21.00 Uhr MESZ über das süd­öst­li­che Wen­del­por­tal ins Waren­haus ein­ge­führt : zwei tro­cke­ne Flie­gen­tor­si mitt­le­rer Grö­ße [ je ohne Kopf ], sech­zehn Baum­stäm­me [ à 7 Gramm ], fünf­zehn Rau­pen in Grün, acht­zehn Rau­pen in Oran­ge, ein Insek­ten­flü­gel [ ver­mut­lich der eines Zitro­nen­fal­ters ], zwei Streich­holz­köp­fe [ à 2 Gramm ], acht Flie­gen der Gat­tung Cal­li­pho­ri­dae in vol­lem Saft, son­nen­ge­trock­ne­te Rosen­blät­ter [ ca. 50 Gramm ], fünf Schne­cken­häu­ser [ je ohne Schne­cke ], sie­ben gelähm­te Schne­cken [ je ohne Haus ], 157 Amei­sen anlie­gen­der Staa­ten [ betäubt oder tran­chiert ], sechs Rüs­sel­kä­fer [ blau­tür­ki­se ], die Aas­ku­gel eines Pil­len­dre­hers, wenig spä­ter der Pil­len­dre­her selbst, eine Wild­bie­ne, ein Auto­rei­fen [ Mase­r­a­ti Mis­tral ] 8 Gramm. — stop

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lichtenbergfalter

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echo : 22.01 — Um das Jahr 1790 her­um notiert Georg Chris­toph Lich­ten­berg fol­gen­de Sät­ze: Soll­te sich nicht in ande­ren Kör­pern etwas fin­den, was unse­rer Fan­ta­sie, (unse­rem) Schöp­fungs­ver­mö­gen ana­log ist? (Wie) wür­de unser Gehirn aus­se­hen, wenn wir die Ver­än­de­run­gen bemer­ken könn­ten, die die Gedan­ken in unse­ren Tex­tu­ren her­vor­brin­gen? — Lich­ten­berg zu lesen, begeis­tert mich, wie John Col­tra­ne mich begeis­tert, sobald ich ihn hören und spü­ren kann. Nie aber kann ich bei­de zur glei­chen Zeit wahr­neh­men. Der eine reist durch das Licht zu mir. Kurz dar­auf höre ich ihn mit mei­ner Stim­me spre­chen. Der ande­re kommt durch Ohren und Haut her­ein. Ein Schwin­gen jen­seits der Gedan­ken, aber doch eine Art Spre­chen, das Glück bewirkt, wie ande­rer­seits ein leuch­ten­der Satz aus einer Ent­fer­nung von 220 Jah­ren jene Art von Freu­de ent­ste­hen lässt, die dazu führt, dass ich ein­mal kurz auf der Stel­le in die Luft zu sprin­gen habe. stop – Noch zu tun: Lek­tü­re > Richard Powers Das Buch Ich. — stop

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new york januar 1938

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echo : 4.58 — 25 °C. End­lich wie­der so weit, dass Fal­ter durchs geöff­ne­te Fens­ter kom­men, Schat­ten an den Wän­den, klim­pern­de Kör­per unter Lam­pion­lam­pen­schir­men. Wie sie bald still sit­zen wer­den in der Dun­kel­heit des kom­men­den Tages. Groß­ar­ti­ge Stil­le, nur das Sum­men der Luft, alles schläft. An der Ent­de­ckung der Bass­kä­fer wei­ter­ge­ar­bei­tet, anstatt durch Schnee zu wan­dern, Schnee war nicht mög­lich, Flo­cken, die vom Janu­ar­sturm senk­recht gegen das Fens­ter eines Zim­mers peit­schen, in dem ich ges­tern auf­hör­te gegen 5 Uhr in der Früh. Eigent­lich hat­te ich vor, in die­ser Nacht mit Schnee­schu­hen an der Küs­te zu lau­fen, Ben­ny Good­man im Ohr. Wie zum Teu­fel könn­te es mög­lich wer­den, für ein paar Minu­ten nur, leib­haf­tig nach New York zurück in das Jahr 1938 zu gelan­gen, in ein Jahr, in dem ich selbst tat­säch­lich nicht ein­mal eine Idee gewe­sen war? — stop

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falterherzgeräusch

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echo : 7.08 — Fünf Stun­den habe ich in der ver­gan­ge­nen Nacht ver­geb­lich nach einer Ton­auf­nah­me in der Elek­tro­sphä­re gesucht, die das Geräusch eines schla­gen­den Fal­ter­her­zens ent­hält. — stop

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nachtfalter

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alpha : 0.03 – Tru­man Capo­tes fei­ne Geschich­te Music for Cha­me­le­ons. Das Por­trät einer Aris­to­kra­tin, die dem ame­ri­ka­ni­schen Schrift­stel­ler wäh­rend der 50er-Jah­re auf Mar­ti­ni­que Gast­ge­be­rin gewe­sen war. Ich hat­te die Geschich­te vor lan­ger Zeit bereits gele­sen und seit­her nie aus den Augen, nie aus dem Nah­ge­dächt­nis ver­lo­ren. Wie eine ele­gan­te Lady auf einem gut gestimm­ten Kla­vier eine Mozart-Sona­te spielt, und wie sich Cha­mä­le­ons, von den Geräu­schen des Instru­ments ange­zo­gen, zu ihren Füßen ver­sam­meln. Ich konn­te mich gut erin­nern an Geis­ter­we­sen, an rot­äu­gi­ge klei­ne Men­schen weiß wie Krei­de, an einen Gar­ten rie­si­ger Nacht­fal­ter, an Pfef­fer­minz­tee und Absinth, an Gau­gu­ins schwar­zen Spie­gel. Und wie die Cha­mä­le­ons in ihren Far­ben, die über ihren Kör­per blitz­ten, die Musik Mozarts impro­vi­sie­ren, davon hat­te ich begeis­tert immer und immer wie­der ein­mal erzählt. Und dann lese ich Capo­tes Geschich­te wie­der. Da waren Nacht­fal­ter und Men­schen von krei­de­wei­ßer Haut, und Pfef­fer­minz­tee und Absinth, Mozart, Gau­gu­in, aller­lei Geis­ter, eine Lady und ihr Kla­vier, und natür­lich Cha­mä­le­ons, Cha­mä­le­ons laven­del­far­ben, gelb, lind­grün, schar­lach­rot. Ich las und war­te­te, war­te­te dar­auf, dass ich bald jene Stel­le errei­chen wür­de im Text, da Far­ben impro­vi­sie­rend die Kör­per der Cha­mä­le­ons beleuch­te­ten. War­te­te ver­geb­lich. War­te­te noch, als der Text schon lan­ge Zeit zu Ende gele­sen war. — Exis­tiert viel­leicht eine gehei­me Schreib­ma­schi­ne in mei­nem Kopf, die Lek­tü­ren mei­nes Lebens geräusch­los wei­ter­schreibt? — stop

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bronx — flug

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echo : 23.
32 — In der Däm­me­rung des Abends gegen die 241 St. zu, letz­te Sta­ti­on weit oben im Nor­den. Eine hal­be Stun­de Tief­flug über stei­ner­ne Land­schaf­ten der Bronx, Miet­haus­ka­ser­nen, rot, grau, rußig schwarz. Nach und nach leert sich der Zug, aber da drau­ßen, da unten hin­ter den schep­pern­den Schei­ben des Zuges, geräusch­los, stumm, Stra­ßen­zü­ge vol­ler Men­schen bis zum Hori­zont. Und wie sich die Licht­mem­bra­nen dann beru­hi­gen, wie wir lang­sa­mer und lang­sa­mer wer­den, der schma­le Kopf eines metal­le­nen Füh­lers, unser Bahn­steig, an den der Zug sich müde lehnt wie ein Schiff an einen Lan­dungs­steg nach lan­ger Rei­se. Wald, wild und dor­nig, jen­seits der Schie­nen, blü­hen­de Grä­ser erhe­ben sich vom brü­chi­gen Boden. Eine Bank, war­mes Holz, auf dem ich sit­ze, rot leuch­ten­de Fal­ter eilen west­wärts. Weit ent­fernt, am ande­ren Ende des schla­fen­den Zuges noch, die Gestalt einer Frau mit Besen, die sich durch die schim­mern­de Schlan­ge fädelt, eine Frau von schwar­zer Haut­far­be. Sie trägt kräf­ti­ge Schu­he und einen Over­all. Als sie bei mir ankommt, zögert sie kurz, will wis­sen, was ich hier tue, sel­te­ne Erschei­nung, for­mu­liert so rasend schnell, dass ich ihr kaum fol­gen kann. Bald geht sie wei­ter, schleift ihren Besen hin­ter sich her, macht den Zug zu Ende, kommt wie­der zurück, setzt sich neben mich, spricht wie in Zeit­lu­pe mit leicht erho­be­ner Stim­me: I — s — - t – h — a — t — - s — l – o — w — - e – n — o — u – g – h ?
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denkfalter

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india : 0.02 — Begeis­tert, nach­dem ich in einem Wör­ter­buch der eng­li­schen Spra­che zur Über­set­zung der Zitro­nen­fal­ter Varia­tio­nen gesam­melt habe. Brims­tone but­ter­fly, herr­li­cher Klang! Ich erin­ner­te mich, dass mir das Wort brims­tone schon ein­mal begeg­ne­te, ich mei­ne das Wort vor lan­ger Zeit in Jan Gabri­als Buch My Life with Mal­colm Lowry ent­deckt zu haben, ein vul­ka­ni­sches Wort, und weil ich mir nicht ganz sicher gewe­sen war, noch ein­mal der Blick ins Kom­pen­di­um. Eine Mee­res­ge­schich­te der Schwe­fel­fal­ter wird nun denk­bar, wie sie von sal­zi­gen Win­den über Zin­no­ber­sand gewir­belt wer­den. Und da ist noch eine wei­te­re, eine viel­leicht selt­sa­me Beob­ach­tung an die­sem Abend. Das ist näm­lich so, ich kann nichts sagen über den eigent­li­chen Duft der Schmet­ter­lings­we­sen. — stop

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déjà vu

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gink­go : 1.28 – Wie sich die Din­ge wie­der­ho­len. Okto­ber. Ich hat­te vor einer Stun­de noch mei­ne Fens­ter weit geöff­net. Kurz dar­auf segel­te ein Nacht­fal­ter durchs Arbeits­zim­mer. Das Tier war so müde und so schwach, dass es nach­gab und sich der Luft anver­trau­te. Bald hock­te der Fal­ter auf dem Boden. Ich hob ihn auf und setz­te ihn behut­sam an eine Wand. Er scheint in die­ser Minu­te zufrie­den, wenn nicht glück­lich zu sein. Ein paar Dioden­lich­ter glü­hen zu mir her­über. Ob ich den Fal­ter nicht viel­leicht füt­tern soll­te, über den Win­ter brin­gen? Er könn­te 250 Jah­re alt, er könn­te ein Lich­ten­berg­fal­ter sein. stop. Ein Déjà-vu. stop. Noch zu tun: stop. Nach ana­to­mi­schen Geräu­schwör­tern lau­schen. stop. Tsching. Tsching. — stop

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sandaugen blau

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sier­ra : 10.15 — Ein Spa­zier­gang durch den Prä­pa­rier­saal bei som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren. Woll­te Augen betrach­ten, fixier­te Augen, und so ging ich von Tisch zu Tisch und such­te nach san­di­gen, bläu­lich schim­mern­den Bäl­len. Mein scheu­er, mein ruhi­ger, mein fast küh­ler Blick. In der ver­gan­ge­nen Nacht aber, weiß der Him­mel, war­um, ein star­ker Ein­druck von Unheim­lich­keit, indem ich Ansich­ten weck­te und buch­sta­bier­te gegen 2. Ich stand vor dem Schreib­tisch auf, öff­ne­te die Fens­ter, ließ war­ten­de Flie­gen und Fal­ter her­ein, hör­te Char­lie Par­ker bis in die Mor­gen­däm­me­rung und dach­te wei­ter nach über das Rüs­sel­prin­zip der Tief­see­ele­fan­ten. Die Fra­ge stellt sich seit Tagen drin­gend, wie sie Luft von der Mee­res­ober­flä­che zu sich in die Tie­fe holen. — Kön­nen Tief­see­ele­fan­ten sehen? — stop



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