lima : 23.01 UTC — Ich war heut im Park wo noch vor Monaten Kirschbäume blühend paarweise über eine Wiese spazierten. Von den Hunden, sobald es dunkel wird, siehst Du dort nichts als das Licht, das um ihren Hals gelegt, oder ihre glühenden Augen im Schein der Fahrradlaternen. Heut waren auch zwei fliegende Hunde unterwegs oder beleuchtete Vögel, weil da auch Licht herumflog, vielleicht Drohnen, zwei kleine, das war seltsam, auch dass sie mich vielleicht beobachteten wie ich nach ihnen sah. Ich dachte an Fahrräder, die unsichtbar in Baumkronen hängen. Und ich dachte, dass seltsam ist, dass ich manchmal bemerke in Gedanken, woran ich gerade noch dachte. Vermutlich war ich ganz grün gewesen vom Nachtsichtlicht, wer weiß. — stop
Aus der Wörtersammlung: drohne
teelicht
echo : 20.18 UTC — Einmal, vor zwei Jahren, war ich im Traum an einem späten Sommerabend auf einem Friedhof gewesen. Dämmerung, Lichter schwebten in der Luft. Sie kamen vom Westen her, verteilten sich über den Kronen der Bäume, um kurz darauf langsam abzusteigen. Ich sass am Grab meiner Eltern, beobachtete aus nächster Nähe wie sich eine Drohne näherte. Über einem Plateau von Handtellergröße hielt sie inne. Die Drohne summte sehr schön. Bald öffnete sich ihr transparenter Leib, und sie setze behutsam mittels einer Greifhand von blitzendem Metall ein Teelicht ab. Kurz darauf schloss sich ihr Bauch und sie flog sehr schnell davon. — stop
poetik der drohnen
marimba : 3.28 UTC – Wieder einmal die Frage drängend, ob vielleicht eine Poetik gutmütiger Drohnen denkbar ist? Das sind, stelle ich mir vor, freundliche Wesen, unbewaffnet, leise, flink, von der Größe der Taubenschwänzchen. Sie verfügen, wenn möglich, über Atomherzen, begleiten Menschen rund um die Uhr, immer nur eine Person, verzeichnen das Leben dieser Person, ihre Routen, Gewohnheiten, Abenteuer, filmen und schreiben in menschlicher Sprache. 5.12 UTC : Louis träumt. Going to sleep. — stop
zeitoun
whiskey : 9.35 UTC — In den letzten 10 Tagen des Oktobermonats lernte meine Schreibmaschine folgende Wörter, die in ihren Prüfverzeichnissen bislang nicht zu finden gewesen waren: Abstandsignale . Aquarelia . Bangsein . Birdy . Brieftaubenwörter . Camar . Carecon . Clustersuche . Contagion . Coronasimulation . Drohnenauge . Drohnensichtung . Drohnenvogel . Drollbirne . Ebolavirus . Eichhörnchenschatten . Fingercurser . Inari. Inzidenz. Jennifer.five . Kolibriwesen . Krokodilmodell . Kürbissuppe . Libellenlarven . Looters . luren . Meeresgewächse . Meereswesen . Monroe . Mundschutzalgorithmus . Nachtschifftag . neuronal . Palanca . Pandemietote . Pandemiezeit . Particleszeichen . Pfuhlschnepfe . Plexiglasscheiben . Resilienz . Rotkopfschildkröten . Sars-Cov‑2 . Sarslämpchen . Schiffpendelbewegung . Schlafdurcheinanderzeit . Seeanemonenblüte . Seetangklumpen . Spätabendmenschen . Spelling . Superdomehalle . Süßwasseranemone . Tänzerraver . Teillockdown . Tresspassangers . Vakzin . Warlogs . Wortkernbilder . Zattere . Zeitoun . Zeppelinwerkstatt . Zeppelinwolken. — stop
~/library/spelling
ginkgo : 9.35 UTC — Von Montagmorgen dieser Woche bis heute, Mittwochabend, lernte meine Schreibmaschine folgende Wörter, die in ihren Prüfverzeichnissen bislang nicht zu finden gewesen waren: Appalachen . Drohnengestaltmantel . Evakuierungsgebiete . Graswurzelbewegung . Grillwagen . Herznusstext . Homelesspeople . Hurricane . Kiemenmenschen . Lakritzwasser . Lötlampeneffekt . Makimensch . Montauk . Nachthausgeschichte . Plastiktonnenboote . Randomgefäß . Schlafdurcheinanderzeit . Seetangklumpen . Streetworker . Lakritzwasser . Suchzettelwälder . Teigtasche . Topormodus . Triage . Umspannwerk . Vitalfunktion. Nachtspeicherpoeten. — Faszinierende Sache. — stop
drollbirne
himalaya : 2.11 UTC — Das Wort Drohne ist im Wörterbuch der Gebrüder Grimm heut Nacht noch immer nicht zu finden, aber das feine Wort Drollbirne nach wie vor, oder das Wort Drohauge. — stop
skizze
foxtrott : 21.08 UTC — Eine Person, aus großer Höhe betrachtet, überquert die Piazza San Marco. Etwas südlich davon verlässt ein Wassertaxi Giudecca Palanca. Es ist in dem Moment der Filmaufnahme das einzige Schiff, das weithin zu sehen ist. Die Drohnenkamera verliert an Höhe, nähert sich hellgrünem Wasser. In einem Kanal östlich der Vaporetto — Station Zattere bewegt sich eine Lungenqualle langsam pumpend vorwärts, als würde sie die Stadt, deren Wasserwege lange Zeit für zerbrechliche Meereswesen nicht schwimmbar gewesen sind, besichtigen wie ein Museum oder einen Raum, der in Kürze dauerhaft besiedelt werden könnte, eine Vorhut, das ist denkbar. Der Schatten einer Drohne an der Backsteinwand eines uralten Hauses. Das alles in einem Zimmer unter einem Dach in großer Höhe auf TV — Bildschirmen. Es ist bereits dunkel draussen vor dem Fenster. In den knisternden Bäumen sitzen Eichhörnchen dicht an dicht. — stop
salāma
alpha : 22.28 UTC — Das Radio erzählt, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ( No 45 ) habe 10 Minuten vor dem Start eines Angriffs auf militärische Objekte des Iran, denselben gestoppt. Dieser Vergeltungsschlag, eine us-amerikanische Drohne war abgeschossen worden, würde in etwa 150 Menschenleben gefordert haben. Als unverhältnismässig soll der Präsident der Vereinigten Staaten ( No 45 ) jenen von ihm selbst gestoppten Angriff klassifiziert haben. Weshalb ich diese Radiomeldung notiere? — stop
auf dem friedhof
bamako : 20.16 UTC — Es war im Traum ein Sommerabend, schon Dämmerung. Ich spazierte über einen vertrauten Friedhof. Vertraut der Friedhof darum, weil ich schon als Kind dort gewesen war. Auf dem Friedhof lagen viele Menschen in den Gräbern, die ich, das Kind, noch kannte, da waren sie sehr lebendig und mächtig, weil eben erwachsen gewesen. Nun waren sie tot und dringend auf Hilfe angewiesen. Im Traum waren plötzlich Lichter in der Luft, sie kamen vom Westen her angeflogen, verteilten sich über den Kronen der alten Bäume, um kurz darauf langsam abzusteigen. Ich sass im Traum am Grab meiner Eltern, beobachtete aus nächster Nähe wie sich eine Drohne näherte. Über einem Plateau von Handtellergröße hielt sie inne. Die Drohne summte sehr schön. Bald öffnete sich ihr transparenter Leib, die Drohne setze behutsam mittels einer Greifhand von blitzendem Metall ein Teelicht ab. Kurz darauf schloss sich ihr Bauch und sie flog sehr schnell davon, auch hunderte weiterer Drohnen summten da und dort. Licht nun über und unter den Bäumen. — stop
von lampen
tango : 22.15 — Ein Mann schob einen kleinen Wagen einen Flur entlang. Der Wagen war bepackt mit größeren oder kleineren elektrischen Lampen, die der Mann entzündet hatte, so als wollte er, dass ich sie alle sehen könnte, vielleicht um sie an mich zu verkaufen. Nein, eigentlich war das ganz anders gewesen, ich wusste, der Mann verkaufte keine Lampen, sondern er tauschte Lampen aus, Deckenlampen, Schreibtischlampen, Notleuchten, Lichttapeten, glimmende Stäbchen, auch fliegende Lichter, Drohnenleuchten. Die Drohen, sehr kleine Wesen, sausten um seinen Kopf herum, als wären sie Insekten, Fliegen, die Stirnlampen trugen, mit welchen sie mehr oder minder freiwillig ausgerüstet, ihren Flug dokumentierten. Wahre Wolken von Licht waren zu bemerken, auch saßen Fliegen auf dem Rücken des Mannes, der in einer Weise leuchtete, als wäre Schnee gefallen. Da war noch eine Schnecke, die sich über seinen Hals bewegte, auch die Schnecke leuchtete: Das sehr schön aus, das viele Licht und der Mann, der seinen schaukelnden Wagen über den Flur schob, gerade eben auf mich zu. Plötzlich blieb der Mann stehen. Er fragte, ob ich die Schnecke haben wolle, sie sei zahm, sie ernähre sich von Staub, den sie zu sehr feinen Würmchen pressen würde, welche ich dann bequem aufsammeln könnte. Außerdem sei sie sehr schön anzusehen nachts auf ihrer Wanderung durch die Dunkelheit. Ohne eine Antwort abzuwarten, fasste sich der Mann an seinen Hals und zog am Gehäuse der Schnecke, die sich wehrte, sie leuchtete zunächst rot und dann blau, und wurde schliesslich in dem Moment, da sie sich vom Hals des Mannes löste, grün. So, in dieser grünen Farbe leuchtend, reiste sie an der Hand des Mannes durch die Luft. Kurz darauf hockte sie an meinem Hals dicht unter dem Kinn. Ich vermochte ihr Licht an meiner Schulter erkennen, die Schnecke schien sich wohl zu fühlen, leuchtete in einem schwachen Orange, das pulsierte, langsam, beruhigend. Ich solle ihr einen Namen geben, sagte der Mann. Dann war Morgen, es regnete, seltsamerweise aus einer Wolke, die sich unmittelbar über meinem Bett unter Zimmerdecke türmte. — stop