Aus der Wörtersammlung: hand

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PRÄPARIERSAAL : ein helles herz

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bamako : 2.58 – Beob­ach­te­te im Prä­pa­rier­saal kurz vor acht Uhr mor­gens eine Assis­ten­tin, indem sie sich mit­tels eines Skal­pells und einer Pin­zet­te in die Tie­fe eines Lun­gen­flü­gels vor­ar­bei­te­te. Fei­ne, zup­fen­de Hand­be­we­gun­gen einer Uhr­ma­che­rin. Ein metal­le­ner Ton, sobald die Assis­ten­tin etwas Gewe­be am Rand einer Scha­le von ihren Werk­zeu­gen streif­te. Wort­los stand die jun­ge Frau am Tisch, schein­bar ohne sich an mei­ner Gegen­wart zu stö­ren. Nach eini­gen Minu­ten dann schob sie das Lun­gen­prä­pa­rat zur Sei­te und wen­de­te sich einem Her­zen zu, das in unmit­tel­ba­rer Nähe eines wei­te­ren Lun­gen­flü­gels auf einem Blech schau­kel­te, als sei es noch von eige­ner Kraft in Bewe­gung. Das war ein kräf­ti­ges Herz gewe­sen, ich erin­ne­re mich noch gut, über das Gewicht in mei­nen Hän­den gestaunt zu haben. Ich hat­te das Prä­pa­rat vom Tisch geho­ben und hielt es in der Scha­le mei­ner Hän­de fest, um die Arbeit der Assis­ten­tin zu erleich­tern. Das Herz ist schwer, sag­te ich. Ein mäch­ti­ger Mus­kel, ant­wor­te­te die Frau, ja, ein mäch­ti­ges Herz, fest und dun­kel, das Herz eines Läu­fers. Oder ein Künst­ler­herz viel­leicht. Schwei­gen jetzt. Sie trom­mel­te mit ihren Werk­zeu­gen auf den höl­zer­nen Rand des Tisches. Mei­nes wird wohl etwas klei­ner sein, setz­te ich vor­sich­tig hin­zu, ein hel­les Herz, das Herz eines Vogels, sagen wir. Du kannst also flie­gen, bemerk­te die jun­ge Frau und lach­te, das ist eine gute Geschich­te! — Wie sie für den Bruch­teil einer Sekun­de ihr Gehirn mit einem Lid bedeck­te.  Fin. – stop

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mann mit stäbchen

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india : 21.02 — Ich habe einen Mann betrach­tet. Die­ser Mann war ganz sicher weit über 70 Jah­re alt, trug trotz gro­ßer Hit­ze einen schä­bi­gen Win­ter­man­tel, Turn­schu­he, einen zer­schramm­ten Ruck­sack vor der Brust, außer­dem Leder­hand­schu­he, schmut­zi­ge Tei­le, eine Bril­le mit rand­lo­sen, run­den Glä­sern, und eben ein fili­gra­nes Stäb­chen, einen Spa­zier­stock genau­er, mit dem er über den Boden tas­te­te. Die­ser Stock nun war kein gewöhn­li­cher, viel­mehr ein höchst merk­wür­di­ger Stock. Er war von hel­lem Metall und konn­te mit­tels klei­ner, im Inne­ren des Sto­ckes befes­tig­ter Elek­tro­mo­to­ren, ein- und aus­ge­fah­ren wer­den, eine Art Tele­skop­stock, außer­dem leicht und blitz­blank, sodass sich die Stadt und der Him­mel über ihr in ihm spie­gel­ten. An der Spit­ze des Sto­ckes einer­seits war ein rund­li­cher Vor­satz befes­tigt, am ent­ge­gen­ge­setz­ten Ende ent­ka­men einem Knauf zwei Kabel, die mit Hör­ge­rä­ten ver­bun­den waren, die der alte Mann in sei­nen Ohren trug. Die­se Beob­ach­tun­gen, die ich mach­te, als ich die Madi­son Ave­nue süd­wärts spa­zier­te, führ­ten zunächst zu der Ver­mu­tung, der alte Mann belau­sche den Boden, weil ich die Ver­stär­kung an der Spit­ze sei­nes Sto­ckes, zunächst für ein Mikro­fon gehal­ten habe. Dann aber blieb der alte Mann Höhe 42nd Stra­ße nahe der Bord­stein­kan­te ste­hen. Er tas­te­te im Rinn­stein, eine Hand führ­te den Stock, die ande­re beweg­te sich in der Tasche sei­nes Man­tels. Indem ich eben­falls ste­hen­blieb und mich dem alten Mann zuwen­de­te, ver­kürz­te sich plötz­lich mit­tels einer geschmei­di­gen Bewe­gung der Stock des Man­nes so weit, dass der alte Mann einen hal­ben Dol­lar von sei­nem Ende pflü­cken konn­te, ohne in die Knie gehen zu müs­sen. — Ende der Geschich­te. Don­ners­tag. Es ist Abend, die Luft kühl vom Regen. Eine Flie­ge tas­tet über den Bild­schirm mei­ner Schreib­ma­schi­ne, der Him­mel blitzt, die Seen sind voll, das Schilf neigt sich dem Boden zu. — stop

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PRÄPARIERSAAL : ismene

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sier­ra : 18.02 — Abend. Die Fens­ter geöff­net, es reg­net, für einen Moment ist Herbst gewor­den. Höre ein Inter­view, das ich mit Isme­ne, einer Medi­zin­stu­den­tin, in Mün­chen führ­te. Sie erzählt mit ruhi­ger Stim­me fol­gen­de Geschich­te: > Wie wir ange­fan­gen haben? Ich erin­ne­re mich gut. Ich hat­te kaum geschla­fen. End­lich soll­te es los­ge­hen. Als ich dann im Prä­pa­rier­saal vor dem Tisch stand, war ich erst ein­mal irri­tiert vom Anblick des Leich­nams. Ich glau­be, alle mei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen waren irri­tiert gewe­sen, min­des­tens waren sie beein­druckt. Wenn man unsi­cher ist, schaut man nach, was die ande­ren tun. Und wenn die Bli­cke ein­an­der begeg­nen, lächelt man. Ich habe die­se ers­te Situa­ti­on vor dem Tisch als sehr authen­tisch emp­fun­den, als ehr­lich und unmit­tel­bar. Wir hat­ten nur unse­re Augen, unse­re Hän­de, also unse­ren Tast­sinn, ein Skal­pell und eine Pin­zet­te, um den Kör­per, der uns zur Ver­fü­gung gestellt war, zu unter­su­chen. Natür­lich arbei­te­ten wir auch mit unse­rem Gehör­sinn. Wir waren acht Leu­te an jedem der 52 Tische, und wir dis­ku­tier­ten, was wir gese­hen haben. An die­sem ers­ten Tag aber waren wir eher still gewe­sen. Ich glau­be, jeder von uns muss­te zunächst ein­mal mit sich selbst zurecht­kom­men. Das waren ja sehr kräf­ti­ge Ein­drü­cke. Ich habe mir, um mich vor dem schar­fen Geruch zu schüt­zen, ein Tuch in die Brust­ta­sche gesteckt, das ich in Euka­lyp­tus­öl getaucht hat­te. Und da war nun die­se alte Frau gewe­sen. Sie lag voll­kom­men unbe­klei­det auf dem Tisch vor uns. Ich habe gewusst, dass die­ser Moment kom­men wür­de, aber man kann sich auf den Augen­blick einer ers­ten Begeg­nung die­ser Art nicht wirk­lich vor­be­rei­ten. Viel­leicht hat­ten wir des­halb mit hoher, zupa­cken­der Geschwin­dig­keit die rote Decke und das wei­ße Tuch, die den Leich­nam vor Aus­trock­nung schüt­zen, ange­ho­ben, weil wir unse­rer Unsi­cher­heit Akti­vi­tät ent­ge­gen­set­zen woll­ten. Ich war sehr bewegt und ich war unru­hig und ich schäm­te mich für mei­nen sach­li­chen Blick, der das Gewicht der alten Dame schätz­te und ihre Grö­ße. Sie lag rück­lings auf dem Tisch. Ihre Bei­ne und Arme waren aus­ge­streckt. Wenn sie noch am Leben gewe­sen wäre, wür­de sie ver­mut­lich ver­sucht haben, sich zu schüt­zen. Sie hät­te ihre klei­nen, fla­chen Brüs­te mit Hän­den bedeckt und ihre Scham, und sie hät­te viel­leicht irgend­ei­ne abweh­ren­de Ges­te unter­nom­men. Ich sehe ihr Gesicht, ihre geschlos­se­nen Augen noch sehr genau vor mir. Ein fei­nes Gesicht. Das For­ma­lin hat­te ihr kaum zuge­setzt, an ihrem Kör­per war kei­ne wei­te­re Nar­be zu fin­den als ein Schnitt an der Innen­sei­te des lin­ken Ober­schen­kels, der von einer Kanü­le der Prä­pa­ra­to­ren ver­ur­sacht wor­den war. Und wenn ich jetzt sage, dass sie sehr echt aus­sah, wirk­lich, ver­letz­lich, dann kom­me ich der Ursa­che mei­ner Irri­ta­ti­on viel­leicht näher. Ver­ste­hen Sie, die alte Dame war mir ähn­lich. Ich bemerk­te eine Frau, eine Frau, die nur durch ein wenig Zeit von mir getrennt war. Ich sah eine Per­son und ich fürch­te­te, sie in ihrer Ruhe zu stö­ren, und des­halb sprach ich lei­se. Auch mei­ne jun­gen Freun­de am Tisch spra­chen sehr lei­se, zurück­hal­tend, behut­sam. Ich sah, dass ihre Hän­de in den Latex­hand­schu­hen schwitz­ten und auch, dass sie ein wenig zit­ter­ten, wäh­rend sie arbei­te­ten. Die Hän­de der alten Dame wirk­ten, als hät­te sie zu lan­ge geba­det. Das waren sehr fei­ne Hän­de. Sie hat­te zuletzt noch ihre Fin­ger­nä­gel bemalt in einem hel­len Rot. Sie hat­te sich noch geschmückt. Sie woll­te schön sein! Immer­zu muss­te ich ihre Hän­de betrach­ten. — stop

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herzgeschichte

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hibis­kus : 0.05 — Zu einer Zeit, als mei­ne Mut­ter noch für mich atme­te, beweg­te sich zum ers­ten Mal mein Herz. Bald wur­de ich gebo­ren und lern­te zu schwei­gen, zu sit­zen, zu ste­hen und mei­ne Schu­he zu bin­den, mit Krei­de auf eine Tafel zu schrei­ben und zu lesen, und wäh­rend ich die­se fei­nen Din­ge lern­te, schlug immer­fort mein Herz. Auch am Tag, als ich sie­ben Jah­re alt wur­de, schlug mein Herz so unbe­merkt, wie an allen ande­ren Tagen zuvor, und ich freu­te mich, weil ich an die­sem Tag ein Schach­spiel über­reicht bekam. Der klei­ne Jun­ge, der mir die­ses Schach­spiel schenk­te, war nicht zu mei­nem Fest für Freun­de gekom­men, statt­des­sen kam sei­ne Mut­ter. Sie war blass, nein durch­sich­tig, sie erzähl­te, ihr Sohn kön­ne nicht kom­men, weil sein Herz sehr schwach gewor­den sei. Kur­ze Zeit spä­ter starb der Jun­ge, der bei­na­he mein Freund gewor­den wäre, an die­ser Nach­richt. An jenem Abend, am Abend mei­nes klei­nen Fes­tes, leb­te der klei­ne Jun­ge noch, und ich dach­te an ihn und über­leg­te, was die Wor­te ein schwa­ches Herz viel­leicht bedeu­te­ten. Ich lag also auf dem Bett und hat­te eine Hand auf die Brust gelegt und spür­te den Bewe­gun­gen mei­nes Her­zens nach. Mit geschlos­se­nen Augen, ich erin­ne­re mich genau, konn­te ich Erschüt­te­run­gen füh­len, eine selt­sa­me Erfah­rung. Sehr lan­ge lag ich so rück­lings auf dem Bett und dach­te, dass mein Herz ein star­kes Herz zu sein schien, aber als ich mei­ne Hand zur Sei­te leg­te, war mir für einen kur­zen Moment, als ob mein Herz ste­hen geblie­ben war, weil ich sei­ne Bewe­gun­gen nicht län­ger spü­ren konn­te. Als ich erwach­te, wun­der­te ich mich, dass ich noch immer leb­te, obwohl ich mein Herz ver­ges­sen hat­te wäh­rend der Nacht. Und jetzt, da ich die­se klei­ne Geschich­te notie­re, den­ke ich, dass ich damals viel­leicht, an jenem Abend genau, damit begon­nen habe, mich zu wun­dern. Auch heu­te noch, um vie­le Jah­re älter, wun­de­re ich mich über mein Herz, oder ich wun­de­re mich über Stra­ßen­bah­nen, dass sie exis­tie­ren. Ja, sehr ger­ne wun­de­re ich mich über Straßenbahnen.

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lufträume

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nord­pol : 15.52 — Authen­tisch schei­nen Men­schen­fi­gu­ren auf Papie­ren dann gewor­den zu sein, wenn sie in ihren Luft­räu­men han­deln, wie Men­schen des wirk­li­chen Lebens, wenn sie also jen­seits der Wör­ter den­ken, was sie wol­len. — stop
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lampion

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marim­ba : 2.27 — Man könn­te viel­leicht sagen, dass es sich bei der Gat­tung der Lam­pion­kä­fer um Geschöp­fe han­delt, die bevor­zugt nach innen aus­ge­dacht wor­den sind, wes­halb man an ihrer äuße­ren Gestalt spar­sam zu wir­ken wünsch­te. Man mach­te ihnen Flü­gel, sehr klei­ne, kaum noch sicht­ba­re Flü­gel, die kur­ze Stre­cken des Luft­rei­sens gestat­ten, spar­te dage­gen an Bei­nen, ver­gaß Augen und Füh­ler, auch Ohren sind an ihrem voll­kom­men run­den Kör­per bis­lang nicht zu ent­de­cken gewe­sen. Nie­mand könn­te zu die­sem Zeit­punkt also ernst­haft behaup­ten, an wel­cher Stel­le nun genau der Kopf, also das Vorn des Käfer­we­sens zu fin­den sein könn­te. Meis­tens lie­gen sie dem­zu­fol­ge bewe­gungs­los auf dem Boden her­um, schla­fen viel­leicht oder träu­men. Man kann sie dann leicht über­se­hen, weil sie sehr klein sind und fast licht­los auf den ers­ten Blick. Uner­kannt haben sie in die­ser beschei­de­nen Wei­se bis vor Kur­zem in den Wäl­dern des Kar­wen­del­ge­bir­ges nahe der Baum­gren­ze gelebt, bis ein Stein­samm­ler ihr Geheim­nis unlängst ent­deck­te, in dem er sich mit einem sehr fei­nen Boh­rer ins Inne­re eines der Käfer­kör­per vor­ar­bei­te­te. Lan­ge Stun­den des War­tens, des Küh­lens, des Ban­gens, dann späh­te der jun­ge For­scher in eine voll­stän­dig unbe­kann­te Welt. Seit­her fehlt ihm jede Spra­che. Die Augen weit geöff­net, scheint er zu suchen, nach Sät­zen viel­leicht, nach Wör­tern, nach ange­mes­se­nen Geräu­schen der Bewun­de­rung, der Aner­ken­nung. — Was bleibt noch zu bemer­ken? — Sie sum­men wie die Bie­nen, sobald sie fliegen.

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froschgeschichte

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echo : 2.01 — Vor eini­gen Jah­ren ist mir etwas Lus­ti­ges pas­siert. Ich spa­zier­te und träum­te, indem ich arbei­te­te. So, in Gedan­ken, quer­te ich eine rot geschal­te­te Ampel­über­füh­rung und wur­de von einem Poli­zis­ten ange­hal­ten, der mir erklär­te, ich hät­te gera­de eine Ord­nungs­wid­rig­keit began­gen. Zu mei­ner Ver­tei­di­gung erläu­ter­te ich dem jun­gen Herrn, dass ich ohne Absicht über die Stra­ße gegan­gen sei, dass ich eigent­lich gar nicht über die Stra­ße gehen woll­te, und dass ich das rote Licht der Ampel nicht bemerkt haben wür­de. Ich erzähl­te eine klei­ne Geschich­te, an die ich kurz zuvor  noch gedacht hat­te, als ich ver­bo­te­ner­wei­se auf die Stra­ße getre­ten war. Die Geschich­te han­del­te von einem Frosch, der die mensch­li­che Spra­che spre­chen konn­te. Bald schlen­der­te ich über die Stra­ße zurück, um noch ein­mal von vorn zu begin­nen. Seit­her immer wie­der die Fra­ge, ob ich, sobald ich eine Geschich­te erzäh­le, um die­se erzähl­te Geschich­te leich­ter oder schwe­rer wer­de?  — stop

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unter apfelbäumen

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sier­ra : 5.12 — Wir ste­hen auf einem Bahn­steig und war­ten auf einen Zug. D. ist Leh­rer für Geo­gra­fie und Eng­lisch. Er spricht schnell, ich höre, wie er sagt, dass man ihn ein­mal im Alter von 17 Jah­ren an der Gren­ze zu Öster­reich fest­ge­hal­ten und wie­der nach Mün­chen zurück-geschickt habe. Das war im Jahr 1994 gewe­sen, er hat­te sich auf den Weg gemacht, sei­ne kroa­ti­sche Hei­mat zu ver­tei­di­gen. Er woll­te kämp­fen an der Sei­te sei­ner Schul­ka­me­ra­den, kämp­fen für die Frei­heit. Wäh­rend eines frü­he­ren Besu­ches hat­te er im Gar­ten sei­nes Eltern­hau­ses unter blü­hen­den Apfel­bäu­men Lei­chen gefun­den. Er habe die toten Men­schen, die kürz­lich noch gelebt hat­ten, sodass sie nicht tot sein konn­ten, alle per­sön­lich gekannt. Eine furcht­ba­re Erfah­rung. Das Prin­zip sei ein­fach gewe­sen. Zunächst habe die eine Sei­te Spe­zi­al­kräf­te in ein Dorf geschickt. Man habe im Hand­streich alle mensch­li­chen Lebe­we­sen, auch Rin­der und Vögel, umge­bracht. Weni­ge Stun­den oder Tage spä­ter habe die ande­re Sei­te Spe­zi­al­kräf­te in ein wei­te­res Dorf geschickt und man habe im Hand­streich Men­schen und Rin­der und Vögel umge­bracht. So war das gewe­sen, des­halb habe er, als er noch Schü­ler gewe­sen war, kämp­fen wol­len, mit einem Gewehr. Glück habe er gehabt, ver­damm­tes Glück. Er hät­te ums Leben kom­men kön­nen oder Schlim­me­res. — stop
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sarajevokoffer

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lima : 3.43 — Ein­mal für Stun­den nur, das gehei­me, schmer­zen­de Gepäck der Men­schen, die mir begeg­nen, wahr­neh­men zu kön­nen. Hoch auf­ra­gen­de Kopf­ge­fä­ße, stei­ner­ne Taschen, Ruck­sä­cke, Beu­tel, Fla­schen­gür­tel, Tru­hen, Hand­kar­ren. All das, gefüllt mit der Last der Erin­ne­rung. — stop

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kilimandscharo

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ulys­ses : 5.05 – Fol­gen­des: Ein Buch für Berg­stei­ger soll­te von leich­tem Wesen sein, sagen wir, leicht wie eine Hand­voll Federn müss­te es sein, damit man das leich­te Buch im Gepäck nicht bemerkt, wenn man auf­wärts oder abwärts schrei­tet. Janet Frames Roman An Angel at My Table in der Aus­ga­be für Him­mels­stür­mer, wöge gera­de noch 12 oder 15 Gramm und wür­de im Fal­le höchs­ter Not, gleich­wohl zur Nah­rung die­nen, jeder Bis­sen so wir­kungs­voll im hung­ri­gen Bauch wie ein gebra­te­ner Enten­vo­gel oder eine Stau­de feins­ter Bana­nen. Auch ist wün­schens­wert zu die­ser spä­ten Stun­de der Nacht, dass das Buch, zur Ent­fal­tung gebracht, sich als wind­dich­tes Zelt erwei­sen könn­te, oder als Fall­schirm zur rech­ten Zeit. In einer Schnee­höh­le gebor­gen, wenn Eis­stür­me näher­kom­men, wür­de man lesen im Buch, auch das ist denk­bar, lesen zum Bei­spiel, um Ruhe zu bewah­ren, Sei­te um Sei­te könn­te man vor­wärts oder rück­wärts fabu­lie­ren und alles nach und nach ver­spei­sen, bis man geret­tet oder das Wet­ter ange­neh­mer gewor­den sein wird. — stop / für h.d.

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