himalaya : 5.52 — Die folgende Geschichte ist natürlich eine erfundene Geschichte. Aber ich tue so als wäre sie nicht erfunden. Am besten beginne ich in dieser Weise: Seit zwei Wochen halte ich mich stundenlang unter freiem Himmel auf. Das ist deshalb so gekommen, weil ich eine Aufgabe übernommen habe, die mir nach wie vor sehr interessant zu sein scheint. Ich beobachte Bienen, wie sie sich über eine Wiese fortbewegen. Deshalb liege oder knie ich oder laufe gebückt dahin, den Kopf dicht über dem Boden, was nicht immer leicht ist, weil Bienen doch schnelle Flieger sind. Jene Bienentiere, die ich beobachte, wohnen in nächster Nähe am Saum eines Waldes, dessen präzise Position ich nicht verraten darf. Sie tragen Nummern von 1 bis 100 auf ihren Rücken, was für meine Arbeit sehr bedeutend ist, da ich Bienen, die ohne eine Nummer sind, niemals beachte. So lautet meine Instruktion, Bienen ohne Nummer ist nicht zu folgen, vielmehr ist so lange Zeit am Rande der Wiese zu warten, bis eine Biene mit Kennzeichnung auf der Wiese erscheint. Ich trage eine Schirmmütze gegen die Blendwirkung der Sonne und eine Monokellupe, die vor meinem rechten Auge sitzt und mir einen präzisen Blick in die kleine Welt der Bienen in der Nähe des Bodens ermöglicht. Genaugenommen ist es meine vornehme Aufgabe, eine Biene, die ich einmal in den Blick genommen habe, solange wie möglich zu begleiten auf ihrem Flug von Blüte zu Blüte. Ich bin indessen nicht einmal stumm. Ich sage zum Beispiel: Hier spricht Louis. Es ist 15 Uhr und 12 Minuten. Ich folge Biene No. 58. Wir nähern uns einer Butterblumenblüte. Ja, das genau sage ich laut und deutlich. Ich spreche in ein Funkgerät, von dem ich weiß, dass mir in der Ferne im Seebad Brighton an der englischen Küste irgendjemand an einem anderen Funkgerät zuhört. Ich sage: Hier spricht Louis. Biene No 58: Landung Butterblume. OVER! Dann betrachte ich die Biene, wie sie in der Blüte arbeitet und warte. Bald fliegt die Biene weiter und ich sage kurz darauf: Biene No 58: Landung Feuernelke. OVER! Ja, so mache ich das. Ich werde immer besser darin. Ich glaube, die Bienen mögen mich. Ich bin ihnen vertraut geworden. In einigen Tagen werde ich vielleicht etwas genauer erzählen, warum ich Bienen beobachte. Jetzt bin ich müde. Es ist Samstag. Nachtwolken rasen über den Himmel. Was Frankie wohl gerade macht? — stop
Aus der Wörtersammlung: licht
abend : morgen
charlie : 5.08 — Ein Ohr gegen den Himmel, das andere Ohr gegen die Erde gerichtet, liege ich in einer Wiese und höre Gräsern und sehr kleinen Tieren zu, wie sie sich auf die Nacht vorbereiten. Es ist früher Abend. Ich warte, dass es dunkel wird, ein Warten voller Freude, nichts ist zu tun, als der großen Welt am Himmel und der kleinen Welt unter mir zuzuhören. Es ist seltsam, je glücklicher ich bin, desto beweglicher kann ich denken. So beweglich bin ich geworden, dass ich von Zeit zu Zeit überhaupt aufhöre, an irgendetwas zu denken. Und doch bin ich niemals abwesend, sondern hier und warte und höre den Gräsern zu und atme und halte etwas Papier fest in der Hand. 1 X schlafe ich kurz ein. Plötzlich ist Morgen. Vögel pfeifen. Licht fällt in kleinen Paketen vom Himmel. Alle Wörter, sobald ich sie anhalte, werden zu einem Geräusch. — stop
doppellunge
~ : louis
to : daisy und violet hilton
subject : DOPPELLUNGE
Heute, liebe Daisy, liebe Violet, als ich im Park spazierte, hab ich an Euch gedacht. Das war nämlich so gewesen, dass ich wieder einmal übte, im Wandern die Luft anzuhalten. Ich versuchte 100 Meter weit zu kommen, langsam, sehr langsam, dann etwas schneller gehend. Es ist möglich, heute endlich ist es möglich geworden. Plötzlich fragte ich mich, welche Wirkungen die Übung des Luftanhaltens bei Euch früher einmal gezeitigt haben könnte. Ich überlegte, ob ihr Euch über das Luftanhalten verständigt haben würdet. Es ist immerhin denkbar, dass das Anhalten der Luft in Euerem Falle, bei der einen wie der anderen eine gewisse Kurzatmigkeit hervorgerufen haben müsste. Vielleicht werdet Ihr Euch erinnern? Wenn ja, dann gebt mir recht bald Bescheid. Ich arbeite zurzeit sehr hart in diesen Dingen. Vor einigen Tagen habe ich mir eine Passage der Kleinen Erinnerungen José Saramago’s laut vorgelesen, und zwar in der Art und Weise langsamen Ausatmens. Das ist folgendermaßen vorzustellen: Ich fasste das erste Wort der ersten Zeile des kleinen Textes ins Auge, schöpfte Luft so tief ich konnte und begann zu lesen. Ich sprach zunächst laut: Manchmal frage ich mich, ob bestimmte Erinnerungen wirklich meine eigenen sind oder vielleicht eher fremde, in denen ich unbewusst mitgespielt habe. Ich las so lange ich konnte, ich las, ohne zu atmen, ich las, bis ich alle Luft verloren hatte. Im ersten Versuch kam ich 11 Zeilen weit. Das war natürlich nicht befriedigend. Also setzte ich noch einmal von vorn an, ich hatte eine entspannte Position des Sitzens eingenommen und füllte meine Brust mit Luft und begann zu sprechen. Dieses Mal las ich mit leiser Stimme, wie geflüstert. Ich kam exakt 1 Zeile, also 55 Zeichen weiter. Kurz darauf war zu beobachten gewesen, wie ich mich rücklings auf mein Sofa legte und denselben Text noch einmal hauchte. Das liegende atemlose Lesen ermöglichte nun eine weitere Zeile a 55 Zeichen. Ich machte also kleine Fortschritte in dieser Kunst des Lesens, ich vermochte bald die Zeile 14 des kleinen Textes zu erreichen in einem Zustand, da ich Wort für Wort noch mitdenken konnte. Nach einer Stunde des Übens hörte ich für diese Nacht auf, um in der kommenden Nachtzeit fortzufahren. — Herzlichst grüßt Euch Euer Louis. Ahoi! – stop
gesendet am
10.07.2012
22.01 MESZ
2252 zeichen
langsame stunde
ulysses : 2.12 — Schritte und Türen. Auf dem Kühlschrank, zirpende Gläser. Der Kühlschrank selbst, Ventilator. Von der Straße her, Lachen. Kurz vor 1 Uhr, Straßenbahn hält, Straßenbahn setzt sich in Bewegung. Schritte. Türen. Schritte. Das Klopfen meiner Finger an der Stirn. Und mein Wecker, tack, tack, tack, wie er Schwellen in der Zeit verlegt. Wenn ich das Wort Atem schreibe, höre ich meine eigenen Luftgeräusche so lange, bis ich das Wort Atem vergesse. Und wieder Schritte. Und wieder Türen. Ich versuchte, mit meinen Augenlidern einen Laut zu erzeugen. Vergeblich. Auch meine Augen selbst, wenn ich meine Augen bewege, ohne jedes vernehmbare Geräusch. Man stelle sich einmal vor, die Bewegung der Augen würde knarzende Geräusche erzeugen. Von der Straße her, Lachen, Hupen. Dann Stimmen, spanisch. Rufen. Und Türen. Schritte. Auch das Licht meiner Lampen macht kein Geräusch. Friedlich liegen meine Äpfel geräuschlos im Korb herum. Wer mich in diesem Moment beobachtete, könnte sehen, wie ich einen Apfel belausche. Ich habe noch nie einen Apfel belauscht. Oder eine Birne. Oder einen Pfirsich. Auch Bananen sind ohne Geräusch. Es ist denkbar, dass ich mich irre, dass ich als Kind einen Apfel belauschte. Kurz vor 2 Uhr, Straßenbahn hält, Straßenbahn setzt sich in Bewegung. Auf dem Kühlschrank, zirpende Gläser. — stop
lichtluftnetz
india : 2.05 — Ich habe das Haus verlassen. Es ist Nacht. Der Wind raschelt in den Blättern der Kastanienbäume. Gerade eben ist die letzte Straßenbahn des Abends an mir vorübergefahren, ein leeres Gehäuse, nur der Fahrer war zu sehen gewesen. Ich sitze in einem Häuschen einer Haltestelle, weil ich nach einer Erscheinung suche. Ich halte meinen kleinen Computer in der einen Hand, mit der anderen navigiere ich den Mauszeiger über den Bildschirm, auf dem schon ein paar zarte, staubige Falter sitzen. Wenn ich die Anweisung gebe, Netzwerkverbindungen anzuzeigen, die sich in meiner Nähe befinden, ist da eine, die einen besonderen Namen trägt: Lichtluftnetz. Dieses Netzwerk existiert seit ungefähr drei oder vier Wochen. Es ist mittels eines Passwortes geschützt. Irgendjemand muss also das Wort Lichtluftnetz als Bezeichnung für ein neues Netzwerk eingegeben haben. Eine feine Erfindung. Wenn ich auf und ab gehe, kann ich sehen, dass sich die Signalstärke des Netzwerkes verringert oder vergrößert, ein nicht sehr starker Sender. Ich hatte für einen Moment die Idee, dass vielleicht über mir in den Bäumen eine Person mit einem Computer heimlich wohnen könnte. Ich habe, man wird mich vielleicht für verrückt erklären, gerufen: Hallo! Ist da jemand? Bisher war mein Rufen vergeblich gewesen. Und so sitze ich nun ganz still und versuche, mich mit jenem Netzwerk in Verbindung zu setzen. Ich habe den Verdacht, dass ich bereits beobachtet werde. Es ist eine wirklich schöne Nacht. So friedlich. — stop
eine geschichte die mein vater einmal las
nordpol : 6.46 — An einem Sonntag neulich habe ich in Texten gelesen, die ich während der vergangenen Jahre an genau dieser Stelle sendete. Manche dieser Texte waren mir vertraut, andere wirkten, als wären sie von einem Fremden geschrieben. Gemein war ihnen, dass mein Vater sie noch mit eigenen Augen gelesen haben könnte. Wie der alte Mann zu seinem Computer wandert. Wie er auf einer Treppe steht, Rede an sein linkes Bein: Beweg Dich! Einmal rief mein Vater mich an. Ein Text hatte ihm gefallen. Es ist eigenartig, der Text, der meinem Vater gefallen hatte, erzählt heute noch immer dieselbe Geschichte und doch ist alles ganz anders geworden. Ich hatte Folgendes notiert: Man stelle sich einmal vor, Papiertierchen existierten in unserer Welt. Nicht etwa Tierchen, die aus Papier gemacht sind oder vergleichbarer Ware, sondern tatsächliche Lebewesen, die so ausgedacht sind, dass sie sich zu Formen versammeln, die einer Papierseite ähnlich sind. Weil diese Lebewesen, wie ich sie mir gerade male, sehr klein sein sollten, sagen wir in der Fläche so groß wie die Spitze einer Nadel, würde ein Maschinenbogen von nicht weniger als zwei Millionen Individuen nachgebildet sein. Jedes Papiertierchen, sichtbar ganz für sich nur im Licht eines sehr guten Mikroskops, ist nun von dem Wunsch beseelt, sich mit jeweils vier weiteren Tierchen, die es schon immer kennt, mittels feinster Tentakeln zu verbinden oder zu befreunden, und zwar nur mit diesen, so dass man von eindeutiger Ordnung sprechen könnte, nicht von einer beliebigen Anordnung. Ja, jedes der kleinen Wesen für sich spricht von einem ureigenen Ort, den es niemals vergisst. Sobald alles schön zu einer Seite geordnet ist, werden mit Licht, mit einem Lichtstift genauer, Zeichen gesetzt auf das lebende Papier, indem man leichter Hand wie mit einem Füller schreibt. Wird ein schneeweißes Tierchen berührt vom notierenden Licht, nimmt es sogleich die schwarze Farbe an und verbleibt von diesem Schwarz, bis es von weiterem Licht berührt werden könnte, einem Licht natürlich, das sehr stark sein muss, weil doch der Tag oder jede Lampe das Zeichen der Nacht sofort über die Landschaft der filigranen Körper schreiben würde. Ich hatte, während ich diesem Gedanken noch auf einer gewöhnlichen Computerschreibmaschine folgte, die Idee, dass sie vielleicht alle sehr schreckhaft sind, also zunächst unvollkommen oder wild, dass sie, zum Beispiel, wenn ein Feuerwehrauto in ihrer Nähe vorüber kommen sollte, sofort auseinander fliegen in Panik, sich verstecken, um jedes für sich oder in größeren Gruppen an den Wänden meiner Zimmer zu sitzen. Vielleicht lungern sie auch auf Kaffeetassen herum oder in den Haarblättern eines Elefantenfußbaumes, ja, das ist sehr gut denkbar. Ich werde dann warten, ruhig und gelassen warten, bis sie sich wieder beruhigt haben werden und zurückkommen, sagen wir nach einer Stunde oder zwei. Dann weiter schreiben oder lesen oder denken. Und jetzt habe ich einen Knoten im Kopf. — stop
lichtpilze
alpha : 6.55 — Noch nie habe ich aus der Sicht eines Tauchers oder eines Fisches fallenden Schnee wahrgenommen. Ich stelle mir vor, dass eine Schneeflocke wie ein urplötzlich aus dem Nichts kommender Lichtpilz erscheinen könnte, ein Wesen, das in genau dem Moment, da ich es wahrnehmen kann, bereits wieder verschwunden sein wird. Muss auf Winter warten. — stop
zerstreuung
marimaba : 6.36 — In einer Filmdokumentation, die den Schriftsteller Jonathan Franzen fünf Tage lang während einer Lesereise begleitet, folgende berührende Szene, die sich im New Yorker Arbeitszimmer des Autors ereignet. Jonathan Franzen hält seine Schreibmaschine, ein preiswertes Dell – Notebook, vor das Objektiv der Kamera. Er deutet auf eine Stelle an der Rückseite des Gerätes, dort soll früher einmal ein Fortsatz, eine Erhebung zu sehen gewesen sein. Er habe diesen Fortsatz eigenhändig abgesägt. Es handelte sich um eine Buchse für einen Stecker. Man konnte dort das Internet einführen, also eine Verbindung herstellen zwischen der Schreibmaschine des Schriftstellers und der Welt tausender Computer da draußen irgendwo. Jonathan Franzen erklärt, er habe seinen Computer bearbeitet, um der Versuchung, sich mit dem Internet verbinden zu wollen, aus dem Weg zu gehen. Eine überzeugende Tat. Im Moment, da ich diese Szene beobachte, bemerke ich, dass die Verfügbarkeit von Information zu jeder Zeit auch in meinem Leben ein Gefühl von Gefahr, Zerstreuung, Beliebigkeit erzeugen kann. Ich scheine in den Zeichen, Bildern, Filmen, die hereinkommen, flüssig zu werden. Dagegen angenehme Gefühle, wenn ich die abgeschlossene Welt eines Buches in Händen halte. Früher einmal, sobald ich spazieren ging oder auf eine Reise, zur Arbeit, ins Theater oder sonst wohin, verließ ich niemals das Haus, ohne eines meiner zerschlissenen Unterwegsbücher mit mir zu nehmen. Wenn ich einmal doch kein Buch in der Hand oder Hosentasche bei mir hatte, sofort das Gefühl, unbekleidet oder von Leere umgeben zu sein. Als ob ich einen immerwährenden Ausweg in meiner Nähe wissen wollte, ein Zimmer von Wörtern, in das ich mich jederzeit, manchmal nur für Minuten, zurückziehen konnte, um fest zu werden. Da waren also Bücher von Malcolm Lowry, Kenzaburo Oe, Truman Capote, Friederike Mayröcker, Walter Benjamin, Janet Frame, Georg C. Lichtenberg, Heinrich von Kleist, Monika Maron, Alexander Kluge, Bohoumil Hrabal, Johann Peter Hebel, Patricia Highsmith, Elias Canetti, Peter Weiss, Hans Magnus Enzensberger. Irgendwann, weiß der Teufel warum, hörte ich auf damit. Und doch trage ich noch immer ein Buch in meiner Nähe. Ich trage meine Straßenbücher nicht länger in der Hand, ich trage meine Straßenbücher im Rucksack auf dem Rücken. — stop
lopes
delta : 0.36 — Ich stelle mir vor, wie ich bald einmal von einer längeren Reise nach Hause zurückkommen werde. Ich öffne die Wohnungstüre, mache Licht, ein paar Nachtfalter kommen mir durch den Flur zur Begrüßung entgegen. In der Küche blühen Kakteen. Im Wohnzimmer auf dem Sofa ruht eine norwegische Waldkatze, sie schläft. Es herrscht, obwohl Winterzeit, eine angenehme Temperatur in allen Räumen, eine Wärme, die von der Hitze umliegender Wohnungen verursacht ist. Ich höre Duke Ellington leise vom Radio her, das ich vergaß vor meiner Reise auszuschalten. Ja, und da ist nun also Lopes, auf dem Rücken liegend, bewegungslos. Ich sage, Lopes, hallo Lopes, guten Abend, bin wieder da, werd dich gleich wecken. Schritte an der Zimmerdecke, das pfeifende Geräusch einer Straßenbahn, die eine Kreuzung überquert, der Staub der Monate knistert auf den Lampenbirnen. Auch die Kakteen hinter dem Schreibtisch blühen wie versprochen. Es ist ein wirklich angenehmer Abend. Lopes ist schmal geworden und kühl, wie ich mit einer Hand über ihren Körper fahre, fühle ich ihre Rippenbögen unter dem Fell. Nichts kann man falsch machen in diesen sanften Momenten einer Rückkehr aus der Ferne, man macht das so, man setzt sich neben das schlummernde Katzentier, man zieht ganz sanft an einem ihrer Ohren, mal ist es das linke, mal ist es das rechte Ohr, und schon öffnen sich ihre Augen, es ist überall dasselbe Prinzip. Ich hörte von Arten, die 5 Jahre lang schlafen und warten, ohne je einmal aufzuwachen, oder trinken oder essen zu müssen. Das sind Katzen, die sehr kostbar sind, Lopes dagegen ist eine eher preiswerte Variante, eine Katze, die sechs Monate bei bester Gesundheit zu schlafen vermag. Ich sitze jetzt in der Küche, ich höre, wie meine Katze schnurrt. Gleich wird sie um die Ecke kommen, etwas wackelig auf den Beinen noch und ahnungslos wie viel Zeit doch vergangen ist, seit ich sie in den Schlaf geschaltet habe. — stop
ohrentraum
bamako : 5.55 — War im Restaurant. Dort schritt die Zeit sehr viel schneller als üblicherweise voran. Jeder eintretende Besucher wurde gewarnt, ungefähr so: Guten Abend, mein Herr, wir wollen sie darauf hinweisen, dass ein Abend bei uns sie um etwa ein Jahr älter werden lässt. Tatsächlich flackerte im Saal das Licht aufgeregt, das waren vielleicht Dämmerungen, Nächte und Tage. Auch mein Herz schlug wie verrückt und das Blut zischte durch meine Blutgefäße. Ich verspeiste 250 Gramm gerösteter menschlicher Ohren in einer sanften Zitronensauce. Als ich erwachte, hörte ich meine eigene Stimme, die etwas sagte, das ich nicht verstand. Ich machte Kaffee und ich notierte meinen Traum unverzüglich. Über die Notiz setzte ich das Wort: Ohrentraum. — stop