Aus der Wörtersammlung: zunge

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im haus der alten menschen : ein zimmer

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tan­go : 22.22 UTC — Da sind Bil­der und Foto­gra­fien an den Wän­den, eine Kat­ze und noch eine Kat­ze, ein Mann unter einem Schnee­kirsch­baum, der die Arme in die Luft wirft. Hän­de, die sich in ihren Fin­gern umar­men. Und zwei Lam­pen. Eine Lam­pe zum Knip­sen und eine zum Strei­cheln, Licht an, Licht aus. Ein Hase von Bron­ze mit lan­gen Ohren von Bron­ze. Ein höl­zer­nes Kreuz auf einem Tisch. Ein wei­te­res höl­zer­nes Kreuz an einer Wand. Und ein guss­ei­ser­ner bemal­ter Baum. Zwei blü­hen­de Orchi­deen, weiß. Ein Christ­stern, rot. Und ein Strauß geschnit­te­ner Blu­men, wild. Ein Stern von Papier und eine Zeich­nung von Kin­der­hand, dies und das. Pfle­ge­schaum­do­sen. Creme­tu­ben. Tücher. Tup­fer. Klin­gen. Ein Radio. Vinyl­hand­schu­he. Und eine Nah­rungs­mit­tel­pum­pe. Ein Bett. Eine Matrat­ze, die sich bewegt. Ein Bün­del getrock­ne­ter Blu­men. Kom­pres­sen. Ein Mess­ge­rät. Ein Pil­len­zer­stäu­ber. Fünf Bücher. Auch Proust, Brie­fe zum Leben. Ein klei­nes Schaf und ein Ted­dy­bär. Ein Engel von Por­zel­lan. Ein Duft­was­ser­fla­con, Ohr­stäb­chen, Hand­voll­men­ge. Ein Rosen­kranz und ein Tan­nen­zap­fen. Holz­löf­fel für Zun­ge und Hals. Eine Sche­re. Eine Pin­zet­te. Eine Sprit­ze. Ein Mund­schaum­stäb­chen. Eine Win­del. Ter­min­plan für Logo­pä­die gegen ver­lo­re­nes Spre­chen. Laven­del­duft­kis­sen. Kei­ne Uhr, nur die eine, die mit mir ins Zim­mer gekom­men ist. — stop

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libellengeschichte

pic

echo : 1.28 — Heut Nacht sitz ich zum fünf­ten Male im Dun­keln, weil ich heraus­zu­finden wün­sche, ob Libel­len auch in licht­leeren Räu­men flie­gen, schwe­ben, jagen. Als ich vor eini­gen Jah­ren ein­mal gegen den Mit­tag zu erwach­te, balan­cierte eine Libel­le, mari­neblau, auf dem Rand einer Karaf­fe, die ich neben mei­nem Bett abge­stellt hat­te, schau­te mir beim Aufwa­chen zu und nasch­te vom Tee, indem sie rhyth­misch mit einer sehr lan­gen Zun­ge bis auf den Grund des zimt­far­benen Gewäs­sers tauch­te. Ich dach­te, viel­leicht jag­te sie nach Fischen oder Lar­ven oder klei­nen Flie­gen, nach Tee­flie­gen, kochend­heiß, die küh­ler gewor­den sein moch­ten wäh­rend ich schlief. Oder aber sie hat­te Geschmack gefun­den an süßen Din­gen des Lebens, wes­halb ich in zahl­rei­chen Näch­te seit­her je einen Löf­fel Honig erhitz­te und auf die Fens­ter­bank trop­fen ließ, um kurz dar­auf das Licht zu löschen. Dann war­ten und lau­schen. Auch jetzt höre ich selt­same Geräu­sche, von Men­schen viel­leicht oder ande­ren wil­den Tie­ren. — stop

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regen

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nord­pol : 0.22 UTC — Seit 1271 Tagen bereits ver­su­che ich von einem Zim­mer zu träu­men, in dem es immer­fort reg­net. Ich mache das so, dass ich in den Minu­ten, da ich einzu­schlafen wün­sche, über­lege, wie es wäre, wenn in dem Zim­mer, in dem ich mich gera­de befin­de, Regen fal­len wür­de. Die­se Metho­de des Regen­den­kens ist lei­der bis­lang nicht sehr erfolg­reich gewe­sen. Immer wie­der schla­fe ich ein, ohne je vom Regen­zim­mer zu träu­men. Ein­mal, als ich erwach­te, hör­te ich wirk­li­chen Regen draus­sen in den nächt­li­chen Bäu­men. Ich ging dann spa­zie­ren und dach­te dar­über nach, wie sich unse­re Menschen­welt verän­dern wür­de, wenn wir von einem Tag zum ande­ren Tag über arm­lan­ge Zun­gen der Geckos ver­füg­ten? In wel­cher Form kämen sie in einer voll­be­setzten Stra­ßen­bahn zum Ein­satz? Und wie bei der Lie­be? Und wie im Streit? Und was wür­den die­se Zun­gen wohl im Schlaf unter­nehmen? – stop

ping

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abschnitt neufundland

picping

Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 28, Luft­fahrt — 5, Auto­mo­bi­le — 332 ], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 2, 19. Jahr­hun­dert – 23, 20. Jahr­hun­dert – 656, 21. Jahr­hun­dert — 8532 ], Trol­ley­kof­fer [ blau : 2, rot : 18, gelb : 55, schwarz : 14 ], See­not­ret­tungs­wes­ten [ 11256 ], phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 4, gelöscht : 18 ], Amei­sen [ Arbei­ter ] auf Treib­holz [ 1033 ], 3 Pup­pen­köp­fe [ Holz / Bau­jahr 1858 ], Brumm­krei­sel : 14, Öle [ 0.22 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 2, Knie­ge­len­ke – 27, Hüft­ku­geln – 11, Bril­len – 326 ], Halb­schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 122, Grö­ßen 38 — 45 : 88 ], Plas­tik­san­da­len [ 643 ], Rei­se­do­ku­men­te [ 5345 ], Kühl­schrän­ke [ 1 ], Tele­fo­ne [ 65 ], Gas­mas­ken [ 22 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 2, mit Tau­cher – 8 ], Engels­zun­gen [ 85 ] | stop |

ping

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alberoni

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india : 22.06 UTC — Regen­wind­tü­cher wan­dern in der Fer­ne vor Ber­gen, die sich am Hori­zont deut­lich abbil­den. Vom Lido aus, an der Meer­enge zur Insel­zun­ge Pal­estri­na, öff­net sich ein wei­ter Blick nord­wärts über die Lagu­ne hin. Das Meer noch beru­higt, Muschel­fang­sta­tio­nen set­zen wie gezeich­net fei­ne Akzen­te, höl­zer­ne Fin­ger, zu Rei­hen grup­piert, jen­seits der Was­ser­bah­nen, die mit­tels mäch­ti­ger Boh­len mar­kiert wor­den sind. In Albe­ro­ni stei­ge ich aus, spa­zie­re an Leucht­tür­men vor­bei, eine Mole ent­lang, mäch­ti­ge Stei­ne. Da sind ein wil­der Wald und sump­fi­ge Mul­den, in wel­chen Fisch­chen blit­zen, Wol­ken­struk­tu­ren, die des Him­mels und die der Schup­pen­haut­schwär­me. Ich nähe­re mich Schritt für Schritt, irgend­wo da unten in der Tie­fe der Was­ser­stra­ße hin zum offe­nen Meer soll sich M.O.S.E. befin­den. Eine jun­ge Vene­zia­ne­rin erklär­te noch: Bad Pro­jekt! Und wie sich ihre Augen ange­sichts des Bösen ver­dun­kel­ten, mein­te ich mei­nen Wunsch, M.O.S.E zu besu­chen, ver­tei­di­gen zu müs­sen. Die Son­ne geht lang­sam unter. Röt­lich glim­men­de Stä­be nahe des schma­len Mun­des zur Lagu­ne erschei­nen, als wür­den sie in der Nacht auf die Exis­tenz des schla­fen­den Schutz­rie­sen unter der Was­ser­ober­flä­che ver­wei­sen. Da liegt ein ver­las­se­ner Kin­der­spiel­platz in Mee­res­nä­he unter Ole­an­der­bäu­men. Ein san­di­ger Strand, Muscheln, höl­zer­nes Treib­gut, drei Möwen, ein Ang­ler, Fuß­spu­ren im feuch­ten Sand, die die auf­kom­men­de Flut bald ver­schlin­gen wird. Im Was­ser selbst drei mensch­li­che Köp­fe, die lachen, und ein wei­te­rer Kopf, der sich par­al­lel zur Küs­te schwim­mend hin und her bewegt, nur nicht die tie­fe­re Zone die­ses Mee­res berüh­ren, in dem so vie­le Men­schen bereits ertrun­ken sind. In einem Regal des Kin­der­spiel­plat­zes ent­de­cke ich heim­wärts gehend eini­ge Bücher, kurz dar­auf einen Fuß­ab­druck, den ich selbst hin­ter­las­sen haben könn­te. — stop

ping

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von den fächertieren

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echo : 18.06 UTC — Erin­nern Sie sich an das Geräusch der Tau­ben in einem Tau­ben­schlag, ich mei­ne an das Geräusch der Flü­gel, wenn sie ihre Federn schüt­teln? Soll­ten Sie sich erin­nern, wird Ihnen nicht schwer­fal­len, einen klei­nen Laden vor­zu­stel­len, in wel­chem Fächer­tie­re woh­nen, die erwar­ten, dass irgend jemand sie mit sich nimmt, ein Ort vol­ler Win­de kreuz und quer. Fächer­tie­re sind wert­vol­le Geschöp­fe. Ein aus­ge­wach­se­nes, gut trai­nier­tes Exem­plar wird nicht unter 750 Pfund gehan­delt. Wenn man nun eines die­ser Wesen aus einer Schar hun­der­ter wei­te­rer Wesen wähl­te, wird es in einen beson­de­ren Kof­fer ver­staut. Es han­delt sich um einen knö­cher­nen Behäl­ter von läng­li­cher Form, in dem das Fächer­tier zur Ruhe gelegt wer­den kann. Nicht not­wen­dig zu erwäh­nen, dass das Tier gegen sei­ne Fes­se­lung mit­tels fau­chen­der Lau­te pro­tes­tie­ren wird, aber das gibt sich bald, das muss man sich nicht all­zu sehr zu Her­zen neh­men. Kaum aus dem Laden getre­ten, schläft das Fächer­tier ein, das machen sie in Zei­ten einer Rei­se immer, es ist ja nichts ande­res zu tun. Und so geht man also spa­zie­ren. Bald sitzt man in einer Stra­ßen­bahn, es ist heiss, es ist schwül, jetzt soll­te man das klei­ne Tier aus sei­nem Köcher holen. Man hält es vor­sich­tig in der Hand, unver­züg­lich wird das selt­sa­me Wesen wach. Dort wo die Federn des Tie­res in einem Punkt zuein­an­der lau­fen, ist nun, aus der Nähe betrach­tet, ein klei­ner, run­der Kör­per zu ent­de­cken, so groß wie eine Mur­mel, der atmet, zwei Augen auch, und ein Schna­bel, in dem sich eine Zun­ge hin und her bewegt, die einer Karp­fen­zun­ge ähnelt. Man darf das Tier an die­ser Stel­le berüh­ren, sanft, dann lässt man es los. Das Fächer­tier ent­fal­tet sich, präch­ti­ge Far­ben, Mus­ter, die sich von Tier zu Tier unter­schei­den, kei­nes gleicht dem ande­ren. Und schon geht es los, eine Bewe­gung auf und ab, hin und her, küh­len­de Win­de, es ist ganz wun­der­bar. Indes­sen, in den ers­ten Minu­ten stau­nen­der Beob­ach­tung, wird man viel­leicht befürch­ten, sie könn­ten sich ent­fer­nen, aber das ist nie­mals der Fall. — stop

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malimali

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marim­ba : 22.32 UTC — Oder so: Zunächst Flüs­ter­wör­ter, dann Lip­pen­wör­ter. Ob Augen­wör­ter exis­tie­ren? Das sind viel­leicht Wör­ter, die sich in Gedan­ken for­mu­lie­ren, wenn man in die Augen eines Men­schen schaut, der nicht mehr spricht, weil er nicht mehr spre­chen kann. In die­sem Sin­ne sind Augen­wör­ter denk­bar. Wie Über­set­zun­gen. Oder Rada­re, ping. — Ich hör­te einen schö­nen Namen an die­sem Tag irgen­do unter­wegs: Mali­ma­li. Jetzt ist Abend. Schau aus dem Fens­ter und denk noch, da flie­gen Vögel her­um und Bie­nen, obwohl schon Dun­kel gewor­den ist. Dass sie also doch exis­tie­ren, die Nacht­bie­nen. — stop

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abschnitt neufundland

picping

Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 15, Luft­fahrt — 8, Auto­mo­bi­le — 421 ], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 1, 19. Jahr­hun­dert – 22, 20. Jahr­hun­dert – 455, 21. Jahr­hun­dert — 6552 ], Trol­ley­kof­fer [ blau : 28, rot : 6, gelb : 57, schwarz : 144 ], See­not­ret­tungs­wes­ten [ 1088 ], phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 5, gelöscht : 9 ], Amei­sen [ Arbei­ter ] auf Treib­holz [ 377 ], 2 Giraf­fen [ Holz / Bau­jahr 2012 ], Brumm­krei­sel : 16, Öle [ 0.21 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 8, Knie­ge­len­ke – 17, Hüft­ku­geln – 12, Bril­len – 768 ], Halb­schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 124, Grö­ßen 38 — 45 : 85 ], Plas­tik­san­da­len [ 754 ], Rei­se­do­ku­men­te [ 567 ], Kühl­schrän­ke [ 2 ], Tele­fo­ne [ 653 ], Pup­pen­köp­fe [ 2 ] Gas­mas­ken [ 17 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 3, mit Tau­cher – 12 ], Engels­zun­gen [ 758 ] | stop |

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abschnitt neufundland

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Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 155, Luft­fahrt — 3, Auto­mo­bi­le — 546 ], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 3, 19. Jahr­hun­dert – 12, 20. Jahr­hun­dert – 655, 21. Jahr­hun­dert — 4532 ], Trol­ley­kof­fer [ blau : 22, rot : 8, gelb : 57, schwarz : 856 ], See­not­ret­tungs­wes­ten [ 12439 ], phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 12, gelöscht : 33 ], Amei­sen [ Arbei­ter ] auf Treib­holz [ 458 ], 2 Kro­ko­dil­pup­pen [ Bau­jahr 1965 ], Brumm­krei­sel : 12, Öle [ 0.22 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 83, Knie­ge­len­ke – 6, Hüft­ku­geln – 14, Bril­len – 5688 ], Halb­schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 112, Grö­ßen 38 — 45 : 55 ], Plas­tik­san­da­len [ 6452 ], Rei­se­do­ku­men­te [ 568 ], Kühl­schrän­ke [ 1 ], Tele­fo­ne [ 755 ], Pup­pen­köp­fe [ 6 ] Gas­mas­ken [ 1 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 5, mit Tau­cher – 14 ], Engels­zun­gen [ 528 ] | stop |

ping

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von kevin und liesl im zug

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tan­go : 22.52 UTC — Ich hör­te, er hei­ße Kevin. Er sag­te, er sei ohne Dach über dem Kopf. Auch im Som­mer oder im Herbst sei das Leben nicht leicht, im Som­mer habe er viel Durst, im Herbst fürch­te er sich vor dem Win­ter. Er wür­de gern sei­ne Geschich­te erzäh­len, war­um er so arm gewor­den sei, dass er kei­ne Woh­nung habe und nichts zu essen. Wenn Kevin spricht, ist sei­ne Stim­me sehr schön anzu­hö­ren. Es ist eine Stim­me, die gut sin­gen könn­te, ein Tenor viel­leicht. Nur das mit Kevins Geschich­te ist so eine Sache, ich höre Kevins Lebens­ge­schich­te seit Anfang des Jah­res im Mor­gen­schnell­zug zum Flug­ha­fen immer wie­der. Ich soll­te sagen, Kevin erzählt täg­lich eine ande­re Geschich­te, er ist im Grun­de ein guter Erzäh­ler, und auch ein guter Erfin­der. Im Win­ter erzählt er Win­ter­ge­schich­ten, im Som­mer Som­mer­ge­schich­ten. Ges­tern wur­de Kevin von einer jun­gen, mage­ren Frau beglei­tet. Sie war sehr schmut­zig. Kevin erzähl­te ihr, dass ich ihm manch­mal etwas Geld geben wür­de oder eine Bre­zel, auch dass ich auf­schrei­ben wür­de, was er berich­te. Sie setz­ten sich neben mich. Die jun­ge Frau sag­te: Wenn man träumt ist man im Inne­ren wach und warm. Am Flug­ha­fen stie­gen bei­de mit mir aus. Wir spra­chen eine hal­be Stun­de. Der Bahn­hof war wie­der ein­mal undicht. Regen kam von der Decke. Das Licht war teil­wei­se aus­ge­fal­len, an den Wän­den saßen ein paar dicke Krö­ten. Sie schnapp­ten mit arm­lan­gen Zun­gen nach Tau­ben, die über den Bahn­steig segel­ten. Ich hör­te, das Kno­chen­ge­spenst an Kevins Sei­te soll Lie­se­lot­te hei­ßen, sehr selt­sam die­ser Name für eine recht jun­ge Per­son. Ich erfuhr, dass sie Lite­ra­tur­wis­sen­schaf­ten in Lon­don stu­dier­te, sie mag gern lesen, aber sie kom­me nicht dazu, weil sie das Bild ihres Vaters in sich tra­ge, der immer­zu betrun­ken war, ein schmer­zen­des Bild, das hell vor ihr leuch­te. Ich weiss jetzt, Bil­der eines betrun­ke­nen Vaters zu ver­dun­keln, erfor­dert unge­heue­re Kraft und Aus­dau­er. Lie­se­lot­te kann des­halb seit einem Jahr­zehnt nicht schla­fen. Sie mag Kevin, der so schö­ne Geschich­ten erzählt, dass sie bei­de von sei­nen Geschich­ten ein wenig wei­ter­le­ben kön­nen. Es ist jetzt Abend. — stop