Aus der Wörtersammlung: arme

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rot

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india : 5.58 — Zwei Foto­gra­fien, die mög­li­cher­wei­se nicht mehr exis­tie­ren, zei­gen den Kopf eines älte­ren Man­nes ohne Haa­re, des­sen Mund weit geöff­net ist. In die­sem weit geöff­ne­ten Mund hockt ein klei­ner schwar­zer Vogel von rotem Stirn­ge­fie­der. Der Vogel scheint sich in dem Mund des alten Man­nes wohl­zu­füh­len, er kau­ert dort, als wäre der Mund sein Nest. Wei­te­re Vögel sind auf dem Bild zu erken­nen, die dem Vogel im Mund des Man­nes glei­chen, dunk­les Gefie­der, das über ihren Augen hell­rot leuch­tet. Vier Vögel sit­zen auf dem Kopf des alten Man­nes, fünf auf sei­nen Schul­tern, von einem Vogel ist am lin­ken Rand der Foto­gra­fie nur ein Schwanz zu erken­nen, zwölf Vögel befin­den sich schwir­rend in einem Orbit um den Kopf in der Höhe der Ohren, es sieht so aus als wären die­se Vögel Kopf­vö­gel, eine Spe­zi­es für sich, wie Put­zer­fi­sche viel­leicht, die Mond­fi­sche ein Leben lang beglei­ten. Auf einer zwei­ten Foto­gra­fie, von der sich nicht sagen lässt, ob sie vor oder nach der beschrie­be­nen Auf­nah­me gefer­tigt wur­de, zeigt sich der Mund des alten Man­nes geschlos­sen, er lächelt. Strah­lend blaue Augen sit­zen hin­ter einer Bril­le, in deren Glä­sern sich war­mes Licht spie­gelt. Als ich bei­de Bil­der vor eini­ger Zeit neben­ein­an­der leg­te, begann ich unver­züg­lich jene Vögel, die sich um den Kopf des Man­nes her­um­be­weg­ten oder auf ihm saßen, jeweils sorg­fäl­tig zu zäh­len. — stop
ping

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im park

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whis­key : 2.54 — Im Park in der Däm­me­rung hör­te ich eine höchst selt­sa­me Unter­hal­tung. Drei Män­ner und eine Frau saßen in mei­ner Nähe auf einer Bank. Sie waren bereits in ihr Gespräch ver­tieft, als ich mich set­ze. War­me und schwü­le Luft über dem See im Pal­men­gar­ten. Fal­ter opfer­ten sich Abend­seg­lern, deren Schat­ten durch die blau­en Fin­ger der Nacht husch­ten, eine Maus hetz­te zwi­schen unse­ren Füßen her­um, zwei Enten schlie­fen auf dem Was­ser. Die jun­gen Men­schen in mei­ner Nähe, davon woll­te ich eigent­lich erzäh­len, über­leg­ten, wie lan­ge Zeit man ein Nil­pferd über einem Feu­er an einem Dreh­spieß erhit­zen müss­te, bis es gar gewor­den sein wür­de. Das war ein erstaun­li­ches Gespräch, auch die Spe­ku­la­ti­on dar­über, wo genau man am bes­ten einen Nil­pferd­kör­per anschnei­den soll­te, wie vie­le Men­schen von einem Nil­pferd satt wer­den wür­den, wel­chem wei­te­ren Tier das Nil­pferd im Geschmack ähn­lich sein könn­te. Ich spa­zier­te dann nach Hau­se. — stop
ping

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von den zwergseerosen

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nord­pol : 1.58 — Als ich R. frag­te, wie häu­fig sie ihren Brief­kas­ten besu­chen wür­de, um nach­zu­se­hen, ob viel­leicht Post für sie ein­ge­trof­fen sei, dach­te ich an Ágo­ta Kris­tóf, die in einer Geschich­te notier­te: Mei­nen Brief­kas­ten gehe ich zwei­mal täg­lich lee­ren. Um elf Uhr mor­gens und um sieb­zehn Uhr abends. Der Brief­trä­ger kommt nor­ma­ler­wei­se frü­her vor­bei, mor­gens zwi­schen neun und elf, das ist sehr unre­gel­mä­ßig, und nach­mit­tags gegen sech­zehn Uhr. Ich gehe immer so spät wie mög­lich nach­se­hen, um sicher zu sein, dass er schon dage­we­sen ist, sonst wür­de der lee­re Brief­kas­ten fal­sche Hoff­nun­gen in mir wecken und ich wür­de mir sagen: „Viel­leicht war er noch nicht da“, und dann müss­te ich spä­ter noch mal run­ter­ge­hen. — R. hör­te zu. Kurz dar­auf erzähl­te sie, dass sie per­sön­lich über­haupt kei­nen wirk­li­chen Brief­kas­ten haben wür­de, aber ein Post­fach, und die­ses Post­fach besu­che sie nur ein­mal in der Woche, weil es für täg­li­che Besu­che viel zu weit ent­fernt sei, sie müs­se durch die hal­be Stadt fah­ren, um ihr Post­fach zu errei­chen, das sei genau so geplant, ein Post­fach in gro­ßer Ent­fer­nung. Auch E‑Mail wür­de sie nicht mehr beant­wor­ten, oder nur sel­ten, man kön­ne ihr zwar schrei­ben, aber man dür­fe nicht erwar­ten, dass man eine wirk­li­che Ant­wort erhal­ten wür­de, immer­hin emp­fan­ge man eine Notiz sofort, nach­dem man ihr geschrie­ben habe, die erwäh­ne, nie­mand kön­ne sicher sein, dass sie die gera­de gesen­de­te Nach­richt jemals lesen wür­de, es sei aber immer­hin mög­lich. Als ich R. zum letz­ten Mal sah, hat­te sie gera­de erfolg­reich den Ver­such unter­nom­men, Zwerg­see­ro­sen auf dem Rücken ihres rech­ten Unter­ar­mes anzu­sie­deln. Das war im Herbst des ver­gan­ge­nen Jah­res gewe­sen, ich konn­te R.s Haut­ge­wäch­se deut­lich erken­nen, sie blüh­ten in wei­ßer Far­be, ich mein­te, einen fei­nen Duft ver­neh­men zu kön­nen, und mach­te mir ein paar sor­gen­vol­le Gedan­ken der See­ro­sen­wur­zeln wegen, ihrer Tie­fe. — stop

drohne24

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yolande

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marim­ba : 5.06 — Schwie­rig sei, sag­te Yolan­de, dass sie eine Groß­mutter habe, die in Arme­ni­en gebo­ren wur­de, und einen Groß­va­ter, der in Usbe­ki­stan leb­te, und dass ihre Mut­ter ihre Kind­heit in der Tür­kei ver­brach­te, dass sie ihren Mann in Grie­chen­land ken­nen­lern­te, dass sie zwei Töch­ter gebar in Deutsch­land im Jahr 1995, dass die Spra­che ihrer Mut­ter nicht Deutsch gewe­sen sei, dass sie selbst zunächst aber die deut­sche Spra­che lern­te, dass sie in die­ser Spra­che träu­me, das sage man doch so, und dass sie über einen deut­schen Pass ver­fü­ge, dass sie aber zugleich die­ses dunk­le Haar tra­ge und ihre Augen von der Natur schwarz und man­del­för­mig gestal­tet wor­den sei­en, wes­we­gen sie sich stets anhö­ren müs­se, wie gut sie inte­griert sei in Deutsch­land, und wie gut sie doch die deut­sche Spra­che spre­chen wür­de, so gut, dass man fast mei­nen wür­de, dass sie eine Deut­sche sei, wo das aber doch nicht mög­lich ist, weil sie doch die­se ihre Augen tra­ge, und ihre Haut etwas dunk­ler sei auch im Win­ter, und die­ses Haar, denkt man, sag­te Yolan­de am 16. März des Jah­res 2016 um kurz nach zehn Uhr abends, als sie soeben in einem Zug Platz genom­men hat­te. — stop

ping

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global

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india : 0.01 — Arthur Mas­hu­ryan, Kon­di­tor aus Rema­gen, ist ein Künst­ler feins­ter Back­wa­ren, ein rund­li­cher Mann, fröh­lich und selbst­be­wusst, ein Unter­neh­mer arme­ni­scher Her­kunft. Er erzählt im Bild­schirm­ra­dio Fol­gen­des: Auf­klä­rung ist bedeu­tend. In ers­ter Linie, die Ver­bin­dung zwi­schen den Flücht­lin­gen und den Deut­schen zu schaf­fen. Weil, ich habe das Gefühl, dass man kei­nen Bezug dazu hat. Man muss auch teil­wei­se sagen, Deutsch­land geht es gut, Deutsch­land ist ein glo­bal agie­ren­des Land, die Unter­neh­men sind glo­bal ver­netzt, und die­ser Wohl­stand, den Deutsch­land erwirt­schaf­tet hat, ist auch ein Grund für bestimm­te Flücht­lin­ge, und das muss man auch als Ver­bin­dung sehen, in die­sem Zusam­men­hang, die Ver­ant­wor­tung, die­se Art der Sicht­wei­se. Ich möch­te nie­man­den ver­ur­tei­len, weder deut­sche Unter­neh­men noch die Poli­tik, noch die Men­schen, man muss das Sys­tem ver­ste­hen, wie so etwas funk­tio­niert. Man ist Export­welt­meis­ter, die Fra­ge ist nur, das hört sich schön an, aber was ist, was steckt dahin­ter, Export­welt­meis­ter bedeu­tet auch, dass man in ande­ren Län­dern erfolg­reich agiert, so wie in Deutsch­land, aber auf der ande­ren Sei­te gibt es Ver­lie­rer, und die­se Ver­lie­rer haben Bei­ne bekom­men und sind heut­zu­ta­ge hier. Nicht nur aus Kriegs­ge­bie­ten, auch Wirt­schafts­flücht­lin­ge, das muss man auch erwäh­nen, dass das auch ein Pro­blem ist. Wenn man ver­hun­gert, stirbt man trotz­dem, auch wenn man nicht erschos­sen wird. — stop
signs

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sarajevo

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alpha : 2.12 — In mei­ner Vor­stel­lung wur­de ein drei­jäh­ri­ger Jun­ge von sei­ner Mut­ter in einem Kin­der­wa­gen über eine Stra­ße gescho­ben. Die Mut­ter, die zunächst vor­sich­tig ging, um das Kind nicht zu wecken, beschleu­nig­te plötz­lich ihre Schrit­te, nach weni­gen Sekun­den spur­te­te sie eine Häu­ser­wand ent­lang, sie hat­te das Kind aus dem Kin­der­wa­gen geho­ben und trug es jetzt in ihren Armen, wäh­rend sie etwas seit­wärts lief, sie war geschickt in die­ser Art und Wei­se zu lau­fen, sie schütz­te das Kind mit ihrem Kör­per vor Pro­jek­ti­len, die von einem Scharf­schüt­zen, einem Sni­per, auf den Weg gebracht wor­den waren, um sie und ihr Kind ums Leben zu brin­gen. Irgend­wo, irgend­wann muss ich einen Film gese­hen haben, der eine Sze­ne wie die vor­ge­stell­te Sze­ne zeig­te. Unlängst sprach ich mit einem jun­gen Mann, der sich in mei­ne geschil­der­te Vor­stel­lung har­mo­nisch ein­fü­gen wür­de, ich ken­ne ihn seit län­ge­rer Zeit, er war tat­säch­lich Kind gewe­sen in Sara­je­vo wäh­rend der Bela­ge­rung der Stadt. Ein­mal, als etwas Zeit war zu spre­chen, frag­te ich ihn, wie die­se Jah­re damals für ihn gewe­sen waren, ob er sich erin­nern kön­ne. Er schau­te mich freund­lich an und lach­te. Als ich mei­ne Fra­ge wie­der­hol­te, sag­te er, dass er über die­se Zeit noch nie gespro­chen habe. Ich frag­te ihn, ob er viel­leicht noch nie mit einer Per­son wie mir gespro­chen habe, die die Bela­ge­rung, die Erschie­ßung von Men­schen damals, als er noch ein Kind gewe­sen war, auf einem Fern­seh­bild­schirm beob­ach­tet hat­te. Er ant­wor­te­te, nein, er habe über­haupt noch nie, mit nie­man­dem, mit kei­nem Mensch also über die­se Zeit, deren Geräu­sche er ken­ne, gespro­chen. Sei­ne Mut­ter habe den Krieg über­lebt, sei­ne Schwes­ter, die ein Jahr älter als er selbst gewe­sen war, sei gestor­ben. Und wie­der lach­te er, und dann klopf­te er mir auf die Schul­ter, und ich stell­te kei­ne wei­te­re Fra­ge. — stop

drohne17

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bahnsteig 24

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gink­go : 2.32 — Zen­tral­bahn­hof kurz nach 3 Uhr in der Nacht. Vier Stun­den in der Zeit zurück sind zuletzt flüch­ten­de Men­schen mit einem Inter­ci­ty-Zug auf Bahn­steig 7 ange­kom­men. Eini­ge jun­ge Män­ner sit­zen nun im Kreis in der Nähe der Auf­nah­me­zo­ne auf dem Boden. Zwei Fami­li­en mit Kin­dern ruhen nicht weit ent­fernt auf Mat­ten, unter gol­de­nen Iso­lier­de­cken gebor­gen, die schim­mern, indem sich die Men­schen bewe­gen. Sie sind erschöpft, schla­fen, ein Jun­ge aber ist noch wach. Er liegt auf dem Rücken, Hän­de und Arme auf die knis­tern­de Decke abge­legt, ganz still und schaut zum Dach der Hal­le hin­auf. Viel­leicht beob­ach­tet er Vögel, die zu die­ser Stun­de noch immer hin und her sprin­gen von Stre­be zu Stre­be, als wäre nicht Nacht, son­dern Tag. Unweit hocken Frau­en und Män­ner der städ­ti­schen Berufs­feu­er­wehr auf Bän­ken. Sie haben die Flüch­ten­den, an die­sem Abend sind es nicht so vie­le Men­schen gewe­sen wie an den Aben­den zuvor, emp­fan­gen. In einem Moment, da die Flüch­ten­den ihre Namen in die Ohren der Über­set­zer spra­chen, wur­den sie zu Ange­kom­me­nen, vie­le zu Über­le­ben­den. Ich höre, eine der Fami­li­en, die über Geld­mit­tel in Dol­lar ver­fü­gen soll, habe ihre Flucht von der Stadt Homs bis hier­her nach Mit­tel­eu­ro­pa in nur fünf Tagen geschafft. Sie sind jetzt in mei­ner Gegen­wart, wirk­lich gewor­den. Men­schen, die ich mög­li­cher­wei­se auf einem Fern­seh­bild­schirm beob­ach­tet hat­te, wie sie durch zer­stör­te, höl­li­sche Stra­ßen ren­nen, stau­big, vol­ler Schre­cken, wie flüch­ten­de Men­schen in den Stra­ßen Lower Man­hat­tans kurz nach Ein­sturz der Twin Towers. Wenn nur für einen Moment in die­ser nächt­li­chen Stil­le eines Bahn­ho­fes hör­bar oder sicht­bar wer­den wür­de, wel­cher Art die Geräu­sche und Bil­der sind, die sie ver­mut­lich in ihrer Erin­ne­rung tra­gen. — stop

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kontrabass

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romeo : 6.15 — Das war­me Licht, das im Holz der Kon­tra­bäs­se brennt, ein Glü­hen, in das ich ver­narrt bin, soweit ich zurück­den­ken kann? Die Schu­he eines uralten Bas­sis­ten, wie sie vor dem klei­nen Jun­gen sehr fest auf dem Boden einer Kel­ler­büh­ne ste­hen, wäh­rend die Welt drum­her­um auf­ge­wühlt ist, schwar­ze, spie­gel­blan­ke Schu­he, und irgend­wo, weit oben am Schne­cken­turm, dunk­le Hän­de, die wie Ech­sen über Holz und kup­fer­ne Sei­le sprin­gen. Mein selt­sam füh­len­der Bauch. Wun­der­te mich, dass sie mit­ein­an­der spre­chen, wäh­rend sie spie­len, lachen, spa­ßen, sich befeu­ern und beim Namen nen­nen. Hört ich nicht gera­de noch The­lo­ni­us Sphe­re Mon­ks Stim­me wie er im Jah­re 1957 : Col­tra­ne! Col­tra­ne! ruft?  — Wel­ches Geräusch wür­de ein Kon­tra­bass von Eis erzeu­gen? — stop / kof­fer­text

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lamelleniris

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char­lie : 3.12 — Ich stell­te mir eine Ver­suchs­an­ord­nung vor. Ich soll­te für die Ver­wirk­li­chung die­ser Ver­suchs­an­ord­nung Nah­rungs­mit­tel hor­ten, zwei oder drei Enten ( je 1 kg), Maro­nen ( 1 kg ) , Was­ser ( 10 l ), Man­da­ri­nen ( 2 kg ), dunk­les Brot ( 2 kg ), hel­les Brot ( 1 kg ), Mar­me­la­de ( 0,5 kg ), Kaf­fee ( 3 Pfund ) und But­ter ( 0,5 kg ). Ich wür­de mei­ne Com­pu­ter­ma­schi­nen einer Nach­ba­rin über­ge­ben, mein Fest­netz­te­le­fon zer­trüm­mern ( ich brau­che ohne­hin ein Neu­es ), mein Han­dy ins Eis­fach legen und dort ver­ges­sen, wei­ter­hin Film­ab­spiel­ma­schi­nen jeder Art aus der Woh­nung tra­gen, auch alle Bücher, aber im Gegen­zug eini­ge Tau­send Kar­tei­kar­ten auf mei­nem Küchen­tisch sta­peln. Dann lan­ge Zeit von Stil­le, Tage der Ruhe und Kon­zen­tra­ti­on, ich sit­ze oder gehe in der Woh­nung unter dem Dach auf und ab, und notie­re Wör­ter. Es geht näm­lich dar­um, alle Wör­ter mei­ner Spra­che, die ich erin­nern kann, auf­zu­schrei­ben, je ein Wort auf eine Kar­te, um her­aus­zu­fin­den, über wie vie­le Wör­ter ich ver­fü­ge. Mit wel­chem Wort wer­de ich begin­nen? — stop

drohne14

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ai : ASERBAIDSCHAN

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Die aser­bai­dscha­ni­sche Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rin Ley­la Yunus und ihr Ehe­mann Arif Yunus wur­den am 13. August 2015 zu acht­ein­halb bzw. sie­ben Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Der Gesund­heits­zu­stand von Arif Yunus hat sich wei­ter ver­schlech­tert, er ver­lor im Gerichts­saal das Bewusst­sein. Die aser­bai­dscha­ni­schen Behör­den schränk­ten zudem wei­ter­hin den Zugang für inter­na­tio­na­le Beobachter_innen und Journalist_innen zur Gerichts­ver­hand­lung ein. Die gewalt­lo­sen poli­ti­schen Gefan­ge­nen Ley­la und Arif Yunus wur­den am 13. August 2015 vom Gericht für schwe­re Straf­ta­ten in der aser­bai­dscha­ni­schen Haupt­stadt Baku zu acht­ein­halb bzw. sie­ben Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Bei­de wur­den des “Betrugs” und ande­rer Straf­ta­ten, die im Zusam­men­hang mit der Men­schen­rechts­ar­beit des Ehe­paa­res ste­hen, für schul­dig befun­den. Ley­la Yunus ist die Vor­sit­zen­de der aser­bai­dscha­ni­schen NGO_ Insti­tu­te for Peace and Democracy_. Vor ihrer Fest­nah­me hat­te sie die Behand­lung poli­ti­scher Gefan­ge­ner durch die Behör­den in Aser­bai­dschan doku­men­tiert. Ihr Ehe­mann Arif Yunus ist His­to­ri­ker und poli­ti­scher Akti­vist. Dem Ehe­paar wird außer­dem Lan­des­ver­rat wegen der angeb­li­chen Spio­na­ge für Arme­ni­en vor­ge­wor­fen. Die­se Ankla­ge wur­de jedoch zur Prü­fung an ein ande­res Gericht ver­wie­sen. Inter­na­tio­na­len Beobachter_innen und Journalist_innen wur­de der Zugang zum Gerichts­saal ver­wehrt und nur weni­ge Diplomat_innen durf­ten dem Ver­fah­ren bei­woh­nen. / Wäh­rend der Anhö­rung am 13. August ver­lor Arif Yunus das Bewusst­sein. Zuvor muss­te eine Anhö­rung vom 3. August auf den 5. August ver­tagt wer­den, nach­dem Arif Yunus auf­grund Blut­hoch­drucks ohn­mäch­tig gewor­den war. Im April 2014 erlitt er zwei Schlag­an­fäl­le. Sei­ne Fami­lie befürch­tet, dass er einen wei­te­ren Schlag­an­fall nicht über­le­ben wür­de. Bei Ley­la Yunus wur­den Dia­be­tes und Hepa­ti­tis C dia­gnos­ti­ziert. Zudem ist ihr Seh­ver­mö­gen auf dem lin­ken Auge ein­ge­schränkt. Sie erhält im Gefäng­nis kei­ne ange­mes­se­ne medi­zi­ni­sche Betreu­ung. Die Behör­den haben sich gewei­gert, die Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rin in ein Kran­ken­haus zu ver­le­gen. Ley­la Yunus gab an, bedroht, drang­sa­liert und ein­ge­schüch­tert sowie miss­han­delt wor­den zu sein, nach­dem sie um medi­zi­ni­sche Hil­fe gebe­ten hat­te. / Arif und Ley­la Yunus wer­den seit Som­mer 2014 auf der Grund­la­ge kon­stru­ier­ter Ankla­gen in Haft gehal­ten. Zu den Vor­wür­fen zäh­len Lan­des­ver­rat und eini­ge Ankla­gen finan­zi­el­ler Natur. Nach Auf­fas­sung von Amnes­ty Inter­na­tio­nal hän­gen die­se Ankla­gen mit der legi­ti­men Men­schen­rechts­ar­beit des Ehe­paars sowie ihrer Kri­tik an der aser­bai­dscha­ni­schen Regie­rung zusam­men.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 24. Sep­tem­ber 2015 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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Notiz des Fotografen:

cen­tral afri­can repu­blic: torn apart by violence:fane abdel­ka­rim ara­me, aged 70, found shel­ter at Eco­le liber­ty, but she still worries about the situa­ti­on in boss­an­goa. despi­te the arri­val of peace-kee­ping tro­ops, she said, “we can’t go back to our own dis­trict now, it’s been taken.”she said she had lost four rela­ti­ves in the vio­lence. “we grew up in this coun­try, my grand — par­ents are cen­tral afri­cans and we were here befo­re inde­pen­dence, we have seen six regimes come and go. we don’t have any­whe­re else to go.” she cal­led for a return to the days when com­mu­ni­ties lived in harmony.



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