olimambo : 5.52 — Ich beobachtete, wie ich die Augen schloss, obwohl ich eigentlich die Ohren schließen wollte. — stop
Aus der Wörtersammlung: ohren
vom suchwörterschatten
echo : 0.55 — Ein faszinierender Suchwörterschatten, der Particles in den vergangenen Monaten berührte: Tattermandl . Herzohren . Papierhaut . Schneckengeschichten . Wasserwohnungen . künstlicher Babybauch zum Selbermachen . Andreas Einfinger . Brustmilchgang . Kalkutta . Mann ohne Mund . Stöpselkopfameise. Aber auch Versuchum Versuch, das Wort Particles zu formulieren: particlees . particeles . particals . xparticles . partticles. – Habe ich je über Coco Chanels Wintermütze notiert? – stop
amsterdam
rot
india : 5.58 — Zwei Fotografien, die möglicherweise nicht mehr existieren, zeigen den Kopf eines älteren Mannes ohne Haare, dessen Mund weit geöffnet ist. In diesem weit geöffneten Mund hockt ein kleiner schwarzer Vogel von rotem Stirngefieder. Der Vogel scheint sich in dem Mund des alten Mannes wohlzufühlen, er kauert dort, als wäre der Mund sein Nest. Weitere Vögel sind auf dem Bild zu erkennen, die dem Vogel im Mund des Mannes gleichen, dunkles Gefieder, das über ihren Augen hellrot leuchtet. Vier Vögel sitzen auf dem Kopf des alten Mannes, fünf auf seinen Schultern, von einem Vogel ist am linken Rand der Fotografie nur ein Schwanz zu erkennen, zwölf Vögel befinden sich schwirrend in einem Orbit um den Kopf in der Höhe der Ohren, es sieht so aus als wären diese Vögel Kopfvögel, eine Spezies für sich, wie Putzerfische vielleicht, die Mondfische ein Leben lang begleiten. Auf einer zweiten Fotografie, von der sich nicht sagen lässt, ob sie vor oder nach der beschriebenen Aufnahme gefertigt wurde, zeigt sich der Mund des alten Mannes geschlossen, er lächelt. Strahlend blaue Augen sitzen hinter einer Brille, in deren Gläsern sich warmes Licht spiegelt. Als ich beide Bilder vor einiger Zeit nebeneinander legte, begann ich unverzüglich jene Vögel, die sich um den Kopf des Mannes herumbewegten oder auf ihm saßen, jeweils sorgfältig zu zählen. — stop
von ohrenbäumen
marimba : 0.55 — Auf der Suche nach der Existenz der Ohrenbäume in der digitalen Sphäre, entdeckte ich, dass sie möglicherweise nicht existieren. Ich könnte einen Ohrenbaum demzufolge erfinden. So viel ist noch zu sagen: Eine Amerikanerin, Mrs. Elizabeth Ohrenbaum, soll von 1796 bis 1885 in dem Städtchen Ladoga im Staate Indiana gelebt haben. Außerdem möglicherweise ein Mann namens Ludwig Ohrenbaum, nach dem Mr. Benedict Ornburn an einem Sonntag, den 6. September 1998 um 22:50:02 Uhr im Jahr 1998 mit folgenden Worten suchte: Query: I am looking for information about LUDWIG OHRENBAUM / The first OHRENBAUM (LUDWIG) is supposed to have come to Berks Cnty about 1699 from Germany. This OHRENBAUM or a decendent, LUDWIG OHRENBAUM had a son, also called LUDWIG OHRENBAUM (LUDWIG II).LUDWIG II is recorded in Pennsylvania Archives, second series Vol 14. I would like to know more. — Achtzehn Jahre später versuchte ich vergeblich, Ludwig Ornburn per E‑Mail zu erreichen. Folgende Antwort einer Servermaschine ist zu verzeichnen: host ff-ip4-mx-vip2.prodigy.net[144.160.159.22] said: 550 5.2.1 … Address unknown, relay=[194.25.134.82] (in reply to RCPT TO command) — /// Bitte melden! — stop
zwitschern
kilimandscharo : 2.02 — Beim Ohrenarzt trete ich durch eine schmale Tür in einen Saal. Vögel fliegen herum, sie piepsen und pfeifen, dass es eine wahre Freude ist. Da sind Rotkehlchen, Sperlinge, Tigerwaldsänger, Seidenschwänze, Ammern, Tangaren, Schwanzmeisen, woher ich nur diese wunderbaren Namen habe? Zwei Finken landen auf meinem Kopf, sie singen nicht nur, sie sprechen, sie sagen: Sie sind zu spät, haben Sie bitte etwas Geduld! Im Saal liegen zwanzig oder dreißig Menschen in Badewannen, andere sitzen auf Stühlen, tragen irgendwelche blinkenden Käfige über dem Kopf. Grad als ich mich heimisch fühle, bemerke ich einen Korb, in dem menschliche Ohren liegen, das war nahe der Joralemon Street. Ich sitze bald auf einer Bank mit Blick auf die Upper New York Bay. Es ist früher Abend. Wolkenloser Himmel. Noch immer kann ich nicht sagen, ob ich wirklich wach bin. — stop
lydia
echo : 0.01 — In der Straßenbahn treffe ich eine junge Dame. Ich erkenne sie zunächst nicht, aber als sie mich grüßt, erinnere ich eine Begegnung vor vielen Jahren an derselben Stelle, in einer Straßenbahn. Aus dem kleinen Mädchen, das mich mit einer Bemerkung für den Rest meines Lebens rührte, ist tatsächlich eine junge Frau geworden. Sie sagt, sie habe unser Gespräch, das wir führten, nie vergessen, es handelte von ihren Ohren, von einem Gedanken, der mir zu erklären suchte, weswegen ihre Ohren etwas größer seien als die Ohren ihrer besten Freundin. Das wäre nämlich so, dass ihre Ohren deshalb größer seien, weil sie viel weniger sprechen würde als ihre Freundin üblicherweise. Sie könnte, sagte sie damals, mit ihren Ohren sogar ihre eigene Stimme hören, obwohl sie gar nichts sage. Zum Glück haben meine Ohren inzwischen aufgehört zu wachsen, ich könnte sonst mit ihnen herumfliegen, dann hätten Sie mich vermutlich nie wiedergesehen. Sie lacht jetzt sehr fröhlich. Draußen fällt gerade viel Wasser vom Himmel. — stop
mrs sini reiss
marimba : 0.08 — Vor einiger Zeit besuchte ich Mrs. Sini Reiss, die im 22. Stock eines Wohnhochhauses nahe der Clark Street wohnt. Ich hörte, sie sei hochbetagt und habe ihr Apartment seit über zehn Jahren nicht verlassen. Die alte Dame lese viel und schaue gern vom Balkon aus zu den orangefarbenen Schiffen hin, die zwischen Manhattan Süd und Staten Island pendeln. Ich erkundigte mich, ob ich mich mit der alten Dame unterhalten müsse. Nein, nein, ich solle nur ein paar Getränke vorbeibringen und vielleicht ein wenig nach dem Müll schauen, Mrs. Reiss habe noch nie einen deutschen Mann kennengelernt, nur welche im Fernsehen gesehen, sie werde sicher neugierig sein, sie spreche aber nur sehr wenig, sie werde also neugierig vor allem mit ihren Augen sein. Überhaupt solle ich mich nicht wundern, ich würde das hören, sobald ich aus dem Aufzug steige, in ihrer Wohnung singen Vögel und brüllen Affen und zetern Zikaden unentwegt. Wenn du die Augen schließt, dann meinst du dich im Urwald zu befinden, das ist so, weil es in den Ohren der alten Dame seit vielen Jahren heftig rauscht und pfeift, weshalb sie jene fremden Stimmen in ihre Wohnung holte, damit sie das Geräusch, das sich in ihren Ohren befindet, nicht als ihr eigenes Geräusch wahrnehmen müsse. Mrs. Sini Reiss trage ein Wölkchen schlohweißen Haares auf dem Kopf, ihr Mund sei hellrot geschminkt, ihre Wangen aprikosenfarben bepudert, sie trage ein dunkelblaues Kostüm, und sie lese die New York Times von der ersten bis zur letzten Seite Tag für Tag, sie wisse über die Welt gut Bescheid, aber sie wolle eigentlich nichts hören und nicht sprechen, sondern nur die Zeitung lesen und den Vögeln und Zikaden lauschen. Genau so ist es gewesen. Es war ein Dienstag. — stop
amsterdam
schnee
delta : 2.05 — Mitten in der Nacht wachte ich auf. Vor den Fenstern fiel Schnee, buschige Flockenpelze, sehr dicht, aus der Entfernung, ein heller, sich bewegender Schatten. Esmeralda hockte auf dem Fensterbrett und sah hinaus. Sie schien tatsächlich Schneeflocken zu beobachten, vielleicht deshalb, weil es in der Wohnung zur Nachtzeit, ich hatte geschlafen, nichts weiter zu untersuchen gab. Ich überlegte, ob es möglich wäre, die kleine Schnecke, die nun seit Oktober des Jahres 2013 in meiner Nähe lebt, einmal mit nach New York zu nehmen. Ich müsste sie im Handgepäck verstauen, heimlich, vielleicht in einer Dose verbergen, die belüftet ist. Ich könnte eine Handvoll Sultaninen als Schneckenproviant mit mir nehmen in der Hosentasche, Esmeralda füttern, während wir über den Atlantik fliegen. Es ist seltsam, ich habe lange Zeit darüber nachgedacht, wer mir Esmeralda geschenkt haben könnte, wer sie vor zwei Jahren für mich in eine Schachtel setzte und weshalb. Vor einigen Wochen, als Esmeralda gerade friedlich schlafend vor mir auf dem Schreibtisch auf einer Banane saß, näherte ich mich mit einem Ohr und lauschte an ihrem Häuschen. Ich hörte nichts oder nur eine Vorstellung, ein summendes Geräusch. Bald wäre ich aufgestanden, wollte mir feines Werkzeug aus der Küche holen, wollte ein äußerst feines Loch in Esmeraldas Schneckengewinde bohren. Als hätte sie geahnt, was ich plante, als hätte sie meinen zugleich nachdenklichen wie bereits entschlossenen Blick bemerkt, richtete Esmeralda ihre Fühler nach mir aus und musterte mich. Ich meinte in diesem Augenblick ein Lächeln in ihrem Gesicht bemerkt zu haben. — stop