Aus der Wörtersammlung: schweben

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von vögeln

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ulys­ses : 18.10 UTC — Wong Kar-Wais Vögel ohne Füße, die nie­mals lan­den. Immer wie­der eine wun­der­ba­re Vor­stel­lung. Auch die Vor­stel­lung der Zep­pe­li­ne, die Jahr­hun­der­te lang wie Wol­ken lang­sam um den Erd­ball schwe­ben. Ges­tern zeich­ne­te ich ein Rot­kehl­chen mit einem Blei­stift auf ein Blatt Papier. Ich soll­te erwäh­nen, dass die Zeich­nung des klei­nen Vogels, der von rechts her kom­mend über das Blatt nach links hin segel­te, miss­glück­te, es war das ers­te Rot­kehl­chen, das ich in mei­nem Leben zeich­ne­te. Immer­hin waren zwei Flü­gel zu erken­nen gewe­sen und ein Kör­per­chen in der Mit­te, ein Schna­bel und ein klei­ner Kopf. Auch ein roter Fleck auf dem Kör­per­chen in der Gegen­den des Hal­ses war zu ent­de­cken, weil ich nach einem roten Bunt­stift such­te, das dau­er­te recht lan­ge, wäh­rend der klei­ne Vogel gedul­dig war­te­te, dass ich mit wesent­li­cher Far­be zu ihm zurück­keh­ren wür­de. — Wes­we­gen ich ein Rot­kehl­chen gezeich­net habe? — Nun, ich habe die­se Zeich­nung ange­fer­tigt, weil ich mich frag­te, ob irgend­wann ein­mal flie­gen­de Ser­ver­ma­schi­nen in der Gestalt der Sing­vö­gel denk­bar sein wer­den, die in Schwär­men her­um­flie­gen, indes­sen sie mit­tels unsicht­ba­rer Wel­len mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren? Wie lan­ge Zeit wür­den wir die­se flüch­ti­gen Schwarm­ob­jek­te noch als unse­re Geschöp­fe ver­ste­hen? Wären wir in der Lage, sie jemals wie­der ein­zu­fan­gen? — Deniz Yücel wei­ter­hin in Haft! — stop
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am hugli

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alpha : 5.25 — Hör­te mich ges­tern noch sagen, ich wür­de im Auf­trag einer Geschich­te im kom­men­den Jahr nach Kal­kut­ta rei­sen. Tat­säch­lich schei­nen Geschich­ten, sobald sie sich ver­wirk­li­chen, Per­sön­lich­kei­ten zu wer­den, die Wei­sun­gen ertei­len. Noch in der­sel­ben Nacht träum­te ich von einer indi­schen Brief­mar­ke, auf wel­cher Kie­men­men­schen, eine Dame und ein Herr, in Was­ser schwe­ben. — stop

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papiere

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marim­ba : 5.02 — Auf einer Brief­mar­ke sind deut­lich Men­schen zu erken­nen, die im Was­ser schwe­ben. Sie bewe­gen sich lang­sam, grü­ßen oder alar­mie­ren mit win­ken­den Bewe­gun­gen ihrer Arme und Hän­de, drei Gestal­ten, drei Per­so­nen. Der Brief, auf dem das merk­wür­di­ge Post­wert­zei­chen vor län­ge­rer Zeit augen­schein­lich mit Spei­chel befes­tigt wor­den war, ruht auf mei­nem Küchen­tisch. Dort herrscht Unord­nung, weil ich für Unord­nung sorg­te. Am Frei­tag habe ich mit der Unord­nung ange­fan­gen, indem ich mei­ne alte mecha­ni­sche Schreib­ma­schi­ne zer­leg­te. Zunächst ent­fern­te ich das Gehäu­se der Schreib­ma­schi­ne, dann die Tas­ta­tur, kurz dar­auf die Papier­wal­ze der Schreib­ma­schi­ne, sowie eine Klin­gel, deren Geräusch ich mit der Metho­de des Schrei­bens zu frü­he­ren Zei­ten ver­bin­de. Sie war gedacht, wenn ich mich recht erin­ne­re, den schrei­ben­den Men­schen dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass das Ende der Zei­le, an der er gera­de arbei­te­te, bald erreicht sein wird, auch damals ging man schon davon aus, dass Men­schen exis­tie­ren, die wäh­rend des Schrei­bens ins­be­son­de­re ihre Hän­de betrach­ten, Fin­ger, wie sie über die Tas­ta­tur hüp­fen, so dass sie das Papier, das sie beschrei­ben, über­haupt nicht wahr­neh­men, wes­halb sie ver­säu­men könn­ten, den Papier­wal­zen­schlit­ten der Schreib­ma­schi­ne zurück­zu­set­zen, um einen wei­te­re Zei­le zu begin­nen. Wäh­rend ich die Maschi­ne zer­leg­te, bemerk­te ich, dass jedes ihrer Ein­zel­tei­le in wei­te­re Ein­zel­tei­le zer­legt wer­den konn­te. Bald arbei­te­te ich mit einer Lupe, bald waren Schrau­ben, Stre­ben, metal­le­ne Häu­te von einer Klein­heit, dass ich fürch­te­te, ich könn­te sie ver­se­hent­lich atmend zu mir neh­men. Ich arbei­te­te Stun­de um Stun­de vor­an, ohne dar­an zu den­ken, einen Plan zu fer­ti­gen, der mich in die Lage ver­set­zen wür­de, die zer­leg­te Schreib­ma­schi­ne wie­der zu einer voll­stän­di­gen funk­tio­nie­ren­den Ein­heit zu fügen. In die­ser Zeit der Auf­lö­sung, lag der Brief win­ken­der Brief­mar­ken­men­schen in nächs­ter Nähe. Eine wun­der­vol­le blaue Brief­mar­ke, auf einem Brief, den ich zur Zeit noch immer nicht geöff­net habe, ich neh­me an, weil ich noch ein wenig wei­ter schla­fen will. — stop

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afrika

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nord­pol : 2.28 — Zen­tral­afri­ka­ni­sche Land­schaft. Savan­ne. Affen­brot­bäu­me. Das Ufer eines Flus­ses oder Sees. Wol­ken, schnee­weiß, getürmt. Ent­lang der Ufer­li­nie flie­gen Fla­min­gos, ein Schwarm, 200 oder 300 Tie­re. Sie sind ver­mut­lich gera­de erst gestar­tet. Wenn ich mich mit einer Lupe der Land­schaft, die auf eine Brief­mar­ke gepresst wur­de, nähe­re, ver­mag ich die Füße ein­zel­ner Vögel gut zu erken­nen, eine hoch­auf­lö­sen­de Druck­ar­beit, mög­li­cher­wei­se könn­te man unter einem Mikro­skop Federn ent­de­cken, das Licht, das sich in den Augen der Flie­gen­den bricht, Mos­ki­tos, die über dem Was­ser schwe­ben, Libel­len und wie­der­um die Füße der Libel­len. Ein sel­te­nes Exem­plar einer Pan­ora­ma­mar­ke von 2.8 cm Höhe und 1 Meter und 50 cm Brei­te. Man könn­te die­se Brief­mar­ke für Brie­fe ver­wen­den, die über ent­spre­chen­de Brei­te ver­fü­gen, sagen wir, für sehr lan­ge Lang­brie­fe, oder aber man ver­wen­det die­ses wun­der­vol­le Post­wert­zei­chen auf Kurz­brie­fen übli­cher Brei­te, dann muss man die Brief­mar­ke fal­ten. Genau­so ist das vor­ge­se­hen, natür­li­che Fal­ten sind der Brief­mar­ke bei­gebracht, eigent­lich liegt die Brief­mar­ke, sofern man sie erwer­ben möch­te, in gefal­te­tem Zustand vor, ein Bänd­chen von Haa­res­brei­te hält sie in der Gestalt einer Zieh­har­mo­ni­ka zusam­men. Auch jetzt sind Fla­min­gos gut zu erken­nen. Es han­delt ich um eine wirk­lich sehr schö­ne Mar­ke. — stop

drohne27

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nahe montauk

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char­lie : 3.28 — Z. erzähl­te vor weni­gen Tagen, sie habe einen Freund besucht, der in einem Strand­haus nahe Montauk auf Long Island lebe. Er habe ihr im wort­wört­li­chen Sin­ne sein Herz geschenkt. Die­ses geschenk­te Herz soll sich seit zwei Jah­ren frei­schwe­bend in Kon­ser­vie­rungs­flüs­sig­keit befin­den, indes­sen das neue Herz ihres Freun­des, ein tat­säch­lich sehr jun­ges Herz, sich inzwi­schen mit einem sehr viel älte­ren Kör­per gut ange­freun­det habe. Z. sag­te, sie habe das Herz, wel­ches von Glas umman­telt sei, sorg­fäl­tig in ihrem Ruck­sack ver­staut und sei damit in den Zug gestie­gen. Im Zug habe sie das Herz her­vor­ge­holt und vor sich auf den Tisch des Abteils gestellt. Sie habe wäh­rend der lan­gen Fahrt nach New York zurück das alte Herz ihres Freun­des ein­ge­hend stu­diert, vor allem wie sich im Mee­res­licht, das durch das Zug­fens­ter ein­ström­te, die Kon­tu­ren des Her­zens und sei­ne Far­ben leb­haft ver­än­der­ten. — stop
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von muffins

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tan­go : 1.10 — In der ver­gan­ge­nen Nacht hat­te ich einen lus­ti­gen Traum. Ich beob­ach­te­te, wie ich mit einem gespitz­ten Stück blau­er Krei­de in mein Papier­no­tiz­buch notier­te. Ich schrieb unge­fähr ein Wort auf eine Sei­te. Sobald das Wort, das ich schrei­ben woll­te, über zu vie­le Zei­chen für den Umfang einer Sei­te mei­nes Notiz­bu­ches ver­füg­te, über­leg­te ich, ob viel­leicht ein kür­ze­res Wort exis­tie­ren könn­te, um das län­ge­re Wort zu erset­zen. Plötz­lich näher­te sich eine Hand von der Sei­te her, nahm mir das Stück Krei­de behut­sam aus den Fin­gern, reich­te mir statt­des­sen einen Blei­stift, und ich schrieb in sehr gro­ßen Buch­sta­ben wei­ter, die von Sei­te zu Sei­te immer klei­ner wur­den, klei­ner und klei­ner, bis ich mei­ne Schrift nicht mehr lesen konn­te. Immer noch Traum. Ich gehe spa­zie­ren. Fri­scher Nacht­schnee knis­tert unter mei­nen Füßen. Es ist ein son­ni­ger Tag in Brook­lyn, am Ende einer Stra­ße schim­mert das Meer. Ein paar glän­zen­de Flug­zeu­ge schwe­ben dort über den Him­mel, sie flie­gen auf dem Kopf. Kurz dar­auf betre­te ich ein Café, es ist, glau­be ich, das Buon Gus­to in der Mon­ta­gue Street. Vor einer Vitri­ne in der Tie­fe des schma­len Rau­mes war­tet ein Poli­zist, er ist sehr groß und von kräf­ti­ger Sta­tur und sei­ne Haut sehr schwarz, und ich den­ke, er weiß, dass ich den­ke, dass er sehr schwarz ist, und er lacht und deu­tet ins Inne­re der Vitri­ne, wo ein gutes Dut­zend Muf­fins auf apri­ko­sen­far­be­nen Deck­chen ruhen. Einer der klei­nen Kuchen bewegt sich, ein Blau­beer­muf­fin, seit­wärts ragt ein gefie­der­tes Flü­gel­chen her­aus, das wild um sich schlägt, wes­halb der klei­ne Kuchen sich immer schnel­ler auf der Stel­le dreht. Sei­te an Sei­te ste­hen der rie­si­ge Mann und ich, ein klei­ner Mann, leicht vor­ge­beugt und stau­nen über das Gesche­hen in der Vitri­ne. Plötz­lich wird es still, der Flü­gel ist im Muf­fin ver­schwun­den, und der Poli­zist flüs­tert mir zu: Er gehört zu Ihnen, nicht wahr! Ich ant­wor­te: Ich glau­be, er ist ein­ge­schla­fen. — stop

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uhrwerke

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alpha : 2.05 — Im Traum betre­te ich ein Zim­mer, das voll­stän­dig weiß ist und von sehr hel­lem Licht. Nichts zu hören. In der Mit­te des Zim­mers sitzt ein unbe­klei­de­ter Mann auf dem Boden, sei­ne Haut strahlt bei­na­he so hell wie die Wän­de, der Boden und die Decke des Zim­mers. Der Mann scheint zu schla­fen, sei­ne Augen sind geschlos­sen. Obwohl ich auf Zehen­spit­zen gehe, mache ich Geräu­sche, aber ich kann nicht sagen, ob der Schla­fen­de mich wahr­neh­men kann. Im Näher­kom­men ver­neh­me ich ein Rau­schen, das von dem Mann unmit­tel­bar aus­zu­ge­hen scheint. Einen Schritt spä­ter ent­de­cke ich tau­sen­de Uhren in der Grö­ße der 5 Cent­mün­zen. Sie lie­gen unmit­tel­bar unter der Haut des Man­nes gebor­gen, Sekun­den­zei­ger­schat­ten krei­sen dort, tau­sen­de Zei­ger, eine eigen­tüm­li­che Erschei­nung, als wür­de die Haut des Man­nes leicht ange­ho­ben sein, als wür­de sie über sei­nem Kör­per schwe­ben, sich frei bewe­gen. Die Uhren im Übri­gen zei­gen unter­schied­li­che Zei­ten an. So kon­zen­triert ich auch suche, ich kann kein Prin­zip ent­de­cken, das die Zei­ten der Uhr­wer­ke regelt. Selbst unter den Augen­li­dern des Man­nes bemer­ke ich Uhren. Ich schla­fe dann ein im Traum. — stop
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von teefliegen

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india : 3.22 — Seit Stun­den sitz­te ich wie­der ein­mal im Dun­keln, weil ich her­aus­zu­fin­den wün­sche, ob Libel­len auch in licht­lee­ren Räu­men flie­gen, schwe­ben, jagen. Als ich ges­tern näm­lich gegen den Mit­tag zu erwach­te, balan­cier­te eine Libel­le, mari­ne­blau, auf dem Rand einer Karaf­fe Tee, die ich neben mei­nem Bett abge­stellt hat­te, sie schau­te mir beim Auf­wa­chen zu und nasch­te, indem sie rhyth­misch mit einer sehr lan­gen Zun­ge bis auf den Grund des zimt­far­be­nen Gewäs­sers tauch­te. Viel­leicht jag­te sie nach Fischen oder Lar­ven oder klei­nen Flie­gen, nach Tee­flie­gen, kochend­heiß, die küh­ler gewor­den sein moch­ten wäh­rend ich schlief. Oder aber sie hat­te end­lich Geschmack gefun­den auch an süßen Din­gen des Lebens, wes­halb ich kurz vor Mit­ter­nacht einen Löf­fel Honig erhitz­te und auf die Fens­ter­bank trop­fen ließ, um dann sofort das Licht zu löschen. Und so war­te ich nun bereits seit drei Stun­den und höre selt­sa­me Geräu­sche, von Men­schen viel­leicht oder ande­ren wil­den Tie­ren. — stop

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vom fotografieren

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hima­la­ya : 2.28 — Ges­tern Abend mach­te ich einen Spa­zier­gang durch die Stadt. Es war sehr schön warm gewor­den, über den Opern­platz jag­ten ein paar Hai­fü­si­lie­re in Kop­fes­hö­he unter den fla­nie­ren­den Men­schen dahin, eine wirk­lich schö­ne dun­kel­blaue Stun­de. Und wäh­rend ich so ging, tele­fo­nier­te ich schein­bar, das heißt, ich hielt mein Mobil­te­le­fon an mein rech­tes Ohr, aber anstatt einer Stim­me zuzu­hö­ren, die gar nicht aus dem Tele­fon her­aus­kom­men konn­te, weil ich mit nie­man­den ver­bun­den war, foto­gra­fier­te ich wild her­um, ohne frei­lich sehen zu kön­nen, was mir vor die Ohr­lin­se kam. Auf der Kai­ser­stra­ße mach­te ich in die­ser Wei­se heim­lich Auf­nah­men von einem Hüt­chen­spie­ler. Ich muss­te mich dazu seit­wärts zum Gesche­hen in mei­ner Nähe posi­tio­nie­ren. Irgend­je­mand könn­te in die­sem Moment viel­leicht Ver­dacht geschöpft haben, als ich wei­ter­ging, wur­de ich beob­ach­tet, zwei Herrn, die mir nicht gefie­len, beglei­te­ten mich. Sie kamen sehr nah an mich her­an. Um mich zu ret­ten, begann ich in mein Tele­fon zu spre­chen. Ich tat so, als ob ich irgend­je­man­dem eine Geschich­te erzäh­len wür­de. Ich berich­te­te von Häu­sern, die unter rie­si­gen Bal­lo­nen schwe­ben. Indes­sen ging ich nicht schnel­ler vor­an, als üblich. Zwei­mal blieb ich ste­hen, und auch die zwei Män­ner blie­ben ste­hen. Am Lon­do­ner Platz fiel mir zu Bal­lon­häu­sern nichts mehr ein, ich gab dar­um eine Wei­le vor, selbst einer Geschich­te zuzu­hö­ren, nick­te immer wie­der, lach­te, dann frag­te ich mit fes­ter Stim­me, ob ich viel­leicht die Geschich­te von den Eis­bü­chern erzäh­len soll­te. Da lie­ßen, weiß der Him­mel war­um, bei­de Herrn von mir ab. — stop
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mitternacht im garten von gut und böse

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kili­man­dscha­ro : 1.52 — Es ist heiß und schwül. Ein Ven­ti­la­tor dreht sich lang­sam über dem Tre­sen einer Bar. Zwie­licht. Auf einem Hocker vor einem Glas Whis­key sitzt ein trin­ken­der Mann, der bereits betrun­ken zu sein scheint. Wir befin­den uns in Ame­ri­ka irgend­wo im Süden, ich glau­be in Sav­an­nah. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, auch nicht in wel­chem Film prä­zi­se der trin­ken­de Mann auf einem Stuhl vor einem Glas Whis­key sitzt. Das Selt­sa­me, das Beson­de­re an die­sem Mann ist, dass um sei­nen Kopf her­um Flie­gen schwir­ren, die sich nicht ent­fer­nen, weil sie in irgend­ei­ner Wei­se an dem Kopf selbst oder in sei­ner Nähe befes­tigt wur­den, Flie­gen, die sozu­sa­gen Gefan­ge­ne oder Haus­tie­re des trin­ken­den Man­nes sind. Plötz­lich fällt mir ein, dass sich die­se Sze­ne in dem Film Mit­ter­nacht im Gar­ten von Gut und Böse ereig­net haben könn­te, den ich vor eini­ger Zeit beob­ach­tet und in Besitz genom­men hat­te. Also suche ich nach der Sze­ne im Film und ent­de­cke bald einen hel­len Ort, einen Imbiss, in dem ein Mann namens Lucer vor einem Tre­sen sitzt. Der Mann ist weder betrun­ken, noch exis­tiert ein Glas Whis­key, aber eine Tas­se Kaf­fee. Um sei­nen Kopf her­um schwir­ren Bie­nen, deren Kör­per nun tat­säch­lich an Fäden befes­tigt sind, wel­che wie­der­um mit Hemd und Hose des Man­nes unmit­tel­bar in Ver­bin­dung ste­hen. Eini­ge Bie­nen haben auf dem haar­lo­sen Kopf des Man­nes Platz genom­men, er scheint sich dar­über zu wun­dern, dass man ihn beob­ach­tet. In der 46. Minu­te der Film­zeit ver­lässt der Mann den klei­nen Laden, um sofort wie­der rück­wärts ein­zu­tre­ten. Ich neh­me an, ich erin­ner­te mich an die­se Sze­ne, weil ich gegen 22 Uhr eine Nach­richt von Atom­bat­te­rien gele­sen hat­te, die nicht stär­ker als ein mensch­li­ches Haar sein sol­len und in der Lage, hun­der­te Jah­re klei­ne­re Maschi­nen mit Strö­men zu ver­sor­gen. Das war in der Tat eine wun­der­ba­re Nach­richt, da ich nun ernst­haft über die Exis­tenz künst­li­cher Tau­ben­schwänz­chen nach­zu­den­ken ver­mag, Wesen, die ein mensch­li­ches Leben von sei­nem Anfang bis zu sei­nem Ende als flie­gen­de Satel­li­ten beglei­ten und doku­men­tie­ren könn­ten. Wie sie nun in der Nacht lei­se sum­mend über den Schla­fen­den schwe­ben und war­ten. — stop
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