Aus der Wörtersammlung: wort

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singende rosen

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hima­la­ya

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : SINGENDE ROSEN

Mein lie­ber, lie­ber Jona­than Kek­ko­la, wie ich mich freue über Ihre spä­te Nach­richt! Stolz bin ich und voll Bewun­de­rung, indem ich sehe, wie weit Sie gekom­men sind. Ich habe ges­tern Ihre Eltern besucht, und wir stu­dier­ten gemein­sam eine Kar­te Ihrer gro­ßen Wan­de­rung dem ame­ri­ka­ni­schen Süden zu. Das Was­ser war kühl, ihre Mut­ter schien zu frös­teln, und Ihr Vater schweb­te auf dem Kopf, sodass mir etwas schwin­de­lig wur­de, weil ich oben und unten für Momen­te nicht unter­schei­den konn­te. Ich hat­te auf Sie gewar­tet, mein Lie­ber, saß mit einer Melo­ne im Sand und schau­te aufs Meer hin­aus. Ein­mal glaub­te ich, Sie gese­hen zu haben. Ein Mann wink­te mir zu, er stand bis zum Hals im Was­ser, plötz­lich war er ver­schwun­den. Nun, am Ende die­ses merk­wür­di­gen Tages, will ich Ihre Fra­ge beant­wor­ten. Ja, sie sind gekom­men, unse­re Geschöp­fe, Ele­fan­ten, sie sind gekom­men, so wie wir sie vor­aus­ge­se­hen haben. Ein glück­li­cher Moment vol­ler Demut. Ich konn­te sie hören, ihr lei­ses Gespräch, Trom­pe­ten­mu­sik, den Gesang der Rosen, der von der wan­dern­den Luft in Wel­len an Land getra­gen wur­de. Als in der Däm­me­rung der Wind auf­frisch­te, fuhr ich zurück in die Stadt, eine stun­den­lan­ge Rei­se unter Stra­ßen bis rauf nach Wood­lawn und wie­der zurück. — Alles Gute, alles Lie­be! Ihr Lou­is. Ahoi!

gesen­det am
12.05.2010
22.24 MESZ
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lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MELDUNGEN : LOUIS TO MR. JONATHAN NOE KEKKOLA / ENDE

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trommeln

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papa : 22.58 — In dem Moment, da Sie die­se Zei­len lesen, sehen Sie mich ver­wun­dert, stau­nend, ja, sagen wir’s ruhig, glück­lich. Das ist so dar­um, ich habe gera­de bemerkt, wie kleins­te Din­ge, Lebe­we­sen, die eigent­lich nicht sicht­bar sind, sicht­bar wer­den, sobald ich sie mit Gedan­ken berüh­re. Auch Geräu­sche, die so lei­se und zart, dem­zu­fol­ge klein sind, dass ein mensch­li­ches Ohr sie nie­mals ver­neh­men könn­te, wer­den hör­bar durch ein ein­zel­nes Wort, das sie behaup­tet. Systo­li­sche Fre­quen­zen, hel­les Trom­meln, 250 Pul­se, kein Wort exis­tiert für jene Musik heim­li­cher Her­zen, als die Sum­me der Pfa­de, die sich um Annä­he­rung bemü­hen. Und ihre Augen, ihre Augen, jawohl, sie haben Augen, wo wer­den ihre Augen sein? — stop
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schirme

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echo

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : SCHIRME

Rasend, lie­ber Jona­than, ver­geht die Zeit! Ein Jahr ist es nun her, seit ich das ers­te Mal von Ihnen hör­te. Vie­le Stun­den, gan­ze Tage, Wochen habe ich an Sie gedacht, und doch kei­ne durch belich­te­te Vor­stel­lung gewon­nen. Ihre Augen, hell oder dun­kel? Wie wer­den Sie mir begeg­nen, mit wel­cher Stim­me spre­chen? An die­sem schö­nen Mor­gen darf ich berich­ten, dass ich mich gut erho­len konn­te. Füh­le mich wohl in mei­ner Haut. Sie­ben Uhr. Sie wer­den sicher noch schla­fen, da drü­ben in Ame­ri­ka, und sofort, wenn Sie in Kür­ze erwa­chen, einen ers­ten tie­fen Zug küh­ler Wald­luft zu sich neh­men. Ihre Ver­wun­de­rung, wie immer, dass Sie nicht län­ger unter Was­ser leben, dass Sie frei sich zu bewe­gen in der Lage sind. Wie oft schon habe ich den Ver­such unter­nom­men, mich ein­zu­füh­len in ihre Lage, unvoll­kom­men, sagen wir, aber nicht ver­geb­lich, wie ich hof­fe, weil Sie bemerkt haben wer­den, dass ich mich um Sie küm­me­re, dass ich Fra­gen stel­le, dass ich Sie nicht gedan­ken­los der Welt über­ant­wor­tet habe. Noch zwei­und­zwan­zig Tage, mein lie­ber Kek­ko­la, hören Sie zu! Ich habe Wet­ter­kar­ten stu­diert, fürch­te, wir wer­den unter Regen­schir­men sit­zen. Ihren Eltern im Übri­gen geht es gut! Ahoi! Ihr Louis

gesen­det am
10.04.2010
6.01 MESZ
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lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

ping

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suspense

2

gink­go : 0.55 — Im for­schen­den Gespräch mit Tai­ni*. Vor eini­ger Zeit hat­te sie auf mei­ne Fra­ge hin, ob sie sich jetzt, da sie schon vie­le Jah­re in Euro­pa lebt, als Euro­päe­rin wahr­neh­men wür­de, geant­wor­tet, sie sei doch eher noch immer eine India­ne­rin und das wür­de sich wohl nie­mals ändern, schon des­halb nicht ändern, weil ihre Gesichts­zü­ge, weil das tie­fe Schwarz ihres Haa­res und ihre äußerst zier­li­che Gestalt sie an ihren Ursprung täg­lich erin­ner­ten. Ich sehe mich, sagt sie, ja, ich sehe mich! Wie sie jetzt lachend erzählt, dass sie einst schlei­chend ihre Spra­che ver­lo­ren habe, die ver­bo­te­ne Spra­che ihrer Kind­heit, und dass sie nun die Spra­che jener Män­ner den­ken und spre­chen wür­de, vor wel­chen sie sich als Mäd­chen in die Bäu­me flüch­ten muss­te. Lang­sam for­mu­liert sie, Wort für Wort, betrach­tet auch dann, wenn ich sie nicht anse­he, mein Gesicht, indem ich notie­re, was sie erzählt. Sel­ten wirft sie einen Blick auf das Notiz­buch, das neben der Ton­band­ma­schi­ne auf dem Tisch zwi­schen uns liegt, macht manch­mal eine Kopf­be­we­gung, die bewirkt, dass ich mein Werk­zeug her­um­dre­he, damit sie sehen kann, was ich auf­ge­schrie­ben habe. Dei­ne Schrift ist nicht zu lesen, bemerkt sie und schüt­telt amü­siert den Kopf, viel­leicht weil ich noch immer nicht gelernt habe, so zu schrei­ben, dass sie mei­ne Gedan­ken ent­zif­fern könn­te. Also lese ich ihr vor, zum Bei­spiel die Fra­ge, wie Amei­sen schme­cken oder das Stich­wort Schu­le. Kannst Du Dich noch an Dei­nen ers­ten Schul­tag erin­nern? Ihr Schwei­gen. Eine anmu­ti­ge, in sich suchen­de Erschei­nung. Du musst eine span­nen­de Geschich­te dar­aus machen, sagt sie ein­mal. Ihr Blick, als ich sie fra­ge, was sie denn unter einer span­nen­den Geschich­te ver­ste­hen wür­de. — stop

* Name geändert
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denkfalter

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india : 0.02 — Begeis­tert, nach­dem ich in einem Wör­ter­buch der eng­li­schen Spra­che zur Über­set­zung der Zitro­nen­fal­ter Varia­tio­nen gesam­melt habe. Brims­tone but­ter­fly, herr­li­cher Klang! Ich erin­ner­te mich, dass mir das Wort brims­tone schon ein­mal begeg­ne­te, ich mei­ne das Wort vor lan­ger Zeit in Jan Gabri­als Buch My Life with Mal­colm Lowry ent­deckt zu haben, ein vul­ka­ni­sches Wort, und weil ich mir nicht ganz sicher gewe­sen war, noch ein­mal der Blick ins Kom­pen­di­um. Eine Mee­res­ge­schich­te der Schwe­fel­fal­ter wird nun denk­bar, wie sie von sal­zi­gen Win­den über Zin­no­ber­sand gewir­belt wer­den. Und da ist noch eine wei­te­re, eine viel­leicht selt­sa­me Beob­ach­tung an die­sem Abend. Das ist näm­lich so, ich kann nichts sagen über den eigent­li­chen Duft der Schmet­ter­lings­we­sen. — stop

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wortklangstempel

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echo : 0.06 — Da war ein i am frü­hen Mor­gen, viel­leicht weil ich nach einer lan­gen Traum­nacht noch nicht ganz wach gewe­sen, in das Wort Leben­de hin­ein­ge­ra­ten, sodass das Wort Lei­ben­de ent­stand. Im Zusam­men­hang einer blü­hen­den Regen­kä­fer­ge­schich­te eigent­lich kein ver­rück­tes oder schlam­pi­ges Wort, und doch eine merk­wür­di­ge Sache, weil ich den klei­nen Text zwei- oder drei­mal, ehe ich ihn ver­öf­fent­lich­te, prüf­te, ohne das nach­drück­lich umge­stal­ten­de i ent­deckt zu haben. Ich spie­le nun mit dem Ver­dacht, dass ich Tex­te, die ich notie­re und kurz dar­auf wie­der lese, zunächst einem Nah­zeit­spei­cher mei­nes Gehirns ent­neh­me, in wel­chem Wör­ter oder gan­ze Sät­ze eines Tex­tes als schein­bar kor­rek­te Klang­stem­pel im Moment der Zei­le erin­nert wer­den. Und dann gehe ich schla­fen oder spa­zie­ren, beob­ach­te einen Film oder unter­hal­te mich mit einem Freund oder einer Freun­din, Zeit ver­geht, in wel­cher die Stem­pel mei­nes erfun­de­nen Tex­tes wie­der zu Buch­sta­ben, zu iso­lier­ten Tönen zer­fal­len, so dass ich mei­ne Gedan­ken, mei­ne Wör­ter und Sät­ze genau so zu lesen oder zu hören ver­mag, als wären sie von einem ande­ren Men­schen notiert. Ja, so könn­te das sein, so wol­len wir das zunächst ein­mal anneh­men. — Noch zu tun in die­ser Nacht: Dimen­sio­nen der Papier­tie­re erspü­ren / µm = 10–6 m = 0,000.001 m. — stop
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papierlicht

2

oli­mam­bo : 1.28 — Das Wort Papier in mei­nem Kopf, ein von jeher hel­les, wei­ßes Wort, wes­halb die Erfin­dung leben­der Papie­re, ihre Erfor­schung, ihre Beob­ach­tung in lich­te Räu­me führt. Ich könn­te dem­zu­fol­ge sagen, dass mein loten­des Fabu­lie­ren wie eine Bogen­lam­pe in mein Leben wirkt. – 1 Uhr 28 mit­tel­eu­ro­päi­scher Win­ter­zeit: Auf dem Kapi­tol zu Washing­ton, im Haus der Reprä­sen­tan­ten, erklärt die demo­kra­ti­sche Abge­ord­ne­te Debbie Was­ser­man Schultz / Flo­ri­da wäh­rend der Debat­te zur ent­schei­den­den Abstim­mung über Barak Oba­mas Gesund­heits­re­form mit fes­ter Stim­me: The night­ma­re ends tonight! — stop
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nachtlaufen

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romeo : 0.52 — Nachts, im Lau­fen am See, Geräu­sche des Bodens, die durch den Kör­per drin­gen. Bald das Herz am Hals. Schla­fen­de Schwä­ne, schla­fen­de Enten. Der Flug eines träu­men­den Karp­fens. Und ein Gedan­ke. Und noch ein Gedan­ke. Atem, der zum Wort wird von Run­de zu Run­de. Das Glück der Schrit­te. — stop

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schneekamille

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nord­pol : 0.02 — Dei­ne schnee­wei­ße Hand, die an einem Som­mer­nach­mit­tag auf mei­nem Unter­arm liegt. Wir wan­dern durch einen Wald. Klein bist Du gewor­den und leicht, und ich gehe, Du führst mich, mit geschlos­se­nen Augen neben Dir her. Und plötz­lich bist Du nicht mehr da. Ich sehe Dich, unsi­cher Dei­ne Schrit­te über das Moos. Und wie Du kniest vor den lich­ten Blu­men unse­rer Wie­se. Dei­ne wei­nen­de Stim­me. Dein Kla­gen ohne Wor­te. Dein Schrei­en gegen den Him­mel. Dein Beben in mei­nen Armen. Und wie Du flüs­terst: Ich will nicht ster­ben. - Dann ist Nacht wie an vie­len Tagen Nacht gewor­den. Ich ste­he im hal­ben Dun­kel Dei­nes Zim­mers, so still, so still, und lau­sche nach Dei­nem Atem, sit­ze und lese und schau Dich an. Dei­ne lächeln­den Augen im Schlaf, der süße Him­beer­duft des Mor­phi­ums, das Schnur­ren der Sau­er­stoff­ma­schi­ne, Dein Seuf­zen, und wie Du wach gewor­den bist, Dein Blick für mich, wie Du mit Dei­nen tie­fen Augen vom Wun­der des Lebens erzählst. Nie wie­der, erin­nerst Du Dich, haben wir vom Tod gesprochen.

für marik­ki im himmel

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