Aus der Wörtersammlung: wörter

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wenedikt jerofejew : die reise nach petuschki

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sier­ra : 22.01 – Unter den Büchern, die bei mir woh­nen, fin­det sich eines, das von einem gro­ßen rus­si­schen Erzäh­ler geschrie­ben wur­de, von Wene­dikt Jero­fe­jew, der nicht mehr unter uns Leben­den weilt, Alko­hol hat ihn umge­bracht oder er sich selbst oder wie auch immer. Sein Buch berich­tet die Rei­se eines Trin­kers vom Kurs­ker Bahn­hof zu Mos­kau nach Petusch­ki, einem rus­si­schen Städt­chen drau­ßen in der Wei­te. Eine Höl­len­fahrt, ein Buch, das ich nie­mals auf­ge­ben wer­de, ein Gespräch mit Engeln: War­um hast Du alles aus­ge­trun­ken, Wen­ja! – Von Zeit zu Zeit trag ich das Bänd­chen in mei­nen Hän­den, schau hin­ein, lese Wör­ter und Sät­ze, aber ich habe die Geschich­te nie bis zu ihrem letz­ten Satz gele­sen, kann nicht genau sagen, war­um das so ist. Viel­leicht wün­sche ich ins­ge­heim, dass das Buch kein Ende fin­den möge. Es ist kein umfang­rei­ches Buch, nein, nein, 170 Sei­ten, und sein Rücken zer­schlis­sen, sodass ich manch­mal näher­tre­ten und nach ihm suchen muss. Gele­gent­lich, als Wene­dikt Jero­fe­jew noch unter uns war, hat­te ich mir vor­ge­stellt, wie ich ihn ein­mal besu­chen wür­de, wie ich vor sei­nem höl­zer­nen Haus auf einer Trep­pe sit­zend war­te, wie er auf mich zukommt, wie ich sei­ne Hand neh­me, wie ich das zit­tern­de Feu­er sei­ner Lebens­höl­le spü­re, wie ich zu ihm sage: Wen­ja, mein lie­ber Wen­ja, lies mir vor! Und wie wir dann auf einer Trep­pe in der Son­ne sit­zen, Flie­gen tan­zen über unse­ren Köp­fen, sei­ne Stim­me: Lou­is, hör zu! – Alle sagen, – der Kreml, der Kreml. Alle haben mir von ihm erzählt, aber selbst habe ich ihn kein ein­zi­ges Mal gese­hen. Wie vie­le Male schon habe ich im Rausch oder danach mit brum­men­dem Schä­del Mos­kau durch­quert, von Nor­den nach Süden, von Wes­ten nach Osten, aufs Gera­te­wohl, von einem Ende zum ande­ren, aber den Kreml habe ich kein ein­zi­ges Mal gese­hen. — stop

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schallplatte

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del­ta : 3.58 — Ich stell­te mir eine Schall­plat­te vor, eine Schall­plat­te von 200 Metern Durch­mes­ser, eine Ton­spur von 100 Jah­ren Dau­er. Was könn­te auf die­ser Schall­plat­te ver­zeich­net sein? Die Geräu­sche einer Lich­tung des Ama­zo­nas Regen­wal­des viel­leicht? Oder eine mensch­li­che Stim­me, alle jene Wör­ter eines Lebens, auch in Träu­men gespro­che­ne Wör­ter. Das Schrei­en eines Kin­des. Das Selbst­ge­spräch einer uralten Frau? — stop

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vom vergessen

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del­ta : 6.58 — Ich übe mich seit eini­gen Stun­den dar­in, mir vor­zu­stel­len, was gesche­hen wür­de, wenn in mei­nem Gehirn ein Pro­zess lang­sa­mer Ent­lee­rung ein­set­zen wür­de. Jedes Wort, das ich dem­zu­fol­ge laut for­mu­lier­te, wür­de zum wei­te­ren Den­ken, aber nicht län­ger für mein Spre­chen zur Ver­fü­gung ste­hen. Nach einer Minu­te bereits wür­de ich mich für eine unbe­stimm­te Zeit, ohne Arti­kel zu ver­stän­di­gen haben. Und weil ich viel­leicht sagen wür­de, – ich fürch­te mich, es ist selt­sam, hel­fen Sie mir bit­te! -, wären sofort zehn wei­te­re Begrif­fe ver­lo­ren, die für die Kom­mu­ni­ka­ti­on eines Hil­fe­su­chen­den in der Not kost­bar oder unver­zicht­bar sind. Ich sehe mich, wie ich ver­su­che, das Wort BITTE auf ein Stück Papier auf­zu­tra­gen. Aber auch das ist unmög­lich gewor­den, jedes der in die Luft ent­wi­che­nen Wör­ter lässt sich nicht nur nicht spre­chen, son­dern auch nicht schrei­ben. Ich wür­de also, um nicht ganz ver­lo­ren zu gehen, ver­stum­men, ich wür­de ver­su­chen, so wenig wie mög­lich zu spre­chen, um jedes der Wör­ter, die noch mög­lich sind, auf­zu­be­wah­ren, bis sie ein letz­tes Mal in je einem beson­de­ren Moment vor­ge­tra­gen wer­den könn­ten. Das Wort KOLIBRI, das Wort KONTRABASS, das Wort SCHREIBMASCHINE. Viel­leicht wür­de ich über­haupt nie wie­der spre­chen, son­dern nur noch schrei­ben. Ich wäre ein Mensch, der einer­seits spre­chen könn­te, ande­rer­seits aber doch ver­stum­men müss­te. Selt­sa­me Sache. — stop

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die schrift meines vaters

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nord­pol : 7.05 — Dass mein Vater älter wur­de und müde, war sei­ner Schrift deut­lich anzu­se­hen. Die Buch­sta­ben wur­den klei­ner, man­che stan­den senk­recht, ande­re neig­ten sich einer unsicht­ba­ren Linie zu, auf der sie sich wort­wei­se vor­wärts beweg­ten. Ich könn­te sagen, die Schrift mei­nes Vaters wirk­te so, als wäre ein Sturm seit­wärts über sie hin­weg­ge­fah­ren, zer­zaust, und doch waren alle not­wen­di­gen Buch­sta­ben für jedes der Wör­ter, die mein Vater geschrie­ben hat­te, gesetzt. Er notier­te zuletzt ger­ne mit­hil­fe der Tas­ta­tur sei­ner Com­pu­ter­ma­schi­ne, das war nicht so anstren­gend, er ver­moch­te die Grö­ße der Zei­chen zu vari­ie­ren, sodass er sehen konn­te, was er gera­de auf den Bild­schirm brach­te. Ein­mal muss­te mein Vater einen Brief unter­zeich­nen, es war ein Okto­ber­tag, mein Vater war­te­te lan­ge Zeit vor dem Papier, das auf dem Tisch vor ihm ruh­te, hielt den Stift, den man ihm gereicht hat­te, in der Hand, betrach­te­te die­sen Stift, dreh­te ihn zwi­schen den Fin­gern, er zöger­te den Moment hin­aus, da er mit der Auf­zeich­nung sei­nes Namens begin­nen wür­de. In die­sem Moment ahn­te ich, dass mein Vater sei­nen Namen malen wür­de, dass sei­ne nicht bewuss­te Signa­tur, die ein Leben lang gül­tig gewe­sen war, nicht län­ger zu exis­tie­ren schien, oder dass er unter den Augen eines Beob­ach­ters sich nicht län­ger trau­te, sei­ne urei­ge­ne Signa­tur aus­zu­füh­ren. Ja, mein Vater fürch­te­te sich, weil der Wind der ver­ge­hen­den Zeit sei­ne Schrift erfass­te. Sie war ein­mal eine akku­ra­te Schrift gewe­sen, eine Schrift wie gedruckt, sie notier­te kom­pli­zier­te mathe­ma­ti­sche For­meln, ohne je ihre Fas­sung auf den Papie­ren zu ver­lie­ren. Als Jun­ge beschloss ich, die­se Geheim­schrift der Zah­len und Wör­ter zu ent­schlüs­seln, bis sie noch vor mei­nem Vater selbst zu ver­schwin­den begann. Zurück­ge­blie­ben sind nun sei­ne Stif­te in einer Schub­la­de: Kugel­schrei­ber, Füll­fe­der­hal­ter, Blei­stif­te, Bunt­stif­te, auch ein Werk­zeug, mit dem man in wei­ßer Far­be notie­ren kann, viel­leicht um zu kor­ri­gie­ren, viel­leicht um Nicht­sicht­ba­res auf das Papier zu set­zen. — stop

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mululela

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bamako : 3.05 — Habe in den ver­gan­ge­nen Wochen ver­schie­de­ne Wör­ter­bü­cher unter­sucht, ins­be­son­de­re jene Samm­lun­gen, die im Hin­ter­grund zahl­rei­cher Text­edi­to­ren heim­li­che Arbeit ver­rich­ten. Es ist so, dass auf der Ebe­ne der Spra­chen, Nacht­men­schen in einem Wort exis­tie­ren, aber nicht Tag­men­schen. Das Wort Tag­mensch wird sofort als nicht kor­rek­tes Wort aus­ge­wie­sen. Es scheint dem­zu­fol­ge für am Tage leben­de Men­schen mög­lich zu sein, ande­re, näm­lich Men­schen, die über­wie­gend in der Nacht­zeit exis­tie­ren, mit einem Wort zu kenn­zeich­nen, wäh­rend hin­ge­gen Nacht­men­schen nicht mög­lich ist, jene Men­schen, die die Nacht ver­schla­fen, mit einem ein­deu­ti­gen Wort zu bezeich­nen. Das ist aus mei­ner Sicht zunächst selt­sam, eine Übung, die sich ver­mut­lich bald ändern wird, indem sich Lebens­ar­ten und Arbeits­wel­ten der Men­schen immer fort ver­dich­ten. — Flug­ha­fen. Leich­ter Schnee­fall. Es ist kurz vor drei Uhr. Eine rie­si­ge Anto­now-Maschi­ne rollt über das Flug­feld. Kein Laut zu hören vom Unge­tüm, das doch flie­gen kann. Weni­gen Minu­ten zuvor erzähl­te mir Mulu­le­la, 24, Trai­nee aus Kame­run, dass sich das Leben in Deutsch­land doch sehr vom Leben in Afri­ka unter­schei­de. In ihrem Dorf, zum Bei­spiel, spa­zie­re sie ein­fach los, wenn sie an jeman­den den­ken wür­de, um die­sen Men­schen sofort zu besu­chen. In Deutsch­land müs­se man zunächst tele­fo­nie­ren, fra­gen, sich ankün­di­gen. Über­haupt müs­se man hier für alles, aber auch wirk­lich alles bezah­len, nur das Was­ser in den Trink­brun­nen schei­ne kos­ten­los zu sein und die Luft zum Atmen. Ganz sicher sei sie sich in die­ser Sache aber nicht! — stop

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polaroidcafe

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mr. blankfeins schweigen

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bamako : 6.45 — In der 37. Minu­te einer Film­do­ku­men­ta­ti­on, die von den Struk­tu­ren der Gold­man Sachs Bank erzählt, ereig­ne­te sich etwas sehr Merk­wür­di­ges. Lloyd Blank­fi­ne, Vor­stands­vor­sit­zen­der genau die­ser Bank, wur­de in einem Fern­seh­in­ter­view befragt. Ein äußerst scharf­zün­gi­ger Red­ner von hel­ler Stim­me, erkun­dig­te sich Mr. Blank­fi­ne zunächst bei dem Mode­ra­tor der Sen­dung, wie oft er ihn, Blank­fi­ne, im Fern­se­hen gese­hen habe? Nie! Wis­sen Sie was. Das war ver­mut­lich ein Feh­ler. Wir müs­sen uns jetzt bemü­hen, den Leu­ten zu erklä­ren, was wir tun. Sofort spitz­te sich die Lage zu. Der Mode­ra­tor der Sen­dung, der Mr. Blank­fi­ne unmit­tel­bar gegen­über­saß, parier­te mit­tels einer wei­te­ren Fra­ge, die der Ban­ker so nicht erwar­tet haben mag. Er for­mu­lier­te prä­zi­se: Ist es vor­ge­kom­men, dass ihre Invest­ment-Bera­ter einem Kun­den Anla­gen ver­kauft haben, gegen die Gold­man zur sel­ben Zeit spe­ku­lier­te? Nun geschah Fol­gen­des: Mr. Blankfine’s Augen wei­te­ten sich, er senk­te sei­nen Blick, setz­te zu einer Ant­wort an, ein Geräusch war zu hören, der Teil eines nicht erkenn­ba­ren Wor­tes, sein Mund stand leicht offen, er schwieg, er schwieg sehr gründ­lich, sie­ben Sekun­den lang, für eine übli­cher­wei­se äußerst schnell spre­chen­de und den­ken­de Per­son, die sich unter öffent­li­cher Beob­ach­tung weiß, ein bedeu­ten­der Zeit­raum. Ich habe die­se Sen­tenz des Gesprä­ches mehr­fach vor und zurück­ge­spielt, da mir Lloyd Blank­fi­ne in jenem Moment eine außer­or­dent­lich authen­ti­sche Per­sön­lich­keit gewe­sen zu sein schien. Ein Mensch, der nach ein­zel­nen Wör­tern such­te, nach einem ange­mes­se­nen Gedan­ken in sei­nem Kopf, weil sich bis­lang dort Sät­ze for­mu­lier­ten, die so auf­rich­tig waren, dass Mr. Blank­fi­ne sie nicht aus­spre­chen durf­te, um nicht für immer Scha­den zu neh­men, er selbst nicht und sei­ne Bank nicht. Ich beob­ach­te­te sein Gesicht. Drei­fach war Lid­schlag zu erken­nen, sei­ne Aug­äp­fel erweck­ten den Ein­druck, als wür­den sie wach­sen unter dem Druck eines Bli­ckes, der nicht ent­schei­den konn­te, ob er sich nach innen oder nach außen rich­ten soll­te, wäh­rend unge­heu­re, vor­be­wuss­te Rechen­leis­tung ent­fes­selt war, um viel­leicht doch einen Aus­weg zu fin­den. — stop
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mr. munki

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marim­ba : 6.22 — Das Ver­ges­sen ist nicht gera­de eine mei­ner Stär­ken. Ich kann mich noch nach Jah­ren an jedes schwie­ri­ge Gespräch erin­nern, wo es sich ereig­ne­te, mit wem ich mich unter­hal­ten hat­te und wor­über. Dafür ver­ges­se ich auf dem Weg von mei­nem Arbeits­zim­mer in die Küche, wes­halb ich mich eigent­lich in Bewe­gung setz­te. Auch die Uhr­zeit ver­ges­se ich ger­ne, Tele­fon­num­mern, Pass­wör­ter, Namen, gan­ze Bücher, dass sie exis­tie­ren, Buch­sta­ben, mei­nen Regen­schirm. Ein­mal wäre ich bei­na­he im Herbst ohne Schu­he auf die Stra­ße getre­ten. Genau genom­men bin ich im Ver­ges­sen leicht­fü­ßi­ger, als ich dach­te. Ich ver­ges­se aber lei­der in vie­len Fäl­len nicht, was ich ger­ne ver­ges­sen wür­de. Heu­te habe ich bemerkt, dass ich ver­säum­te, also ver­ges­sen habe, in einem Buch wei­ter­zu­le­sen, das ich im Mai zuletzt in Hän­den gehal­ten habe. Viel­leicht erin­nern Sie sich, es han­del­te sich um Pete L. Munki’s Roman Nau­ti­lus. Der Erzäh­ler der Geschich­te, ein jun­ger Mann namens Zezito Lopes, ruh­te zuletzt im 10. Stock eines Hau­ses in der Lex­ing­ton Ave­nue auf einer Trep­pen­stu­fe. Frü­her Nach­mit­tag. Ein schwe­rer Behäl­ter von gepan­zer­tem Glas, in dem sich zwei Fische der Gat­tung Nau­ti­lus befan­den, stand neben dem war­ten­den Mann auf dem Boden. Ich erin­ner­te mich damals, dass der jun­ge Mann, er war ein gut trai­nier­ter Trä­ger, sich kurz dar­auf erho­ben hat­te, um an einer der Woh­nungs­tü­ren, die auf den Flur führ­ten, zu klin­geln und nach einem Glas Was­ser zu fra­gen. Unver­züg­lich wur­de geöff­net, ein Gespräch ent­wi­ckel­te sich, in des­sen Fol­ge Zezito Lopes sich bück­te, sei­nen gepan­zer­ten Behäl­ter in die Hän­de nahm und mit ihm in der Woh­nung ver­schwand. So weit, so gut. Als ich das Buch im Mai im Zug geöff­net hat­te, konn­te ich die mar­kier­te Text­stel­le nicht fin­den. Sofort der Gedan­ke, ich hät­te mög­li­cher­wei­se fan­ta­siert, eine beun­ru­hi­gen­de Vor­stel­lung. Nicht min­der beun­ru­hi­gend schien mir der Gedan­ke gewe­sen zu sein, das Buch selbst könn­te sich ver­än­dert haben, wei­ter- oder umge­schrie­ben wor­den sein, obwohl sich das Buch, auch nachts, immer in mei­ner Nähe auf­ge­hal­ten hat­te. Zu Hau­se ange­kom­men leg­te ich das Buch unter ande­re Bücher auf mei­nem Schreib­tisch ab, wo ich es heu­te wie­der ent­deck­te. Als ich das Buch öff­ne­te, war das Buch leer. Kein Zei­chen zu fin­den, nur der Titel der Geschich­te: Nau­ti­lus. Dar­un­ter ein wei­te­rer Satz: Bit­te war­ten. Pete L. Mun­ki. — stop

polaroidamph

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mikobeli

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alpha : 0.22 — Die Ent­de­ckung des Wor­tes mik­obe­li ereig­ne­te sich am 20. Dezem­ber des Jah­res 2007. Ich mach­te das so: Zunächst schloss ich die Augen. Dann ver­such­te ich laut­hals Wör­ter aus­zu­spre­chen, die ich nie zuvor hör­te. Eine nicht ganz ein­fa­che Auf­ga­be. Kurz dar­auf notier­te ich das Wort mik­obe­li auf ein Blatt Papier und prüf­te, ob das Wort in den Ver­zeich­nis­sen der Goo­gle­ma­schi­ne bereits ent­hal­ten sein könn­te. Das war nicht der Fall, ich war zufrie­den. Eini­ge Zeit, zwei oder drei Wochen lang, ver­such­te ich wei­te­re unbe­kann­te und zugleich wohl­klin­gen­de Wör­ter zu ent­de­cken, dann hör­te ich damit auf. Heu­te, Diens­tag, 4. Sep­tem­ber 2012, um kurz nach 17 Uhr MESZ, wur­de mir das Wort mik­obe­li wie­der in Erin­ne­rung geru­fen, in dem ich bemerk­te, dass nahe Tibli­si (Geor­gi­en) nach genau die­sem erfun­de­nen Wort in den Goo­g­le­ver­zeich­nis­sen gesucht wor­den war. Und weil nun das Wort mik­obe­li in mei­nem digi­ta­len Schat­ten zu fin­den war, durf­te ich für weni­ge Minu­ten einen Besu­cher aus dem Kau­ka­sus auf mei­ner Par­tic­les – Sei­te ver­zeich­nen. Erstaun­lich ist, dass das Wort mik­obe­li von mei­ner Ana­ly­se­ma­schi­ne mit­tels geor­gi­scher Schrift­zei­chen wie­der­ge­ge­ben wird, fein und weich und voll­stän­dig fremd. Irgend­ein Mensch, stell­te ich mir vor, könn­te in der­sel­ben Art und Wei­se wie ich das Wort mik­obe­li erfun­den haben und hat­te kurz dar­auf nach Spu­ren sei­ner Exis­tenz im Inter­net gesucht. Eine auf­re­gen­de Geschich­te, die sich tat­säch­lich genau­so ereig­ne­te. Bit­te mel­den! — stop

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abend : morgen

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char­lie : 5.08 — Ein Ohr gegen den Him­mel, das ande­re Ohr gegen die Erde gerich­tet, lie­ge ich in einer Wie­se und höre Grä­sern und sehr klei­nen Tie­ren zu, wie sie sich auf die Nacht vor­be­rei­ten. Es ist frü­her Abend. Ich war­te, dass es dun­kel wird, ein War­ten vol­ler Freu­de, nichts ist zu tun, als der gro­ßen Welt am Him­mel und der klei­nen Welt unter mir zuzu­hö­ren. Es ist selt­sam, je glück­li­cher ich bin, des­to beweg­li­cher kann ich den­ken. So beweg­lich bin ich gewor­den, dass ich von Zeit zu Zeit über­haupt auf­hö­re, an irgend­et­was zu den­ken. Und doch bin ich nie­mals abwe­send, son­dern hier und war­te und höre den Grä­sern zu und atme und hal­te etwas Papier fest in der Hand. 1 X schla­fe ich kurz ein. Plötz­lich ist Mor­gen. Vögel pfei­fen. Licht fällt in klei­nen Pake­ten vom Him­mel. Alle Wör­ter, sobald ich sie anhal­te, wer­den zu einem Geräusch. — stop



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