Aus der Wörtersammlung: not

///

nachtbild

9

char­lie : 2.02 — Noch dun­kel, aber doch soviel Licht, dass ich eine Hand ent­de­cke, die sich genau­so bewegt, als wür­de sie malen. Der Mensch, zu dem die­se malen­de Hand gehört, schläft, ver­mut­lich ereig­nen sich im Augen­blick mei­ner Beob­ach­tung Träu­me, die die Hand bewe­gen. Ich ver­su­che in der Beob­ach­tung her­aus­zu­fin­den, das heißt, vor­zu­stel­len, was die­se Hand gera­de malen oder zeich­nen könn­te. Dar­über schla­fe ich ein. Als Mor­gen gewor­den ist, sage ich fröh­lich: Du hast heu­te Nacht viel­leicht im Schlaf gemalt! Kannst Du Dich erin­nern, an wel­chem Bild Du gear­bei­tet haben könn­test? — Es ist die Zeit der Hum­mer­ern­te. Ers­te kal­te Win­de flie­ßen über die gro­ßen Seen süd­ost­wärts. Ecke Wil­low St. pas­siert ein Legu­an die Cran­ber­ry St., ein Poli­zist, der sich freut, regelt den Ver­kehr. Plötz­lich eine Fra­ge wie eine bren­nen­de Lun­te, eine Fra­ge, die ich in einer frem­den Spra­che vor­sich­tig notie­re, ob sich Hum­mer­tie­re an mensch­li­chen Kör­pern ver­grei­fen? Beun­ru­hi­gend, wie damals, Ende des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts, die Fra­ge nach den Vor­lie­ben der Vik­to­ria­see­bar­sche? — stop
ping

///

60.432875 : 22.158961

9

nord­pol : 6.08 — Eine tra­gi­sche Geschich­te soll sich in einer klei­nen, fin­ni­schen Stadt nahe Tur­ku ereig­net haben. Ich konn­te mir den Namen der Stadt nicht mer­ken, aber die Geschich­te sehr wohl, die mir ein Freund erzähl­te, wäh­rend wir gera­de auf ein Flug­zeug war­te­ten. Dort oben im Nor­den soll der Geschich­te zur Fol­ge, eine Frau mitt­le­ren Alters nach Jah­ren des Schrei­bens bemerkt haben, dass sie wie­der­holt bestoh­len wur­de, dass man gedul­dig dar­auf war­te­te, dass sie etwas auf­schrei­ben und im Inter­net ver­öf­fent­li­chen wür­de, dann woll­te man näm­lich sofort inter­es­san­te und auch weni­ger inter­es­san­te Abtei­lun­gen ihrer neu hin­zu­ge­füg­ten Geschich­te und ihre Gedan­ken mar­kie­ren mit­tels eines Maus­zei­gers, um die in die­ser mar­kier­ten Abtei­lung befind­li­chen Wör­ter zu kopie­ren, sie durch Spei­cher eines oder meh­re­rer Com­pu­ter zu trans­por­tie­ren, bis eben jene Zei­chen, die gestoh­le­ne Zei­chen waren, an einer wei­te­ren Stel­le im Inter­net unter Tex­ten, die nicht gestoh­len wor­den waren, zum Still­stand kom­men wür­den. Den Zei­chen selbst war nie­mals anzu­se­hen, dass sie eigent­lich nicht dort hin­ge­hör­ten, dass sie frem­de Zei­chen waren. Als nun die bestoh­le­ne Frau zufäl­li­ger­wei­se bemerk­te, dass sie beraubt und immer wei­ter beraubt wor­den war, woll­te sie sich weh­ren. Sie bemüh­te sich um Unter­stüt­zung, sie bat ihre bes­ten und auch weni­ger gute Freun­de zu lesen, was sie notiert hat­te, Text­stel­len zu ver­glei­chen und Ankla­ge zu erhe­ben. Eini­ge Tage spä­ter bereits mach­te sich die Frau auf den Weg in die Wäl­der, jemand behaup­te­te, sie sei nicht gewan­dert, son­dern geflo­hen. Jetzt, vor­ges­tern, soll sie gefun­den wor­den sein. Man berich­tet, dass sie schwei­gend auf einem recht hohen Baum sit­zen wür­de. Sie lese in Büchern, die sie mit Schnü­ren an Ästen des Bau­mes befes­tigt habe. Sie wol­le par­tout nicht her­un­ter­stei­gen. Es wer­de doch bald Win­ter wer­den. — stop
ping

///

kein wort unterstrichen

9

ulys­ses : 0.25 — Kon­stan­tin erzähl­te von einer Biblio­thek unbe­rühr­ter Bücher, die sich in sei­ner Woh­nung befin­den soll. Als ich ihn frag­te, was er unter unbe­rühr­ten Büchern ver­ste­hen wür­de, erklärt er, das sei­en Bücher, die er besit­ze, aber nie geöff­net habe, nie in ihnen geblät­tert, kei­ne Notiz wur­de auf irgend­ei­ner der Sei­ten der Bücher hin­ter­las­sen, kein Wort unter­stri­chen. Selt­sa­mer­wei­se habe er jedes die­ser Bücher gele­sen, ihre digi­ta­len Schat­ten. Er lese aus­schließ­lich Bücher in elek­tro­ni­scher Bear­bei­tung, er sehe nicht mehr gut, er kön­ne die Zei­chen elek­tro­ni­scher Bücher in sei­ner Lese­ma­schi­ne ver­grö­ßern, so wie es für sei­ne Augen ange­nehm sei. Ein­mal habe er bemerkt, dass er Bücher, die ihn begeis­ter­ten, unbe­dingt besit­zen müs­se, ihre Aus­ga­be auf Papier sicht­bar in einem Bücher­re­gal. Ein­mal habe er einen elek­tro­ni­schen Text selbst aus­ge­druckt und zu einem Buch­kör­per geformt, weil er eine papie­re­ne Aus­ga­be des Buches zum Kauf nicht fin­den konn­te. — stop
ping

///

vom suchwörterschatten

9

echo : 0.55 — Ein fas­zi­nie­ren­der Such­wör­ter­schat­ten, der Par­tic­les in den ver­gan­ge­nen Mona­ten berühr­te: Tat­ter­mandl . Herz­oh­ren . Papier­haut . Schne­cken­ge­schich­ten . Was­ser­woh­nun­gen . künst­li­cher Baby­bauch zum Sel­ber­ma­chen . Andre­as Ein­fin­ger . Brust­milch­gang . Kal­kut­ta . Mann ohne Mund . Stöp­sel­kopf­amei­se. Aber auch Ver­suchum Ver­such, das Wort Par­tic­les zu for­mu­lie­ren: par­tic­lees . par­ti­ce­les . par­ti­cals . xpar­tic­les . part­tic­les. – Habe ich je über Coco Cha­nels Win­ter­müt­ze notiert? – stop

trompetencode

///

die insel der farbenblinden

9

echo : 0.12 — Oli­ver Sacks notiert in sei­nem Rei­se­be­ob­ach­tungs­buch Die Insel der Far­ben­blin­den Fol­gen­des: Mei­ne Besu­che auf die­sen Inseln waren kurz und unvor­be­rei­tet, nicht an einen fes­ten Plan oder ein Pro­gramm gebun­den, nicht dazu bestimmt, eine The­se zu bewei­sen oder zu wider­le­gen, son­dern ein­fach der Beob­ach­tung gewid­met. Doch so impul­siv und unsys­te­ma­ti­sch sie auch waren, ich ver­danke ihnen inten­sive, viel­schich­tige Erleb­nisse, die sich in alle mög­li­chen, mich stän­dig über­ra­schen­den Rich­tun­gen ver­zweig­ten. Viel­leicht bedurf­te es erst mei­ner Rück­kehr, der Mög­lich­keit, die Erleb­nisse wie­der und wie­der Revue pas­sie­ren zu las­sen und zu sich­ten, um ihres Zusam­men­hangs und ihrer Bedeu­tung (oder zu min­des­tens eines Teils ihrer Bedeu­tung) hab­haft zu wer­den ― und um die­sen Impuls zu ver­spü­ren, sie zu Papier zu brin­gen. Die­se Nie­der­schrift, die mich wäh­rend der letz­ten Mona­te beschäf­tigt hat, erlaub­te mir, ja zwang mich, die Inseln in mei­ner Erin­ne­rung erneut auf­zu­su­chen. Und da die Erin­ne­rung, wie Edel­mann aus­führt, nie­mals nur sim­ple Auf­zeich­nung oder Repro­duk­tion ist, son­dern ein akti­ver Pro­zess der Reka­te­go­ri­sie­rung, der Rekon­struk­tion und Fan­ta­sie­tä­tig­keit, ― ein Pro­zess, der von unse­ren eige­nen Wer­ten und Per­spek­ti­ven bestimmt wird, hat mich die Erin­ne­rungs­ar­beit dazu geführt, die Besu­che in gewis­ser Wei­se neu zu erfin­den und so ein per­sön­li­ches, eigen­wil­li­ges, viel­leicht exzen­tri­sches Bild die­ser Inseln zu ent­wer­fen, das zusätz­lich genährt wur­de durch mei­ne Lei­den­schaft für Inseln und Insel­bo­ta­nik. — stop
ping

///

postkarte

9

echo : 5.15 – In mei­nem Brief­kas­ten ruh­te eine Post­karte, die von irgend­je­man­dem mit win­zi­gen japa­ni­schen Zei­chen beschrif­tet wor­den war. Zunächst wirk­te der Text wie ein Mus­ter, das sich erst dann zu Schrift­zei­chen auf­löste, als ich mei­ne Bril­le aus der Schub­la­de hol­te. Ich konn­te den Text natür­lich nicht lesen. Ich neh­me an, die Post­karte wur­de ver­se­hent­lich in mei­nen Brief­kas­ten gewor­fen. Bei genau­e­rer Unter­su­chung stell­te ich jedoch fest, dass die Post­karte in jedem ande­ren Brief­kas­ten ver­mut­lich gleich­wohl ein ver­se­hent­li­ches Ereig­nis gewe­sen wäre, die Post­karte trug näm­lich kei­ne Anschrift an der dafür vor­ge­se­he­nen Stel­le, aber eine Brief­marke des japa­ni­schen Hoheits­ge­bie­tes. Auch auf ihrer Rück­seite war kein Adres­sat zu erken­nen. Eine Foto­gra­fie zeigt Samu­el Beckett, der unter einem blü­hen­den Kirsch­baum sitzt, oder einen Mann, der Samu­el Beckett ähn­lich sein könn­te, der Dich­ter im Alter von 160 Jah­ren, er hat sich kaum ver­än­dert. Ein sehr inter­es­san­tes Bild. Auf einem Ast des Bau­mes sind Eich­hörn­chen zu erken­nen, sie­ben oder acht Tie­re, die ihre Augen geschlos­sen hal­ten. Ich erin­nere mich, dass ich ein­mal davon hör­te, Men­schen wür­den immer wie­der ein­mal Post­kar­ten notie­ren, oft sehr auf­wen­dig aus­ge­ar­bei­tete Schrift­stü­cke, um zuletzt die Adres­se des Emp­fän­gers zu ver­ges­sen. Das ist tra­gi­sch oder viel­leicht eine Metho­de, Infor­ma­tion an die Welt zu sen­den, die nie­man­den oder irgend­ei­nen belie­bi­gen Men­schen errei­chen soll. Nun liegt die­se Post­karte neben Zimt­ster­nen, Bana­nen und Äpfeln auf mei­nem Küchen­ti­sch. Zunächst hat­te ich das Wort L i e ­b e r in die Goo­gle – Über­set­zer­ma­schine ein­ge­ge­ben und in die japa­ni­sche Spra­che über­setzt. Zei­chen, die sich auf mei­nem Bild­schirm for­mier­ten, waren mit den ers­ten Zei­chen auf der Post­karte iden­ti­sch. Ich weiß sehr genau, was jetzt zu tun ist. In die­sem Augen­blick jedoch scheue ich noch davor zurück, mei­nen Namen in die Mas­ke der Such­ma­schine ein­zu­ge­ben. Bald Mor­gen­däm­me­rung im Kof­fer­text, ich höre schon Tau­ben auf dem Dach spa­zie­ren. – stop

ping

///

nahe lemmon creek park

9

char­lie : 2.58 — Seit einer hal­ben Stun­de suche ich nach einem Namen für einen Mann, den ich ein­mal vor län­ge­rer Zeit beob­ach­tet habe auf Sta­ten Island an einem Strand im Win­ter. Ich dach­te, ver­dammt, hät­te ich ihn doch nur nach sei­nem Namen gefragt, ich fürch­te­te damals, ihn zu stö­ren, fürch­te­te, dass er sofort in den wil­den Wäl­dern nahe dem Lem­mon Creek Park ver­schwin­den wür­de. So still wie damals am Strand, sit­ze ich nach­denk­lich und rufe mir die Gestalt des Man­nes in Erin­ne­rung, eine schat­ten­lo­se Figur, die auf einem ver­wit­ter­ten Baum­stamm hockt. Du heißt viel­leicht Lau­ren­ti­us, den­ke ich, oder Hen­ry, nein, nicht Hen­ry, Lau­ren­ti­us wird ein guter Name sein. Der Strand ist nass vom Regen und vom Nebel, der tief über dem Meer hängt. Wenn man her­aus­schaut, weg vom Land, sieht man Schif­fe, aber nur ihre Bäu­che, nicht Brü­cken, Con­tai­ner, win­ken­de Pas­sa­gie­re. Ich glau­be, auch Lau­ren­ti­us beob­ach­tet in die­sem Moment sei­nes Lebens Schif­fe und Nebel, manch­mal schreibt er ein paar Sät­ze auf ein Notiz­blatt, reißt das Papier aus sei­nem Block, fasst in sei­ne rech­te oder lin­ke Hosen­ta­sche, holt ein Fläsch­chen her­vor, wickelt das Notiz­blatt um einen Blei­stift, führt das in die­ser Wei­se geform­te Notiz­pa­pier­stäb­chen in den Hals des Fläsch­chens ein, ver­schließt den Behäl­ter mit einem Kor­ken, steht auf und schleu­dert ihn aufs Meer hin­aus. Dann setzt er sich wie­der auf den ver­wit­ter­ten Baum­stamm, beob­ach­tet die Schif­fe, die west- und ost­wärts der Küs­te fol­gen, um nach eini­gen Minu­ten eine wei­te­re Notiz zu fer­ti­gen. Ein­mal kehrt eines der Fläsch­chen zurück, es ist mög­li­cher­wei­se von der Bug­wel­le eines grö­ße­ren Schif­fes aus der Strö­mung getra­gen wor­den. Als Lau­ren­ti­us das Fläsch­chen bemerkt, steht er auf, holt das Fläsch­chen aus der Bran­dung, dreht den Kor­ken vom Fla­schen­hals und schüt­telt das Fläsch­chen so lan­ge, bis das Notiz­zet­tel­röll­chen auf sei­ne Hand­flä­che rutscht. Dann wirft er die lee­re Fla­sche wie­der weit hin­aus aufs Was­ser, wo es für einen kur­zen Moment ver­schwin­det. — stop

propeller

///

morgens

9

oli­mam­bo : 0.15 — Ein­mal sit­ze ich in einer Stra­ßen­bahn. Plötz­lich fällt ein Gedan­ke vom Him­mel. Ich könn­te, dach­te ich, Gesprä­che insze­nie­ren, Sät­ze wie Lebe­we­sen für sich, Sät­ze, die vor den Men­schen gewe­sen sind. Not­wen­di­ge oder natür­li­che Sät­ze. — Ich notier­te die­sen Text vor ein oder zwei Jah­ren.  Er berührt mich, aber ich kann nicht erin­nern, was ich unter Sät­zen, die vor den Men­schen gewe­sen sind, ver­stan­den haben könn­te. — stop

ping

///

samstags

9

fox­trott : 5.12 — Frü­her Nach­mit­tag, Som­mer. Ich beob­ach­te auf einem Fähr­schiff, das nach Sta­ten Island fährt, einen älte­ren Mann bei kon­zen­trier­ter Arbeit. Er sitzt auf einer Bank des Pro­me­na­den­decks, tief über ein Buch gebeugt. Eini­ge Kin­der tol­len in sei­ner Nähe her­um, er nimmt, so sehr ist er bemüht, mit einem Blei­stift den Zei­len eines Buches zu fol­gen, kei­ne Notiz von ihnen. Ich den­ke zunächst, der alte Mann wür­de sei­ne Augen mit­hil­fe eines Blei­stifts ent­lang der Zei­chen­li­nie füh­ren, aber als ich mich nähe­re, ent­de­cke ich Wort für Wort eine leich­te Ver­zö­ge­rung der Bewe­gung, die aus der Ent­fer­nung betrach­tet doch wie eine flie­ßen­de Bewe­gung wirkt. Am Ende jeder Zei­le notiert der Mann eine Zif­fer, ver­mut­lich des­halb, weil er die Wör­ter des Buches zählt. Das ist selt­sam und zugleich berüh­rend, wie er so selbst­ver­ges­sen auf dem gro­ßen Schiff ver­weilt, und ich hof­fe, er möge auf Sta­ten Island ange­kom­men, mit dem nächs­ten Schiff zurück­fah­ren nach Man­hat­tan, und wie­der­um auf sei­nem Trans­fer Wör­ter zäh­len. Als das Schiff an das St. Geor­ge Ter­mi­nal anlegt, schließt der alte Mann das Buch, ver­staut sei­nen Blei­stift in einer Tasche sei­nes Jacketts, erhebt sich mühe­voll, um das Schiff lang­sam gehend über die Brü­cke, die sich zur Fäh­re hin senk­te, zu ver­las­sen. Im Saal des Ter­mi­nals bleibt er für einen Augen­blick vor einem Aqua­ri­um ste­hen, betrach­tet die Fische oder sein Spie­gel­bild, um sich weni­ge Minu­ten spä­ter von der Men­schen­men­ge, die auf das war­ten­de Schiff strömt, mit­neh­men zu las­sen. Nebel ist auf­ge­kom­men, die Möwen, die das Schiff auf sei­nem Weg nach Man­hat­tan beglei­ten, still. Ich ste­he drau­ßen auf der Pro­me­na­de und beob­ach­te das Was­ser, wie es weit unten ent­lang des Schiffs­kör­pers schäumt. Gele­gent­lich schaue ich durch Fens­ter zu dem alten Mann hin, zu sei­nem Buch, sei­nem Blei­stift, sei­nen Hän­den. — stop
unterwassertapete6

///

sechs finger

pic

sier­ra : 0.28 — Kurz nach Mit­ter­nacht wie­der­um stürz­te ein Fal­ter auf mei­nen Schreib­tisch. Ich hat­te die Fens­ter geöff­net, küh­le und doch wür­zi­ge, feuch­te Luft von drau­ßen, und eben der Fal­ter, der plötz­lich vor mir auf dem Rücken lag und sich nicht mehr rühr­te, als wäre er wäh­rend sei­nes Nacht­flu­ges tief und fest ein­ge­schla­fen. Da war nun eine selt­sa­me Fra­ge. Wie wecke ich einen schla­fen­den Fal­ter, ohne ihn in Angst und Schre­cken zu ver­set­zen? Ich könn­te mit mei­nem Atem etwas Wind erzeu­gen, oder aber ich könn­te nach einem fei­nen Pin­sel suchen. Ich könn­te ande­rer­seits vor­ge­ben, als wäre der Fal­ter nicht wirk­lich. Ich muss das nicht sofort ent­schei­den. Nein, ich muss das nicht sofort ent­schei­den. Ich notie­re: Vor weni­gen Stun­den mel­de­ten Nach­rich­ten­agen­tu­ren, Rebel­len hät­ten einen Kor­ri­dor zu ein­ge­schlos­se­nen Men­schen im Zen­trum der Stadt Alep­po frei­ge­kämpft. Wer sind die­se Rebel­len, was den­ken sie, was haben sie vor? Vor weni­gen Tagen noch beob­ach­te­te ich, wie die klei­ne M. ihre Fin­ger zähl­te, es war selt­sa­mer­wei­se immer­zu sechs Fin­ger. Auch ich habe sechs Fin­ger, wenn M. sie zählt. — stop
ping



ping

ping